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E-Book

Tablets im Unterricht - Ein praktischer Leitfaden

iPads* & Co. produktiv einsetzen und Apps didaktisch sinnvoll einbinden (Alle Klassenstufen)

AutorA. Hofmann, C. Schneider-Pungs, E. Franz
Verlagscolix
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783403703174
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
behandelt, in denen Tablets im Unterricht eingesetzt werden können. Informationen recherchieren, Arbeitsergebnisse digital dokumentieren oder multimeldial präsentieren - für die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten werden jeweils zahlreiche geeignete Apps vorgestellt. Die Beispiele aus diesem E-Book beziehen sich auf das iPad®, die meisten Unterrichtsideen lassen sich aber auf andere Geräte bzw. Systeme übertragen.

* iPad ist eine eingetragene Marke der Apple Inc., Cupertino, US

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Leseprobe

2 Implementierung von Tablets im Unterricht – Lernmodelle


2.1 SAMR-Modell


Der Einsatz digitaler Medien und Werkzeuge kann den Unterricht verändern, wenn Lehrende und Lernende bereit sind, diese neuen Herausforderungen anzunehmen. Neue Unterrichtsmedien einzusetzen, ist immer mit Mehraufwand verbunden. Es wäre ein Denkfehler zu glauben, dass mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge der Unterricht von allein läuft oder die heutige Generation der Lernenden über die notwendigen Kenntnisse zum Umgang mit diesen Geräten von Geburt an verfügt, auch wenn laut JIM-Studie 2014 100 % der Jugendlichen ein Smartphone besitzen (siehe http://www.mpfs.de/fileadmin/JIM-pdf14/JIM-Studie_2014.pdf).

Lehren und Lernen mit digitalen Medien bedeutet ein Umdenken in der Vermittlung und in der Aneignung von Wissen. Wie werden wir als Lehrende den verschiedenen Wissensaneignungsprozessen der Lernenden gerecht? Tablets und Smartphones nutzen die Jugendlichen für die Kommunikation, die Informationsbeschaffung und die Präsentation von angeeignetem Wissen (siehe hierzu ebenfalls die JIM-Studie 2014). Sie sind jedoch noch lange nicht selbstverständliches Werkzeug im Unterricht. Wir haben mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge im Unterricht die Möglichkeit, diese Kompetenzen der Jugendlichen zu fördern und zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist jedoch unsere eigene Kompetenz im Umgang mit diesen Werkzeugen. Damit stellt sich die Frage, welchen Einfluss digitale Medien im Unterricht haben und welche Funktionen sie einnehmen können.

Mit dem SAMR-Modell veröffentlichte Ruben R. Puentedura (siehe http://www.hippasus.com/rrpweblog/archives/2012/08/23/SAMR_BackgroundExemplars.pdf) sein Verständnis vom Umgang mit digitalen Werkzeugen im Unterricht. Es versteht sich als ein Stufenmodell, dass die Nutzung digitaler Medien im Unterricht charakterisieren will. Damit gehen Veränderungsprozesse des Lehrens und Lernens einher, die sich in den vier Stufen Substitution (Ersetzung), Augmentation (Erweiterung), Modification (Veränderung) und Redefinition (Neubelegung, Neubestimmung) darstellen lassen.

Stufe 1: Substitution (Ersetzung)

Sie erstellen ein Arbeitsblatt am PC, das auf dem Tablet oder am Whiteboard lesbar ist. Die Möglichkeiten des Tablets – wie Annotieren und Markieren, Rechtschreibprüfung durchführen, einen Überarbeitungsmodus aktivieren – werden aber nicht genutzt. Die Datei ersetzt das vormals handgeschriebene Blatt, jedoch bleiben die Arbeitsaufträge und die Lösungsmuster die gleichen.

Stufe 2: Augmentation (Erweiterung)

Das Arbeitsblatt steht den Schülern auf dem Schulserver, der Lernplattform oder auf Plattformen mit Sharing-Funktion zur Verfügung und kann von ihnen mit den Funktionen des Textverarbeitungsprogramms, der Tabellenkalkulation usw. gemeinsam und gleichzeitig bearbeitet werden. Es beinhaltet neben den Arbeitsaufträgen interaktive Prüfungsabschnitte (in Form eines Quiz, eines Multiple-Choice-Verfahrens oder eines Fragebogens), die den Schülern eine schnelle Rückmeldung zu ihrem Wissensstand geben.

Beispiel: Sie haben ein Arbeitsblatt „Reiseführer durch die mittelalterlichen Gassen der Heimatstadt“ angefertigt. Leider sind Ihnen „versehentlich“ einige Fehler unterlaufen: Die Reihenfolge der Straßen ist falsch, die Straßennamen gibt es nicht und die Sehenswürdigkeiten stehen nicht an der richtigen Stelle. Dieses „digitale Arbeitsblatt“ kann nun gleichzeitig von mehreren Schülern bearbeitet werden: Die Sehenswürdigkeiten können unterstrichen und den zugehörigen Straßennamen zugeordnet werden. Textstellen können verschoben und mit Notizen versehen werden. Alle Überarbeitungsschritte werden dokumentiert, bis der Text in der richtigen Reihenfolge steht. Das Arbeitsblatt wird zur Produktionsebene.

Stufe 3: Modification (Veränderung)

Wie verändern sich rezeptive Schülerarbeiten zu schülereigenen Produktionen? Mit der Integration von Audio- und Videoaufnahmen oder Hintergrundmusik z. B. in Aufsätzen, Fach- und Projektarbeiten werden die Arbeitsergebnisse nicht mehr nur ein Produkt des Schülers für den Lehrenden, sondern sie können andere Nutzergruppen in digitalen Kanälen ansprechen oder Bestandteil einer Präsentation sein, die sich aus digitalen und analogen Teilen zusammensetzt. Handschriftliche Ausführungen verbinden sich mit digitalen Modulen zu einem Produkt. Was lässt sich noch verändern? Die Aufgabenstellungen können in Bezug auf die Form der Ergebnispräsentation offener formuliert werden. Das setzt voraus, dass den Lernenden ein Repertoire an Arbeitstechniken zur Verfügung steht, das erlangte Wissen in einem für sie verständlichen Kontext darzustellen. Für uns Lehrende bedeutet das, diesen Produktionsprozess der Lernenden als einen Aneignungsprozess von Wissen zu verstehen.

Stufe 4: Redefinition (Neubelegung, Neubestimmung)

Digitale Werkzeuge ermöglichen komplexe Aufgabenstellungen, die nicht allein durch analoge Mittel zu lösen wären.

Beispiel: Die Klasse soll eine Stadtführung in Form eines E-Books anfertigen (ebenso könnte eine historische Epoche, eine bedeutende Persönlichkeit oder ein physikalisches Phänomen umfassend bearbeitet werden). Die Leitfragen an die Gruppen könnten wie folgt lauten:

  • Welche Straßen, Sehenswürdigkeiten müssen eingebunden werden?
  • Wie beschaffe ich mir die notwendigen Informationen?
  • Welche Apps bieten sich für die einzelnen Arbeitsschritte an?
  • Wie kann ich interaktive Elemente einbinden?
  • Wie kann die Produktion des E-Books dokumentiert werden?

Neben der Bearbeitung von Arbeitsblättern (siehe Stufen 1 und 2) wird nun von den Lernenden verlangt, Konzepte zur Lösung der Aufgaben zu erstellen, geeignete Umsetzungsmöglichkeiten zu finden, die Teams richtig zusammenzustellen und zusätzliche Informationen zu beschaffen. Es sind für den Lehrenden neue Möglichkeiten von Aufgabenkonstellationen und neue Möglichkeiten der Aufgabenlösung für die Lernenden entstanden. Ein Produkt mit verschiedenen digitalen und analogen Inhalten kann entstehen, z. B. ein Film mit Interviews, Präsentationen, Audioaufnahmen originaler Art usw.

Das E-Book enthält nun selbst angefertigte digitale und analoge Kartenausschnitte der ausgewählten Straßen. Auf den Fotos befinden sich Links zu weiteren Informationen, die z. B. als Interview mit einem „Stadtführer“ wiedergegeben werden können. Die Interviews haben die Lernenden selbst entworfen (Storyboard), aufgenommen und digital bearbeitet (Filmschnitt). Eine weitere Gruppe legt zu jeder genutzten App ein Erklärvideo (Screencast) an, in dem die Funktionen der App erklärt werden.

Mit diesem Beipiel wollen wir unterstreichen: Die digitalen Werkzeuge lösen nicht die analogen Mittel ab, sondern sie ergänzen sie.

2.2 Fünf gute Gründe für den Einsatz des Tablets


Für den Einsatz des Tablets im Unterricht gibt es viele gute Gründe. Wir möchten hier fünf davon besonders hervorheben.

Unmittelbare Verfügbarkeit von digitalen Quellen und aktuellen Unterrichtsmaterialien

Kaum ein Gerät ist so schnell einsatzbereit wie ein Tablet. Ein Hochfahren ist nicht nötig, durch Tippen auf den Bildschirm erwacht das Gerät sofort aus dem Ruhemodus. Informationen in vielfältiger Form – Filme, Texte, Bilder, Audiodateien oder Kombinationen daraus – sind über den Browser und diverse (Lern-)Plattformen jederzeit verfügbar. Das war bisher im Unterricht nicht selbstverständlich. Es stellt Lehrkräfte vor neue Herausforderungen – nicht nur weil Schüler durch die Informationsflut Ablenkung erfahren können, sondern auch weil der Unterrichtsstoff jederzeit überprüfbar ist und dynamisch bleibt.

Leichte Realisierung zeitgemäßer, multimedialer Unterrichtsergebnisse

Schülern wird durch Tablets auf simple Art und Weise mit nur einem Gerät die Möglichkeit gegeben, selbst attraktive und zeitgemäße Unterrichtsprodukte zu schaffen, die unter Umständen sogar zur Veröffentlichung geeignet sind und somit nicht als triste schulische Übung angefertigt werden müssen. Dies bedeutet zusätzliche Motivation und ermöglicht ganz neue Aufgabenstellungen.

Mobilität durch möglichen Einsatz auch außerhalb des Klassenraums

Mit dem Tablet lässt sich ohne großen Aufwand mit nur einem Gerät auch der Besuch eines außerschulischen Lernorts (z. B. eines Museums, eines Betriebs, einer Gedenkstätte, eines Biotops) dokumentieren und auswerten. Das Unterrichtsergebnis kann dabei wie oben beschrieben sehr vielgestaltig sein und mehrere Medienarten umfassen.

Medienkompetenz als notwendiger Teil des Unterrichts

Durch den Umgang mit dem Tablet wird nicht nur aktive Medienkompetenz auf Anwendungsebene und die Fähigkeit zur gezielten Informationsbeschaffung trainiert. Ebenso wird gesteuerte Mediensozialisation in einem Umfang betrieben, der beim gelegentlichen Besuch des PC-Raumes nicht zu realisieren ist. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den medialen Möglichkeiten des Tablets (gegebenenfalls auch zu Hause) lernen die Schüler, zwischen Arbeit und Unterhaltung zu unterscheiden und sich bewusst gegen Ablenkung abzugrenzen. Sie lernen die Fallstricke von Kommunikation und Datenschutz genau kennen und profitieren davon im außerschulischen Alltag – vielleicht gerade weil das Tablet dem Smartphone näher ist als ein PC.

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