2 3-Stufen-Konzept: schonender Kostaufbau
Der Begriff »Schonkost« ist aus der Fachliteratur verschwunden, trotzdem wird er auch von Ärzten immer noch verwendet. Nicht immer ist aber das Gleiche damit gemeint.
Auch ein harmloses Magen-Darm-Virus erfordert »Schonkost« im Sinne von schonender Kost, die Magen und Darm entlastet. Auch wissen Sie, dass es für keine der obigen Krankheiten eine spezielle Diät gibt – keine Magendiät und auch keine Colitis-Diät, die langfristig beibehalten werden sollte. Es geht vielmehr bei allen Krankheitsformen darum, nach einer an die Erkrankung angepassten Phase des Kostaufbaus (gastroenterologische Diät) zur leichten Vollkost zu kommen.
Sind Sie aufgrund einer Operation im Krankenhaus, findet der Kostaufbau hier unter ärztlicher und fachlicher Anleitung statt. Zuhause können Sie einen Kostaufbau jedoch auch mit einigen schmackhaften Rezepten relativ leicht bewerkstelligen. Vor allem wenn Sie unter akuten Beschwerden leiden, ist es vorteilhaft, einen Kostaufbau durchzuführen.
Bitte beachten Sie, dass es keinen allgemeingültigen Diätplan gibt, da jeder Mensch individuell ist und auch zwei PatientInnen mit einer Gastritis nicht haargenau die gleichen Unverträglichkeiten aufweisen. Hier gilt es, sich selbst genau zu beobachten und gegebenenfalls eine Fachmeinung hinzuzuziehen.
Außerdem gilt für eine Gastritis nicht das Gleiche wie für ein Kurzdarmsyndrom. Je nach Krankheitsbild gibt es also zusätzlich einige Besonderheiten. Wenn Sie sich unsicher sind, lassen Sie sich auf alle Fälle zusätzlich von Ihrem Arzt oder einer fachlich qualifizierten Ernährungsfachkraft beraten.
2.1 So funktioniert der Kostaufbau
Die ▶ Grafik zeigt Ihnen, wie der Kostaufbau funktioniert. Betrachten Sie das Ganze als einen Leitfaden, der Ihnen als Orientierung dienen soll, der aber sehr wohl Variationen (abhängig vom Krankheitsbild) aufweisen kann. Aber es gibt auch Unterschiede von Person zu Person (mit einer gleichen Erkrankung).
2.2 Stufe 1 – Teepause
Stufe 1 des Kostaufbaus wird manchmal auch als Teepause bezeichnet. Kennzeichen dieser Phase ist, dass nur Tee nach Belieben und verschiedene Schleimsuppen verzehrt werden. In dieser Zeit sollen Magen und Darm kurzzeitig geschont werden. Die Dauer dieser Phase beträgt etwa 1–3 Tage – ist also wirklich nur kurz. Zur andauernden Ernährung wäre diese Phase überhaupt nicht geeignet, da sie ganz wenig Energie und auch kaum Nährstoffe enthält. Für diese kurze Zeit hingegen wird Ihr Magen-Darm-Trakt diese Schonung als Wohltat erleben.
Beachten Sie aber bitte, dass das Abklingen von Beschwerden durch diese Schonung beispielsweise bei einer Gastritis nicht gleichzusetzen ist mit einer Ausheilung. Fahren Sie daher langsam und vorsichtig mit dem Kostaufbau fort.
2.2.1 Lebensmittel, die Ihnen jetzt guttun
Tee nach Belieben – nicht zu heiß getrunken und nur schluckweise
Zwieback
Reiswaffeln, Hirsebällchen
Knäckebrot, getoastetes Weißbrot
Schleimsuppen, z. B. Haferflockensuppe
So könnte beispielsweise ein Tagesspeiseplan aussehen:
Frühstück: Tee mit Zwieback oder Tee mit Hirseflockenbrei
Vormittag: Apfelmus und Tee
Mittagessen: Reisschleimsuppe oder Reiscongee
Nachmittag: Tee mit Zwieback
Abendessen: Grießsuppe
spätabends: Zwieback
Bitte berücksichtigen Sie, dass es auch Krankheitsbilder gibt, bei denen noch öfter gegessen werden sollte, wie beim Kurzdarmsyndrom. Nochmals Apfelmus ist hier beispielsweise eine Möglichkeit.
2.3 Stufe 2
Nach dieser kurzen Verschnaufpause kann Ihr Körper wieder mit etwas mehr Energie und Nährstoffen versorgt werden. Trotzdem ist die Auswahl an Lebensmitteln noch sehr überschaubar und schonend. Da besonders Ballaststoffe und Fette die Verdauung fordern, finden Sie in dieser Stufe noch sehr wenig davon.
Der Übergang von der reinen Teepause zu einer leichten Aufbaukost dauert in der Regel 7–10 Tage. Kann aber auch – je nach Krankheitsbild – kürzer sein. Bei manchen Erkrankungen ist es eher gewünscht, relativ rasch zu einer leichten Vollkost zu kommen, dann ist diese Phase kürzer. Ist die Auswahl der Lebensmittel zu Beginn der Phase noch etwas leichter und die Menge noch etwas weniger, kann es gegen Ende schon etwas mehr sein.
Lassen Sie sich wirklich Zeit und überstürzen Sie nichts, doch beachten Sie auch hier: Diese Stufe ist ebenfalls als Dauerkost keinesfalls geeignet, da auch sie noch zu wenig Energie und Nährstoffe enthält. Dadurch würde sie langfristig zu einer Mangelernährung führen.
2.3.1 Lebensmittel, die Ihnen jetzt guttun
Zusätzlich zu den in Stufe 1 genannten Lebensmitteln kommt Folgendes hinzu:
leicht verdauliche Gemüsesorten wie Möhren, Zucchini, Fenchel, Spinat, Brokkoli. Aber bitte nur gedünstet. Auf keinen Fall dürfen Sie zu diesem Zeitpunkt rohes Gemüse essen.
pürierte oder passierte Gemüsesuppen
mageres, gekochtes oder gedünstetes Fleisch wie Hühnerfleisch oder Putenfleisch
gekochter Fisch wie Kabeljau, Scholle oder Seelachs
Reis, Nudeln, Kartoffeln, z. B. in Form von Kartoffelpüree
Marmelade, Fruchtgelees, Kompott aus Früchten, milde Obstsorten wie Banane oder Melone
Brei mit magerer Milch, Magerquark
kleine Mengen an Zucker, Honig (1 Teelöffel), Salz, Zimt (1 Messerspitze)
2.3.1.1 Speiseplan
So könnten Ihre Mahlzeiten für diese Phase aussehen:
2.4 Stufe 3
Schön langsam wird Ihr Speiseplan wieder etwas vielfältiger und bunter. Achten Sie aber noch immer darauf, kein rohes Gemüse und keine Salate zu essen. Das wäre noch zu viel für Ihr Verdauungssystem. Nun können Sie auch noch weitere Gemüsesorten ausprobieren. Die Milchprodukte bleiben weiterhin mager und auch bei Fleisch und Fisch unbedingt magere Teile und Zubereitungsarten wählen.
Beachten Sie: Sollten Sie bei dem einen oder anderen Lebensmittel das Gefühl haben, es nicht zu vertragen, lassen Sie dieses dann lieber weg. Es gibt nun mal ganz individuelle Unterschiede in der Verträglichkeit von bestimmten Lebensmitteln, genauso wie es unterschiedliche Geschmacksvorlieben gibt. Das ▶ Ernährungstagebuch bietet dazu eine ausgezeichnete Hilfestellung.
Die Dauer dieser Phase ist individuell sehr unterschiedlich; im Durchschnitt dauert diese Phase etwa 2–3 Wochen.
2.5 Nach dem Kostaufbau: leichte Vollkost
Nach dem Kostaufbau können Sie endlich wieder mehr oder weniger alles essen. Achten Sie aber auf Ihre persönlichen Unverträglichkeiten bzw. auf Besonderheiten je nach Ihrem Krankheitsbild. Das ▶ Ernährungstagebuch hilft Ihnen dabei, mögliche Unverträglichkeiten herauszufinden. Sollten Sie wegen Ihrer Erkrankung ein Nährstoffpräparat benötigen, wird Ihnen das Ihr Arzt verordnen (z. B. Vitamin B12 bei einer Magenentfernung).
Stellen Sie Ihr Essen am besten gemäß der Ernährungspyramide zusammen. Obst und Gemüse stellen die Basis dar. Empfehlenswert sind 3 Gemüseportionen und 2 Obstportionen pro Tag. Wobei eine Portion 1–2 Handvoll ist. Bei Blattsalaten beispielsweise ist eine Portion die Menge, die in 2...