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Staatlichkeit, Deliberation und Facework

Eine qualitative Analyse von Interaktionen in der öffentlichen Verwaltung

AutorOliver Schmidtke
VerlagHerbert von Halem Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl380 Seiten
ISBN9783744511797
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Die Begegnung zwischen Bürgern und Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung kann nicht lediglich als bürokratische Implementation von Normen verstanden werden und folgt nicht dem Muster einer 'lebenden Maschine' (Max Weber), sondern Interaktionen auf Ämtern enthalten Praktiken des Austauschs von Argumenten und Gegenargumenten. Die Dialoge zwischen Bürgern und Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung bleiben auf Entscheidungen bezogen, die getroffen werden müssen: Wieviel Steuern sollen bezahlt werden? Kann eine Eheschließung angemeldet werden? Können Passdokumente ausgestellt werden? Darin zeigen sie Anteile von Deliberationen. Die soziologische Studie untersucht Interaktionen auf Finanz-, Standes- und Bürgerämtern und arbeitet heraus, wie sich in solchen deliberativen Anteilen Staatlichkeit auf der Mikroebene realisiert. Die übliche Beschränkung des Begriffs der Deliberation auf die Legislative kann überwunden und eine Perspektive begründet werden, die auch administratives Handeln in der staatlichen Exekutive als Teil der deliberativen Demokratie begreift. Methodisch werden Prinzipien der Konversationsanalyse mit solchen der Objektiven Hermeneutik verbunden.

Oliver Schmidtke, PD Dr., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 'Medien der Kooperation' / Universität Siegen. Er studierte Soziologie, Philosophie, Psychoanalyse und ev. Theologie an der Goethe-Universität Frankfurt und der Phillips-Universität Marburg und war wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Verwaltungs- und Kultursoziologie, qualitative Methoden, Interaktionsanalyse, Architektursoziologie, politische Soziologie. Ausgewählte Monographien: 'Ideal und Ironie der Gesellschaft', 'Familiales Scheitern' und 'Architektur als professionalisierte Praxis'.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Buchtitel1
Impressum3
Inhalt8
1.Einleitung12
2.Staatlichkeit als Gegenstand der Soziologie19
2.1Staat als explizite Ordnung und implizite Normativität19
2.2Der fiktionale Staat24
3.Öffentliche Verwaltung als Gegenstand der Soziologie29
3.1Verwaltungspraxis als legale Herrschaft29
3.1.1Das Prinzip der Öffentlichkeit29
3.1.2Die rationalisierte Bürokratie und ihre Kritik32
3.1.3Das normative Selbstbild der öffentlichen Verwaltung im Spiegel gesetzlicher Regelungen38
3.1.4Zur Norm der Begründungsverpflichtung40
3.1.5Das Problem der Vermittlung von Individualität und bürokratischen Normen am Beispiel der Sozialverwaltung42
3.1.6Das Problem des Ermessens (Discretion)50
3.1.7Zwischenresümee55
3.2Verwaltungspraxis als deliberative Praxis56
3.2.1Der Deliberationsbegriff allgemein56
3.2.2Kritik der Konzeption des Deliberationsbegriffs in der normativen Demokratietheorie65
3.2.3Warum sollte der Deliberationsbegriff auf die administrative Praxis angewendet werden?69
3.2.4Eine Differenzierung des Deliberationsbegriffs73
3.2.5Empirische Deliberationsforschung81
3.2.6Zur Bedeutung der Differenz zwischen Interaktionsrahmung und -vollzug87
3.2.7Deliberation in der Theorie des kommunikativen Handelns90
3.2.8Die pragmatistisch-handlungstheoretischen Wurzeln des Deliberationsbegriffs94
3.2.9Zwischenresümee96
4.Face-to-Face-Interaktionen als Gegenstand der Soziologie97
4.1Face, Facework und Politeness97
4.2Face-to-Face-Interaktionen in der öffentlichen Verwaltung101
4.2.1Facework im Kontakt von Bürgern und Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung101
4.2.2Gliederung der Interaktionen108
4.2.3Rahmungen und Interaktionslinien109
4.2.4Typische Face-Threatening-Acts (FTAs)?–?Aufforderungen, Fragen, Frageankündigungen113
4.2.5Rechtfertigungen (Accounts)130
4.2.6Ein Blick zurück?–?Interaktionen ohne Deliberation im Sozialamt Anfang der achtziger Jahre141
4.2.7Zwischenresümee149
5.Fallanalysen152
5.1Vorbemerkung152
5.2Zur Datenerhebung und Auswahl des Datenmaterials154
5.3Das Analyseverfahren156
5.4Gang der Darstellung164
5.5Interaktionen im Finanzamt165
5.5.1Ein typischer Fall eingeschränkter Deliberation168
5.5.2Deliberative Bearbeitung des Herrschaftskonfliktes177
5.5.3Die drei Deutungsschemata des Staates in der Deliberation202
5.5.4Schleichende Eskalation der Konfliktdynamik in der Deliberation205
5.5.5Deliberation und Deeskalation bei der Bewältigung eines vorab bestehenden Konfliktes224
5.5.6Implizite Deliberation und bürokratischer Habitus251
5.5.7Umgang mit überforderten Bürgern268
5.6Eine Interaktion im Standesamt282
5.6.1Deliberation bei der Anmeldung zur Eheschließung283
5.7Interaktionen im Bürgeramt304
5.7.1Deliberation bei Änderungen der Eintragungen in einem Formblatt305
5.7.2Unterschiedliche Handhabung der Abgabe von Fingerabdrücken auf Personalausweisen?–?Drei Beispiele315
6.Staatlichkeit und Deliberation in Amtsinteraktionen?–?Generalisierende Zusammenfassung325
6.1Zum Fokus der Staatlichkeit325
6.2Zum Fokus der Deliberation331
6.3Die Bedeutung der Deliberation für die Legitimität des Staates341
6.4Schlussbetrachtung347
Literaturverzeichnis351
Liste der Datenbeispiele375
Transkriptionszeichen379

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