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Sie sagt, er sagt

Kommunikationspsychologie für Partnerschaft, Familie und Beruf

AutorDagmar Kumbier
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783644507517
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Der kleine Unterschied - und seine kommunikativen Folgen Kommunikation zwischen Frauen und Männern ist häufig nicht einfach, sie führt in der Partnerschaft wie im Beruf immer wieder in typische Sackgassen. Die Kommunikationspsychologie kann dabei helfen, diese Sackgassen zu erkennen und sich aus ihnen zu befreien. Die Methode des Inneren Teams macht verständlich, welche Persönlichkeitsanteile in Konflikten aufeinandertreffen, und sie öffnet Wege zu einer lebendigen, konstruktiven Kommunikation zwischen Männern und Frauen.

Dagmar Kumbier, Jahrgang 1965, Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Geisteswissenschaftlerin (M.A.). Psychotherapeutin und Paarberaterin in eigener Praxis in Hamburg. Langjährige Erfahrung als Trainerin, Ausbilderin in den kommunikationspsychologischen Weiterbildungsreihen. Eigene Weiterbildungen u.a. in Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und Paarberatung. Autorin («Sie sagt, er sagt - Kommunikationspsychologie für Partnerschaft, Familie und Beruf») und Herausgeberin («Interkulturelle Kommunikation», «Kommunikationspsychologische Miniaturen 1 - 3», gemeinsam mit F. Schulz von Thun). Weitere Informationen: www.dagmar-kumbier.de.

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Leseprobe

VORWORT


Friedemann Schulz von Thun

 

Wie können Frauen und Männer gut miteinander reden, gut miteinander klarkommen? Hat die Kommunikationspsychologie dazu etwas beizutragen, was substanziell und aussichtsreich wäre? Sie hat.

Das Thema fasziniert! Die Betroffenen sind alle ein wenig kompetent, und die Kompetenten sind nicht wenig betroffen. Und wir wollen ja miteinander zu tun haben (und es miteinander zu tun kriegen), wir Frauen und Männer! Es ist so viel Glücksverheißung darin, aber auch viel Verzweiflung und Galgenhumor nach gescheiterten oder mühseligen Erfahrungen. «Mühselig», ein schönes deutsches Wort (auch wenn es etymologisch mehr mit Mühsal als mit Seligkeit zu tun hat – nehmen wir es einmal so, wie es heute zusammengesetzt ist): Da klingt die Mühe an, die wir uns geben müssen; die Seligkeit, die in der Begegnung von Mann und Frau sein kann; und eben die Mühseligkeit, von der manche Frau ein Lied zu singen und mancher Loriot eine Lachnummer vorzuführen weiß. «Das Ei ist hart.» «Zu viele Eier sind gar nicht gesund …»

Kommen Frauen und Männer wirklich von unterschiedlichen Sternen, was ihre Kommunikation angeht? Angenommen, A und B (ich verrate das Geschlecht noch nicht) sind verheiratet und haben eine für sie wichtige Entscheidung getroffen. Jeder berichtet darüber in jeweils seinem/​ihrem Kollegenkreis in einer Kaffeepause. Jeder berichtet auf seine Weise, und Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sollen raten: Wer von A und B ist Mann und Frau?

Na?

Die Lösung:

Sie stutzen, Sie glauben es nicht? Obwohl ich ein bekannter Fachmann in diesen Fragen bin? Oder Sie vermuten einen Druckfehler? Also gut, ich gebe zu: A ist ein untypischer Mann und B vielleicht eine etwas untypische Frau. Aber das «Typische» ist heute längst nicht mehr so typisch, vieles hat sich getan hierzulande: Männer äußern sich spontan, sprechen über ihre Gefühle, und Frauen haben sich im Berufsleben die bedachtsame Sprache der nüchternen Sachlichkeit angeeignet. Wir haben entdeckt, dass wir auf das Typische nicht festgelegt sind, dass wir nicht auf immer und ewig in unserem kommunikativen Heimathafen ankern müssen.

Also gut, ich gebe zu: Ich habe geflunkert. Natürlich («natürlich»?) ist A die Frau und B der Mann. Aber ich hatte ein edles didaktisches Motiv zu flunkern: Ich wollte Ihnen das Erlebnis des Stutzens vermitteln! Offenbar war die empirische Evidenz Ihrer Erfahrungen mit Frauen und Männern größer als Ihr Glaube an die (vermeintliche) wissenschaftliche Autorität.

 

Frauen und Männer sind, beileibe nicht in jedem Einzelfall, aber auf den Durchschnitt gesehen, anders in ihrer Art, Kontakte und Beziehungen zu gestalten, zu reden, zuzuhören und auf den anderen einzugehen. Dagmar Kumbier nimmt diese Befunde auf und erörtert die spannenden Fragen, die von ihnen aufgeworfen werden:

1. Worin bestehen diese Unterschiede vor allem, wo zeigen sie sich wie am deutlichsten?

Ich habe seit Jahrzehnten gelehrt, dass, bezogen auf unser Kommunikationsquadrat, die Männer ihr Heimspiel eher auf der Sach- und Appellseite, die Frauen eher auf der Selbstkundgabe- und Beziehungsseite haben:

Insofern war die Zusammenfügung dieser vier Seiten zum Quadrat mit vier gleichwertigen und gleich wichtigen Seiten eine klammheimliche androgyne Integration (was einen Teil seiner Beliebtheit erklären könnte). Von Dagmar Kumbier werden wir erfahren, dass dies zwar eine tendenzielle Wahrheit bleibt, jedoch weiterer Ausdifferenzierung bedarf.

2. Woran liegt es, wie kommen diese Unterschiede zustande?

Liegt es in der Natur von Frauen und Männern, dass sie mit unterschiedlicher Gen-Ausstattung auf die Welt kommen, als Ergebnis einer jahrmillionenlangen Stammesentwicklung des Menschen, der am besten arbeitsteilig und mit komplementärer Talentausstattung überleben konnte? Vieles spricht dafür. Oder liegt es an der unterschiedlichen Sozialisation von Mädchen und Jungen in unserer Kultur, die vom Leitbild eines richtigen Jungen und eines richtigen Mädchens beeinflusst ist, sodass wir, genetisch flexibel und plastisch, zur Frau und zum Mann «gemacht» werden? Auch dafür spricht vieles. Die ganze Wahrheit wird sich aus beiden Faktoren zusammensetzen. Aber für unser Thema ist die ganze Frage nach den Ursachen zweitrangig. Denn weder genetische Vorprägungen noch sozialisationsbedingte Festlegungen können uns daran hindern, durch Übung und Entwicklung auch in den Auswärtsspielen zu guter Form aufzulaufen. Mag ja sein, dass Frauen im Durchschnitt 2 bis 3 Fahrstunden mehr brauchen, um das Einparken zu lernen; und dass Männer ein paar Jahre länger brauchen und ein paar innere Hindernisse mehr überwinden müssen, bevor sie einfühlsames Zuhören erlernen – so what?

3. Wie können denn Frauen und Männer gut miteinander klarkommen, wenn sie nicht nur unterschiedliche Muster, sondern auch unterschiedliche Bedürfnisse in den Kontakt einbringen?

Dagmar Kumbier arbeitet die typischen Fallstricke und Verklemmungen so heraus, dass kommunikationspsychologische Hilfe greifbar wird. Interplanetarisches Befremden wird bearbeitbar, wenn wir es verstehen und einordnen können, am besten mit ein wenig Humor. Humor bedeutet, dem Mühseligen auch eine komische Seite abzugewinnen, auch über sich selbst schmunzeln zu können. Das gelingt umso eher, wenn ich in der Mühsal nicht nur mittendrin stecke, sondern sie aus übergeordneter Perspektive betrachten kann. Dann werden Auswege sichtbar. Der hier gewiesene Weg ermöglicht eine solche Metaperspektive, verweist aber auch auf das Erfordernis, sich selbst «von innen» besser kennen zu lernen.

4. Sollen denn Männer, entgegen ihrer Natur und ihrem Rollenbild, «weibliche» Kommunikationsformen übernehmen und umgekehrt?

Ich erinnere mich an eine Führungskraft, einen Mann, im Kommunikationsseminar. Er war dort nicht freiwillig. Er sagte: «Mein Vorgesetzter hat mich hierher geschickt, weil er meine soziale Kompetenz im Umgang mit Mitarbeitern in Zweifel zieht. Ich aber sage Ihnen: Meine drei Leitsterne sind die drei ‹E› (Ehrgeiz – Effektivität – Erfolg), und Sie machen keinen Softie aus mir!» Und ein anderer zitierte seine Frau, die bei seiner Abreise zum Seminar gesagt habe: «Du gehst als Mann – komm nicht als Pfeife wieder!» Die Befürchtung, durch Erwerb von «soft skills» und menschlicher Sensibilität an Männlichkeit einzubüßen, beruht auf der irrigen Annahme, dass «männliche» und «weibliche» Talente auf einer Dimension angeordnet seien:

Eine Zunahme an Empathie würde unter dieser eindimensionalen Sichtweise tatsächlich eine Entfernung vom «männlichen» Pol bedeuten. Mein Kollege Gerhard Vagt (2004) hat aber ganz Recht, wenn er das «Männliche» und das «Weibliche» eher auf zwei unabhängigen Dimensionen lokalisieren will, sodass ein Mensch durchaus hohe Ausprägungen auf beiden Dimensionen haben oder entwickeln kann:

Diese androgyne Perspektive menschlicher Entwicklung dürfte für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv sein, weil sie seelisches Wachstum fördert und typisierende Vereinseitigung vermeidet, die immer mit innerer Unterdrückung oder Brachlegung erkauft werden muss. Und für das Miteinander von Frauen und Männern dürfte es eine Erleichterung und eine Intensivierung des Kontakts bedeuten.

Damit ist aber nicht einer Gleichmacherei das Wort geredet, welche die angestammten Unterschiede einebnen will. Möge jede Frau, jeder Mann ihrer/​seiner angestammten Talentausstattung und seiner dementsprechenden Ausstrahlung treu bleiben (oder treu werden!). Die Liebe ist eine Frucht der Gemeinsamkeit und des Unterschiedes! Und wo immer Frau und Mann sich nicht symmetrisch, sondern komplementär organisieren, ist das auch aus moderner Sicht nicht zu tadeln, solange ihnen der Gegenpol nicht verschlossen bleibt. Der Fisch soll kein Vogel werden, aber ein paar Flügel können ihn zum fliegenden Fisch machen. Der Vogel kann Schwimmflossen entwickeln, ohne zum Fisch zu werden. Der Mann kann an Einfühlungsvermögen gewinnen, ohne zum Softie oder zur Pfeife zu werden.

Unser Wertequadrat kann helfen, den Kompass richtig zu stellen. Er weist auf die dialektische Balance von androgyner Aufeinander-zu-Entwicklung und (Unterschiede bewahrende und begrüßende) Komplementarität. Beide Prinzipien kippen ins ungute Extrem, wenn sie sich gegenseitig nicht in der Waage halten:

Während die androgyne Entwicklung jeder individuell vollziehen kann, ist die zwischengeschlechtliche Kommunikation unter dem Vorzeichen der Komplementarität nur gemeinsam zu meistern. Dagmar Kumbier erörtert in diesem Buch beide Perspektiven. Es trifft sich ausgezeichnet, dass sie alles in einer ist: eine Kennerin der Geschlechtsforschung, deren Befunde sie zum Teil mit anderen, neuen Augen liest; eine Kommunikationspsychologin, die mit unseren Modellen bestens vertraut ist und nun erstmalig zum Beispiel das «Innere Team» systematisch, genial und mit Gewinn auf die Begegnung der Geschlechter in Beruf und Familie anwendet; eine erfahrene Eheberaterin, die ihre Pappenheimer und Pappenheimerinnen kennt und vor allem auch die Dynamiken zwischen ihnen (und wie man ihnen beikommen kann); letztlich auch ein Mensch und eine Frau mit einigen Entwicklungsschritten hinter sich und mit der Fähigkeit, die eigene Betroffenheit im Lichte der theoretischen Erkenntnisse zu reflektieren.

Was dabei herausgekommen ist, kann uns auf dem Weg zur Menschwerdung, zur guten Kooperation und,...

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