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E-Book

Sexualität im Beratungsgespräch mit Jugendlichen

AutorBettina Weidinger, Daniela Dörfler, Wolfgang Kostenwein
VerlagSpringer-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl209 Seiten
ISBN9783211336588
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis42,99 EUR

'Kamasutra, Penisbruch, Scheidenkrampf' - Themen über die Jugendliche sprechen und die sie bewegen. Trotz Medien und Werbung bleiben sie häufig uninformiert. Erfahrene Sexualpädagogen zeigen hier, wie Sie mit Jugendlichen Fragen dieser Art besprechen, selbst wenn deren stereotype Antwort 'wir wissen eh schon alles' lautet. Wie Sie Gespräche über Nähe, Attraktivität, Kennenlernen, Geschlechtsverkehr und Verhütung führen, klären sie vor dem Hintergrund jugendlicher Lebenswelten. Wie lauten konkret typische Fragen und passende Antworten? Auf einen Blick: die häufigsten Fragen - mit Antwortvorschlägen, die nach Altersgruppen gegliedert sind.

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Leseprobe

6 Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch (S. 83-84)

Nicht jede ungeplante Schwangerschaft ist automatisch eine ungewollte Schwangerschaft. Junge Frauen unter 20 Jahren befinden sich aber meist in einer Situation, in der eine Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes weder emotional, noch von den äußeren Lebensbedingungen her passend ist. Auch ist nicht jede ungewollte Schwangerschaft automatisch eine Krisensituation. Herausfordernd im Beratungsgespräch sind aber jene Situationen, wo es darum geht, die junge Frau in ihrem Entscheidungsprozess zu begleiten bzw. sie in einer Krisensituation zu stützen.

Besonders junge Frauen warten mit dem Besuch bei der Frauenärztin, mit dem Gespräch bei der Beraterin oder der Vertrauenslehrerin relativ lange, wenn es sich um eine mögliche Schwangerschaft handelt. Ähnlich wie in anderen schwierigen Lebenssituationen auch, wird die Handlungsweise vieler junger Frauen durch den Versuch, die belastende Situation zu verdrängen, bestimmt. Anders als bei schlechten Noten oder versäumten Zahlungen, lässt sich das „Problem" nicht einfach später lösen. Die Möglichkeit mehrere Entscheidungsvarianten zur Verfügung zu haben besteht nur für eine relativ kurze Zeitspanne. In der allgemeinen Aufklärung ist es daher unbedingt notwendig, in sehr klarer Weise Informationen zum Thema Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch zu geben. Unabhängig von der moralischen Einstellung der Beraterin sind fachlich fundierte Informationen Voraussetzung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesem Thema.

Beraterinnen, die die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs grundsätzlich ablehnen, sollten Informationen über Schwangerschaftsabbruch und Beratungsgespräche im Falle einer ungewollten bzw. ungeplanten Schwangerschaft von einer Kollegin übernehmen lassen. Die Überweisung muss ohne der Information über die eigene Werthaltung geschehen können, da alleine dadurch eine einschränkende Stimmung zu diesem sensibilisierten Thema präsentiert wird. Eine freundliche, aufmunternde Überweisung, mit dem Hinweis, dass die genannte Institution in diesem Falle eine gute Unterstützung darstellt, ermöglicht der betroffenen Frau, rechtzeitig eine stützende Beratung in Anspruch nehmen zu können.

Im allgemeinen kann behauptet werden, dass Frauen, die sich gut informiert fühlen, sich nicht leichter für einen Abbruch entscheiden. Schlecht informierte Frauen hingegen kommen viel leichter in Bedrängnissituationen, da sie sich zu spät oder gar nicht um Unterstützung kümmern. Auch sehr jungen Frauen unter 20 Jahren ist bewusst, dass die Entscheidung für oder gegen das Austragen eines Kindes keine leichtfertige Entscheidung ist. Keine Frau wird sich daher in „bewusster Absicht" dieser Entscheidungsfrage stellen.

SCHWANGERSCHAFT UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH IM SEXUALPÄDAGOGISCHEN GRUPPENGESPRÄCH

Die emotionale Brisanz dieses Themas ist nicht nur spürbar, wenn Erwachsene Stellung dazu beziehen. Auch Jugendliche machen sich Gedanken zu diesem Thema, haben möglicherweise durch den Bekanntenkreis oder die eigene Familie bereits Erfahrungen mit dieser Entscheidungsfindung gemacht und haben auf jeden Fall bereits eine eigene Wertigkeit im Umgang mit dieser Frage. Die emotionalen Aspekte lassen sich weder mit Erwachsenen, noch mit Jugendlichen ausdiskutieren. Gelernte Wertigkeiten, kulturelle Vorschriften, persönliche Erfahrungen mischen sich zu sehr, um eine Diskussion führen zu können, die die echte Auseinandersetzung mit sich selbst fördert. Hinzu kommen noch Ängste, selbst in diese Situation geraten zu können, sowie gesellschaftliche Rollenzuschreibungen, die schwer aufzubrechen sind. Jungen und Mädchen haben oft sehr unterschiedliche Zugänge, die nicht nur durch Rollenstereotype, sondern auch durch ganz persönliche männliche und weibliche Ängste geprägt sind. Um eine emotionale Auseinandersetzung in einer differenzierten Weise mit diesem Thema zu ermöglichen, kann es hilfreich sein, Jungen und Mädchen in vertauschten Rollen ein Beziehungsgespräch über eine ungewollte Schwangerschaft führen zu lassen.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis8
Zu den Autoren12
1 Veränderungen in der Sexualpädagogik14
SEXUALPÄDAGOGIK FRÜHER14
SEXUALPÄDAGOGIK HEUTE15
2 Vom Wissen zum Handeln22
ALLGEMEINES ZUR SEXUALBERATUNG MIT JUGENDLICHEN23
VERANTWORTUNG IN DER BERATUNG27
MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN SEXUALBERATERISCHEN HANDELNS27
REFLEXION DER EIGENEN WERTHALTUNGEN32
CODIERUNGEN UND DEREN BEDEUTUNG36
EMPATHIE UND KILLERPHRASEN42
3 Gynäkologische Untersuchung/ Urologische Untersuchung50
TERMINVERGABE IN DER ORDINATION –WAS BEI JUGENDLICHEN ZU BEACHTEN IST56
FREUND UND MUTTER ALS LIEBEVOLLE BEGLEITER57
4 Biologische Facts –und keine Spur von Langeweile!60
DIE SACHE MIT DER PENISLÄNGE UND DIE EROGENEN ZONEN DER FRAU60
BIO FACTS IM KONTEXT JUGENDLICHER LEBENSWELTEN63
FRUCHTBARE TAGE – ODER: WARUM „AUFPASSEN“ FUNKTIONIERT, OBWOHL ES NICHT FUNKTIONIERT72
5 Verhütung78
WIE KANN DIESES THEMA FÜR JUGENDLICHE INTERESSANT GEMACHT WERDEN?78
FRAGEN ZUR KONDOMVERWENDUNG81
DIE PILLE – EIN KOMPLIZIERTER EINNAHMERHYTHMUS?83
WENN EIN MÄDCHEN NIE VERHÜTET...ODER: WENN EIN MÄDCHEN MEHR ALS AUSREICHEND VERHÜTET UND DENNOCH STÄNDIG ANGST HAT, SCHWANGER ZU SEIN88
DIE PILLE DANACH92
6 Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch96
SCHWANGERSCHAFT UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH IM SEXUALPÄDAGOGISCHEN GRUPPENGESPRÄCH97
SCHWANGERSCHAFT ALS KRISE BEI JUNGEN FRAUEN99
ENTSCHEIDUNGSFINDUNG105
WENN DAS GESPRÄCH MIT DEN ELTERN SCHWIERIG ERSCHEINT107
DIE ELTERN ALS LIEBEVOLLE BEGLEITER109
DER FREUND111
KINDERWUNSCH BEI JUGENDLICHEN112
7 Sexualität und Fragen rund um den Akt116
SEXUELLE ENTWICKLUNG BEI JUNGEN UND MÄDCHEN116
DAS ERSTE MAL119
FRÜHZEITIGE EJAKULATION BEI JUNGEN MÄNNERN –KEIN ORGASMUSEMPFINDEN BEI JUNGEN FRAUEN126
WIE LANGE DAUERT SEX?129
EMPFINDUNGSLOSIGKEIT130
GERÜCHTE132
8 Beziehungen unter Jugendlichen138
GEFÜHLSCHAOS ODER ERNSTE BEZIEHUNGEN?138
HOMOSEXUALITÄT142
9 Ideale148
BUSENGRÖSSE148
PENISLÄNGE150
MEDIEN UND PORNOGRAPHIE151
10 Krankheiten154
WAS KRANKHEITEN HEUTE NOCH MIT SELBSTBEFRIEDIGUNG ZU TUN HABEN154
SEXUELL ÜBERTRAGBARE KRANKHEITEN –MUT ZUR DIFFERENZIERTEN INFORMATION154
MORAL UND KRANKHEITSÜBERTRAGUNG156
11 Sexuelle Übergriffe158
12 6 x 6 Fragen zum Sex160
1. BEZIEHUNG165
2. SEX172
3. LEISTUNG181
4. VERHÜTUNG UND SCHWANGERSCHAFT189
5. KÖRPER UND KRANKHEIT196
6. UNSICHERHEITEN UND ÄNGSTE204
Take home message – oder die wichtigsten Regeln in Kürze212
Pannen214
Unser Ziel215
Anhang216
Sachregister217

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