Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Deutsches Seminar I), Veranstaltung: Frauenmystik im Mittelalter, 17 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert entwickelte sich im Katholizismus eine bis dahin unbekannte Form einer praktischen Mystik. Diese Erlebnismystik stand im Gegensatz zur spekulativen oder philosophischen Mystik und war zum größten Teil identisch mit Frauenmystik, weil Frauen sehr viel öfter von solchen Erlebnissen der Einswerdung der Seele mit Gott berichteten als Männer. Die Erfahrungen dieser Mystikerinnen wurden häufig von ihnen selbst oder einer ihnen nahestehenden Person aufgezeichnet und sind uns in dieser Form überliefert. Auf den modernen Leser wirken diese Schilderungen von außerordentlichen Erlebnissen oft befremdlich und unvorstellbar. Es stellt sich die Frage, ob die jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser wirklich an diese von ihnen geschilderten übernatürlichen Vorgänge geglaubt haben oder ob es sich nur um literarische Fiktionen handelt. Diese Frage nach Authentizität bzw. Fiktionalität der in den Texten geschilderten mystischen Erlebnisse wird in der germanistischen Mediävistik kontrovers diskutiert. Die Einschätzung des Wahrheitsgehalts der frauenmystischen Texte hat große Auswirkungen auf die Bestimmung der Intention der Verfasserin bzw. der Funktion der Texte. Problematisiert werden in diesem Zusammenhang auch Fragen der Textentstehung. So wird zum Beispiel gefragt, ob es sich bei den in den Texten häufig auftauchenden Seelsorgern, die den Mystikerinnen bei ihren Aufzeichnungen angeblich helfend zur Seite standen oder sogar selbst die Verschriftlichung des Lebens einer begnadeten Frau übernahmen, um reale historische Personen handelte. Gegner dieser Annahme vertreten zum Beispiel die Auffassung, die auf theologischem Gebiet als inkompetent geltenden Frauen hätten die Figur eines fiktiven Seelsorgers in ihre Texte aufnehmen müssen, um so ihr Werk zu legitimieren. Im Rahmen dieser Arbeit werden einige Positionen zu diesen Fragen vorgestellt.
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