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E-Book

Tiefgänger

Wie Jesusnachfolger entstehen, die die Welt auf den Kopf stellen

AutorGordon MacDonald
VerlagSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783417229219
Altersgruppe25 – 99
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Gordon MacDonald stattet seiner fiktiven Gemeinde aus 'Ich will meine Gemeinde zurück' einen neuen Besuch ab - und geht an ihrem Beispiel der Frage nach: Wie kann man neue Leiter - sogenannte Tiefgänger - fördern und damit die Zukunft der Kirche gewährleisten? Die 'große Idee': Eine spezielle Gruppe für Menschen mit Potenzial soll ins Leben gerufen werden. Ein geistliches Buch, verpackt in Romanform, das inspiriert, bewegt und die Sehnsucht nach etwas ganz Neuem weckt.

Gordon MacDonald ist seit fünfzig Jahren Pastor und Autor. Er ist Kanzler des Denver Seminary, schreibt für das Leadership Journal und spricht weltweit auf Konferenzen.

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7. SEPTEMBER


Mittagessen. Der erste Sommer


Pastor MacDonald,

Gott mir gesagt ich für dich beten heute. Ich glaube er sprechen in dein Herz und du müssen hören. Ich in Gemeinde heute und beten für dich und Mrs. MacDonald.

Hana Tchung

DIENSTAGMORGENS TREFFEN WIR UNS IMMER VON NEUN BIS ELF ALS PASTORALES TEAM (Bruce Bartlett, Claire Dustin, Jason Calder und ich). Während wir über unsere Gemeindethemen redeten, war aus dem Gottesdienstsaal das drängende Flehen von Hana Tchung zu hören, und wir wussten, dass diese bescheidene Frau aus Korea für jeden von uns betete.

Als ich um halb zwölf mein Büro verließ, um zur High School zu fahren, gab mir Kelly Martin einen verschlossenen Umschlag mit. Ich öffnete ihn erst am späten Nachmittag. Er war von Hana Tchung. Ihre Worte – gut formuliert, wenn man bedenkt, dass sie erst seit sechs Monaten Englisch spricht – berührten mich tief. Woher wusste sie, dass ich genau an diesem Tag auf dem Weg zu einem Gespräch war, das am Ende Auswirkungen auf viele Menschen haben würde, mich eingeschlossen?

Als Besucher eine High School zu betreten, kommt einem Sicherheitscheck am Flughafen an Tagen mit erhöhter Alarmbereitschaft ziemlich nahe. Man betritt die Schule durch eine bestimmte Tür (und nur diese eine!), geht unter den Augen eines uniformierten Wachmanns durch einen Metalldetektor und wird zu einer Rezeption gebracht, die in der Nähe des Direktorenzimmers liegt. Hier trägt man Namen, Anschrift, Datum, Uhrzeit und Kontaktperson in eine Liste ein und bekommt wahlweise einen Besucherausweis für den Gürtel oder fürs Revers. Und dann wartet man, bis die Kontaktperson – in meinem Fall Rich Fisher – auftaucht und einen mitnimmt.

Wir gingen in die Cafeteria und suchten uns Salate und Sandwichs aus, die Beispiele für die gesunde Ernährung waren, zu der die Schule sich verpflichtet hatte. Dann liefen wir in Richs Büro im Verwaltungsgebäude, wo wir ungestört essen und reden konnten.

»Betest du hier vor dem Essen?«, fragte ich, als wir uns setzten. »Oder ist das in einer öffentlichen High School verboten?«

»Es ist vermutlich in Ordnung, wenn du dich nicht auf die Knie wirfst, laut schreist oder deine Hände erhebst«, sagte Rich mit gespieltem Ernst. Dann flüsterte er mir in dramatischem Tonfall zu: »Ich schmuggele hier jede Menge Gebete durch. Bisher hat die Gebetspolizei mich nicht erwischt. Du kannst ja auch mal versuchen, ob du es schaffst, ohne dass sie dich schnappen.«

Ich nahm dies als Einladung und betete: »Herr, lass in dieser Schule heute ein paar gute Dinge geschehen. Segne die Jugendlichen, die hier sind, um zu lernen, und die Lehrer, die hier sind, um zu unterrichten. Selbst wenn einige dich hier nicht wollen …«, Rich schmunzelte, als ich das sagte, »… sei hier an diesem Ort. Und ich bitte dich besonders für meinen Freund Rich. Erinnere ihn jeden Tag an all die Möglichkeiten, mit denen er hier intellektuell und moralisch Gutes bewirken kann. Wir sind beide sehr dankbar für dieses Essen. Amen.«

Nach einem kurzen Austausch über den Gottesdienst am vergangenen Sonntag – Rich sagte, dass ihm die Predigt gefallen hatte – und über seine Familie, kamen wir schließlich zu dem, was Rich Fisher wirklich auf dem Herzen lag.

»Es ist zwar jetzt schon ein paar Wochen her, seit wir über deine Suche nach einer neuen Idee gesprochen haben, aber Carly und ich haben nicht aufgehört, darüber nachzudenken. Uns ist ganz wichtig, dass du weißt, dass wir dein Anliegen teilen …«

»Und mir ist wichtig, dass du weißt«, unterbrach ich ihn, »wie dankbar ich bin für das Zitat von Foster mit dem Ausdruck Tiefgänger, das du mir am Recyclinghof gegeben hast. Seit Gail und ich diese Worte gelesen haben, stellen wir immer wieder fest, wie sehr der Ausdruck Tiefgänger zu unseren Gedanken passt.«

»Na hervorragend! Als ich die Zeile zum ersten Mal las, hatte ich das Gefühl, dass das genau das ist, wonach du suchst. Damit lässt sich vielleicht besser definieren, was auch immer am Ende herauskommen wird. Ich erzähle dir jetzt, was Carly und ich heimlich angestellt haben, um diese Sache voranzubringen.«

»Was genau voranzubringen?«

»Wir hatten den Eindruck – also eigentlich Carly –, wir sollten ein paar Leute zum Grillen einladen und eine Träumerrunde machen. Die war letzten Freitag.«

»Eine Träumerrunde?«, fragte ich. »Was ist das denn?«

»Das ist so eine Übung, die wir hier an der Schule manchmal machen. Wir bringen Leute zusammen, die gerne miteinander brainstormen. Sie sollen während einer Diskussion eine Lösung für ein Problem finden, vor dem wir gerade stehen. Da können ganz unterschiedliche Leute dabei sein: Lehrer, Eltern, Lieferanten, auch Schüler. In guten Träumerrunden entstehen häufig Strategien, auf die wir vorher nicht gekommen sind, weil alle auf gleicher Stufe stehen.

Carly und ich hatten das Gefühl, eine Träumerrunde mit Leuten aus der Gemeinde könnte genau das Richtige sein, um einen Denkprozess anzustoßen. Wir haben ihnen gesagt, Ziel des Abends sei es, Ideen zu entwickeln, wie mehr geistliche Leiter in unserer Gemeinde gefördert werden können. Natürlich hat das erst mal dazu geführt, dass alle sich fragten, was eigentlich Leiterschaft bedeutet.«

»Wow, da wäre ich ja gern Mäuschen gewesen. Wer war denn da?«

»Du fragst dich wahrscheinlich, warum wir dich nicht eingeladen haben.«

Rich hatte recht. Ich fühlte mich ein wenig übergangen.

»Wir haben überlegt, ob wir dich und Gail einladen sollen. Aber zu Träumerrunden hier an der Schule wird die Direktorin nie eingeladen. Wie gesagt, die Leute sollen in alle möglichen und unmöglichen Richtungen träumen. Sie sollen sich nicht fragen, was die Direktorin wohl gut finden würde. Darum haben wir uns entschieden, den Gemeinde›direktor‹ nicht einzuladen.«

(Innere Notiz: Soriano hält mich für einen Geschäftsführer, Fisher nennt mich Direktor. Nennt mich eigentlich noch irgendjemand Pastor?)

»Klingt einleuchtend«, sagte ich. »Jetzt, da ich weiß, warum ich von der Liste gestrichen wurde:«, ich grinste bei diesen Worten, »wer waren denn die Glücklichen, die draufstanden?«

»Carly hat die Liste zusammengestellt. Sie hat einige Älteste mit ihren Ehepartnern eingeladen, ein paar Leute aus dem Vorstand und fünf oder sechs Dienstgruppenleiter, Verheiratete wie Singles. Eine klasse Gruppe, ein sehr guter Mix. Kluge Leute, ungefähr 15, glaube ich. Nur die Handleys und die O’Donnells mussten absagen.«

»Und die anderen …«

»Später. Lass mich dir vorher erzählen, worüber sie zuerst geredet haben.«

Seit dem Treffen am Samstag auf dem Recyclinghof hatte ich mir alles Mögliche vorgestellt, worüber Rich mit mir reden wollte. Aber sicher nicht das hier. Dass Rich und Carly aus eigenem Antrieb eine »Träumerrunde« bei sich zu Hause organisiert hatten, war eine ungeheure Ermutigung für mich.

»Ich bin froh, dass ich dich am Samstag getroffen habe«, sagte Rich, »denn ich wollte mich so schnell wie möglich mit dir zusammensetzen und dir erzählen, was am Abend vorher gelaufen war.«

»Rich, ich bin echt sprachlos. Du und Carly, ihr seid die ersten nach Gail und mir, die wirklich glauben, dass mein Spleen von dieser bahnbrechenden Idee wirklich wichtig sein könnte. Und eure Träumerrunde … Mann, ich bin ganz Ohr. Erzähl mir jedes Detail!«

»Also«, Rich lehnte sich nach vorne, als wolle er unterstreichen, was er nun sagen würde, »mich hat überrascht, wie groß die Einigkeit war. Es war sofort klar, dass fast alle deinem Grundanliegen zustimmen: dass wir uns ernsthaft Gedanken machen müssen, wie wir neue geistliche Leiter im Herzen der Gemeinde fördern können. Das schienen alle so zu sehen.«

Rich fuhr fort: »Du hast vielleicht nicht das Gefühl, verstanden worden zu sein, aber da liegst du falsch. Die Leiter stimmen mit dir überein. Sie überblicken vielleicht noch nicht alle Auswirkungen, aber sie stimmen dir grundsätzlich zu.«

»Was überblicken sie denn nicht?«, fragte ich.

»Man merkt, dass einige es nicht gewohnt sind, über solche Themen nachzudenken. Wenn du von Leiterförderung sprichst, denken manche automatisch an neue Kandidaten für Leitungsgremien oder an Gruppenleiter oder Älteste. In unserer Runde habe ich Wert darauf gelegt zu erklären, dass es dir um etwas viel Wichtigeres geht.«

Ich unterbrach Rich, was ich vermutlich nicht hätte tun sollen: »Genau darum finde ich den Ausdruck Tiefgänger von Foster so treffend. Er hilft dabei, sich auf etwas viel Wichtigeres zu konzentrieren, als Positionen im Gemeindesystem zu besetzen.«

»Weißt du«, sagte Rich, »die Art von Leiterschaft, die du meinst, ist nicht leicht zu definieren. Wir reden hier an der Schule häufig darüber, und die Fachleute auf diesem Gebiet sind sich auch nicht einig, wie sie zustande kommt. Nur in einem Punkt stimmen alle überein: dass jede Organisation regelmäßig neue ausgebildete Leute braucht, die wissen, wie man Menschen zusammenbringt und sie motiviert, ihr Bestes zu geben.«

»Was kam denn am Freitag heraus? Irgendwelche Erkenntnisse, die mich in meinem Nachdenken...

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