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Sexuelle Sucht

AutorRudolf Stark, Sina Wehrum-Osinsky
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl83 Seiten
ISBN9783840926402
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Immer mehr Personen, die sich selbst als 'sexsüchtig' bezeichnen, suchen um therapeutische Hilfe nach. Aktuelle Forschungsbefunde legen nahe, dass die rasante Entwicklung des Internets und der damit assoziierte, nahezu uneingeschränkte Zugriff auf sexuelles Material eine wesentliche Rolle bei dieser Entwicklung spielen. Im Zentrum der beschriebenen Problematik steht dabei meist ein als unkontrollierbar empfundener Drang, verschiedensten sexuellen Verhaltensweisen nachzugehen, die in der Folge mit starkem Leidensdruck und nicht selten mit massiven negativen Konsequenzen im beruflichen und/ oder privaten Bereich verbunden sind. Das Buch bietet neben Hintergründen zur aktuell andauernden Diskussion um die Diagnose der 'sexuellen Sucht' einen Überblick über Phänomenologie, Genese, differenzialdiagnostische Überlegungen sowie Behandlungsmöglichkeiten dieser Symptomatik. Ausführliche Fallbeispiele sollen dabei helfen, einen Überblick über die Vielfältigkeit dieses Störungsbildes zu vermitteln. Das diagnostische und therapeutische Vorgehen in den verschiedenen Behandlungsphasen wird praxisorientiert beschrieben. Dazu werden u.a. Methoden der Stimuluskontrolle, der Identifikation von Frühwarnsignalen, der alternativen Tagesstruktuierung, der Emotionsregulation sowie der Umgang mit Rückfällen dargestellt.

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Kapitelübersicht
  1. Sexuelle Sucht
  2. Vorwort
  3. 1Beschreibung der Störung
  4. 2Störungstheorien und -modelle
  5. 3Diagnostik und Indikation
  6. 4Behandlung
  7. 5Fazit und Ausblick
  8. 6 7 Literatur
  9. Anhang
  10. Karte
Leseprobe
1.5 Persönlichkeitseigenschaften, Differenzialdiagnose und Komorbiditäten (S. 20-21)

Persönlichkeitseigenschaften. Es gibt nur wenige Studien, die sich gezielt mit den Persönlichkeitseigenschaften von sexsüchtigen Betroffenen beschäftigt haben. Im Vergleich zu gesunden Kontrollprobanden fanden sich in einer Untersuchung von Reid, Carpenter, Spackman und Willes (2008) höhere Werte bezüglich Alexithymie, Neurotizismus, Depression, Impulsivität und Stressanfälligkeit in einer Stichprobe von 120 Sexsüchtigen. Wurden Männer und Frauen miteinander verglichen, zeigten sich interessanterweise kaum Unterschiede in den Persönlichkeitseigenschaften beider Gruppen (Reid, Dhuffar et al., 2012).

Differenzialdiagnosen. Symptome von sexueller Sucht können im Rahmen medizinischer Grunderkrankungen sowie assoziiert mit anderweitig diagnostizierten psychischen Erkrankungen auftreten. Als kausale körperliche Ursachen für sexsüchtige Verhaltensweisen können verschiedenste hirnorganische Veränderungen vorliegen, wie zum Beispiel diffuse Hirnverletzungen und Schlaganfälle, verschiedene Formen der Demenz, Temporallappenepilepsien, Chorea Huntington oder das Tourette-Syndrom. Auch das weniger bekannte Kleine-Levin-Syndrom, von dem etwas häufiger männliche als weibliche Jugendliche betroffen sind, kann mit hypersexuellen Verhaltensweisen einhergehen. Ebenso können Medikamente und psychoaktive Drogen (in der Regel vorübergehende) hypersexuelle oder sexsüchtige Verhaltensweisen induzieren. Hierbei kommen besonders Substanzen in Betracht, die auf die dopaminerge Transmission Einfluss nehmen, wie zum Beispiel Methamphetamine, Kokain oder L-Dopa, das zur Behandlung der Parkinson Erkrankung eingesetzt wird.

Als psychische Erkrankungen, die von sexsüchtigem Verhalten begleitet sein können, sind manische oder hypomane Episoden im Rahmen der bipolaren Störungen oder die Borderline Störung zu nennen. Besonders bei Frauen, die sich als sexsüchtig bezeichnen, lässt sich die Symptomatik potenziell im Rahmen einer vorliegenden Borderline Störung erklären. Komorbiditäten. Bei Betroffenen mit sexueller Sucht lassen sich häufig weitere psychische Erkrankungen diagnostizieren. So zeigten sich in der Untersuchung von Raymond, Coleman und Miner (2003) Punktprävalenzen von 71 bzw. 46 % für mindestens eine weitere Achse-I- bzw. Achse-II-Störung. Übersichtsarbeiten zu den verschiedenen Komorbiditäten bei sexueller Sucht finden sich unter anderem bei Kuzma und Black (2008) und Kaplan und Krueger (2010).

Danach sind Depressionen (39 bis 81 %), Angststörungen (38 bis 96 %), stoffgebundene Süchte (38 bis 71 %) und Persönlichkeitsstörungen (44 bis 46 %) als häufigste Komorbiditäten zu nennen. Es zeigt sich, dass die ermittelten Prozentsätze je nach verwendeten diagnostischen Kriterien erheblich variieren. Werden komorbide Persönlichkeitsstörungen genauer analysiert, so lassen sich paranoide, histrionische, obsessiv-zwanghafte, vermeidende und narzisstische Persönlichkeitsstörungen sowie die Borderline- Persönlichkeitsstörung identifizieren. Erhöhte Komorbiditäten bezüglich Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und anderen Verhaltenssüchten, wie zum Beispiel Spielsucht, werden ebenfalls berichtet. Auch das Vorliegen von Paraphilien scheint häufiger mit sexsüchtigem Verhalten einherzugehen: Je nach Untersuchung ließ sich bei Männern mit Paraphilien in 30 bis 86 % der Fälle auch eine sexuelle Störung diagnostizieren (Kaplan & Krueger, 2010). Bei den komorbiden Störungen lässt sich kaum differenzieren, ob diese der sexsüchtigen Problematik vorausgehen oder folgen bzw. ob die einzelnen Symptomatiken als unabhängig voneinander anzusehen sind.
Inhaltsverzeichnis
Sexuelle Sucht1
Inhaltsverzeichnis7
Vorwort9
1Beschreibung der Störung11
1.1 Einleitung11
1.2Sexuelle Sucht: Erscheinungsformen und diagnostische Einordnung14
1.2.1Fallbeispiele15
1.2.2Diagnostische Einordnung19
1.2.3Erscheinungsformen bei Männern und Frauen24
1.3Epidemiologische Daten25
1.4Verlauf und Rituale25
1.5Persönlichkeitseigenschaften, Differenzialdiagnose und Komorbiditäten28
2Störungstheorien und -modelle29
2.1Lerntheoretisches Modell30
2.2Neurobiologische Perspektive32
2.3Ausblick35
3Diagnostik und Indikation36
3.1Erfassung der aktuellen Problematik36
3.2Selbstbeurteilungsfragebögen39
3.3Erfassung komorbider Störungen41
4Behandlung42
4.1Allgemeine Vorbemerkungen43
4.2Diagnostische Phase43
4.2.1Aufbau von Veränderungsmotivation43
4.2.2Erarbeiten eines individuellen Erklärungsmodells45
4.2.3Festlegung der Therapieziele47
4.3Interventionsphase48
4.3.1Beendigung des süchtigen Verhaltens48
4.3.2Funktionalität und weitere wichtige Aspekte des sexsüchtigen Verhaltens56
4.3.3Behandlung von Komorbiditäten60
4.4Stabilisierungsphase und Rückfallprophylaxe61
4.5Weitere Aspekte der Therapie sexueller Sucht63
4.6Effektivität66
4.7 Fallbeispiel66
5Fazit und Ausblick68
6 7 Literatur69
Anhang75
Karte82

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