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E-Book

Sehen, was andere denken

Der praktische Guide, mit dem Sie jeden durchschauen

AutorJoe Navarro
Verlagmvg Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783961212316
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Nur einmal kurz die Haare hinter das Ohr streichen - eine kleine alltägliche Geste, die doch so viel aussagt. Bestseller-Autor Joe Navarro beschreibt in diesem kompakten Körpersprache-Guide zu seinem Erfolgsbuch Menschen lesen kleine Veränderungen der Mimik und Gestik und erklärt anschaulich und leicht verständlich, was sie bedeuten. Egal, ob beim Gespräch mit dem Chef, einem Date oder einem Disput mit Freunden: Dieses Buch hilft dabei, jeden zu durchschauen und die wirklichen Absichten zu verstehen.

JOE NAVARRO, Jahrgang 1953, kam mit acht Jahren aus Kuba in die USA. Da er kein Wort Englisch sprach, entdeckte er sehr früh den Nutzen der nonverbalen Kommunikation. Später entlarvte er als FBI-Agent in der Abteilung für pionageabwehr 25 Jahre lang Spione, indem er ihre Körpersprache beobachtete und ihre wahren Gedanken und Gefühle bloßlegte. Heute unterrichtet er das Entschlüsseln nonverbaler Kommunikation an Universitäten und verfasst Bücher.

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Leseprobe

Einleitung


1971, als ich 17 Jahre alt war, begann ich, mir Notizen über menschliche Verhaltensweisen zu machen. Wodurch dieses Interesse motiviert war, kann ich bis heute nicht sagen. Ich sammelte und beschrieb verschiedenste nonverbale Signale – Signale, die Menschen über ihre Körpersprache aussenden. Anfangs waren es die augenfälligen Merkwürdigkeiten, die meine Neugierde weckten: Warum rollen Menschen die Augen, wenn sie einer Äußerung keinen Glauben schenken? Warum legen sie eine Hand in den Nacken, wenn sie eine schlechte Nachricht erhalten haben? Später wurden meine Beobachtungen nuancierter: Warum spielen Frauen mit ihren Haaren, während sie telefonieren, und warum heben sie zum Gruß die Augenbrauen? Diese kleinen Gesten und ihre Vielfalt faszinierten mich. Warum bedienen sich Menschen dieser Signale? Welchen Zweck erfüllen die jeweiligen Verhaltensweisen?

Zugegeben, ein seltsames Hobby für einen Teenager. Das ließen mich auch meine Freunde wissen, die lieber Sammelbilder von Baseballspielern tauschten und stets genau wussten, wer in der laufenden Saison die Statistik als bester Batter anführte und welcher Kicker im American Football die meisten Points after Touchdown erzielt hatte. Ich hingegen hatte Spaß daran, mich mit den Feinheiten menschlichen Verhaltens zu beschäftigen.

Anfangs notierte ich meine Beobachtungen rein zum privaten Gebrauch auf Karteikarten. Zu jener Zeit waren mir die Arbeiten der Koryphäen auf dem Gebiet der Erforschung von Körpersprache und nonverbaler Kommunikation noch nicht vertraut: Charles Darwin, Bronisław Malinowski, Edward T. Hall, Desmond Morris und mein späterer Freund Dr. David Givens. Mir war lediglich daran gelegen, die Beobachtungen festzuhalten, die ich aufgrund meines Interesses für menschliche Verhaltensweisen und deren Hintergründe machte. Nie hätte ich gedacht, dass ich meine Kartei 40 Jahre später immer noch führen würde.

Im Laufe der Jahre wuchs mein Karteikartensystem auf mehrere Tausend Einträge an. Zu Beginn meiner Sammeltätigkeit ahnte ich selbstverständlich nicht, dass ich später Special Agent des FBI werden und meine Beobachtungen 25 Jahre lang bei der Verfolgung von Straftätern, Spionen und Terroristen nutzen würde. Vermutlich aber war meine Berufswahl eine logische Konsequenz meines Interesses an der Vielfalt nonverbaler Signale und deren Interpretation.

Ich kam als Flüchtling aus dem kommunistischen Kuba in die USA. Ich war damals sieben Jahre alt und sprach kein Englisch. Da ich gezwungen war, mich schnell an die neue Umgebung anzupassen, blieb mir nichts anderes übrig, als mich durch Beobachten zu orientieren. Die für Muttersprachler selbstverständliche Form der Kommunikation war mir nicht zugänglich. Also stützte ich mich auf die Signale, die zu entziffern mir möglich war: auf die Körpersprache. Ich lernte, die Implikation einer Äußerung zu entschlüsseln, indem ich auf die Körperhaltung, den Blick und die angespannten oder lockeren Gesichtszüge meines Gesprächspartners achtete. Dadurch fand ich heraus, wer mich mochte und wem ich egal war, und ich begriff, wenn jemand böse auf mich war. Ich überlebte in dem für mich fremden Land durch Beobachten. Es war die einzige Möglichkeit.

Natürlich gab es in den USA Aspekte der nonverbalen Kommunikation, die sich von denen in meinem Heimatland unterschieden. In den USA besaßen mündliche Äußerungen eine andere Intonation und Dynamik. In Kuba berührten sich die Menschen oft und standen bei Unterhaltungen nah beieinander. Amerikaner wahrten eine größere Distanz und Berührungen konnten einen kritischen Blick oder Schlimmeres nach sich ziehen.

Meine Eltern hatten keine Zeit, mir diese Dinge zu erklären, da beide jeweils drei Jobs hatten. Ich musste mir alles selbst beibringen. Ich lernte, wie sich kulturelle Unterschiede in der nonverbalen Kommunikation ausprägen. Diesen Sachverhalt hätte ich damals freilich nicht in Worte fassen können, es war mir aber sehr wohl bewusst, dass sich das Verhalten der Menschen in den USA in einigen Aspekten von der mir bekannten Körpersprache unterschied und dass es für mich von essenzieller Bedeutung war, diese Zeichen zu begreifen. Ich entwickelte meine eigene Form der wissenschaftlichen Analyse, indem ich die Rolle eines unvoreingenommenen Beobachters einnahm und die körperlichen Signale, die ich bemerkte, nicht nur ein- oder zweimal, sondern mehrmals überprüfte, bevor ich sie in mein Karteisystem aufnahm. Mit der wachsenden Zahl der Karteikarten kristallisierten sich Muster heraus. Vor allem wurde erkennbar, dass sich die meisten Verhaltensweisen als Ausdruck von Wohlbefinden oder Unbehagen klassifizieren ließen. Unser Körper spiegelt Unbehagen in Echtzeit wider.

Ich lernte später, dass viele der den seelischen Zustand anzeigenden Signale (oder genauer: Verhaltensweisen) vom limbischen System ausgehen – dem bei allen Säugetieren vorhandenen Funktionsbereich des Gehirns, der für die Steuerung und Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Diese unwillkürlichen Reaktionen hatte ich in Kuba gesehen und entdeckte sie nun auch in den USA: Menschen hoben zum Gruß die Augenbrauen, wenn sie – ob im Schulgebäude oder durch das Schaufenster eines Tante-Emma-Ladens – jemanden sahen, den sie wirklich mochten. Solchen universellen Verhaltensweisen schenkte ich zunehmend Vertrauen. Sie schienen mir authentisch und zuverlässig. Auf der anderen Seite brachte ich verbalen Äußerungen große Skepsis entgegen. Nachdem ich die englische Sprache erlernt hatte, hatte ich Menschen nämlich allzu oft sagen hören, wie gut ihnen etwas gefiel, obwohl ihr Gesichtsausdruck Sekunden vorher das Gegenteil verraten hatte.

Folglich sammelte ich bereits in jungen Jahren Erfahrungen mit Unehrlichkeit. Menschen lügen oft, ihre Körpersprache verrät jedoch ihren wahren Gefühlszustand. Kinder sind bekanntlich schlechte Lügner: Werden sie darauf angesprochen, etwas Unrechtes getan zu haben, kommt es vor, dass sie ihre Missetat durch Nicken eingestehen und gleichzeitig verbal leugnen. Mit zunehmendem Alter werden sie versierter darin, die Unwahrheit zu sagen. Der geübte Beobachter nimmt dennoch wahr, dass etwas nicht stimmt – dass das Thema heikel ist, dass der Sprecher Informationen zurückhält oder nicht hinter seiner Äußerung steht. Viele der Signale beziehungsweise Verhaltensweisen, die diesen Zustand verraten, sind in diesem Buch aufgeführt.

Je älter ich wurde, umso mehr orientierte ich mich an der Körpersprache. In der Schule, beim Sport und sogar beim Spielen mit meinen Freunden – in jedem Umfeld stützte ich mich auf nonverbale Signale. Als ich an der Brigham Young University meinen Abschluss machte, umspannten die auf meinen Karteikarten notierten Beobachtungen bereits einen Zeitraum von über zehn Jahren. Anders als zuvor in Miami begegnete ich an der Universität vielen Menschen aus fremden Kulturkreisen – unter anderem Osteuropäern, Afrikanern, Chinesen, Vietnamesen, Japanern, Angehörigen der indigenen Bevölkerungsgruppen der USA sowie Menschen, deren Familien auf den pazifischen Inseln beheimatet waren. So konnte ich mein Observationsfeld erweitern.

Während meines Studiums wurden mir auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse offenbar, die zu den von mir beobachteten Verhaltensweisen existierten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Als ich 1974 beobachtete, wie Kinder, die von Geburt an blind waren, miteinander spielten, verschlug es mir den Atem. Obwohl sie noch nie ein anderes Kind gesehen hatten, zeigten sie Verhaltensweisen, von denen ich angenommen hatte, dass sie durch visuelles Lernen erworben wurden. Sie bekundeten durch einen hüpfenden Gang Begeisterung oder formten selbstbewusst mit ihren Händen ein Dach, indem sie die Kuppen ihrer Finger aneinanderlegten. Die Tatsache, dass sie diese Bewegungen und Gesten zeigten, obwohl sie sie niemals beobachtet hatten, bedeutet – wie ich jetzt lernte –, dass diese Verhaltensweisen fest in der menschlichen DNA verankert sind. Sie sind Teil der archaischen Makrostruktur des Gehirns, die dem Menschen seit Urzeiten das Überleben sichert und die Kommunikation ermöglicht. Somit sind sie universell. In diesem Buch werde ich auf viele Dinge, die uns selbstverständlich sind, ein neues Licht werfen.

Gegen Ende meines Studiums an der Brigham Young University erhielt ich einen Anruf, in dem mir nahegelegt wurde, mich beim FBI zu bewerben. Ich hielt diese Aufforderung für einen Scherz, doch am nächsten Tag klopften zwei Männer in Anzügen an meine Tür und händigten mir ein Bewerbungsformular aus. Damit nahm mein Leben eine entscheidende Wendung. Zu jener Zeit war es durchaus üblich, dass sich das FBI an amerikanischen Universitäten nach vielversprechenden Talenten umsah. Wer mich empfahl und warum ich vorgeschlagen wurde, ist mir bis heute nicht bekannt. In jedem Fall aber löste das Angebot, für die renommierteste Strafverfolgungsbehörde der Welt tätig zu werden, bei mir riesige Begeisterung aus.

Als zweitjüngster Anwärter, der je vom FBI angeworben worden war, tauchte ich im Alter von 23 Jahren erneut in eine mir unbekannte Welt ein. In vielerlei Hinsicht fühlte ich mich auf meine Tätigkeit als Agent nicht vorbereitet, doch es gab ein Gebiet, das ich beherrschte: nonverbale Kommunikation. Dies war der einzige Fachbereich, in dem ich mich sicher fühlte. Die Arbeit des FBI besteht zum größten Teil darin, Beobachtungen anzustellen. Sie umfasst selbstverständlich auch die Untersuchung von Tatorten und das Festnehmen von Verbrechern, die meiste Zeit verbringen Agenten jedoch damit, Zeugen zu befragen, Verdächtige zu observieren und Verhöre durchzuführen. Für diese Aufgaben sah ich mich gewappnet.

Ich arbeitete 25 Jahre...

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