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Sturzprophylaxe

Planung, Durchführung, Prüfung und Nachbesserung

AutorAnke-Petra Peters, Claudia Fröbel
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl124 Seiten
ISBN9783170240254
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Jeder Mensch lebt mit dem Risiko zu stürzen. Ältere und kranke Personen begleitet jedoch ein ungleich höheres Risiko. Pflegekräfte sollten in der Lage sein, wirksam einzugreifen, um Stürze zu vermeiden und Sturzfolgen auf ein Minimum zu reduzieren. Der vorliegende Praxisleitfaden versetzt den Pflegenden in die Lage, den Expertenstandard zur kontinuierlichen Sturzprophylaxe in der Planung, Durchführung, Prüfung und Nachbesserung professionell umzusetzen. ContentPLUS beinhaltet umfangreiches Begleitmaterial, u. a. Checklisten und Protokolle.

Anke-Petra Peters ist Qualitätsmanagerin, Dozentin und Beraterin in vielen Pflegeeinrichtungen. Zudem ist sie als Fachbuchautorin und Gutachterin tätig. Claudia Fröbel ist in der stationären Altenpflege tätig. Als Qualitätsbeauftragte, durch ihre Tätigkeiten auf Leitungsebene sowie als Gutachterin machte sie Erfahrungen in der Umsetzung von Expertenstandards.

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Leseprobe

2 Sturzereignis


2.1 Definitionen eines Sturzes


Es gibt verschiedene Definitionen eines Sturzes:

  1. „Ein Sturz ist jedes Ereignis, in dessen Folge eine Person unbeabsichtigt auf dem Boden oder auf einer tieferen Ebene aufkommt“ (DNQP 2013, S. 13). Eine andere Definition besagt:
  2. „Ein Sturz kann als jedes Ereignis definiert werden, bei dem ein Mensch versehentlich oder absichtlich zu Boden oder auf eine andere tiefer gelegene Ebene, wie beispielsweise einem Stuhl, einer Toilette oder einem Bett fällt und liegen bleibt“ (Dassen 2000, entnommen aus der Hausarbeit von Sabine Hofer 2008, S. 3).

Deutlich werden hier die Weiterentwicklung der Definition eines Sturzes und die Einschränkung, was genau ein Sturzereignis darstellt. Denn nicht immer liegt ein Mensch auf dem Boden, nachdem er gefallen ist. Manchmal sitzt oder hockt er auf dem Boden oder einer tieferen Ebene.

2.2 Definitionen einzelner Maßnahmen der Sturzprophylaxe


Was macht die Dokumentation der Sturzprophylaxe so schwierig? Das ist einfach zu beschreiben, denn gerade das ist hier immer individuell unterschiedlich. Was bei dem einen greift, ist für den nächsten völlig unsinnig. Mitarbeiter benötigen jedoch die Fähigkeit, aussagefähige Beschreibungen und Formulierungen anzulegen, um die Pflegeplanungen handlungsleitend darzustellen. Der folgende Aushang (► Tab. 2.1) dient dazu, die Maßnahmen in den Pflegeplanungen schnell und praxisorientiert beschreiben zu können.

Wenn Bögen oder Unterlagen ausgehängt werden, sehen diese schnell unansehnlich aus. Der eine stellt seinen Kaffeebecher darauf ab, der nächste tippt mit seinem gerade desinfizierten Finger darauf. Also lieber die Mühe machen, den Bogen zu laminieren und dann entsprechend aufzuhängen.

Maßnahmenbeispiele Sturzprophylaxe

Tab. 2.1: Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

Maßnahmenformulierung

Notwendige Kooperation und Kenntnisnahme durch

Dokumentation der Maßnahme und des Maßnahmenerfolgs

Herr M. wird täglich morgens bei der Grundpflege darauf hingewiesen, den Rollator mit beiden Händen zu bedienen und die Bremse anzuziehen.

  • Physiotherapeuten
  • Angehörige
  • Betreuer
  • Arzt
  1. Pflegeplanung
  2. Pflegebericht

Bevor Herr M. morgens aufsteht, wird auf der Bettkante der Blutdruck gemessen und er steht erst auf, wenn er sich selbst stabilisiert fühlt.

  • Physiotherapeuten
  • Angehörige
  • Betreuer
  • Arzt
  1. Pflegeplanung
  2. Pflegebericht
  3. Evaluation

Herr M. wird morgens angeboten, die Trochanterschutzhose anzuziehen.

  • Angehörige
  • Betreuer
  1. Pflegeplanung
  2. Pflegebericht
  3. Evaluation
In dem Wohnumfeld von Herrn M. wurden in Absprache mögliche Stolperfallen wie lose Teppiche und Kabel entfernt.
  • Angehörige
  • Betreuer
  1. Pflegeplanung
  2. Pflegebericht

Das Zimmer von Herrn M. ist gut beleuchtet.

  • Angehörige
  • Betreuer
  • Leitung/Hausmeister
  1. Pflegeplanung
  2. Pflegebericht

2.3 Wie geht ein Sturz einher?


Es ist schnell gesagt … Herr M. ist schon wieder gestürzt … Es gibt Ausdrücke für einen Sturz, die auf keinen Fall geduldet werden sollten, jedoch immer noch in den Dokumentationen auftauchen. Dazu gehören Beschreibungen wie:

  • „Der hat wieder eine Schwalbe gemacht …“
  • „Sie konnte mal wieder nicht schnell genug den Boden erreichen …“
  • „Er hat den Boden geküsst …“
  • „Die Schwerkraft war stärker …“

Ein Sturz ist ein multifaktorielles Ereignis, auf die einzelnen Faktoren wird noch eingegangen. Aber wie läuft solch ein Sturz ab? In der Annahme, dass keine kognitive Einschränkung vorhanden ist, wie folgt: Der Mensch geht aufrecht, er ist es nicht gewohnt, auf allen Vieren zu laufen, obwohl dies einen sicheren Stand bedeuten würde. Er merkt unter Umständen, dass der zweibeinige Stand aus irgendeinem Grund nicht beibehalten wird und schaltet somit auf eine Schadensbegrenzung um. Er wird versuchen, die Arme und Hände einzusetzen, um Schlimmeres zu verhindern und sich abzustützen. Dass es damit zu Arm- und Handgelenkverstauchungen und Brüchen kommen kann, interessiert ihn in dem Moment nicht. Er versucht, möglichst sicher, auf einer tieferen Ebene zum Liegen oder Sitzen zu kommen.

Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die Definition eines Sturzes derart geändert wurde, dass es nun heißt „auf einer tieferen Ebene aufkommt“ (DNQP 2013, S. 13).

Abb. 2.1–2.2: Eine Person fällt vorwärts

Abb. 2.3–2.5: Eine Person fällt rückwärts

Stehen oder liegen hier nun (womöglich spitze) Gegenstände herum, kann es zu massiven äußeren und inneren Verletzungen kommen.

Abb. 2.6: Eine Person fällt auf die Tischkante

Lesen Sie den oberen Absatz noch einmal durch. Er wird Ihnen in Zukunft helfen, schlimme Stürze Ihrer Kunden nach Möglichkeit zu vermeiden. Denn Sie haben sich vor Augen geführt, dass der Sturz ein gefährliches Ereignis ist. Der Mensch kann dies aber unter Umständen beeinflussen. Stellt man demjenigen jedoch (womöglich spitze) Gegenstände in den Weg, sind die Folgen fatal, denn dann kann er Verletzungen nicht mehr beeinflussen.
Fazit: Die Umgebungsfaktoren sind in jedem Falle zu eruieren und, wenn möglich, zu optimieren! Allerdings mit einer adressatengerechten Reflektion. Ein leicht verwirrter Mensch könnte zusätzlichen Sturzgefahren ausgesetzt werden, wenn er mit einer gutgemeinten Beratung überfordert wird.

2.4 Beispiele für Stürze


Personen werden nach einem Sturz in verschiedenen Stellungen vorgefunden. Aus der vorliegenden Situation kann man bereits einige Hinweise zum Sturzereignis benennen. Folgende Situationen können vorgefunden werden.

  1. Die gestürzte Person liegt vor dem Bett oder vor dem Stuhl/Sessel.
  2. Die gestürzte Person liegt im Badezimmer oder neben der Toilette.
  3. Die gestürzte Person sitzt an die Wand oder an einen Gegenstand gelehnt.

Abb. 2.7: Situation 1

Abb. 2.8: Situation 3

Eine Pflegefachkraft könnte unter Umständen bereits aus dem Auffindeprozess heraus den Hergang ableiten und für zukünftige Sicherungsmaßnahmen sorgen. Analysieren Sie die Positionen in Hinsicht auf die Wahrscheinlichkeit des Hergangs.

Tab. 2.2: Vorfinden einer Person

Situation

Analyse gemäß pflegefachlicher Einschätzung

1.

Die Person versuchte aufzustehen. Nun ist von Bedeutung, ob die Ursache

  • eine plötzliche Kreislaufschwäche,
  • eine dauerhafte Kreislaufschwäche oder
  • ein nicht festgestelltes Bett oder Sitzgelegenheit war.
...
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