In diesem Kapital werden dem potentiellen Investor unterschiedliche Anlagealternativen, wie er in Private Equity investieren kann, vorgestellt, um aktiv an der Anlageform Private Equity partizipieren zu können.[85] Dabei lassen sich Private Equity Investitionen danach unterscheiden, ob zwischen Investor und Beteiligungsunternehmen Intermediäre treten und welche Aufgaben diese übernehmen.[86] Demnach wird zunächst zwischen einer direkten und einer indirekten Private Equity Investition unterschieden. Abbildung 4 zeigt die verschiedenen Intermediäre am Private Equity Markt und die daraus resultierenden Investitionsformen.
Abbildung 4: Investitionsformen in Private Equity
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Grünbichler/Graf/Gruber 2001, S. 37
Die dargestellten Verbindungen zeigen den Verlauf zum Beteiligungsunternehmen auf. Im Folgenden werden die Besonderheiten der einzelnen Investitionsformen dargestellt. Des Weiteren werden börsengehandelte Private Equity Investment Vehikel vorgestellt, die im übertragenen Sinn auch eine indirekte Investition in Private Equity darstellen.
Bei einer Direktinvestition in Private Equity beteiligt sich der Anleger direkt am Anlageobjekt und wird dadurch Mitgesellschafter des Beteiligungsunternehmens.[87] Demnach wird auf die Zwischenschaltung von Intermediären vollständig verzichtet.
Dabei stellt die Direktinvestition für den Kapitalgeber die mit Abstand aufwändigste und riskanteste Anlagealternative in Private Equity dar.[88] Denn sie bedeutet für den Investor, dass er zunächst mögliche Investitionsobjekte selbstständig ausfindig macht, bewertet und selektiert. Dieser hierzu notwendige Due-Diligence Prozess, der besonders informations- und arbeitsintensiv ist, erfordert spezielle Fachkenntnisse seitens des Investors, um die „richtigen“ Unternehmen auszuwählen. Zusätzlich obliegt ihm die Vertragsgestaltung, die Betreuung des Beteiligungsunternehmens während der Laufzeit, sowie die Planung und Durchführung der Beteiligungsveräußerung (Exit).[89]
Neben diesem hohen Arbeitsaufwand birgt eine Direktinvestition in Private Equity für den Investor auch hohe Risiken. Denn die Anfangsphase einer Direktinvestition ist von hohen Kapitaleinlagen des Investors gekennzeichnet, denen zunächst nur geringe bis keine Rückflüsse gegenüberstehen. Erst nach ein bis zwei Jahren, wenn die Beteiligungsunternehmen (wieder) in die Gewinnzone zurückkehren, kann mit Rückflüssen gerechnet werden, deren Höhe jedoch mit großer Unsicherheit behaftet ist. Des Weiteren eröffnet die Direktinvestition kein ausreichendes Diversifikationspotential, da die finanzielle Beteiligung in der Regel zu hoch ist, um in eine genügend große Anzahl von Objekten investieren zu können. Da eine Direktinvestition eine langfristige Kapitalbindung voraussetzt, im Normalfall sind zehn Jahre veranschlagt, sind diese vergleichsweise illiquide, die im Insolvenzfall des Unternehmens auch zu einem Totalverlust[90] führen können. Dabei ist eine vorzeitige Veräußerung kaum möglich.[91]
Einer der wenigen Vorteile der Direktinvestition ist die Unabhängigkeit von den Entscheidungen eines Fondsmanagers, da der Investor selbst, im übertragenen Sinne, auf der Stufe eines Private Equity Fondsmanagers agiert. Denn der Investor kann die Anlageobjekte selber auswählen und demnach sein Vermögensportfolio nach eigenen Bedürfnissen und Zielen zusammenzustellen, sowie gewisse Bestimmungs- und Kontrollrechte über diese Anlagen (Unternehmen) ausüben. [92]
Insgesamt muss festgehalten werden, dass lediglich bestimmte Großinvestoren in der Lage sind, diese direkte Anlagestrategie in Private Equity Finanzierungen verfolgen zu können. Ein Grundproblem dabei ist, dass die Kapitalgeber häufig nicht über die hinreichende persönliche und fachliche Kompetenz zur Betreuung und Beratung der
Beteiligungsunternehmen verfügen, obwohl dies eine wesentliche Komponente der direkten Private Equity Beteiligung darstellt.[93] Aufgrund des hohen organisatorischen und finanziellen Aufwandes und der dabei notwendigen fachlichen Kompetenz ist eine Direktinvestition in Private Equity für die meisten Privatanleger praktisch nicht durchführbar.[94] Vielmehr stellen die im Folgenden erörterten, indirekten Private Equity Investitionen besonders auch für Privatanleger eine Möglichkeit dar, um ebenfalls an dieser alternativen Anlageform partizipieren zu können.
Im Gegensatz zur Direktinvestition geht es bei einer indirekten Private Equity Investition um eine Kollektivanlage zur Erreichung eines gemeinsamen Zwecks. Dabei wird das Kapital der Investoren zu einem Fonds gepoolt und erst dann dem Zweck entsprechend investiert. Die Verwaltung des Fondsvermögens erfolgt durch einen Intermediär, der mit den Eigenarten und Problemen des Private Equity Marktes vertraut ist. [95] Besonders für unerfahrene Privatanleger bieten indirekte Private Equity Investitionen eine Reihe von Vorteilen. Insbesondere zu nennen sind die Spezialisierung der Intermediäre bzw. das Management der Anlage durch Spezialisten, geringere Mindestanlagebeträge, ein einhergehender Diversifikationseffekt und eine höhere Liquidität der Anteile.[96] Jedoch lässt die Zwischenschaltung eines Intermediäres auch zusätzliche Kosten für den Anleger entstehen.[97] Im Folgenden werden die Investitionskonzepte des Private Equity Fonds` bzw. Dachfonds` vorgestellt. Beiden Investitionsformen wird dabei ein aus der Praxis ausgewähltes Private Equity Anlageprodukt zugeordnet, die u. a. speziell für Privatanleger lanciert wurden.
Private Equity Fonds (Direkt Investment Fonds) gehen zeitlich befristete Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen ein und übernehmen alle damit verbundenen Aufgaben
von der Selektion der Unternehmen bis zum Exit.[98] Erwirbt ein Investor Anteile an einem Private Equity Fonds, erfolgt die Auswahl und das Portfoliomanagement der Investitionen durch eine spezialisierte Fondsgesellschaft. Dabei wird das Kapital der Investoren
gebündelt und in ein Portfolio von in der Regel 10 bis 50 Beteiligungsunternehmen investiert.[99]
Die Grundform des Private Equity Fondskonzeptes unterscheidet vier Einheiten: die Managementgesellschaft, die Private Equity Fondsgesellschaft, die Beteiligungsunternehmen und die Investoren. Die Managementgesellschaft und die Fondsgesellschaft ergeben zusammen die Private Equity Gesellschaft. Dabei hält die Fondsgesellschaft die Beteiligungen an den ausgewählten Unternehmen und die Managementgesellschaft übernimmt die Geschäftsführung der Fondsgesellschaft.[100]
Private Equity Fonds sind keine Fonds-Sondervermögen im rechtlichen Sinne sondern in der Regel Personengesellschaften.[101] Sie werden meist als geschlossene, gewerbliche oder vermögensverwaltende Kommanditgesellschaft bzw. in der Rechtsform des „Limited Partnership“, einer Teilhaberschaft mit begrenzter Haftung, konzipiert. Dabei tritt die Fondsgesellschaft in die Rolle des Komplementärs (General Partner), während die Investoren zu teilhaftenden Gesellschaftern (Kommanditisten) werden, die ausschließlich in Höhe ihrer Einlage haften.[102]
In der Praxis bezahlt die Gesamtheit der Investoren circa 98 bis 99 Prozent des gesamten Fondsvermögens ein. Die Zeichnungsperiode für Investoren beträgt circa 3 bis 18 Monate. Nach Ablauf der Zeichnungsperiode wird der Fonds geschlossen. In der so genannten Commitment-Phase wird das Kapital über einen Zeitraum von drei bis sechs Jahren investiert. Dementsprechend erfolgen die einzelnen Einzahlungen in einen Private Equity Fonds nicht auf einmal, beim Eingehen des Engagements, sondern das gezeichnete Kapital wird je nach Kapitalbedarf schrittweise in Tranchen abgerufen. In der Regel wird nicht das gesamte gezeichnete, Kapital abgerufen sondern nur ca. 70 bis 95 Prozent. [103]
Die Eigenbeteiligung der Managementgesellschaft (Initiator) beträgt in der Regel 1 bis 2 Prozent des gesamten Fondsvolumens und ist Ausdruck des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und Selbstverpflichtung zugleich. Dieser Kapitaleinsatz fördert die Interessenkongruenz mit den Investoren.[104] Der Fonds wird von der Managementgesellschaft gegen eine jährliche Management Fee operativ geführt. Diese setzt sich in der Praxis aus einer fixen Gebühr von 1,5 bis 2,5 Prozent des gezeichneten Kapitals
zusammen. Dabei deckt die Management Fee die Kosten für...