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E-Book

Tantra für Genießerinnen

AutorChrista Schulte
VerlagVerlag Krug & Schadenberg
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783959172028
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Sex ist eine Kunst, die gelernt sein will ... 'Tantra für Genießerinnen' regt Frauen an, sich auf spielerisch-lustvolle Weise (wieder) mit ihrer Sexualität zu beschäftigen und ihre Sinnlichkeit zu kultivieren. Einem Einführungsteil folgt eine Vielzahl praktischer Übungen für Frauen allein oder zu zweit, die das Ziel haben: • die Sinne zu verfeinern • die Sensibilität zu steigern • Empfindungen zu intensivieren • mögliche Stolpersteine auszuräumen • das (sexuelle) Selbstbewusstsein zu stärken • Begegnungen mit anderen Frauen lustvoller zu gestalten • die Beziehungsfähigkeit zu fördern und • die spirituelle Dimension unserer Sexualität zu erkunden. Ein Buch mit vielfältigen Anregungen für die kleinen Ekstasen im Alltag wie auch für ganz besondere Gelegenheiten.

Christa Schulte lebt in Bremen und arbeitet als feministische Therapeutin und Supervisorin. Mit TARA-Tantra hat sie ein eigenes Konzept zur Kultivierung weiblicher Sexualität entwickelt, auf dem dieses Buch und ihre entsprechenden Kurse basieren. Eine Fortsetzung findet 'Tantra für Genießerinnen' in dem Band 'In jeder Beziehung - Anregungen für Liebespaare'.

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Leseprobe

Weibliches Wissen über weibliche Lust erwerben


 

 

Was verstehe ich unter weiblicher Sexualität und was ist das Lesbische daran?

Damit die Leserin sich meinem Denken zuneigt, möchte ich mein sexuelles Grundverständnis kurz umschreiben: Weibliche Sexualität ist die Gesamtheit dessen, was Frauen sich unter Sexualität vorstellen, auch wenn sie nur einen Bruchteil davon fühlen und (er-)leben. Diese bewusst allgemeine Definition lässt sich nur subjektiv »mit Fleisch füllen«. Hier ein Beispiel für meine derzeitige subjektive Definition in Form der Benennung von Polen, zwischen denen sich das Pendel sexueller Energie bewegen kann:

 

Weibliche Sexualität ist:

 

prickelnde Lust und schleichende Unlust

 

unbezähmbares Begehren und plötzliches Abgestoßensein

 

hemmungsloser Kontrollverlust und perfekt kontrolliertes Machtspiel

 

süße Erregung und hingebungsvoll milde Erschlaffung

 

liebende Begegnung und orgastische Selbstbezogenheit

 

vorsichtige Sanftheit und aggressive Bodenakrobatik

 

spielerische Erotik und herzhafter Zugriff

 

Hochspannung im selbst-bewussten Grenzerleben und kosmische Verschmelzung mit der Welt

 

glucksendes Glück und namenloser Schmerz

 

viele kleine Tode und neugeborenes Leben

 

Hiermit möchte ich jedoch nicht etwa Gegensätze postulieren, wo keine sind, sondern Spannbreiten möglicher Pendelbewegungen aufzeigen. Wenn wir bedenken, wie viele persönliche Lebensgeschichten, wie viele gewachsene Begegnungs- und Beziehungsstrukturen, wie viele unterschiedliche Situationen und Kontexte diesen Beschreibungen ihren unverwechselbaren Charakter geben können, wird einmal mehr deutlich, wie nötig subjektive Definitionen sind, um unsere Erfahrungen angemessen zu beschreiben und den sogenannten »objektiven« Definitionen, die vom männlichen Blick geprägt sind und immer Fremdzuschreibungen bleiben werden, das Wasser abzugraben.

Und das Spezielle an der lesbischen Sexualität? Lesbische Sexualität ist die Potenzierung weiblicher Sexualität im Spiegel der Ähnlichkeit – das Spiel mit den feinen Unterschieden auf der Grundlage einer ähnlichen Art zu denken und zu fühlen.

 

Wozu brauchen wir »Anleihen« bei anderen Kulturen?

Sexuelle Energie lässt sich konzentrieren und ausdehnen und so entweder als allgemeine Lebenskraft nutzen oder auf verschiedene geistige und spirituelle Ebenen übertragen. Sexuelle Energie ermöglicht die Überwindung der geistigen Dimension der Dualität. Das aber ist gerade für uns Frauen nötig, um das patriarchale polare Spaltungsdenken in uns in eine kreisförmige, eine spiralige Form des Denkens, Fühlens und Handelns zu verwandeln, so dass das alte patriarchale Prinzip »Teile und herrsche« in unserem Sein keine Grundlage mehr findet. Hierzu sind Frauen in unserer Gesellschaft meist eher in der Lage als Männer, weil sie – wenn ihre Schmerzblockaden nicht zu stark sind – oft die Verbindung von sexueller Energie mit anderen Energieformen (z.B. Liebesenergie auf der Herzebene oder Strömungsenergie aus dem Bereich tiefer Bauch-Gefühle) und dadurch nicht nur tiefere und ausgedehntere Orgasmen erleben können, sondern auch leichter Transformationen zuzulassen vermögen.

Diese Fähigkeit, sexuelle und andere Gefühle spielerisch wie schöpferisch zu gestalten und sie zu transformieren (z.B. in Zustände tiefer Verbundenheit mit allem Lebendigen) ist eine Grundlage weiblicher Identität, Schönheit und Macht. Diese Macht beginnt mit der Befreiung von allem, was Macht über eine Frau ausübt, selbst von der sexuellen Anziehung und der Blindheit der frühen Verliebtheit. Jenseits all dieser sich bewegenden Energien gibt es einen Punkt der Ruhe, einen Raum, der still und leer ist. In diesem Raum zu sein bedeutet, sich in einem Zustand stiller Ekstase zu befinden. Daraus entsteht klare, ruhige Selbst-Bewusstheit im All-ein-Sein wie auch im Kontakt mit anderen. Es bedeutet also nicht Rückzug aus der Welt, bedeutet nicht ein Zurückweisen politischer Verantwortung zugunsten privater Vergnügungen auf dem neu bezogenen Futon: Wenn wir die spirituelle Dimension, also den in alle Richtungen expansiven Charakter unserer Lust nicht nur im Stadium der frischen Verliebtheit, sondern ständig wichtig nehmen, können wir nicht umhin, uns täglich (gemeinsam) für Zeiten und Räume einzusetzen, in denen weibliche Lust als treibende Kraft unserer Lebendigkeit lebbar ist.

Da in unserer westlichen Welt weder herrschende Ideologien noch Religionen die transformatorische Kraft der Lust wirklich ernst nehmen, machen wir »Anleihen« bei anderen Zeiten und Kulturen, um unser vorhandenes, jedoch verschüttetes Wissen wieder hervorzuholen. Natürlich müssen wir diese Anleihen kritisch betrachten und gegebenenfalls auch umgestalten, d.h. von ihren kulturellen Festlegungen lösen, um nicht etwa neue Unterdrückungsmechanismen weiblicher Sexualität »miteinzukaufen«. Aber dafür haben wir schließlich unseren feministischen Hinterkopf ...

 

Quodoushka

Quodoushka als indianische Lehre von der sexuell-spirituellen Lebensenergie wurde von den Cheroquee-Frauen als Philosophie, als Aufklärungsunterricht und als eine Folge von Ritualen und Übungen entwickelt und erst in den letzten Jahren im Zuge des drohenden Aussterbens dieses Volkes und damit ihres uralten Wissens an Weiße weitergegeben. Der Begriff »Quodoushka« bezeichnet die spirituelle Energie, die entsteht, wenn zwei »Chuluaques«, zwei Lebenskraftenergien, zusammenkommen und gemeinsam eine neue Energiequalität bilden. Bezeichnend für die Offenheit dieser Lehre ist, dass diese beiden Lebenskraftenergien nicht »naturnotwendig« zu verschiedenen Geschlechtern gehören müssen. Vielmehr gehen die Cheroquee-Frauen davon aus, dass das Weibliche immer das Männliche einschließt und nicht umgekehrt. Diese Verbindung zur Macht weiblicher Existenz ist jedoch mit wachsender Männermacht im Patriarchat immer mehr gerissen, so dass sogar die Frauen selbst ihren eigenen sexuellen Magnetismus und den der »Großmutter Erde« nicht mehr erkennen und würdigen können. Um weiteren Schaden von sich und der Natur abzuwenden, lehren die Cheroquee-Frauen, wie wir aus der Opferrolle heraustreten, dem inneren Kind in uns heilsam begegnen, unsere sexuelle Kraft wieder aktivieren und den sexuellen Magnetismus für uns selbst und die Förderung alles Lebendigen wirken lassen können. Quodoushka ist neben Tantra eine wesentliche Grundlage für dieses Buch.

 

Tantra

Ein für mich selbst wunderbarer Weg, Liebe und Sexualität als verbunden zu erleben und der Sexualität als einer Ausdrucksform für Liebe einen Raum für Kultivierung und Verfeinerung zu geben, ist das Tantra, besonders das von Margot Anand für uns westliche Gemüter entwickelte SkyDancing. Tantra bedeutet übersetzt Gewebe, Verbindung, Gespinst und Ausdehnung. Es ist ein Wort aus der Sprache der WeberInnen und bezeichnet den Schussfaden, also den Faden, der durch alle Kettfäden zieht und sie verbindet.

Tantra bedeutet das vollständige Annehmen und miteinander Verweben all unserer Gefühle (auch der sogenannten »negativen«) und das Schaffen schöpferischer Verbindungen zu anderen Menschen. Das schließt eine Befreiung aus dem Gefängnis der Polaritäten und ein Transzendieren von sozialen und körperlichen Grenzen ein. Es bedeutet auch, mit dem zu beginnen, was da ist, und dieses dann in Richtung meiner Möglichkeiten zu erweitern. In tantrischen Ritualen aktivieren, verehren, feiern und kultivieren wir unsere sexuelle Kraft, leiten sie durch die innere Flöte der einzelnen Chakren bis hin zu unserer Krone und können dadurch einen Ausgleich von Geist und Materie, von Spiritualität und Emotionalität erreichen, d.h. also, Polaritäten auflösen. (Die Aufhebung von Polaritäten durch ihre bewusste Verbindung liegt mir besonders am Herzen, weil ich schon in meiner Mädchenzeit mit einer »Überdosis Katholizismus« große Sehnsucht hatte nach der Verbindung von Sexualität und Spiritualität, von unten und oben, von innen und außen, von mir und der Welt.)

Konkret bedeutet dies, dass wir in einem geschützten, respektvollen Rahmen und einer kreativen, liebevollen Atmosphäre beginnen, unsere Sexualkraft zu aktivieren und unser ekstatisches Energiepotential durch Körperübungen, Massagen, Atemströmungsprozesse, Begegnungsspiele und Berührungen unserer Lustzentren freizulegen. Durch spielerischen Umgang mit dieser Energie lernen wir, sie zu halten, sie in verschiedene Richtungen zu lenken und sie immer freier zu verströmen. Dabei ist unser Herz die wichtigste Stelle zur Transformation von körperlich-emotionaler in spirituelle Energie. Wenn wir unsere sexuelle Energie (im engeren Sinne des Wortes) mit der Liebe des Herzens verbinden, wird der Weg gebahnt für eine dritte Energieform: die geistige und spirituelle Energie. Das ist die Energieform, die uns und unser Lebensfeld am feinsten, durchlässigsten und schnellsten durchströmt, die uns subtil und intensiv mit anderen verbinden kann und die oft die Grundlage für das Gebären neuer Ideen oder Lebensziele bildet. Wenn so die sexuelle Kraft über den Weg des Herzens in unseren Geist gelangt, bedeutet dies etwa, dass wir unsere ekstatischen Fähigkeiten z.B. in Form von tiefen Glücksgefühlen, klaren Visionen, Gefühlen der Liebe zu uns und zu anderen und von...

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