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Terrorismusexperten: Zur Expertenauswahl in Fernsehnachrichten und Talk-Shows

AutorChristian Koge
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl49 Seiten
ISBN9783955495039
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Nachrichten informieren, egal ob via Fernsehen oder Radio. Dabei wird oft über Explosionen und Anschläge berichtet, die immer häufiger terroristisch motiviert sind. 'RAF', '9/11', 'Dönermorde' und 'Osloer-Attentat' sind nur einige Schlagwörter, die von jedem erkannt und mit einer bestimmten Erinnerung in Beziehung gesetzt werden. Es handelt sich dabei um Begriffe und Abkürzungen, die in Verbindung mit terroristischen Aktionen stehen. Wir können sie deshalb damit verknüpfen, weil wir durch die Medien häufig mit solchen Ereignissen konfrontiert werden. In verschiedenen Sendeberichten wird der Zuschauer und -hörer über die Hintergründe und Ereignisse informiert. Nachrichten, die bei uns gesendet werden, sind inhaltlich gut aufgebaut, recherchiert und strukturiert. Doch in letzter Zeit mehren sich Kritiken über fehlerhafte Aussagen und die Unglaubwürdigkeit von sogenannten 'Terrorismusexperten'. Im theoretischen Teil werden die Begriffe 'Terrorismus' und 'Meinungsführer' näher erläutert und mit dem Thema in Verbindung gesetzt. Im Vordergrund steht die Frage, ob 'Terrorismusexperten' auch als 'Meinungsführer' beziehungsweise 'opinion leader' bezeichnet werden können? Auf die Meinungsführerforschung wird hier besonders eingegangen. In diesem Zusammenhang werden der Begriff des Meinungsführers und seine Funktionen und Merkmale näher betrachtet. In der Kommunikationswissenschaft ist der Begriff des Terrorismusexperten genauso wie die betreffende Wissenschaft selbst noch recht neu. In etlichen Artikeln, Magazinen und Büchern spricht man ganz konkret erst seit dem 11. September 2001 von Terrorismusexperten. Davor waren es Personen, die sich einem speziellen Fachgebiet widmeten. Das empirische Element dieser Arbeit liegt in der Internetrecherche. So wurden bei verschiedenen Universitätsdatenbanken und bei der Internetsuchmaschine 'Google' die Begriffe 'Terrorismus' und 'Terrorismusexperte' eingegeben und die Anzahl der Suchergebnisse betrachtet. Desweiteren wurden die ersten zwanzig Treffer bei 'Google' auf deren Inhalt, Namen und Medium untersucht. Es wurden in diesem Kapitel zwei Vertreter ausgewählt und mit Hilfe der vorher dargestellten Theorie auf ihre Merkmale, Funktionen, Motive und Charakteristika als Terrorismusexperten und Meinungsführer überprüft. Es handelt sich dabei um Personen des öffentlichen Lebens, die auch im Fernsehen und Internet zu sehen und zu hören sind. Abschließend werden folgende Fragen geklärt: Was macht einen [...]

Christian Koge, B.A., wurde 1986 in Sangerhausen geboren. Sein Studium der Kommunikations- und Politikwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena schloss der Autor im Jahre 2012 mit dem akademischen Grad Bachelor of Arts erfolgreich ab. Danach

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Merkmale: Wie schon in der Einleitung erwähnt ist das Ziel dieser Arbeit, Terrorismusexperten zu beschreiben und festzustellen, ob die heutigen Experten wirklich dieses 'Prädikat' verdienen. Deshalb ist es wichtig, einzelne Merkmale herauszukristallisieren. Alle Studien, die sich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt haben, wurden in den Bereichen der Politik, Wirtschaft, Mode und öffentlichen Angelegenheiten durchgeführt. Katz schloss aus einer Literaturrecherche, 'dass Meinungsführerschaft von dem Thema abhängig ist, zu dem Einfluss ausgeübt wird. Dies bestimmt, wer Meinungsführer ist und wer dessen Rat folgt ' (M. Dressler, 2009, S.126). Davon wurde abgeleitet, dass die Merkmale für den 'opinion leader ' tendenziell themenspezifisch sind. Bei der Recherche zu diesem Thema wurden etliche Forschungen und Studien miteinander verglichen und einzelne Tendenzen zu bestimmtem Merkmalen entdeckt. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass Meinungsführer über ein hohes Maß an Allgemeinwissen verfügen, mit dem es einfacher ist, komplexe Situationen in einen verständlichen Gesamtzusammenhang zu setzen. Ebenso sollten sie auch über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen. Weiterhin bestehen in der Literatur verschiedene Meinungen darüber, was den Meinungsführer vom -folger unterscheidet. Dabei werden häufig die Begriffe Einfluss, Wissen und Informationsverbreitung angegeben. Die meisten Forscher und Autoren versuchen die Meinungsführer und Nicht-Meinungsführer durch eine Kombination dieser drei Begriffe zu definieren (Vgl. L. Feick, 1987, S.84). In der Literatur gibt es Versuche der Merkmalsbeschreibung des Meinungsführers. Das erste Merkmal ist der demografische und sozioökonomische Status. Grundsätzlich geht man davon aus, dass Meinungsführer unabhängig von solchen Statuten handeln. Jedoch zeigt sich in Studien, wie zum Beispiel der Decatur-Studie, auch ein anderes Bild. Der Versuch wurde von Katz und Lazarsfeld in Decatur, Illinois, einer Stadt mit 60.000 Einwohnern durchgeführt. Dabei untersuchten die Forscher anhand einer Stichprobe von 800 Hausfrauen, welche Einflüsse oder Personen auf den Gebieten Konsumverhalten, Mode, Kinobesuch und Lokalpolitik für sie zur Entscheidungsfindung beitrugen. Zur Identifizierung der Meinungsführer wurde das 'Schneeball'-Verfahren verwendet. Dabei wurden Personen, die um Rat gefragt werden, interviewt und mussten angeben, wen sie informieren und beeinflussen. Damit hatten die Forscher die Möglichkeit einer doppelten Überprüfung. Sie fanden heraus, dass die persönliche Kommunikation bei der Meinungsbildung sehr wichtig ist und dass Meinungsführer abhängig sind von interpersonaler Kommunikation. In der Studie werden jüngere unverheiratete Frauen in der Mode- und Kinoindustrie als Meinungsführer ermittelt. Darüber hinaus stellten sie fest, dass sich Meinungsführerschaft generell auf einen konkreten Bereich beschränkt (Vgl. C. Eisenstein, 1994, S.137). Andere Forscher wie Carter und Clarke (1962) fanden heraus, dass in Themengebieten des öffentlichen Bereiches und Politik häufig Männer Meinungsführer sind. Hierbei sollte aber auch darauf hingewiesen werden, dass diese Studien erfolgten, als der öffentliche Bereich ausschließlich von Männern dominiert wurde. In einer späteren Studie von den Forschern Shah und Scheufele wurde diese Annahme widerlegt (2006), sodass es nunmehr keine geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt (Vgl. S. Dhavan, 2006, S.8). Man sieht also, dass es keinen eindeutigen Zugang zum Profil des Meinungsführers in Bezug auf seinen demografischen und sozioökonomischen Status gibt. Es lassen sich lediglich Tendenzen in diesem Bereich erkennen. Nach Dressler sind hier andere Faktoren wesentlich bedeutender. So sieht er die Personifikation von Werten, die Kompetenz und die strategische soziale Position als viel wichtiger an (Vgl. M. Dressler, 2009, S.129). Einzelne Themengebiete sind jedoch geschlechts- und altersbedingt besetzt. Ein Beispiel dafür ist, dass Männer sich häufiger mit Technik und ähnlichen Gebieten auseinandersetzen. Dort gibt es dann häufiger männliche Meinungsführer als weibliche. Im politischen Bereich hingegen wird dem Meinungsführer ein hohes Allgemeinwissen und ein höheres Einkommen zugeschrieben (Vgl. M. Dressler, 2009, S.128). Wie des Öfteren erwähnt, gibt es in diesem Bereich der Wissenschaft häufig unterschiedliche Auffassungen zu der Theorie des Meinungsführers. So haben andere Forscher wie Troldahl oder Kingon überhaupt keinen Zusammenhang zwischen der Meinungsführerschaft und dem sozioökonomischen Status erfasst (Vgl. Troldahl, 1972, S.41ff.). Weitere Merkmale, die insbesondere der Forscher Beba (1988) herausstellt, sind soziale Kompetenz, Aktivität und Engagement. Nach seiner Ansicht ist der wichtigste Faktor, dass Meinungsführer über ein großes soziales Netzwerk verfügen. Die soziale Position ist ein wichtiger Aspekt der Meinungsführerschaft. Der entscheidende Faktor ist, wen man innerhalb und außerhalb einer Gruppe kennt. Andere Forscher wie Rogers und Shoemaker stützen diese Haltung, indem sie sagen, dass Meinungsführer sozial wesentlich aktiver sind als Nicht-Meinungsführer. Dadurch sind sie für ihre Meinungsfolger leichter erreichbar und zugänglicher (Vgl. Katz, 1971, S.218). Schenk kann diese Annahme durch einzelne Studien ebenso stützen und meint, dass Meinungsführer über viel größere soziale Netzwerke und starke Beziehungen verfügen. Der 'opinion leader ' erhält eine Schlüsselrolle, mit der er als sozialer Angelpunkt für Meinungsfolger gilt. Der sozioökonomische Aspekt und die soziale Rolle hängen eng miteinander zusammen. Die bereits erwähnte Decatur-Studie und die Elmira-Studie zeigen, dass Männer eher als 'opinion leader ' gelten in Themengebieten wie Politik, da sie mehr Kontakt zu solchen Gruppen haben, zum Beispiel durch Mitgliedschaften in Vereinen und Organisationen (Vgl. M. Dressler, 2009, S.75). 'Carter und Clarke (1962) wie auch Myers und Robertson (1972) dagegen fanden keinen Unterschied im Grad der aktiven Beteiligung in sozialen Organisationen und Häufigkeit der sozialen Interaktion zwischen 'high opinion leaders' und 'low opinion leaders` ' (M. Dressler, 2009, S.132). Dabei zeigt sich auch hier, dass einzelne Wissenschaftstheorien nicht immer eindeutig sind und es auch zu Widerlegungen und Konflikten kommen kann. Besonders bei dem Thema des Meinungsführers gibt es oft Kritik und Konfusionen innerhalb der Theorie. Andere Autoren sehen, dass Meinungsführer externe Einflüsse auf Primärgruppen ausüben und dadurch neue Ideen, Eindrücke und Erkenntnisse entstehen und vorangetrieben werden können. Sie verfügen darüber hinaus auch über ein hohes Maß an Geselligkeit. Ein weiteres wichtiges Merkmal für Meinungsführerschaft ist, dass sich diese verstärkt für ein bestimmtes Themengebiet interessieren. Man bezeichnet dies auch als Involvement und Informationssuche. Damit gemeint ist hauptsächlich, dass sich 'opinion leader ' wesentlich gewissenhafter und effektiver auf die Suche nach Informationsquellen machen und diese Suche systematischer und gründlicher verläuft (Vgl. M. Schenk, 2007, S.383). Man geht davon aus, dass sie ständig nach Informationen suchen und dass davon ein gewisser Impuls für Entscheidungen ausgeht. Merton sagt darüber hinaus, dass Meinungsführer Informationen aus Print-Medien nutzen, um damit ein gewisses Ansehen zu erreichen. Er meint auch, dass der Großteil der Gesellschaft Informationen aus Zeitungen nur zu ihren privaten Vergnügen nutzen (Merton, 1949 und M. Schenk, 2007, S.383f.). Aufermann verfolgt noch einen weiteren Ansatz, nämlich das 'opinion leader ' sich untereinander austauschen und ihre persönlichen Quellen bei der Informationssuche nutzen (Vgl. J. Aufermann, 1971, S.71). Wichtig dabei ist, dass Meinungsführer häufig für ihre Daten themenspezifische Magazine beziehungsweise Quellen nutzen, während Nicht-Meinungsführer eher zu Kontakten aus Familie oder Freunden tendieren. Aber auch hier gibt es wieder Ausnahmen. So konnte in anderen Studien (von Troldahl und van Dam) festgestellt werden, dass die Mediennutzung bei beiden Individuen gleich, wenn nicht sogar bei Meinungsführern weniger ist. Durch die Unterteilung in Meinungsführer, -sucher und Inaktiven ist dieser Unterschied noch größer. Hierbei muss man auch beachten, dass sich der Medienkonsum mit der Zeit stark veränderte. Das liegt hauptsächlich an technischen Neuerungen, wie dem Internet oder dem Fernsehen. Erste Forscher, die dort in Deutschland eine Veränderung feststellten, waren Noelle-Neumann und Petersen (2005). Sie fanden heraus, dass 'opinion leader ' früher häufiger das Fernsehen nutzten. Im Verlauf der Zeit erfolgte ein gleich hoher Konsum durch Nicht-Meinungsführern und Meinungsführern. Seit dem 21. Jahrhundert verwenden immer weniger Meinungsführer dieses Medium (Vgl. E. Noelle-Neumann, 2005, S. 164ff.). Wichtig für die vorliegende Arbeit ist das Merkmal von Wissen und Glaubwürdigkeit. Experten und Meinungsführer sollten eigentlich immer sachkundig sein und über ein bestimmtes Wissen verfügen, denn 'Wissen und Vertrautheit mit einem bestimmten Thema sind Voraussetzungen, um Ratschläge diesbezüglich erteilen zu können ' (M. Dressler 2009, S.137). Etliche Studien von Forschern konnten diesen Zusammenhang auch empirisch beweisen (von Jacoby, Hoyer; marketing study). Eurich schlägt dort die Brücke zu einem überdurchschnittlichen Wissen über ein Thema. Dieser Wissenstand wird durch eine umfassende Mediennutzung und Erfahrungen im sozialen Umfeld erworben (Vgl. C. Eurich, 1976, S.46). Der 'opinion leader ' muss aber auch dort praktizieren, um glaubhaft zu erscheinen. Dann kann er im besten Fall um Rat gefragt werden. Das führt auch zu dem Phänomen, dass subjektiv wahrgenommenes 'Expertenwissen ' häufig glaubhafter aufgenommen wird. Dieses Merkmal weist auf ein weiteres hin, welches bei Berichterstattungen und Ratschlägen von äußerster Wichtigkeit ist, die persönlichen Werte und Persönlichkeitsmerkmale. Meinungsführer sollen dabei Gruppennormen repräsentieren. Dazu müssen sie auch insoweit integriert und anerkannt sein (Vgl. Eurich, 1976, S.44). Interessant hierbei ist, dass sich persönlichkeitsstärkere Meinungsführer selbst wesentlich toleranter einschätzen als Nicht-Meinungsführer. In der vorliegenden Arbeit kann das bedeuten, dass sich Terrorismusexperten als toleranter in Themen wie Asylpolitik, Immigration oder kultureller Gleichberechtigung ansehen. Sie vertreten die Einstellung, dass sie die Gesellschaft oder große Teile einer Gruppe am neutralsten betrachten können (Vgl. M. Dressler, 2009, S.141). Ein weniger wichtiges Merkmal für diese Arbeit ist die Innovativität. Meinungsführern werden zwar höhere Innovationen zugesprochen, 'dennoch beweisen Forschungsergebnisse nicht, dass [sie] unbedingt auch Innovatoren oder Frühadaptoren sind ' (M. Dressler, 2009, S.139). Charakterlich wird der Meinungsführer durch Noelle-Neumann als selbstsicher, standhaft, durchsetzungsfähig und verantwortungsvoll beschrieben. Zum Abschluss noch ein Merkmal, mit dem sich wenige Forscher beschäftigt haben, das aber im Zuge dieser Ausarbeitung einige interessante Ansätze mit sich bringt, der Lebensstil. Es könnte zwar auch unter dem Aspekt Demografie und Sozioökonomie behandelt werden, aber es spielt eine weitaus größere Rolle in der Meinungsführerforschung. In betreffenden Studien wurde immer auf Meinungsführer im finanziellen Bereich eingegangen, trotzdem lässt sich aus der Studie 'Soll und Haben 6 ' von Schenk auch eine Ableitung auf den politischen Bereich durchführen. Schenk betrachtet bei Meinungsführern die sozialen Milieus und Sinus Sociovision. 'Die Sinus-Milieus berücksichtigen grundlegende Wertorientierungen und Einstellungen der Individuen zu Arbeit, Familie, Freizeit, Geld und Konsum ' (M. Dressler, 2009, S.143). Verschiedene Befragte, bei denen Ähnlichkeiten in diesen Bereichen auftauchen, werden in eine von zehn Gruppen eingeteilt. Dieses Model kann dem gesellschaftlichen Wandel immer wieder angepasst werden. Wie bereits festgestellt lässt sich aber ein 'opinion leader ' nicht nur im finanziellen Bereich erkennen, sondern mit dem richtigen Untersuchungsapparat auch im politischen, im speziellen auch im terroristischen Bereich, erkennen. Damit verbunden kann man auch typische sozialdemografische Merkmale ausmachen, wie zum Beispiel studiert und traditionsbewusst (Vgl. M. Dressler, 2009, S.143).
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