Eine prägnante Entwicklungstendenz der Finanzen des öffentlichen Sektors in den letzten Dekaden ist die Zunahme der öffentlichen Schulden. Gegenstand dieser Arbeit sind - aufbauend auf dem ökonomischen Verhaltensmodell sowie unter Verwendung des Ansatzes rationaler Erwartungen - verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung dieser Entwicklung und deren empirischer Überprüfung für die Schulden der Bundesrepublik Deutschland. Eine Erklärung des Einsatzes von Budgetdefiziten beruht auf dem wohlfahrtsökonomisch orientierten Tax-Smoothing-Ansatz. Die Ermittlung der Erklärungsvariablen für wohlfahrtsökonomisch optimale Budgetdefizite steht im Mittelpunkt der Steuerglättungs-Theorie. Der Autor untersucht sowohl verzerrende Steuern auf das Arbeitseinkommen beziehungsweise auf den Konsum als auch die Implikationen einer Besteuerung von Kapital sowie die Einbeziehung der Seigniorage im Hinblick auf ihren Erklärungsbeitrag für Budgetdefizite. Politökonomische Ansätze liefern eine alternative Sicht zur Erklärung von Budgetdefiziten. Im Kontext der politökonomischen Analyse sind Budgetdefizite u.a. das Ergebnis von institutionellen Regeln, dem Streben nach Machterhaltung, der strategischen Beschränkung sowie einer parteipolitischen Polarisierung. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt auf einer umfangreichen ökonometrischen Analyse der öffentlichen Verschuldung für die Bundesrepublik Deutschland auf der Basis von multivariaten Zeitreihenmodellen. Im Mittelpunkt steht die empirische Überprüfung der beiden theoretischen Ansätze. Das zentrale - empirisch abgesicherte - Ergebnis manifestiert sich in der Erkenntnis, daß die politischen Entscheidungsträger nicht allein wohlfahrtsökonomische Überlegungen bei der Realisierung von Budgetdefiziten zugrunde legen, sondern auch politökonomische Aspekte - beispielsweise die Wahltermine sowie ihre Popularität. Da somit Budgetdefizite zur Verfolgung eigener Ziele der politischen Akteure mißbraucht werden, ist der aktuell durch Artikel 115 Grundgesetz abgesteckte Handlungsspielraum nicht bindend und seine Ersetzung durch eine - die politischen Entscheidungsträger bindend beschränkende - konstitutionelle Regel gefordert. Diese Regel sollte die staatliche Kreditaufnahme, aber auch andere Bereiche des staatlichen Handelns umfassen.
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