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Rechtsextreme männliche Jugendliche und Soziale Arbeit: Die Möglichkeiten und Grenzen eines akzeptierenden Ansatzes in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit

AutorPhilipp Pältz
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783955495879
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
In diesem Buch werden zunächst einige bedeutsame Begriffe näher erläutert und im Anschluss die Jugendphase umfangreich beleuchtet. Bevor eine detaillierte Darstellung der rechtsextremen Erscheinungsformen und insbesondere eine Betrachtung der rechten Jugendkultur erfolgen, werden verschiedene Erklärungsansätze zur Entstehung rechtsextremer Einstellungen und Handlungsweisen unter Jugendlichen ausführlich dargelegt. Nachfolgend werden die Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit als Bereiche der Sozialen Arbeit vorgestellt und Bedeutsamkeiten für den Ansatz der Akzeptierenden Jugendarbeit hervorgehoben. Im Hauptteil der Studie werden zunächst die Grundsätze sowie Ziele, die Handlungsebenen und die erforderlichen sozialarbeiterischen Kompetenzen wie auch Rahmenbedingungen der Akzeptierenden Jugendarbeit beschrieben. Im Anschluss erfolgt eine Veranschaulichung der Anwendungsbereiche. Weiterführend wird auf die Erfolge und ihre Bedingungen, die Grenzen sowie Regeln, die Gefahren und berechtigten Kritikpunkte eingegangen, sowie auf den fachlichen Diskurs der Akzeptierenden Jugendarbeit.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3., Die Jugendphase: Die Jugend, als sich von der Kindheit sowie Erwachsenenwelt abgrenzende Lebensphase, hat in den letzten Jahrzehnten eine immense zeitliche Ausdehnung vollzogen und damit an Bedeutung gewonnen. Aus psychologischer Sicht müssen das Herausbilden von intellektueller wie auch sozialer Kompetenz, einer inneren Vorstellung von Geschlechtszugehörigkeit sowie sexueller Orientierung, eines eigenständigen Konsumentenbewusstseins (bezogen auf Waren, Medien, Freizeit, Geld), eines Werte- und Normensystems wie auch einer ethisch-politischen Überzeugung, als Entwicklungsaufgaben des Jugendalters vollzogen werden, mit dem Ziel der Erlangung von Selbstständigkeit, Selbstbestimmung, individueller Persönlichkeitsstruktur und entsprechender Kontinuität. Mit diesem Prozess verbunden sind markante Orientierungs- und Selbstwertkrisen (Vgl. Hurrelmann, 2010, S. 26-31). Aus soziologischer Perspektive '(...) wird der Übergang vom Status Kind in den Status Jugend als schrittweise Erweiterung der Handlungsspielräume erkennbar, die eine Vergrößerung der Rollenvielfalt mit sich bringt. Mit dem Übergang in das Jugendalter erfolgt die Integration des jungen Gesellschaftsmitgliedes in ein zunehmend komplexer werdendes Netz von sozialen Erwartungen und Verpflichtungen, die mit der Herausbildung entsprechender Kompetenzen zur Teilnahme an den sozialen Interaktionsprozessen einhergeht.' (Hurrelmann, 2010, S. 32) Weiterführend lässt sich die Persönlichkeitsentwicklung als Zusammenspiel von genetischer Ausstattung und Umwelteinflüssen verstehen. Dieser als Sozialisation bezeichnete Prozess, ist in der Jugendphase durchdringend wie auch anstrengend, da die die jugendliche Person betreffenden physischen (z.B. Erlangung der Geschlechtsreife), psychischen (z.B. Motive, Gefühle) und sozialen (z.B. schulische Anforderungen, Peergroup als Lebensmittelpunkt) Neuordnungen immens sind (Vgl. ebd., S. 32-34). 3.1, Jugend und Delinquenz: Die lückenhafte Zusammenführung von Individuation und Integration kann problematische Züge (soziale bzw. gesundheitliche Entwicklungsstörungen) annehmen, gerade wenn die personalen (Intelligenz, Temperament) oder sozial-ökonomischen Ressourcen zur Unterstützung (Familie, Freunde, Schule, Wohnumfeld, finanzielle Ausstattung, Kultur- und Bildungsangebote) nur geringfügig vorhanden sind oder ganz fehlen (Vgl. ebd., S. 63-70). Dies geschieht in Form von nach innen (z.B. Rückzug und Depression) beziehungsweise außen (z.B. Gewalt) gerichtetem oder ausweichendem (z.B. Drogenkonsum) Problemverhalten. Besonders die beiden letztgenannten Varianten spielen bei rechtsextremen Jugendlichen eine Rolle. Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen, Gewalthandlungen, politischer Protest und antisoziales Verhalten sind dabei nach außen gerichtet, während exzessiver Alkoholkonsum ausweichendes Handeln darstellt. Dieses Auftreten wird meist als sozial abweichend (Delinquenz) bezeichnet, da diese Handlungsweisen gesellschaftlich unerwünscht oder gar strafbar sind (Vgl. ebd., S. 157-163). In die Jugendphase fällt auch die Entwicklung einer politisch-ethischen Identität. Unzureichende personale (z.B. emotionale Instabilität, mangelhafte Ich-Stärke, Verschlossenheit, fehlende Spontanität), familiäre (z.B. eine autoritär-aggressive, von geringer Emotionalität geprägte und Erprobungsmöglichkeiten ausschließende Erziehung) und soziale (z.B. Zugehörigkeit zu einer delinquenten Jugendgruppe mit verbundener Perspektivenübernahme und psychisch-physischen Gesundheitsgefährdungen, Partizipation ausschließende und stark leistungsorientierte Bildungseinrichtungen) Ressourcen erschweren dabei die Herausbildung eines demokratisch denkenden und toleranten Subjekts. Wobei diese genannten Einflussgrößen entscheidend von politischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen geprägt werden (Vgl. Oepke, 2005, S. 65-76). Detaillierte Erklärungen zur Entwicklung rechtsextremer Einstellungs- und Verhaltensmuster unter Jugendlichen folgen im vierten Kapitel dieser Arbeit. 3.2, Die Gleichaltrigengruppe als zentraler Bestandteil der Jugendphase: Die Gleichaltrigengruppe, die Clique, der Freundeskreis oder die Peergroup sind Bezeichnungen für eine Soziale Gruppe innerhalb der Jugendphase, welche durch zeitliche Kontinuität, eine Rollen- und Aufgabenverteilung, spezifische Normen sowie Umgangsformen, (spannungsreiche) Gruppendynamiken und besondere Identifikations- sowie Zusammengehörigkeitsobjekte charakterisiert wird (Vgl. Langfeldt/Nothdurft, 2007, S. 181-190). Die Peergroup ist auf das soziale Milieu und den Bildungsgrad bezogen vergleichsweise homogen (Vgl. ebd., S. 107) und bietet Vertrauensbeziehungen, sich von der Umwelt abgrenzende gemeinschaftliche Sinnbezüge, die Gelegenheit zur Erprobung von Handlungsfertigkeiten und Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sowie des sozial-emotionalen Erlebens abseits der Erwachsenenwelt. Die Gleichaltrigengruppe kann aber auch für Stigmatisierungen, Aggressionen und die Vermittlung sozial abweichender Verhaltensweisen stehen. Üblicherweise gibt es eine gleichrangige Doppelorientierung an den Sozialisationsinstanzen Familie und Gleichaltrigengruppe. Eine konfliktreiche Beziehung zu den Eltern (z.B. unterschiedliche Ansichten, Kontrolle, Aggression, Gewalt) führt zum Jugendzentrismus, dem demonstrativen Boykott der Eltern- und Erwachsenenwelt bei gleichzeitiger intensiver Bindung an die Peergroup mit verbundener erhöhter Gefahr der Delinquenz (Vgl. Hurrelmann, 2010, S. 126-131). 'Die intensive gemeinsame Zeit, die Heranwachsende heute miteinander verbringen, führt häufig zu einer Jugendkultur mit gemeinsamen Werten.' (ebd., S. 129) Hierauf möchte ich im folgenden Abschnitt näher eingehen. 3.3, Jugendkulturen: Jugendkulturen zeichnen sich durch spezifische Werte, Prinzipien, Umgangsformen, Lebensweisen, Ästhetiken und Gesellschaftsvorstellungen aus, die sich von anderen eingrenzbaren (jugendlichen) Lebensstilen unterscheiden (sollen) und unter Umständen einen deutlichen Gegenpol zur (vorwiegend von Erwachsenen geprägten) Gesamtkultur darstellen, unter der man das Geflecht aus gesellschaftlichen Institutionen sowie Ordnungssystemen, allgemeingültigen Normen, anerkannten Verhaltensmustern, Traditionen, Bildungsgütern, Bedürfnissen und Kommunikationsformen versteht. Sprach man zu Beginn der 1960er Jahre noch von der (einen) Jugendkultur, so gibt es inzwischen eine Vielzahl an Jugendkulturen, welche sich durch Modifikation, die Übernahme von Elementen, den globalen Austausch, neue Medien, die Vermischung von Stilen und die Lockerung der Verbindlichkeit, als Teil einer bestimmten Jugendkultur gleichzeitig Mitglied eines charakteristischen Sozialmilieus zu sein, entwickeln konnten. Diese Jugendkulturen erfüllen zum einen Selbstwert und Identität stabilisierende Zwecke, insbesondere für benachteiligte wie auch politisch-kulturell engagierte Jugendliche und dienen zum anderen dem gemeinsamen, möglicherweise mit Delinquenz verbundenen Erobern und Gestalten, von für die Jugendlichen bedeutsamen Freiräumen (Vgl. Farin, 2001, S. 18-21; Hurrelmann, 2010, S. 132-133). Außerdem ermöglichen sie Momente der genuss- sowie konsumorientierten Freizeitgestaltung und der nach außen gerichteten Präsentation von Persönlichkeit mit verbundener sozialer Verortung wie auch intensive Kontakte zu Gleichaltrigen und Orientierungssicherheit (Vgl. Borrmann, 2006, S. 50-51). Auf die Besonderheiten der rechten Jugendkultur möchte ich im fünften Kapitel eingehen.
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