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Sergej Michailowitsch Eisensteins Montagetechnik und -theorie: Im Stummfilm 'Panzerkreuzer Potemkin'

AutorMarkus Jentsch
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl53 Seiten
ISBN9783863416829
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Anders als die Filmpioniere seiner Zeit wollte Eisenstein in seinen Filmen nicht nur Geschichten erzählen, sondern das Publikum auch zum Mitdenken und gesellschaftlich verantwortlichen Handeln anregen. Durch seine Montagetheorien und seine daraus entstehenden Filme will der Regisseur sein Publikum in einen Zustand versetzen, in dem es die dargestellte Handlung interpretiert und sie weiterdenkt. Um dieses Ziel und damit das Publikum zu erreichen, sprach Sergej Eisenstein sowohl die emotionale als auch die intellektuelle Ebene an. In der vorliegenden Arbeit werden die wichtigsten Montagekenntnisse und -techniken Sergej Eisensteins dargestellt. Dabei spielt auch die ständige Weiterentwicklung seiner Theorien eine Rolle. Diese sorgt dafür, dass die Montagetechniken beliebig miteinander verknüpft werden können und trotzdem am Ende eine geschlossene Einheit bilden. So steht eine Analyse der Montagetechnik und der bildkompositorischen Gesetze und Regeln im Stummfilm 'Panzerkreuzer Potemkin' im Zentrum dieses Buches.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2, Sergej Eisensteins 'Panzerkreuzer Potemkin': 2.1, Der Regisseur Sergej Eisenstein: 'Eisenstein ist - ein großer Filmregisseur, der vor allem wegen des bildgewaltigen Meisterwerks PANZERKREUZER POTEMKIN nie vergessen wird, - ein fruchtbarer Filmtheoretiker, der seine Theorien in lebendigem Wechselprozess mit seinen Filmen entwickelte, - ein begnadeter Filmlehrer, [...] - ein vielseitig gebildeter Wissenschaftler, der auf die verschiedensten Bereiche Einfluss genommen hat, - und nicht zuletzt ein literarisch begabter Autor, der auch noch heute mit viel Genuss zu lesen ist.' Sergej Michailowitsch Eisenstein wurde am 23. Januar 1898 in Riga geboren und starb im Alter von 50 Jahren am 11. Februar 1948 in Moskau. Seine Kindheit verlebte er unter der Obhut seiner Eltern, welche der Kolonisationsgruppe der russischen Beamten im lettischen Landesteil angehörten. Auch durch diese Tatsache fiel es ihm schwer Freunde in der Schule zu finden, da die lettische Urbevölkerung den größten Teil der Mitschüler in seiner Klasse stellte und diese nicht besonders gut auf die Gesellschaftsschicht, aus welcher er stammte, zu sprechen war. Hinzu kam, dass Eisenstein ein regelrechter Musterschüler war. Er selbst schätzte seine Kindheit als eine Zeit ein, die charakterisiert ist durch das Fehlen typisch kindlicher Handlungen. 'Ich war ein schlimmes Kind [...]. Ich habe keine einzige auseinandergenommene Uhr, keine einzige gequälte Fliege und keine einzige böswillig zertrümmerte Vase auf dem Gewissen. Und das ist natürlich sehr schlimm. Denn wahrscheinlich musste ich eben deshalb gerade Filmregisseur werden.' Diesem Zitat Sergej Eisensteins liegt wahrscheinlich der Gedanke, als Regisseur alles zertrümmern zu können und alles machen zu können was man will, zugrunde. Hinzu kommt, dass er schon im kindlichen Spiel immer stark der Inszenierung verbunden war, in Rollenspielen plante er bis ins kleinste Detail den Spielverlauf und Nebenhandlungen. 1915 begann er auf Wunsch seines Vaters Michail Ossipowitsch Eisenstein, welcher ein bekannter Staatsarchitekt war, das Studium der Zivilingenieurwissenschaft. Die dabei erworbenen analytischen Fähigkeiten waren ihm später in seiner Tätigkeit als Regisseur sehr behilflich, Gedanken, Einstellungen, Sequenzen und schließlich den gesamten Film mit der Genauigkeit eines Ingenieurs zu ordnen. 1918 tritt Eisenstein freiwillig in die Rote Armee ein, um das damalige zaristische Regime zu bekämpfen. Während der Armeezeit von 1918 - 1919 wird er unter anderem an die Ostfront abkommandiert, wo er aufgrund seiner Kenntnisse der Ingenieurswissenschaften als Bau- und Sprengmeister eingesetzt wurde. Hier kommt er erstmalig mit der japanischen Kultur in Berührung, welche später einen großen Einfluss auf sein Leben und vor allem seine Arbeit haben wird. Nach der Armeezeit bricht Eisenstein sein Studium für Zivilingenieurwissenschaft ab und arbeitet als Bühnenzeichner am 'Proletkult - Theater' in Moskau, was ihm später noch von großem Nutzen sein wird. Fast gleichzeitig, im Jahre 1920, entschließt sich Eisenstein, ein Studium für Orientalistik und Japanische Schrift - beziehungsweise Bildzeichen, die sogenannten 'Kabuki', zu beginnen. Darauf aufbauend wird er seine erste Montagetheorie, die dialektische Montage, erarbeiten. Außerdem wirkte er in jener Zeit bei einem 'Agitpropzug' als Karikaturzeichner mit, um politische Werbung für die kommunistische Partei zu machen. Sergej Eisenstein war Zeit seines Lebens stets ein linker Künstler und stand hinter dem kommunistischen Grundgedanken. Sein Filmdebüt gab der junge Regisseur mit 'Streik', einem Film, der die Niederschlagung eines Arbeiteraufstandes thematisiert. Bereits hier findet man die für Eisenstein typische Symbolik wieder, indem er am Höhepunkt des Filmes die Streikenden mit einer Viehschlachtung gegen schneidet und somit einen starken Kontrast erschafft. Der Erfolg von 'Streik', welcher auch im Ausland aufgeführt wurde, brachte ihm einen neuen Auftrag ein: 'Panzerkreuzer Potemkin'. Mit diesem Werk hatte der Regisseur dann seinen ersten richtigen internationalen Durchbruch. Weitere Filme wie 'Oktober' und 'Die Generallinie' folgten. Seine späteren Filme wie zum Beispiel 'Iwan der Schreckliche - Teil 2' fielen oft der Zensur zum Opfer. Eisenstein arbeitete für zwei Filme, 'Alexander Newski' und 'Iwan der Schreckliche - Teil 1', der später auch mit dem Stalinpreis ausgezeichnet wurde, mit dem Komponisten Sergej Prokofjew zusammen. Nachdem er 1930 einen Vertrag mit Paramount abgeschlossen hatte, reiste er für einige Jahre durch die USA. Dort hielt er unter anderem Vorträge an verschiedenen Universitäten über seine Filmtheorien. In Hollywood traf er Charles Chaplin, Upton Sinclair und Walt Disney. Als von Paramount eine antikommunistische Kampagne durchgeführt wird, kommt es zum Bruch zwischen Eisenstein und dem Filmkonzern. Er verließ daraufhin die USA und reiste nach Mexiko, wo er einen Film über dieses Land drehen wollte. Leider gab es seit Beginn der Produktion Finanzierungsprobleme, so dass dieser Film vorerst ein Fragment blieb. Ein weiterer, sicher auch bedeutenderer Grund für den Künstler in seine Heimat zurück zu kehren, war die Haftandrohung Stalins für die Mutter des Regisseurs, womit er Eisenstein zur Rückkehr nach Russland zwingen wollte. Stalin hatte sich inzwischen von der revolutionären Avantgardekunst abgewandt und propagierte den Sozialistischen Realismus in der Kunst. Er erwartete von Eisenstein eine Rechtfertigung der ersten Werke und den Nachweis der Verbindung zum Sozialistischen Realismus, da ihm die frühen Filme zu intellektuell, künstlerisch und vor allem freiheitlich erschienen. Zurückgekommen drehte Sergej Eisenstein schließlich seinen ersten Tonfilm 'Bezin Wiese', welcher jedoch aufgrund fadenscheiniger Begründungen und eines gewissen parteilichen Unmutes nicht angenommen und aufgeführt wurde. 'Seit acht Jahren hatte er keinen Film fertig gestellt. Für Amerika war er zu kritisch, für die UdSSR zu experimentell, und Europa erstickte im Faschismus. Für Eisenstein gab es 1937 keinen Platz mehr.' Obwohl er eine kommunistische Grundhaltung vertrat, konnte er die ständige Gängelei durch den Staat, sein filmisches Schaffen betreffend, kaum ertragen. Fast hätte er öffentlich seinen Unmut darüber bekundet, was mindestens das Ende seiner beruflichen Karriere bedeutet hätte, schrieb aber, um weiterhin seiner Passion nachgehen zu können, einen Reuebrief an Stalin. Mit dem Heldenepos 'Alexander Newski' konnte er dann endlich einen Tonfilm mit Hilfe von Sergej Prokofjew vollenden und zur Aufführung bringen, wobei die Dreharbeiten allerdings streng von parteilicher Seite überwacht wurden. Nach diesem Film begannen die Dreharbeiten zu 'Iwan der Schreckliche', welcher in drei Teilen entstehen sollte. Als der erste Teil vollendet war, erhielt er viel Lob von Stalin. Dieser war mit der Darstellung des Tyrannenherrschers im zweiten Teil jedoch nicht mehr zufrieden und lehnte seine zwiespältige Darstellung im Film ab, forderte sogar eine Überarbeitung. Dieser kam Eisenstein aber nicht nach, da er zum einen nach Beendigung der Montage zum zweiten Teil einen schweren Herzanfall erlitt und sich anschließend seinen Memoiren widmete, zum anderen wollte er sich nicht mehr der Diktatur des Systems beugen. Am 11. Februar 1948 starb er schließlich in Moskau an den Spätfolgen des Herzinfarktes. 'Die Welt seiner großbürgerlichen Kindheit ist untergegangen und dem Keim einer neuen Welt gewichen. Diese Welt erhoffter Brüderlichkeit hat sich zusammen mit allen Utopien, in deren Dienst seine Stummfilme standen, vor Eisensteins Augen zersetzt. Zwei Welten hat er untergehen sehen und ist an den Ursprungspunkt blinder Unterdrückung zurückgekehrt.' Die Erkenntnis dieser Parallele machte es ihm wahrscheinlich unmöglich, sein filmisches Schaffen fortzusetzen, womit ihm letztendlich die Lebensgrundlage entzogen wurde. Sergej Eisenstein arbeitete mit vielen bekannten Persönlichkeiten wie Eduard Tissé, Charlie Chaplin, Alexej Tolstoi und Sergej Prokofjew zusammen und wird bis heute zu den größten Regisseuren und Filmtheoretikern gezählt.
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