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Schmerzeinschätzung bei Menschen mit schwerer Demenz

Das Beobachtungsinstrument für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit schwerer Demenz (BISAD)

AutorThomas Fischer
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl154 Seiten
ISBN9783456947143
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Die Einschätzung von Schmerzen bei Menschen mit Demenz stellt eine Herausforderung für Pflegende dar. Grundsätzlich bildet die Selbstauskunft des Betroffenen über den Schmerz die Richtschnur für das Schmerzmanagement. Mit dem Verlust kognitiver Fähigkeiten geht im Verlauf der Demenz aber auch die Fähigkeit zur verbalen Kommunikation und damit zur Selbstauskunft mehr und mehr verloren.

Wenn Betroffene sich nicht mehr selbst äußern können, müssen Pflegende aus dem Verhalten Rückschlüsse auf mögliche Schmerzen ziehen. Dabei können sie durch standardisierte Beobachtungsinstrumente unterstützt werden.

Im vorliegenden Band wird die Entwicklung und Validierung des „Beobachtungsinstruments für das Schmerzassessment bei alten Menschen mit schwerer Demenz (BISAD)“ vorgestellt, das auf der französischen ECPA-Skala basiert.

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. 1 Einleitung / Hintergrund
  3. 2 Aufgabenstellung
  4. 3 Methode
  5. 4 Instrumentenauswahl und Übersetzung: ECPA / BISAD
  6. 5 Stichprobe
  7. 6 Ergebnisse
  8. 7 Diskussion
  9. 8 Implikationen
  10. 9 Zusammenfassung
  11. Danksagung
  12. Literatur
  13. Anhang
  14. Back Cover
Leseprobe
4 Instrumentenauswahl und Übersetzung: ECPA / BISAD (S. 71-72)

4.1 Auswahl

Die Literaturrecherche wurde wie geplant durchgeführt, ergänzt um die Auswertung der Literaturlisten der aufgefundenen Literatur. Im Verlauf dieser Arbeit wurde mehrfach mit dem gleichen Vorgehen geprüft, ob weitere Veröffentlichungen hinzukamen. Alle identifizierten Instrumente sind in Kapitel 1.3 dargestellt.

Zum Zeitpunkt des Studienbeginns im Jahr 2004 lag die Arbeit von Herr et al. (2006) in einer vorläufigen Fassung im Internet vor (Herr et al. 2004). Sie umfasst alle durch die Literaturrecherche zum damaligen Zeitpunkt identifizierten Skalen, mit Ausnahme der ECPA (Echelle comportemental de la douleur pour personnes âgées non communicantes) Skala aus Frankreich. Zur ECPA konnten lediglich Kongresspublikationen (Desson et al. 1999, Morello et al. 2001) sowie die schweizerische Übersetzung ins Deutsche (Kunz 2002) identifiziert werden. Zusätzlich wurden Informationen zur ECPA im persönlichen Kontakt mit den Entwicklern eingeholt.

Auf der Grundlage der Übersichtsarbeit von Herr et al. (2004) sowie der vorliegenden Informationen zur ECPA entschied ich, Doloplus–2 und ECPA zur Übersetzung in Betracht zu ziehen. Beide Skalen berücksichtigen die AGS (2002) Kriterien zu Verhaltensmerkmalen bei Schmerz besonders gut, insbesondere berücksichtigen sie, anders als die meisten anderen Instrumente, auch die Veränderungen in Gewohnheiten und Verhalten. ECPA bezieht explizit außerdem eine Aktivitätssituation ein, wie auch in den zwischenzeitlich veröffentlichten Richtlinien empfohlen (vgl. Hadjistavropoulos 2007). Anders als Zwakhalen et al. (2006) schreiben, sind die Items der ECPA, ebenso wie bei Doloplus-2, speziell für alte Menschen mit Demenz entwickelt und beruhen nicht etwa auf einem Instrument für Kinder (vgl. Morello et al. 2007). Die Ergebnisse der Testung der Gütekriterien der Doloplus-2 sind positiv. Dies trifft, soweit vorliegend, auch auf die ECPA zu. Doloplus-2 findet nach den Berichten breite Anwendung und Akzeptanz in Frankreich, während ECPA in der deutschen Fassung von Kunz (2002) bereits in deutschen Pflegeheimen benutzt und akzeptiert wurde. Die Praxistauglichkeit konnte daher als gegeben angesehen werden. In diesem Zusammenhang spricht außerdem für die ECPA, dass es aus meiner Sicht sinnvoll ist, zunächst bereits in Gebrauch befindliche Instrumente zu testen, bevor neue Instrumente eingeführt werden. Die Auswahl von Doloplus- 2 und ECPA wird nachträglich durch die Analyse von Zwakhalen et al. (2006) bestätigt. Bei der Kontaktaufnahme mit den Entwicklern der Doloplus-2 verwiesen diese auf eigene Aktivitäten zur Validierung einer deutschen Fassung, machten aber keine Angaben dazu, ob ggf. eine Kooperation möglich sei. Daher schied Doloplus-2 für diese Studie aus. Die Entwickler der ECPA erteilten die Genehmigung zur Erarbeitung und Validierung einer deutschen Fassung, so dass ECPA für diese Studie aus gewählt wurde. Trotz der bereits vorliegenden deutschen Fassung, war eine erneute Übersetzung erforderlich, die einerseits wissenschaftlichen Kriterien entsprechen und andererseits den deutschen Sprachgebrauch (im Gegensatz zum schweizerischen Sprachgebrauch) berücksichtigen muss.

4.2 Übersetzung

Die Übersetzung der ECPA-Skala erfolgte wie geplant. Als Übersetzerinnen für die Vorwärtsübersetzung wurden zwei Krankenpflegerinnen und eine Hebamme, alle drei mit pflegewissenschaftlichem Studium und Deutsch als Muttersprache, gewonnen. Die drei Zielversionen unterschieden sich erheblich in der Wortwahl und an zwei Stellen auch inhaltlich. Dabei handelt es sich zum einen um den Begriff „états végétatifs“ (s.u.) sowie um den Umgang mit dem Ausdruck „Le sujet retient de la main ou guide les gestes lors de la mobilisation ou des soins“, der höchst unterschiedlich übertragen wurde.

Da die drei Übersetzerinnen ich nicht zur Konsensfindung treffen konnten, erstellte ich eine Konsensversion der Übersetzungen. Bei den genannten Zweifelsfällen konsultierte ich dazu einen Romanisten mit der Bitte um Klarstellung. Außerdem änderte ich den Ausdruck „Patient“ zu „Person“, um die Anwendung in unterschiedlichen Settings zu erleichtern und vereinheitlichte ansonsten im Deutschen äquivalente Worte (Mobilisierung zu Mobilisation etc.). Die drei Übersetzerinnen gaben eine Stellungnahme zur Konsensversion ab. Ihre Anmerkungen wurden anschließend eingearbeitet.

Die Rückübersetzung erledigte eine Philosophin und Soziologin, die bereits zu Schmerz veröffentlicht hat, sowie eine promovierte Romanistin, die an einer Hochschule Französisch lehrt. Beide Übersetzerinnen haben Französisch als Muttersprache. Den standardisierten Vergleich der Ausgangsversion und der Rückübersetzung erledigte eine aus Frankreich stammende Psychologin, die an einem deutschen Krankenhaus tätig ist. Auf der verwendeten siebenstufigen Skala nach Sperber (2004) (von „1 = sehr vergleichbar“ bis „7 = gar nicht vergleichbar“ hinsichtlich der Sprache und „1 = sehr übereinstimmend“ bis „7 = gar nicht übereinstimmend“ hinsichtlich der Bedeutung) ergab sich eine durchschnittliche Bewertung von 1,26 hinsichtlich der Sprache und 1,38 hinsichtlich der Bedeutung. Im Mittel liegt also eine große Äquivalenz zwischen Ausgangsversion und Rückübersetzung vor. Wie von Sperber (2004) empfohlen, wurden unabhängig davon Bewertungen von schlechter als 2 als Hinweis auf Änderungsbedarf angesehen. Dies war an vier Stellen der Fall. Außerdem wurden zusätzliche Hinweise der Bewerterin aufgegriffen. Insgesamt wurde die Formulierung von drei deutschen Items verändert. Bei zwei Items zeigten sich Fehler in einer Rückübersetzung, die Zielversion wurde unverändert belassen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
1 Einleitung / Hintergrund10
1.1 Epidemiologie der Demenzen10
1.1.1 Die wichtigsten Formen der Demenz12
1.1.2 Stadieneinteilung12
1.1.3 Stationäre Versorgung13
1.2 Schmerz14
1.2.1 Dimensionen des Schmerzes14
1.2.2 Akute Schmerzen und chronische Schmerzen15
1.2.3 Schmerzverarbeitung16
1.2.4 Schmerz und Alter17
1.2.5 Schmerz und Demenz18
1.2.6 Schmerzeinschätzung bei Menschen mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit20
1.3 Beobachtungsinstrumente zur Schmerzeinschätzung bei Menschen mit schwerer Demenz21
1.3.1 Gütekriterien und inhaltliche Begrenzung24
1.3.2 Inhaltliche Begrenzung der Instrumente25
1.3.3 Erfasste Dimension des Schmerzes26
1.3.4 Deutsche Fassungen und alternative Ansätze27
1.4 Theoretischer Rahmen28
1.4.1 Ein Kommunikationsmodell als theoretischer Rahmen für das Verständnis der Selbstauskunft und der Verhaltensbeobachtung bei Schmerz28
1.4.2 Ein konzeptuelles Modell für die Schmerzeinschätzung bei Menschen mit Demenz, die sich nicht mehr verbal mitteilen können31
2 Aufgabenstellung34
2.1 Zielsetzung35
3 Methode36
3.1 Auswahl eines Instruments36
3.2 Übersetzung und Pretest36
3.2.1 Übersetzungstheorie37
3.2.2 Überlegungen zum Vorgehen39
3.2.3 Zielsetzung, Vorgehen und Pretest im Rahmen der Übersetzung41
3.3 Reliabilitätsprüfung42
3.3.1 Interraterreliabilität43
3.3.2 Test-Retestreliablität (Stabilität)43
3.3.3 Interne Konsistenz43
3.4 Validitätsprüfung44
3.4.1 Exkurs: Validierung diagnostischer Tests44
3.4.2 Konzeptuelles Modell für diese Studie45
3.4.3 Hypothesensystem47
3.5 Schmerzkorrelate48
3.5.1 Schmerzverursachende Erkrankungen48
3.5.2 Schmerz in Ruhe und bei Bewegung49
3.5.3 Selbstauskunft bei Schmerz50
3.5.4 Herausforderndes Verhalten bei Demenz und Schmerz51
3.5.5 Schmerzbezogene Mimik54
3.6 Hintergrundparameter62
3.6.1 Einschätzung des Schweregrades der Demenz62
3.6.2 Sonstige Hintergrundparameter65
3.7 Praktisches Vorgehen bei der Datenerhebung66
3.8 Stichprobenbildung66
3.8.1 Schutz der Studienteilnehmer68
3.8.2 Ein- und Ausschlusskriterien69
3.9 Statistische Planung70
4 Instrumentenauswahl und Übersetzung: ECPA / BISAD72
4.1 Auswahl72
4.2 Übersetzung73
4.3 Pretest74
5 Stichprobe76
5.1 Die Teilnehmer der Studie77
5.1.1 Alter und Geschlecht77
5.1.2 Art der Demenz78
5.1.3 Komorbiditäten78
5.1.4 Demenzstadium79
5.1.5 Schmerzverursachende Erkrankungen80
5.1.6 Selbstauskunft Schmerz81
5.1.7 Analgetika82
5.1.8 Psychopharmaka, Antidementiva, Nootropika83
6 Ergebnisse84
6.1 Skalenstruktur BISAD86
6.1.1 Faktorenanalyse86
6.1.2 Interne Konsistenz88
6.2 BISAD-Score in Ruhe und Bewegung89
6.3 BISAD-Score bei schmerzverursachenden Erkrankungen89
6.4 BISAD-Score und Selbstauskunft90
6.5 BISAD-Score und Mimikanalyse90
6.6 BISAD-Score und herausfordernde Verhaltensweisen92
6.7 BISAD-Score und weitere Faktoren95
7 Diskussion98
7.1 Studienablauf und Übersetzung98
7.1.1 Auswahl des Instruments98
7.1.2 Ablauf und Organisation99
7.1.3 BISAD-Anwendung100
7.1.4 Beobachtungssequenzen101
7.2 Stichprobe102
7.2.1 Stichprobenbildung102
7.2.2 Schmerzprävalenz104
7.2.3 Demenzdiagnostik105
7.2.4 Diagnosedaten / schmerzverursachende Erkrankung107
7.2.5 Stadieneinteilung der Demenz108
7.2.6 Analgetika110
7.2.7 Psychopharmaka110
7.3 Reliabilität111
7.3.1 Skalenstruktur BISAD111
7.3.2 Interraterreliabilität und Stabilität113
7.4 Validität115
7.4.1 Mimikanalyse116
7.4.2 Selbstauskunft121
7.4.3 Herausforderndes Verhalten122
7.4.4 BISAD im Vergleich zu BESD124
8 Implikationen126
8.1 Klinischer Nutzen / Implikationen für die Praxis126
8.2 Implikationen für Forschung und Wissenschaft127
8.3 Ethik130
9 Zusammenfassung132
Danksagung134
Literatur135
Anhang146
Anhang A: ECPA146
Anhang B: BISAD148
Back Cover154

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