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Stadtentwicklung durch große Projekte - Das Beispiel Olympische Spiele 2004 in Athen

Das Beispiel Olympische Spiele 2004 in Athen

AutorBenedikt Laumann
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl115 Seiten
ISBN9783638625586
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Bevölkerungsgeographie, Stadt- u. Raumplanung, Note: 1,7, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Institut der Geographie), 95 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Olympia, und das Glück der Stadt ist gemacht'. Dieser Ausspruch des stellvertretenden Leiters der Stadtexekutive Manchesters symbolisiert die Hoffnungen, die eine Stadt in Zusammenhang mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele hegt. In der Regel benötigen städtebauliche Maßnahmen durch Bürokratisierung und Demokratisierung der zur Planung gehörigen Prozesse eine lange Planungs- und Bauzeit. Viele heute realisierte Projekte sind vor Jahrzehnten geplant worden. Durch den Zeitdruck im Zusammenhang mit Großereignissen, wie beispielsweise den Olympischen Spielen scheint, es jedoch möglich, auch groß angelegte Projekte der Stadtentwicklung innerhalb kürzester Zeit zu verwirklichen, da sich die Stadt zum Zeitpunkt des Ereignisses von ihrer 'besten Seite' zeigen möchte. Durch die Ausrichtung derartiger Projekte kann dieser Planungsakt um ein Vielfaches beschleunigt werden. Die katalanische Provinzhauptstadt Barcelona ist ein Vorbild für eine erfolgreiche Stadtentwicklung durch große Projekte. Die Olympischen Spiele im Jahre 1992 brachten der Metropole Stadtentwicklungsimpulse, die der Stadt nachhaltig dienten. Um einen weiteren 'Schub' für die Stadtentwicklung zu erreichen, richtete die Stadt im Jahre 2004 ein neues internationales Festival aus, das so genannte Forum 2004. Die Olympischen Spiele 2004 in Athen stellen das jüngste Ereignis dieser Art dar. Durch die Ausrichtung dieses großen Projektes ist die Hauptstadt Griechenlands in den Fokus des Interesses der stadtgeographischen Forschungen gerückt. Vor diesem Hintergrund muss die Frage erörtert werden, inwieweit Athen den Beschleunigungseffekt für die Stadtentwicklung durch die Ausrichtung der Olympischen Spiele genutzt hat. Hierbei ist vor allem interessant, welche Veränderungen die Agglomeration durch das Ereignis erfahren hat. Zudem müssen die wirtschaftlichen Vorteile und Risiken dargelegt und die Finanzierung des Ereignisses untersucht werden. Aus diesem Grund sollen zunächst die Begriffe der 'Stadtentwicklung' und die 'Politik der großen Projekte' bzw. die 'Festivalisierung der Politik' erörtert werden, um anschließend die Olympischen Spiele als großes Ereignis zu betrachten. In Kapitel 4 wird schließlich auf die Veränderungen in Athen im Zuge der Olympischen Spiele 2004 eingegangen. Hierbei sollen die Veränderungen der Verkehrsinfrastruktur, der urbanen Räume und der Wirtschaft untersucht werden. Zudem soll die wirtschaftliche Grundlage des großen Projektes erfasst und analysiert werden.

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Leseprobe

3 Die Olympischen Spiele als Großereignis

 

Im Folgenden soll das Festival „Olympische Spiele der Neuzeit“ vorgestellt und zudem anhand von Beispielen mögliche Erfolge in der Stadtentwicklung durch Olympische Spiele herausgestellt werden.

 

Die Olympischen Spiele der Neuzeit sind eine Erfindung von Baron Pierre de Coubertin. Der Franzose griff die Idee des antiken Griechenlands auf und führte Ende des 19. Jahrhunderts die Olympischen Spiele als internationales Sportereignis ein. Seine Vorstellung bestand darin, dass alle Nationen im friedlichen Wettstreit miteinander konkurrieren sollten. Im Jahre 1894 lud Coubertin eine Reihe einflussreicher Männer nach Paris ein, um mit ihnen die Olympischen Spiele der Neuzeit zu planen und gleichzeitig das Internationale Olympische Komitee (IOC) ins Leben zu rufen (vgl. Krüger 1993, S. 65). Im Jahre 1896 fanden, nach dem Beschluss der Versammlung in Paris, die ersten Olympischen Spiele in Athen statt. 295 Männer aus dreizehn Nationen nahmen an 42 Entscheidungen teil, und 750.000 Zuschauer besuchten das Athener Stadion während der Spiele (vgl. Krüger 1993, S. 66f). Die Olympischen Spiele feierten nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den enttäuschenden Spielen 1900 in Paris und 1904 in Saint Louis einen regelrechten Triumphzug im 20. Jahrhundert (vgl. Krüger 1993, S. 67). Bei den Olympischen Spielen im Jahre 2000 in Sydney waren nunmehr 11.000 Athleten aus 200 Nationen beteiligt, die in insgesamt 300 Disziplinen gegeneinander antraten. Millionen von Zuschauern erlebten das Spektakel live in Sydney mit und aufgrund des Fortschritts in der Fernsehtechnologie konnten drei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt das Großereignis im Fernsehen verfolgen (vgl. Haschke 2004, S. 234).

 

Dieses weltweite Interesse bringt viele Städte dazu, vor allem seit dem Erfolg der Olympischen Spiele von Los Angeles im Jahre 1982, sich für das Ereignis zu bewerben, um die vielen Vorteile des Ereignisses für eine Stadt zu nutzen. So sind die Olympischen Spiele in München im Jahre 1972 und in Barcelona 1992 Paradebeispiele für die erfolgreiche Ausrichtung eines Großereignisses, bei denen die positiven Effekte die negativen Aspekte überwiegen. Das Augenmerk liegt hier auf den positiven Beispielen für die Ausrichtung der Olympischen Spiele, da herausgestellt werden soll, welche katalytischen Wirkungen ein Großereignis auf die Stadtentwicklung haben kann. Bei der Betrachtung eines solchen Großereignisses und dessen Auswirkungen auf die Stadtstruktur stellt sich die Frage, in welcher Situation sich die Stadt vorher befand und wie das Großereignis das Stadtbild verändert hat.

 

3.1 Die Olympischen Spiele in München im Jahre 1972

 

Die Olympischen Spiele in München gelten als eines der ersten Beispiele dafür, dass Stadtentwicklungsmaßnahmen durch die Ausrichtung eines großen Projektes realisiert werden können (vgl. Meyer-Künzel 2001, S. 429). Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs München als einzige Großstadt in Deutschland. Nicht nur die Bevölkerung der Stadt stieg an, sondern auch die Industriearbeitsplätze nahmen zu (vgl. Geipel et al. 1993, S. 279). Von der Teilung Deutschlands profitierte München durch Zuwächse in allen Sektoren. Große Industrien wie Siemens und die Filmindustrie UFA-Babelsberg siedelten sich im Großraum München an, da die konservative Wählerschaft „ein sicheres Investitionsklima und eine zufriedene Arbeiterschaft verhieß“ (Geipel et al. 1993, S. 280). Die Folge dieses Aufschwungs war die zunehmende Zahl an Arbeitskräften im Großraum München, die nicht nur Wohnungen, sondern auch infrastrukturelle Veränderungen benötigten. Es kam rasch zu einer Knappheit an Wohnraum und einem Zuwachs des täglichen Pendlerverkehrs. Diesen stadtpolitischen Anforderungen musste die Kommune durch ein neues Wohnungsprogramm und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gerecht werden. Aus diesem Grund wurde im Jahre 1963 ein Stadtentwicklungsplan aufgestellt, der Ordnung in den Wachstumsprozess der Stadt bringen sollte (vgl. Geipel et al. 1993, S. 280f).

 

Leitgedanke dieser Planung ist die auf ein hochentwickeltes Zentrum hin orientierte, entlang den Strecken der Massenverkehrsmittel sternförmig […] mit ihrem natürlichen Umland organisch verbundene Metropole mit Weltstadtcharakter (Geipel et al. 1993, S. 282).

 

Die Stadt sollte demnach durch den öffentlichen Nahverkehr mit dem Umland verbunden werden, indem die Trassen zentral auf die Innenstadt ausgerichtet in die Vororte führen sollten. Wegen der zunehmenden Kritik an dem städtebaulichen Leitgedanken der autogerechten Stadt versuchte man, den Pkw-Verkehr weitgehend um die Innenstadt zu führen, indem man den Bau eines Altstadtrings realisierte und das historische Straßenkreuz im Zentrum Münchens zur Fußgängerzone machte. Zudem erfolgte die Planung für den Autobahnring um München, der den Fernverkehr weiträumig um die Stadt herum lenken sollte. Daneben wollte man der wachsenden Bevölkerung die Möglichkeit zur aktiven Freizeitgestaltung geben. Hierfür kam im Jahre 1969 ergänzend zum Stadtentwicklungsplan der Grünflächennutzungsplan hinzu, der die Erweiterung der bestehenden Grünflächen durch weitere Parkanlagen und Sportflächen nahe der Großwohnsiedlungen vorsah (vgl. Meyer-Künzel 2001, S. 409). Für all diese Vorhaben war ein Zeitraum bis 1990 vorgesehen (vgl. Geipel et al. 1993, S. 296).

 

Als im Oktober 1965 der damalige Präsident des Nationalen Olympischen Komitees von Deutschland (NOK) Willy Daume dem Münchener Oberbürgermeister Hans Jochen Vogel den Vorschlag machte, die Olympischen Spiele in München auszutragen, sah dieser die Chance, die anstehenden Projekte in kürzester Zeit zu realisieren (vgl. Geipel et al. 1993, S. 280). Außerdem hegte er die Hoffnung, dass durch das Projekt zusätzliche Mittel in die Stadt kämen, so dass die Kommune nicht die erwarteten Kosten für die Stadterweiterung allein aufbringen müsste. Daneben gab es jedoch ein Problem bei der Konsensbildung in der Region. Die unterschiedlichen Interessen der von der SPD regierten Stadt und des von der CSU regierten Umlandes hätten die Realisierung des Stadtentwicklungsplans stark erschwert oder gar nahezu unmöglich gemacht. Die Olympischen Spiele boten die Chance, diese Gegensätze zu überwinden.

 

Über das […] gemeinsame Ziel erfolgreicher Olympischer Spiele konnten SPD-Stadt und CSU-Staat erstmalig und so erfolgreich wie später nie mehr gemeinsam agieren (Geipel et al. 1993, S. 284).

 

Das beste Beispiel dafür ist der neue Münchener Flughafen. Die Planung dieses Projektes fällt in den Zeitraum vor den Olympischen Spielen, in die Zeit, in der die beiden Parteien miteinander kooperierten und planten. Die Realisierung sollte nach den Spielen beginnen. Als das Ereignis vorüber war, wuchs der Widerstand so sehr, dass das Projekt erst 20 Jahre später im Jahre 1992 fertig gestellt wurde (vgl. Geipel et al. 1993, S. 284).

 

Die Olympischen Spiele hatten für die Stadtregion München enorme Auswirkungen und brachten der Kommune einen erstaunlichen Imageeffekt im Ausland ein. Als erste Deutsche Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg brachte München die Bundesrepublik wieder zurück auf das internationale Parkett. Das Ereignis war zudem der Auslöser für einen zunehmenden Tourismus in der Region (vgl. Meyer-Künzel 2001, S. 429).

 

Daneben wurde der Norden der Stadt durch die Spiele aufgewertet. Der zuvor weitestgehend heruntergekommene Stadtbereich war, im Gegensatz zum Süden, industriell geprägt und das Gelände des Olympiaparks, ein ehemaliger Militärflughafen, war eine städtebauliche Brache. Hier wurden die Schuttmassen der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäude deponiert. Durch die Wahl des Standorts und die verkehrsmäßige Anbindung der Region erhielt der gesamte Bereich ein neues Gesicht. Neue Wohnsiedlungen, die während der Spiele als Olympisches Dorf und Pressedorf dienten, wurden errichtet, so dass überdies neuer Wohnraum in attraktiver Lage neben dem Naherholungsgebiet Olympiapark entstand. Die Wohnungen wurden nach den Spielen als Eigentumswohnungen verkauft oder gingen in die Nutzung von Studenten über, die durch das Olympiaareal neue und moderne Sportstätten für die Ausbildung erhielten (vgl. Geipel et al. 1993, S. 294f).

 

Nicht nur das Olympiagelände wurde verkehrsmäßig erschlossen, sondern die Ausweitung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Ausbau der Ringstrasse gliederte auch das Umland in die Großstadtstruktur mit ein. Zusätzlich festigte München seine Position als Oberzentrum durch das auf das Zentrum ausgerichtete Schienennetz.

 

Des Weiteren musste die Stadt von den Kosten von rund 682 Millionen Euro, die für die Region München „als raumwirksam angenommen werden“ (Geipel et al. 1993, S. 292), nur gut 73 Millionen Euro bezahlen. Der restliche Betrag wurde zum einen durch Sponsorengelder, Lotterieeinnahmen und Eintrittsgelder, zum...

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