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Mit Rückgrat steht man besser

Die Welt, das Leben und was mich das alles angeht

AutorMichael Schellberg, Moritz Freiherr von Knigge
VerlagVerlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl349 Seiten
ISBN9783838702957
Altersgruppe16 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR

Für die Wirtschaftskrise werden wir noch lange bezahlen. Gier und Verantwortungslosigkeit haben sie verursacht. Aber niemand ist es gewesen. Und was ist mit dem Klimawandel? Und den Arbeitsbedingungen in China und Vietnam? Niemand ist schuld daran. Oder doch? Wie war das noch mit dem T-Shirt für 15 Euro? Tatsache ist: Unser Handeln hat Folgen - für die sind wir verantwortlich. Wir können aber weder die Welt retten, noch sind wir an allem schuld. Wie können wir also verantwortlich handeln in einer unüberschaubar gewordenen Welt? Die Autoren setzen sich grundlegend mit unserer Verantwortlichkeit auseinander. Mit der wünschenswerten Klarheit.

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Leseprobe
VERANTWORTUNG – WAS DAS PRINZIP VON UNS FORDERT (S. 129-130)

»Die Bändigung unserer Leidenschaften durch die sehr begrenzte Vernünftigkeit, deren wir unvernünftigen Menschen fähig sind, ist nach meiner Ansicht die einzige Hoffnung für die Menschheit.«
Karl Popper

MUT – HINSCHAUEN, AUCH WENN ES WEHTUT


Peter Brabeck war über zehn Jahre der mächtigste Mann eines der mächtigsten Unternehmen der Welt. Bis 2007 war er der CEO von Nestlé, alleiniger Geschäftsführer des weltweit größten Lebensmittelkonzerns. Für Peter Brabeck sind alle Fragen, die uns das Leben stellt, in etwa so einfach zu beantworten wie die Gewinnspielfragen im Privatfernsehen. Die Verantwortung eines Unternehmens besteht darin, Gewinne zu machen. Arbeit muss erst geschaffen und dann verteilt werden. Und das negative Weltbild sollte endlich durch ein positives abgelöst werden: »Ich sehe absolut keinen Grund, warum wir nicht positiv in die Zukunft schauen sollten.

Wir haben noch nie so gut gelebt, wir waren noch nie so gesund, wir haben noch nie so lange gelebt wie heute, wir haben alles, was wir wollen, und sind trotzdem psychologisch in einer Trauerstimmung.« Das sagt Brabeck am Ende von Erwin Wagenhofers Film »We feed the world – Essen global«. Er sagt noch einiges weitere, und sechs Minuten später weiß der Zuschauer mehr. Über Verantwortung, Arbeit, das Recht auf Wasser, positives Weltbild und Automatisierung.

Es ist keine Übertreibung, wenn man den »sympathischen Österreicher« – wie Jean Ziegler, der UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung, Brabeck nennt – zugleich als Repräsentanten und Opfer einer Logik bezeichnet, die der Schweizer Ziegler als Profitmaximierung beschreibt. Einer Logik, der der Geschäftsführer von Nestlé ein Gesicht gibt und gegen die der UN-Sonderberichterstatter leidenschaftlich ankämpft. Wem diese Profitmaximierung ohnehin verdächtig erscheint, dem bereiten die Aussagen Brabecks Unbehagen – wer zuvor den gesamten Film von Erwin Wagenhofer gesehen hat, dem tun sie weh.

Peter Brabeck ist geradezu ein Musterbild für den fleischgewordenen Homo oeconomicus. Vernunftbetont bis ins Mark, freiwillig oder unfreiwillig zynisch in seinen einfach gehaltenen Aussagen. Brabeck liebt den technischen Fortschritt und weniger die Natur, er schätzt die Arbeit, den Erfolg, und ja, er liebt auch die Macht. Wer ihn zur Verantwortung befragt, dem erklärt Brabeck, wer alles von Nestlé abhängig ist, und nicht, wem gegenüber der Konzern verantwortlich ist. Er weiß die Guten von den Bösen zu unterscheiden.
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