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E-Book

Praxis der Gruppendynamik

Übungen und Modelle

AutorHeidi Ehrensperger, Klaus Antons, Rita Milesi
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl600 Seiten
ISBN9783840927812
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Personen, die mit Gruppen und Teams in den verschiedensten Praxisfeldern arbeiten, finden in diesem Buch vielfältige Übungsmöglichkeiten und gruppendynamische Arbeitsmodelle. Das Buch ist auch in der 10. Auflage ein bewährtes und nützliches Hilfsmittel für alle, die im Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen, in der Arbeit mit Führungskräften und Beratern selbst Arbeits- und Lerngruppen anleiten, beraten und begleiten oder Teamentwicklungen durchführen. In 10 Kapiteln wird der typische Verlauf eines Gruppenprozesses nachgebildet: Eröffnung einer Lernveranstaltung, Soziale Wahrnehmung und Training der Beobachtungsfähigkeit, Kommunikative Kompetenz und Feedback, Kooperation und Konkurrenz, Gruppenentscheidungen und Gruppenkonflikte, Rollen, Normen und Status in Gruppen, Kritische Phänomene und Störungen des Gruppenprozesses, Diagnose des Gruppenprozesses, Beratungs- und Interventionskompetenz in Gruppen sowie Abschluss und Auswertung einer Lernveranstaltung. Jedes Kapitel enthält eine Einführung in das jeweilige Thema, acht Hauptübungen (mit vielen Varianten) und Arbeitspapiere mit gruppendynamischen Modellen. Auf der beiliegenden CD-ROM werden zahlreiche Materialien, die bei der Durchführung der Übungen verwendet werden können, zum Ausdrucken zur Verfügung gestellt.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis und Vorwort
  2. Einleitung
  3. Anleitung zur Benutzung
  4. Kapitel 1: Eröffnung einer Lehrveranstaltung
  5. Kapitel 2: Soziale Wahrnehmung und Training der Beobachtungsfähigkeit
  6. Kapitel 3: Kommunikative Kompetenz und Feedback
  7. Kapitel 4: Kooperation und Konkurrenz
  8. Kapitel 5: Gruppenentscheidungen und Gruppenkonflikte
  9. Kapitel 6: Rollen, Normen und Status in Gruppen
  10. Kapitel 7: Kritische Phänomene und Störungen des Gruppenprozesses
  11. Kapitel 8: Diagnose des Gruppenprozesses
  12. Kapitel 9: Beratungs- und Interventionskompetenz in Gruppen
  13. Kapitel 10: Abschluss und Auswertung einer Lernveranstaltung
  14. Literatur
  15. Anhang
Leseprobe
Kapitel 2 Soziale Wahrnehmung und Training der Beobachtungsfähigkeit

2.0 Einführung

In nahezu jedem gruppendynamischen Kontext, speziell in unstrukturierteren Situationen, taucht sehr bald das Problem des sich nicht Verstehens, des Erstaunens, der Entrüstung und Frustration über die Andersartigkeit des anderen, über seine von meiner verschiedenen Wahrnehmung auf.

Das Bewusstsein, dass wir unsere Welt konstruieren und dass sie von der Welt der anderen verschieden ist, setzt sich nur langsam durch, obwohl Lewin mit seinem Konzept des Lebensraumes dies bereits vor 80 Jahren postuliert hat, Bruner und Goodman (1947), Brunswik (1956), Graumann (1956) und Laing et al. (1971) bereits die Gesetze der sozialen Wahrnehmung beschrieben haben und der Konstruktivismus auch schon ein halbes Jahrhundert alt ist.

Eine Bearbeitung dieser Wahrnehmungsprobleme erfordert, da sie häufig auch noch mit deutlichem Widerstand verknüpft sind, eine Demonstration ihrer Bedingtheit. Angeblich objektive Sachverhalte, deren unterschiedliche Auslegung Anlass zur Reflexion, zur Revision eigener Standpunkte geben und zu einem vorsichtigeren Umgehen miteinander führen können, sind dazu geeignet. Sie sind als erste Konfrontation unter Umständen sogar besser geeignet als die Analyse sozialer Sachverhalte, bei denen die Gültigkeit verschiedener Interpretationen schlecht nachzuprüfen ist.

Optische Täuschungen und Illusionen (2.1) sind, trotz ihrer hohen Bekanntheit, immer noch geeignet für diesen Zweck. Die hier dargestellten, klassischen optischen Täuschungen (siehe 2.1.1) können ersetzt werden durch andere (siehe 2.1.2). Das Kippbild der Alten – Jungen Frau (2.2) lässt sich vielleicht nur noch bei gruppendynamischen Neulingen verwenden.

Die Übung Bildbeschreibung (2.4) hieß ursprünglich „Cognac-Mädchen“, benannt nach dem ersten Bild, das von Lothar Nellessen für diese Übungsform benutzt wurde. Es ist vom Bildinhalt vielfach modifizierbar; Bilder aus Illustrierten und Zeitschriften wie GEO oder National Geographic bieten sich dazu an. Die in den drei genannten Übungen auftauchenden Schwächen des Informationsübermittlungsprozesses weisen gleichzeitig hin auf die Inhalte des Kapitels 3, Kommunikative Kompetenz und Feedback.

Das ebenfalls sehr bekannte Neun-Punkte-Problem (2.3) von Max Wertheimer, das Untersuchungen zur Gestaltwahrnehmung entstammt, ist für Uneingeweihte ein ausgezeichneter Stimulus zur Auseinandersetzung. Für Personen, die dieses Muster bereits kennen, sind die weniger bekannten zwölf Punkte bzw. die fünf oder zehn Baumreihen (siehe 2.3.2) eine gute Alternative. – Die Subjektivität der Wahrnehmung mit ihrer Anfälligkeit für Missverstehen kann reduziert werden durch eine methodische und gezielte Beobachtung nach standardisierten Kriterien.

Diese Beobachtungsverfahren, die ebenso gut im Kapitel 8, Diagnose des Grupaufgenommen, weil sie ebenso die Fähigkeit zur sozialen Wahrnehmung betreffen. Es sind sechs zum Teil vereinfachte Beobachtungssysteme wiedergegeben, die sich besonders gut zur Beobachtung von Gruppendiskussionen eignen. Sie werden mit ihrem theoretischen und methodischen Kontext später in diesem Buch wieder auftauchen: die Rollenbeobachtung nach Morton Deutsch im Arbeitspapier 6.9.1, die Verhaltensbeobachtung nach Wilfred Bion im Arbeitspapier 8.9.2 und die des Gruppendynamischen Raumes im Arbeitspapier 8.9.5.

Wir möchten darauf hinweisen, dass einmal angestoßene Diskussionsprozesse in einer lebendigen Gruppe eine Tendenz zur Verselbständigung haben und ins Uferlose weiterlaufen können. Es braucht deshalb eine klare Ansage der zeitlichen Begrenzung und eine konsequente Beendigung, damit Bereitschaft bei den Akteuren entsteht, die Rückmeldungen der Beobachter*innen auch wirklich aufzunehmen. Die klassischen gruppendynamischen Übungen 2.5 und 2.6 sind auf jeden Fall Intergruppenübungen; im Wechsel beobachtet je eine Gruppe die andere in unterschiedlichen Settings. Sie eignen sich vorwiegend für Gruppen, die bereits eine Entwicklung hinter sich haben. Hingegen ist die Zwiebelschale (2.7) auch für neue Gruppen geeignet. Sie hat sich unter dem Anglizismus Fishbowl (rückübersetzt dann als Aquarium oder Froschteich) durchgesetzt und operiert mit einem freien Stuhl. In dieser Form mischen sich Beobachtung und ein Repräsentanzmodell: Die Akteure im Fishbowl sind Repräsentanten der Gesamtgruppe, die in der Mitte etwas austragen, und sie sind gleichzeitig Gegenstand der Beobachtung des Außenkreises.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis und Vorwort7
Einleitung19
Anleitung zur Benutzung34
Kapitel 1: Eröffnung einer Lehrveranstaltung39
1.0Einführung40
1.1Sich Bekanntmachen in der Gruppe44
1.2Begegnungsmöglichkeiten schaffen48
1.3Kontrakt50
1.4Gruppenbildung und Trainerwahl52
1.5Planung der Anfangsphase53
1.6Lerninteressen benennen55
1.7Soziometrische Tableaus57
1.8Struktur und Prozess in Anfangssituationen59
1.9Arbeitspapiere62
Kapitel 2: Soziale Wahrnehmung und Training der Beobachtungsfähigkeit79
2.0Einführung80
2.1Optische Täuschungen und Illusionen82
2.2Alte Frau – Junge Frau85
2.3Neun-Punkte-Problem88
2.4Bildbeschreibung91
2.5Gruppe malt Gruppe94
2.6Gruppe beobachtet Gruppe96
2.7Zwiebelschale oder Fishbowl98
2.8Standardisierte Beobachtung99
2.9Arbeitspapiere107
Kapitel 3: Kommunikative Kompetenz und Feedback119
3.0Einführung120
3.1Einweg-Zweiweg-Kommunikation125
3.2Leitungsstile128
3.3Lerntechniken129
3.4Kontrollierter Dialog132
3.5Bewusstheitsrad136
3.6Paar-Interview141
3.7Alter Ego144
3.8Basar der unbegrenzten Möglichkeiten147
3.9Arbeitspapiere148
Kapitel 4: Kooperation und Konkurrenz163
4.0Einführung164
4.1Haus – Baum – Hund167
4.2Quadrate168
4.3Kohlengesellschaft172
4.4Prisoner’s Dilemma179
4.5Turmbau184
4.6Planspiel188
4.7Pachisi und die Folgen196
4.8Antidepressiva197
4.9 Arbeitspapier: Zusammenarbeit und Wettbewerb – Kooperation und Konkurrenz202
Kapitel 5: Gruppenentscheidungen und Gruppenkonflikte205
5.0Einführung206
5.1Neue Gruppen bilden209
5.2Dienstwagen211
5.3NASA-Übung216
5.4Führungskräftetraining223
5.5Regel du mir, so regel ich dir226
5.6Vom Einzelbild zum Gruppenbild228
5.7Kulturpreis230
5.8Gruppendynamik oder Psychodrama?232
5.9Arbeitspapiere234
Kapitel 6: Rollen, Normen und Status in Gruppen251
6.0Einführung252
6.1Modeschau255
6.2Rollentausch256
6.3Pressekonferenz257
6.4Café Duo Infernal259
6.5Informelle Rollen beobachten262
6.6Rollen im Team nach Belbin265
6.7Muss-Soll-Spiel266
6.8Untersuchung zu Normen und Status267
6.9Arbeitspapiere269
Kapitel 7: Kritische Phänomene und Störungen des Gruppenprozesses279
7.0Einführung280
7.1 Vier-Felder-Reflexion – Ansprechen, was Sache ist283
7.2Subgruppen sichtbar machen284
7.3Eisberg-Tieftauchen285
7.4Feldforschung zu Konflikt und Widerstand289
7.5Astrophysikerin292
7.6Kollidierende Lernstile294
7.7Open Staff297
7.8Schutzmechanismen-Rollenspiel298
7.9Arbeitspapiere300
Kapitel 8: Diagnose des Gruppenprozesses327
8.0Einführung328
8.1Prozessanalyse nach Tobias Brocher330
8.2Soziometrie334
8.3Persönliche Verhaltensweisen in Gruppen340
8.4Prozessanalyse in Bildern342
8.5 Prozessanalyse mit dem Gruppendynamischen Raum344
8.6 Skulpturarbeit und Soziometrie mit dem Gruppendynamischen Raum345
8.7Team-Bilder348
8.8Herr der Fliegen350
8.9Arbeitspapiere354
Kapitel 9: Beratungs- und Interventionskompetenz in Gruppen387
9.0Einführung388
9.1Hilfe suchen – Hilfe geben390
9.2Beratungsstelle392
9.3Annahme – Ablehnung395
9.4Beraten mit Doppeln397
9.5Beraten mit Hilfsmitteln398
9.6Wir sind Gallier399
9.7Interventionen entwerfen und prüfen400
9.8Interventionsschmiede mit Forumtheater401
9.9Arbeitspapiere403
Kapitel 10: Abschluss und Auswertung einer Lernveranstaltung429
10.0Einführung430
10.1Rückschau auf den Prozess432
10.2Methoden der Tages- und Zwischenauswertung436
10.3Koffer und Mülleimer441
10.4Vier-Säulen-Auswertung442
10.5Abschiedsgeschenke444
10.6Back-Home-Rollenspiel445
10.7Pro und Contra – amerikanische Debatte446
10.8Lebens- und Laufbahnplanung448
10.9Arbeitspapiere455
Literatur461
Anhang479
Übersicht über die Materialien auf der CD-ROM481
Sachregister483

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