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PsyCap - Die Entwicklung von psychologischem Kapital und dessen Mehrwert für Unternehmen

AutorIlona Böhle
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl99 Seiten
ISBN9783656320098
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Psychologie - Arbeit, Betrieb, Organisation und Wirtschaft, Note: 2,0, Universität Passau (Lehrstuhl für Management, Personal und Information), Veranstaltung: Organizational Behavior, Sprache: Deutsch, Abstract: Abstract - Das psychologische Kapital, kurz PsyCap, ist ein neues Konstrukt einer Bewegung der positiven Psychologie, das sich aus den vier Bestandteilen Optimismus, Hoffnung, Widerstandsfähigkeit und Selbstwirksamkeit zusammensetzt. Diese Arbeit zeigt auf, wie das PsyCap gemessen und durch kurze Trainingsinterventionen entwickelt werden kann. Die Erhöhung des PsyCap hat nach Analyse aktueller empirischer Studien viele Zusammenhänge mit begehrenswerten Unternehmenszielen. Es wird zusammenfassend dargestellt, wie die Unternehmensleistung durch das PsyCap beeinflusst werden kann und welche Handlungsempfehlungen sich daraus für Manager ergeben. Eine kritische Würdigung bisheriger Forschungsergebnisse stellt auch die Probleme und Erweiterungsmöglichkeiten der behandelten Studien dar.

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Leseprobe

3   Messung und Entwicklung des PsyCap


 

Wie bereits erwähnt, ist Messbarkeit für die Wissenschaft unentbehrlich. Neben der erforderlichen Reliabilität und Validität verlangt das POB zudem, dass eine geeignete Skala den Bezug zum Arbeitsplatz haben muss und state-like Konstrukte messen kann (Luthans et al., 2007b, S. 553). Durch den Vergleich von unterschiedlichen Messungen kann dann festgestellt werden, ob bestimmte Entwicklungsmethoden, wie beispielsweise eine neu ausgearbeitete Intervention, erfolgreich waren.

 

3.1 Messung des PsyCap anhand des „Psychological Capital Questionnaire (PCQ)“


 

Um das neue Konstrukt PsyCap ordnungsgemäß messen zu können, hat ein Forschungsteam bereits vorhandene und in der Wissenschaft bewährte Instrumente zur Messung der einzelnen PsyCap Komponenten verwendet (Luthans et al., 2007b, S. 553). Die folgenden Skalen sind die Grundlagen, anhand von denen dann der neue Fragebogen zur Messung des PsyCap entwickelt wird. Zur Beurteilung von Optimismus wird somit auf die bewährte Skala von Scheier und Carver (1985) zurückgegriffen. Als Grundlage für die Messung von Hoffnung nahm man die „State Hope Scale“ (Snyder et al., 1996), auch wenn hierbei ausdrücklich „state hope“  gemessen wird und das state-like Kriterium deswegen nur vage beachtet wird. Widerstandsfähigkeit kann mithilfe der Resiliency Scale von Wagnild und Young (1993) gemessen werden und Selbstwirksamkeit mit einer neu entwickelten Skala von Parker (1998). Zwar gibt es für die Selbstwirksamkeit auch traditionelle Messungen nach Bandura (1997), die Methode von Parker weicht aber von den klassischen Stärken ab und bezieht sich vielmehr auf das hier behandelte Arbeitsumfeld. (Luthans et al., 2007b, S.553f.) Zudem besagen Forschungsergebnisse, dass eine ordinal-skalierte Skala, wie es im Falle von Parker ist, vergleichbare Ergebnisse bietet, jedoch die Messungen praktischer und einfacher durchzuführen sind (Maurer, Pierce, 1998, S.329).

 

Bezüglich der Länge von Fragebögen herrscht immer ein Konflikt zwischen möglichst genauer Messung aller notwendigen Variablen und den Ermüdungserscheinungen von Befragten bei zu viel gefordertem Aufwand (Luthans et al., 2007, S.209). Da alle vier PsyCap Komponenten als gleichgewichtig angesehen werden sollten, selektierte man für den so genannten Psychological Capital Questionnaire (PCQ) die jeweils geeignetsten sechs Punkte aus den einzelnen Skalen heraus, die für eine funktionsfähige und aussagekräftige Messung ausreichen. Die ausgewählten Punkte müssen auf den Arbeitsplatz bezogen sein und eine Entwicklungsmöglichkeit zulassen. Zum Beispiel wurden bei der „State-Hope-Scale“ (Snyder et al., 1996, S.323) die jeweils passendsten drei Punkte zu Agency und zu Pathways ausgewählt. Diese insgesamt 24 Punkte wurden anschließend in Form einer sechsstufigen Likert-Skala[1] dargestellt. (Luthans et al., 2007b, S.554) Davon beinhalten 21 Fragen die Worte „work“, „company“ oder „job“, um es konkret auf die Arbeit zu fokussieren. Der Befragte kann sich für eine der sechs Möglichkeiten zwischen absoluter Zustimmung und völliger Abneigung bezüglich der Fragestellung entscheiden (Luthans et al., 2007a, S.237f.). Als Beispiel für Widerstandsfähigkeit kann der Satz „I feel I can handle many things at a time at this job“ genommen werden, während mit der Aussage „when things are uncertain for me at work, I usually expect the best“ der Optimismus gemessen wird (Sweetman et. al, 2011, S.8). Der vollständige Fragebogen ist im Anhang A dieser Arbeit zu finden.

 

Um den PsyCap Wert eines ausgefüllten Fragebogens zu bestimmen, summiert man anschließend die Punkte in jeder der vier Kategorien auf und bildet den Durchschnitt. Normalerweise nimmt man pro Frage einfach die angekreuzte Zahl, bei drei Ausnahmen nimmt man die Reverse der Skala. Anschließend werden diese vier Durchschnittswerte summiert und ebenfalls der Mittelwert gebildet, um das PsyCap zu bestimmen. (Luthans et al., 2008c, S. 228f.)

 

Nachdem sich der PCQ mit 24 Elementen etabliert hat, versuchte man, diesen auf die Hälfte zu reduzieren und nur mit 12 Elementen zu arbeiten. Vor allem für längerfristige Forschung empfiehlt es sich, die Quantität der Fragen auf das Mindeste zu verringern. Mithilfe von empirischen Daten konnte man eine ausreichende Validität des neuen PCQ-12 feststellen. (Avey et al., 2008, S.708) Im Gegensatz zum originalen PCQ enthält er nur zwei Fragen zum Optimismus, vier Fragen zu Hoffnung, und je drei zu Widerstandsfähigkeit und Selbstwirksamkeit. Zusätzlich reduzierte man die sechs-stufige Likert-Skala auf nur fünf Stufen. Dieser vereinfachte Fragebogen wurde beispielsweise auch in einer Studie mit chinesischen Mitarbeitern angewendet, um Abweichungen aufgrund der Übersetzung so gering wie möglich zu halten. Man versuchte zumindest 12 der 24 Fragen nach einem aufwendigen Übersetzungsverfahren sinngemäß und korrekt in Mandarin-Chinesisch wiederzugeben. (Luthans et al., 2008b, S.823)

 

Wie sämtliche Fragebögen ist auch der PCQ gewissen Verzerrungen ausgesetzt. Zu den häufigsten Methodenverzerrungen gehören Zweideutigkeit der Fragen, Neigung nach Konsistenz, die so genannte soziale Erwünschtheit, Nachsichtigkeitsverzerrung, und Zustimmungstendenz. (Podsakoff et al., 2003, S.882) Ob die Reliabilität von Messungen gegeben ist, lässt sich unter anderem mit der Kennzahl Cronbachs α [2] feststellen (Luthans et al., 2007b, S.555). Aufgrund der Tatsache, dass die Messung vom PsyCap relativ neu ist, wird der Modellfit häufig mit einer zusätzlichen konfirmatorischen Faktorenanalyse auf dessen Zuverlässigkeit überprüft (Luthans et al., 2010, S.53f.). Als Ergebnis davon, werden die Kennzahlen Root Mean Square Error of Approximation (RMSEA), Standardized Root Mean Square Residual (SRMR) und Comparative Fit Index (CFI) interpretiert (Luthans et al., 2007b, S.557f.). Für das übergeordnete Konstrukt, in diesem Fall PsyCap, kann nach allgemein anerkannten Faustregeln[3] auch dann ein akzeptabler Fit zugesagt werden, wenn nur zwei der drei Kennzahlen in ihren jeweils optimalen Grenzen liegen (Hu, Bentler, 1999, S.27f.).

 

3.2 Entwicklungsmöglichkeiten mithilfe von „Psychological Capital Interventions (PCI)“


 

Vor kurzem haben Wissenschaftler ein Verfahren entwickelt, mit dem das PsyCap entwickelt, im Sinne von verbessert, werden kann. Diese Mikro-Intervention wurde bereits in einem Versuch getestet und hat erste empirische Erfolge gezeigt. Unter dem Begriff „Psychological Capital Intervention“, kurz PCI, verbirgt sich eine Art Trainingssession, die je nach Anzahl der beteiligten Personen und durchgeführten Übungen zwischen einer und drei Stunden dauert. (Luthans et al., 2006b, S.387f.) Zu den Zielen einer solchen PCI gehört vor allem die kurze Dauer der Anwendung, um möglichst wenige Unterbrechungen im Entwicklungsprozess herbeizuführen, und die Behandlung jeder einzelnen PsyCap Dimension sowie des Kernkonstrukts PsyCap als Ganzes (Luthans et al., 2010, S.51). Neben der PCI mit anwesenden Teilnehmern unter der Leitung einer Person gibt es als Alternative noch die web-basierte PCI.

 

3.2.1   Kurze persönliche Trainingsinterventionen


 


Für die Entwicklung des PsyCap kehrt man zu den Grundlagen von Optimismus, Hoffnung, Widerstandsfähigkeit und Selbstwirksamkeit zurück, zu denen bereits bewährte Entwicklungsmethoden existieren. Bei der PCI werden diese in vermischter Form und auch teils miteinander gekoppelt angewendet, um Verbindungen zwischen den vier Komponenten zu verdeutlichen. Bedeutende Unterschiede bezüglich der Reihenfolgen in den Anwendungen ließen sich nicht feststellen. (Luthans et al., 2010, S.50) Um das natürliche Verhalten der Teilnehmer möglichst nicht zu beeinflussen, wurde ihnen bei durchgeführten Teststudien meist nur ganz allgemein mitgeteilt, man würde ihre Arbeitsweisen in aggregierter Form beobachten (Larson, Luthans, 2006, S.83).

 

Eine PCI läuft in der Regel nach einem bestimmten zweistufigen Schema ab. Nach zahlreichen Beispielen und Videoclips zu jeder einzelnen PsyCap Dimension werden die Teilnehmer in intensiveren Übungen zum Handeln aufgefordert, unter anderem zum bewussten Nachdenken, Schreiben und Diskutieren. Dadurch sollten die theoretischen Grundlagen auf den eigenen Wertebereich übertragen und für jeden Teilnehmer personalisiert werden. (Luthans et al., 2010, S.51) Auf den nächsten Seiten werden die Inhalte einer PCI und die Entwicklungsmöglichkeiten der vier PsyCap Komponenten näher beschrieben.

 

Wie bereits oben erläutert, besteht Hoffnung nach Snyder aus Agency, Path-ways und Goals. Im Rahmen der PCI soll sich jeder Teilnehmer ein persönliches Ziel setzen, das die ganze Session über behandelt wird. Ein ideales Ziel soll aus Gründen der Messbarkeit einen deutlichen Anfangs- und Endpunkt haben, spezifisch sein und für die Person zwar eine wahre Herausforderung darstellen, aber dennoch realistisch und erreichbar sein (Luthans et al., 2007a, S.69). Ein geeignetes Ziel ist Ausgangspunkt für Motivation und somit für die Entwicklung der Agency Dimension. Ein Brainstorming über möglichst viele unterschiedliche Ansätze zum eigenen Ziel fördert hingegen das Pathway Thinking. In kleinen Gruppen werden...

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