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Schulanfang und Anfangsunterricht - Grundlagen, pädagogische Prinzipien und Probleme des Übergangs

Grundlagen, pädagogische Prinzipien und Probleme des Übergangs

AutorDaniela Mattes
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl153 Seiten
ISBN9783638518093
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1,3, Universität Koblenz-Landau (Grundschulpädagogik), 96 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn Kinder in die Schule kommen, bedeutet dies für sie, und auch für ihre Familien, sowohl einen Neuanfang als auch einen Abschied von dem Vertrauten. Bereits im Kindergarten soll der Grundstein für einen gleitenden Übergang in die Grundschule gelegt werden. Erzieher und Eltern müssen dem Kind schon lange vor Schulanfang die Möglichkeit geben, sich geistig, körperlich und seelisch zu entfalten, um den Anforderungen der Schule nachkommen zu können. In unterschiedlichen Maßnahmen versuchen Kindergarten und Grundschule demnach den kommenden Erstklässlern die Lern- und Lebenswelt der Schule nahe zu bringen. Auch wichtige Schritte, wie die Feststellung der Schulfähigkeit, eine eventuelle Zurückstellung, die Suche nach alternativen Einrichtungen, die Schuleinschreibung und das erste Kennenlernen mit der Lehrkraft sollten innerhalb der Kooperation zusammen mit dem Elternhaus erlebt und geplant werden. Der erste Schultag stellt dann für alle Beteiligten, Kinder, Erzieher, Lehrer und Eltern, den Höhepunkt des Übergangs dar. Hierbei werden außer Vorfreude und Nervosität oftmals aber auch Zweifel und Bedenken, vor allem auf Seiten der Eltern, laut. Der Anfangsunterricht mit seinen pädagogischen Prinzipien dient dementsprechend dazu, die Kinder und ihre Familien behutsam auf den Schulalltag vorzubereiten und ihnen Zeit zu geben die neue Situation anzunehmen und sich in ihr wohl zu fühlen. Dennoch können bei den Kindern im Übergang vom Elementar- zum Primarbereich Probleme auftreten. Die Frage nach der Erleichterung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule wird allerdings oftmals ausschließlich an institutionellen Problemen festgemacht. Diese Feststellung wird allerdings der Komplexität des Problems nicht ausreichend gerecht. Nicht allein die genannten Institutionen sind für einen reibungslosen Übergang verantwortlich, sondern auch die Eltern und das gesamte Umfeld der Kinder müssen ihren Beitrag leisten. Trotzdem haben manche Kinder, gerade in der ersten Zeit des 1. Schuljahres, mit Übergangsproblemen zu kämpfen, die in Gemeinschaft mit Lehrerin und Eltern ernst genommen und gelöst werden müssen. Eine Stütze sind den Kindern hierbei besonders die Eltern, die nun die Möglichkeit bekommen sich auf verschiedene Weisen in den Unterricht einzubringen und ihren Kindern zu zeigen, dass auch sie sich in der Schule wohl fühlen und ihnen bei diesem neuen Lebensabschnitt zur Seite stehen. Lassen wir also das Abenteuer Schulanfang beginnen.

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Leseprobe

2. Vom Kindergarten zur Grundschule


 

„Im Hinblick auf die Erleichterung des Übergangs vom Kindergarten zur Grundschule empfiehlt es sich, als schulvorbereitende Angebote im engeren Sinn diejenigen Aktivitäten zu verstehen, die bewirken, daß das Kind sich in Bezug auf den Schulbesuch informiert, motiviert, sicher, angstfrei und freudig gestimmt fühlt. Dies kann dadurch erleichtert werden, daß „Schule“ zum Thema von Spielen, Geschichten und Tätigkeiten gemacht wird, daß die Kinder bestimmte positive Erlebnisse im Zusammenhang mit Schule haben [...].“[53] Im folgenden Kapitel wird die Wichtigkeit der vorschulischen Erziehung beleuchtet und erläutert. Kinder werden sowohl in Kindergarten als auch in der eigenen Familie auf den Schuleintritt vorbereitet. Wie dies zu einem positiven Resultat für die kommenden Erstklässler wird, soll im ersten Teil des Kapitels erläutert werden. Jeder Schüler und jede Schülerin bringt beim Schulbeginn unterschiedliche Lernvoraussetzungen, emotionale Empfindungen und gegebenenfalls auch Ängste mit in die Schulklasse. Hierbei ist es wichtig zu klären, wie diese Gefühle sich begründen und wie sie für den Anfangsunterricht nutzbar gemacht oder auch zum Positiven verändert werden können. Der Hauptteil der vorschulischen Prägung liegt demnach bei der Familie, dem Kindergarten und dem kindlichen Umfeld. Der Anfangsunterricht verbindet die Kinder mit den unterschiedlichen Voraussetzungen und gibt ihnen ein gemeinsames Ziel: Die Arbeit an einer erfolgreichen Schulzeit.

 

2.1 Die vorschulische Erziehung


 

In der kindlichen Entwicklung, darf die vorschulische Erziehung nicht außer Acht gelassen werden. Der vorschulischen Erziehung kommt besonders im letzten Kindergartenjahr eine besondere Rolle zu. Hierbei stehen der

 

Kindergarten und das Elternhaus im Vordergrund. Im folgenden Kapitel werden verschiedenen Vorbereitungsmöglichkeiten angesprochen, die es den Kindern erleichtern sollen, den Schulstart zu durchleben.

 

 Der Kindergarten findet seit circa zwanzig Jahren seinen festen Platz im grundlegenden Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland. „Kindergärten sind allgemeine Erziehungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder vom vollendeten dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt.“[54] Heutzutage besuchen etwa 80 % aller drei- bis sechsjährigen Kinder diese Institution des Elementarbereiches.[55] Neumann verweist dabei darauf, dass im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gekennzeichnet ist, dass dem „Kindergarten als der wichtigsten vorschulischen Institution […] der Charakter eines die Familie ergänzenden und von ihr freiwillig anzunehmenden Erziehungs- und Bildungsangebotes des Jugendhilfe zugewiesen worden [ist].“[56] In den Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz wird die wichtige Rolle der vorschulischen Erziehung nochmals festgelegt. „Kindertagesstätten leisten durch ihre Arbeit einen bedeutsamen und spezifischen Beitrag, dass Kinder sich in unserer Welt zurechtfinden und diese aktiv mitgestalten. Diese Dualität setzt voraus, dass die pädagogische Arbeit an der Eigenaktivität der Kinder angesetzt und diese gleichzeitig im Rahmen ihrer aktiven Aneignung mit wichtigen gesellschaftlichen Gegebenheiten vertraut macht. [...] Kindertagesstätten bieten frühe Entwicklungschancen. Kinder werden darin gefördert und unterstützt, den Anforderungen der Schule gewachsen zu sein.“[57] Der Lehrplan Grundschule fügt dem noch hinzu: „Der Kindergarten hat einen eigenständigen Bildungsauftrag. Dieser ist auch darauf ausgerichtet allen Kindern möglichst frühzeitig eine erfolgreiche Mitarbeit in den Grundschulen zu ermöglichen.“[58] Mit Hilfe des Situationsansatzes, der

 

heute vorwiegend in den Kindergärten eingesetzt wird, um den Kinder individuelle Entwicklungsperspektiven zu bieten, nimmt der Kindergarten die Vorbereitung der Kinder auf die Grundschule sehr ernst. Der Ansatz hat zum Ziel die zukünftigen Erstklässler ausreichend auf den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule vorzubereiten, dies wird vordergründig situativ gelöst. Zu dieser Vorbereitung gehören besonders die Entwicklung des sprachlichen Könnens, das Arbeiten und Leben im sozialen und gesellschaftlichen Umfeld, die Entwicklung von mathematischen Vorstellungen sowie die Identitätsentfaltung.[59] Das Spiel wird hierbei als wichtige Übermittlungs- und Lernmethode genutzt und es bietet den Kindern die „Möglichkeit zur Entfaltung der kognitiven, motorischen und emotionalen Fähigkeiten und fördert das soziale Miteinander.“[60] Kindergärten bereiten die schulfähigen Kinder ganz unterschiedlich auf die kommende Schulzeit vor. Einige lassen die Kinder bis Schuleintritt in altersgemischten Gruppen, wollen das soziale Lernen speziell fördern und geben den Vorschulkindern zusätzliche Materialien zum Schuleintritt, andere sehen es vor, „Vorschulmappen“ mit den ältesten Kinder anzufertigen, in denen schulbezogene Themen behandelt werden. Jede vorschulische Erziehung soll aber zu den oben genannten Zielen führen.[61] Jedoch ist zu vermeiden, dass den Kindern im letzten Kindergartenjahr schon alle Lerninhalte aus dem ersten Schuljahr vorweggenommen werden. „Es geht nicht darum, daß ein Kind schon ein bißchen Schule vor der Schule gehabt haben sollte, schon ein bißchen Stillsitzen üben, Buchstaben malen, die Uhr lesen oder zählen lernen müßte. Im Kindergarten sollen Kinder unbeschwert spielen, toben, experimentieren, streiten und sich wieder vertragen. [...] Der beste Kindergarten ist der, in dem die Kinder selbstbewußt, vorwitzig, neugierig, unruhig, ausgelassen und fröhlich sind.“[62] Wichtig ist dabei, dass alle Angebote im Kindergarten auf die Schule vorbereiten sollen, jedoch oft nicht kontrollierbar sind, das heißt, es sind keine Lernstandserhebungen gegeben. Aus diesem Grund zielt auch der Kindergarten auf eine rege Kommunikation mit dem Elternhaus der Kinder, um Entwicklungsschritte und etwaige Probleme der Kinder zu besprechen und gegebenenfalls aus der Welt zu schaffen. Speziell zum Schulbeginn sollte sich der Kontakt zwischen Kindergarten und Elternhaus auch um die Schulfähigkeit (vgl. Kapitel 3.4) der Kinder drehen.

 

Die elterliche Erziehung der Kinder im Bezug auf die vorschulische Erziehung ist nicht weniger wichtig als die im Kindergarten. Im Elternhaus beginnt die vorschulische Erziehung jedoch bereits ab dem ersten Lebenstag des Kindes, indem die Eltern ihm altersgemäße Betreuung und Erziehung entgegenbringen.[63] Wie bereits in Kapitel 1.1 angesprochen, sind die ersten Erfahrungen, die ein Kind am Schulbeginn macht, prägend für die weitere Schullaufbahn und Lerneinstellung des Kindes. Hier gewinnt der Elterneinsatz in der vorschulischen Erziehung an Bedeutung. Aber auch wie sich Eltern mit ihren Kindern vor Schulbeginn auseinandersetzen, ist nicht unerheblich. Es ist „auf der einen Seite zwar richtig, daß Eltern möglichst viel dazu tun sollten, ihrem Kind einen günstigen Schulstart zu verschaffen, auf der anderen Seite besteht diese Hilfe bestimmt nicht darin, daß sie frühzeitig mit ihm üben, trainieren, es mit dem ständigen Verweis auf den „Ernst des Lebens“ zu bestimmten Verhaltensweisen drängen möchten. Denn damit erreichen sie das Gegenteil dessen, was notwendig ist. Sie zerstören die Spontaneität, die Lebensfreude, die optimistische Neugier, die zu den wichtigsten Bedingungen für einen guten Start gehören.“[64] An diesem Punkt richtet sich der Blick der Eltern oft auf die Kindergärten. Die Eltern erwarten Arbeitsblätter und eine perfekte inhaltsgemäße Vorbereitung ihrer Kinder auf die Schule. Die Angst vor dem möglichen Versagen ihres Kindes nimmt zu. Dass das Kind aber während der gesamten Kindergartenzeit auf die Grundschule vorbereitet wird und nicht erst im letzten Jahr, muss geklärt sein.[65]

 

Viele Eltern fragen sich nun, was sie selbst tun können, um ihr Kind optimal vorzubereiten ohne es zu überfordern. Zum Ersten ist es wichtig den Übergang so fließend wie möglich zu gestalten, damit das Kind nicht am 1. Schultag einen regelrechten Schulschock erlebt und von all den neuen Eindrücken überwältigt wird. Für die Eltern ist es jedoch wichtig den Schulanfang nicht ‚hochzujubeln’, sondern in realistischen Farben zu malen. Das „Kind sollte ruhig erfahren, was Sie bei der Arbeit empfinden. Wer aber dem Kind zu verstehen gibt, daß Arbeiten nur mit Mühsal und viel Unangenehmheiten verbunden ist, darf sich nicht wundern, wenn das Kind keine besondere Freude im Hinblick auf die Schule zeigt.“[66] Die Kinder werden des Öfteren kleine Misserfolge, z.B. erste schlechte Noten, wegstecken müssen. Aus diesem Grund sollte man ihnen keine falschen Hoffnungen machen.[67] Gelassenheit und Ruhe, die sich von den Eltern auf das Kind auswirken, gilt es hierbei zu vermitteln.[68] Eltern sollten ihren Kindern das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben und sie zu selbstständigen und selbstbewussten kleinen Menschen erziehen,[69] denn Kinder wollen sich zu ihrem Schulanfang von ihrer Familie unterstützt sehen. Eltern können allein schon durch Gespräche mit der Familie und Freunden die Aufmerksamkeit auf den kommenden Schulbeginn ihres Kindes...

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