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E-Book

Selbstbewusst älter werden

AutorJane Fonda
Verlagnymphenburger Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl448 Seiten
ISBN9783485061179
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis5,99 EUR
LIEBE - GESUNDHEIT - SEX - FITNESS - FREUNDSCHAFT - GEIST Selbstbewusst älter werden oder Bühne frei für den Rest des Lebens - ein Leitfaden der Schauspielerin, Fitness-Queen und Bestsellerautorin Keine Lust auf Ruhestand? Das Alter als Herausforderung und als Chance sehen. Jane Fonda befasst sich freimütig und inspirierend mit einem Thema, das heute immer mehr an Aktualität gewinnt: Wie die Generation der 'jungen Alten' die Zeit nach der Lebensmitte lust- und sinnvoll nutzen kann. Ein Buch mit zahlreichen Informationen und Tipps für den Alltag, um den neuen Freiraum entspannt zu gestalten und zur besten Phase des Lebens zu machen.

Jane Fonda, am 21. Dezember 1937 in New York geboren, ist US-amerikanische Schauspielerin und zweifache Oscar-Preisträgerin. Ab Ende der Siebzigerjahre wurde sie mit Aerobic- und Yoga-Videos zum Symbol der Fitness-Welle. Sie engagierte sich gegen den Vietnamkrieg, gegen die Nutzung von Kernenergie und gegen die US-Invasion im Irak. Sie war dreimal verheiratet, zuletzt mit Ted Turner, dem Gründer des Nachrichtensenders CNN. Sie litt an Bulimie, steht zu ihren Schönheitsoperationen und hat im Alter endlich gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu respektieren und zu verwirklichen.

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Leseprobe

Vorwort

Bogen und Treppe

Die Vergangenheit bereitet den Boden für die Gegenwart, und die tastenden Schritte, die zur Gegenwart führen, kennzeichnen die Wege in die Zukunft.[1]

Mary Catherine Bateson

Vor einigen Jahren, kurz vor meinem siebzigsten Geburtstag, wurde mir plötzlich bewusst, dass mir das zweite Jahrzehnt im dritten Akt des Lebens bevorstand – Akt III, der nach meinem Empfinden mit sechzig beginnt. Ich fühlte mich unwohl bei dem Gedanken. Sechzig Plus zu sein war eine Sache. Wenn wir körperlich und geistig topfit sind, können wir in diesem Jahrzehnt unser tatsächliches Alter noch ein wenig verschleiern. Aber mit siebzig – da geht es bergab. Zur Zeit unserer Großeltern gehörte man mit siebzig zum alten Eisen, jenseits von Gut und Böse, mit einem Fuß im Grab.

Doch im Verlauf des letzten Jahrhunderts fand eine Revolution statt – die Langlebigkeitsrevolution. Studien belegen, dass die menschliche Lebenserwartung seither um durchschnittlich vierunddreißig Jahre gestiegen ist, von sechsundvierzig auf achtzig Jahre! Diese zusätzliche Zeitspanne stellt ein volles zweites Erwachsenenleben dar, die alles verändert, einschließlich der Definition des Menschen, ungeachtet dessen, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.

Der zusätzliche Raum

Die Anthropologin Mary Catherine Bateson hat eine Metapher für den Umgang mit dieser erweiterten Lebensspanne gefunden. In ihrem Buch Composing a Further Life: The Age of Active Wisdom schreibt sie: »Wir haben der Lebenserwartung Jahrzehnte hinzugefügt und damit nicht nur das Alter verlängert, sondern auch einen neuen Raum im Verlauf unseres Lebenswegs erschlossen, ein zweites und anders geartetes Erwachsenendasein, das dem hohen Alter vorausgeht, und infolgedessen ist jede Lebensphase einem grundlegenden Wandel unterworfen.«[2] Bateson weist mit dieser Metapher auf die sichtbaren Veränderungen hin, die bei der Erweiterung eines Hauses eintreten. Infolge des Anbaus werden alle Räume des Hauses ein wenig anders gestaltet und genutzt.

In unserem Haus des Lebens erhalten Dinge wie Planung, Ehe, Liebe, Finanzen, Kindererziehung, Reisen, Weiterbildung, körperliche Fitness, Beruf, Ruhestand – ja sogar unsere eigene Identität – eine völlig neue Bedeutung, wenn wir jetzt davon ausgehen können, dass wir mit achtzig, neunzig – oder länger – noch imstande sind, aktiv am Leben teilzunehmen.

Doch unsere Kultur hat sich noch nicht ausreichend mit dem Wandel auseinandergesetzt, den die Langlebigkeitsrevolution mit sich bringt. Aus institutioneller Sicht verläuft unser Leben noch genauso wie zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, eingeordnet in altersspezifische Silos: Im ersten Drittel lernen wir, im zweiten Drittel sind wir produktiv, und im letzten Drittel widmen wir uns aller Voraussicht nach dem Müßiggang.

Doch was wäre, wenn wir die Silos niederreißen und die Aktivitäten integrieren würden? Wenn wir Lernen und Arbeiten als lebenslange Herausforderungen betrachten würden statt als Aufgaben, die mit dem Eintritt in den Ruhestand enden? Was wäre, wenn das Stärke verleihende Gefühl, ein produktives Mitglied der Gesellschaft zu sein, bereits in frühester Kindheit erfahrbar wäre, und wenn Schüler schon in der ersten Klasse wüssten, dass Fortbildung zu den lebenslangen Erwartungen an sie gehört? Was wäre, wenn das zweite, traditionell produktive Silo mit mehr Muße und Fortbildung verknüpft würde? Und Senioren, die noch zwanzig oder mehr produktive Jahre vor sich haben, ihre Freizeit genießen können, aber gleichzeitig in irgendeiner Form erwerbstätig und bildungsorientiert bleiben, und wenn auch aus keinem anderen Grund als wegen der Herausforderung für den Geist? Aus dieser Perspektive betrachtet, wird die Langlebigkeit zu einer Sinfonie mit den Anklängen verschiedener Zeitphasen, die mit leichten Abwandlungen während des gesamten Lebensbogens wiederkehren, genau wie in der Musik.

Außer, dass uns die Notenblätter für diese neue Sinfonie des Lebens fehlen. Wir, die Angehörigen der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg – die sogenannten Babyboomer und heutigen Senioren – sind eine Generation, die Pionierarbeit leisten muss; unsere Aufgabe besteht darin, eine Komposition für die bestmögliche Ausschöpfung des Potenzials zu entwickeln, das mit der geschenkten Zeit einhergeht und uns ein Gefühl der Ganzheitlichkeit und Selbstverwirklichung über die längere Spanne des Lebensbogens vermitteln sollte.

Um meinen eigenen Entwicklungsverlauf in den sechziger und siebziger Jahren zu veranschaulichen, war es hilfreich, mir die Sinfonie des Lebens in drei Akten oder drei wichtigen Entwicklungsabschnitten vorzustellen: Der erster Akt umfasst die ersten drei Dekaden, der zweite Akt die mittleren drei Dekaden und der dritte Akt die letzten drei Dekaden (oder die Anzahl der Lebensjahre, die uns danach verbleibt).

Während ich bemüht war, die neuen Realitäten des Alterns zu begreifen, entdeckte ich Bogen und Treppe zur Veranschaulichung dieses Entwicklungsprozesses.

Bogen und Treppe

Bogen und Treppe sind zwei Symbole, die den Verlauf des menschlichen Lebens anschaulich zusammenfassen.

Der Bogen repräsentiert ein biologisches Konzept; er führt uns von der Kindheit zur Lebensmitte, einem Höhepunkt der Reifephase, gefolgt von einem Nachlassen der Aktivität und allmählichem Niedergang.

Die Treppe stellt das menschliche Entwicklungspotenzial dar, das stufenweise aufwärts verlaufen kann, wenn es spirituelles Wachstum und Lernprozesse mit sich bringt – mit anderen Worten Bewusstheit und Seelenstärke fördert.

Die auf visuellen Wahrnehmungen basierende Sichtweise, die sich dahinter verbirgt, wurde von dem verstorbenen Rudolf Arnheim entwickelt, ehemals Professor für Kunstpsychologie am Carpenter Center for the Visual Arts der Harvard University; sie bietet klare Metaphern für die verschiedenen Möglichkeiten, den Alterungsprozess zu betrachten. Unsere jugendbesessene Kultur ermutigt zur Fokussierung auf den Bogen, der das Altern als unaufhaltsamen physischen Abstieg statt als Treppe – als kontinuierliche, stufenweise Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeit – darstellt. Doch es ist die Treppe, die auf die positiven Aspekte der späteren Lebensphasen hindeutet, selbst angesichts des körperlichen Verfalls. Man könnte sie auch mit einer spiralförmig verlaufenden Wendeltreppe vergleichen! Denn Eigenschaften wie Weisheit, Ausgeglichenheit, Reflexionsfähigkeit und Einfühlsamkeit, die diese Aufwärtsbewegung prägen, werden uns nicht auf einen Schlag im Zuge eines linearen Aufstiegs zuteil, sondern umkreisen uns, laden uns ein, eine Stufe nach der anderen zu erklimmen und dabei den Blick sowohl zurück als auch nach vorne zu richten.

Die Zukunft proben

Zeit meines Lebens habe ich versucht, mich mit den Situationen, vor denen mir graute, anzufreunden, ihnen unerschrocken ins Gesicht zu blicken und sie in- und auswendig kennenzulernen. Eleanor Roosevelt sagte einmal: »Mit jeder Erfahrung, bei der wir innehalten, um der Angst ins Gesicht zu sehen, gewinnen wir Stärke, Mut und Selbstvertrauen.« Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Auf diese Weise habe ich entdeckt, dass das Wissen um den Weg, der vor mir liegt, dazu beiträgt, meine Ängste zu überwinden, meinen Sorgen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es ist immer von Vorteil, den Feind zu kennen! Man denke nur an Rumpelstilzchen, das böse kleine Männlein aus dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm! Seine Macht war gebrochen, als die Tochter des Müllers ihn bei seinem richtigen Namen nannte.

Wenn wir unsere verborgenen Ängste aufdecken, benennen und bei Licht betrachten, werden sie schwächer und schwinden.

Eine Möglichkeit, meine Angst vor dem Altern zu überwinden, bestand darin, mich vorab mit diesem Prozess auseinanderzusetzen und den dritten Akt zu proben. Damit fing ich bereits im zweiten Akt an. Ich bin überzeugt, dass meine Zukunftsszenarien (in Kombination mit einer Lebensbilanz, einer Rückschau auf die Vergangenheit) dazu beigetragen haben, das Leben im dritten Akt – zumindest bisher – relativ gelassen anzugehen.

Ein Kuss für meinen Vater, als ich ihm den Oscar für Am Goldenen See brachte, da er bereits zu krank war, um an der Veranstaltung teilzunehmen.

John Bryson © 2011 Bryson Photo

Als mein Vater Ende siebzig war und infolge seiner Herzprobleme der körperliche Verfall einsetzte, wurden meine Kindheitsillusionen von der Unsterblichkeit des Menschen zerstört. Mit Mitte vierzig wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nach seinem Ableben das älteste Familienmitglied und in nicht allzu langer Zeit die Nächste am Drehkreuz sein würde. Ich erkannte, dass es weniger der Gedanke an den Tod war, der mich schreckte, sondern vielmehr die Aussicht, mich mit Dingen in meinem Leben konfrontiert zu sehen, die ich bedauern, aber nicht mehr ändern könnte, der Litanei des »Was wäre gewesen, wenn« und »Hätte ich doch nur«. Es widerstrebte mir, erst am Ende des dritten Aktes und damit viel zu spät zu entdecken, was ich alles versäumt hatte.

Ich verspürte mit einem Mal das Bedürfnis, mich in die Zukunft hineinzuversetzen, mir genau vorzustellen, was für ein Mensch ich später sein möchte, was ich möglicherweise bedauern könnte und was ich unbedingt in Angriff nehmen sollte, bevor ich zu alt wurde. Ich wollte möglichst genau verstehen, welche Karten mir das Alter austeilen könnte, was ich...

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