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Reden und Schriften.

Politik - Geschichte - Literatur, 1897-1926. Mit biographischem Begleitwort von Rochus Frhrn. v. Rheinbaben.

AutorGustav Stresemann
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl486 Seiten
ISBN9783428521395
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis99,90 EUR
Mit den von Rochus Freiherrn von Rheinbaben 1926 erstmals edierten Reden und Schriften liegt ein eminent aufschlußreiches zeitgeschichtliches Dokument nunmehr in der 2. Auflage vor. Der Band bietet einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln Gustav Stresemanns, dem bedeutendsten Außenpolitiker der Weimarer Republik, und dokumentiert dessen Urteilskraft und Weitsicht in Innen- und Außenpolitik. Gustav Stresemann ist in der Literatur nicht unumstritten. Zahlreiche mißverständliche, z. T. widersprüchliche Zuschreibungen urteilen: Er sei französischer Erfüllungsgehilfe, opportunistischer Machtpolitiker, Wegbereiter Hitlers oder Vorkämpfer eines vereinten Europas gewesen. Dabei bringt die selbstreferentielle Kritik kein Verständnis für eine situative Realpolitik in schwieriger Zeit auf. Zweifelsfrei war der langjährige Reichsminister des Auswärtigen zeitlebens Parteipolitiker und daher einem parteiischen Handeln verpflichtet. Gleichwohl wirkte der große Staatsmann Gustav Stresemann weit über das bloße Tagesgeschäft und den gewöhnlichen Interessenbetrieb Weimars hinaus.

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Leseprobe
Deutsche Kunst (S.465-466)

Prolog zur Wiedereröffnung des Stadttheaters in Liegnitz
(30. 9. 1916)

Wenn sonst der Sommer Deutschlands von uns schied, Und wenn in diesem Saal die frohgemute Menge Zu festlich hoher Daseinsfreude sich verband, Dann war der Sinn allein der Kunst geweiht, Die von den „Brettern, die die Welt bedeuten“, Zu Euch hier sprach. Oft war des Frohsinns Lust In diesen Hallen unser Allgebieter, Und aus der Töne jauchzend hellen Klängen, Aus Licht und Freude ward der Geist geschaffen, Der dieser Stätte sein Gepräge gab Und uns zu frohem Schauen hier vereinte.

Doch heute scheint es vielen kalt und schal, Was wir dem deutschen Volke geben können, Denn über Spiel und Wort und Phantasie Und allem, was je Menschenhirn ersann, Ragt noch die Gegenwart, in der wir leben. Was je ein Dante, was ein Shakespeare sah, Was Goethes Geist, die Welt umspannend, ahnte, Was aller Völker Dichter je geschaut Und aus des Bluts und Herzens heiß’ Empfinden In glüh’nden Worten flammend ausgegossen: Wie klein erscheint es, da das größte Drama, Das je die Menschheit sah seit tausend Jahren, Vor uns, den Zeitgenossen, sich entfaltet, Unfaßbar heute noch in seiner Wirkung, In seiner Zukunft Weltenschicksal bergend Und uns den Atem raubend in Erlebung Des größten Kampfes, den je Völker sahen.

Und doch hat unsre Kunst ihr Daseinsrecht Sich auch in diesem Weltenbrand bewahrt Als deutsche Kunst! Denn das ist deutsche Art, Dem ewig Wahren grübelnd nachzudenken Und auch umstürmt vom Tatendrang der Welt Pilatusfragen sinnend abzuwägen. Im Schützengraben sich in „Faust“ vertiefen, Beethoven-, Wagnermelodien im Herzen, Seht, das ist Deutschland, ist das alte Deutschland Der Denker und der Dichter und der Träumer, Das Deutschland, das sie nicht vernichten können, Das Deutschland, das wir uns erhalten müssen, Erhalten mit dem Leiberwall dort draußen, Erhalten tief im Geiste uns hierinnen, Das Deutschland, dem wir leben, dem wir sterben!

So laßt uns denn in dieser schweren Zeit, In der der Feind millionenfach uns dräut, Im Tempel deutscher Kunst uns neu erheben. Und mag die Fremde uns Barbaren heißen, Wir wissen, daß die Welt von uns empfing Mehr, als uns je zurückgegeben ward, Daß in der Welt des Geistes und der Töne Der deutsche Name strahlend sich erhebt Und über allen Erdenhauch hinweg Der Welt Unsterbliches oft reichlich schenkte. Nur wir, wir waren oft zu angstvoll klein, Um deutsches Wesen und uns selbst zu achten; Ehrt Eure deutschen Meister, klang es einst Aus Dichtermund, – kling’ es Euch heute wieder!
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage6
Vorwort zur ersten Auflage12
Inhaltsverzeichnis14
Rochus Frhrn. v. Rheinbaben: Biographisches Begleitwort18
Politik48
Flotte, Weltwirtschaft und Volk50
Deutsch-englische Schicksalsgemeinschaft56
Weltkrieg und öffentliche Meinung62
Brauchen wir Kolonien?75
Besuch deutscher Reichstagsabgeordneter in Bulgarien80
Der Volksvertretung mehr Rechte!85
Volk, Reichstag, Heer95
Bassermann97
Burgfriede110
Neue Zeiten112
Polen und der Friede124
Der Glaube an Sieg und Zukunft128
Ludendorffs Abschied130
Der Umsturz133
Das alte und das neue Deutschland138
Friedrich Naumann155
Kaiserreich, Revolution, Wiederaufbau161
Scapa Flow185
Bethmann Hollweg187
Zum Jahrestag der Revolution195
Der Aufstand Kapps199
Kriegsschuldlüge und Versailler Vertrag206
Stimmungen, Erkenntnisse und Pflichten218
Ablehnung des Londoner Ultimatums229
Bülow231
Erzberger235
Schutz der Verfassung241
Zu Cunos Regierungsprogramm250
Aktive Politik262
Der passive Widerstand271
Fraktionspolitik oder Volksgemeinschaft?287
Aufgabe des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet294
Wege der Außenpolitik303
Das Sachverständigengutachten313
Durch Arbeit und Opfer zur Freiheit330
Stinnes347
Deutsch-österreichisches Wirtschaftsabkommen349
Räumung des Ruhrgebietes und der Sanktionsstädte351
Der Vertrag von Locarno358
Nach Unterzeichnung des Locarno-Vertrages363
Amundsen365
Friedrich Ebert367
Südtirol372
Der Berliner Vertrag382
Ansprache an Saardeutsche Sänger388
Student und Staat390
Deutschlands Eintritt in den Völkerbund413
Geschichte und Literatur418
David Friedrich Strauß als Lyriker420
Maurertum und Menschheitsbau424
Kinkels Verteidigungsrede428
Napoleon und wir431
Goethe und Napoleon443
Weimarer Tagebuch453
Väter und Söhne460
Deutsche Kunst466
Prolog zur Feier des Wahlsieges der Kirchlich-Liberalen in der Sankt-Thomas-Gemeinde.468
Vineta471
Herbst472
Einsam hinauf zu den Sternen473
Sach- und Namenregister474

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