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E-Book

Trump im Amt

Ein Präsident, der gerne Diktator wäre

AutorDavid Cay Johnston
VerlagecoWing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl464 Seiten
ISBN9783711052254
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Schlimmer als befürchtet Wo steuert diese Präsidentschaft hin? Und vor allem: Welche Folgen birgt sie für uns? David Cay Johnston, einer der besten Kenner des amtierenden amerikanischen Präsidenten, zieht nach dem ersten Jahr mit Donald Trump eine düstere Bilanz: Die Lage der Wirtschaft ist desolat, die globale Sicherheit in permanenter Bedrohung, das Alltagsleben spürbar eingeschränkt. Ein schockierendes Buch, nicht nur über den Präsidenten und die amerikanische Gesellschaft, sondern auch über die Instabilität der politischen Weltlage. »Kein anderer Journalist kennt Donald Trumps Biografie so gut; schon aus diesem Grund verdient jedes Buch von David Cay Johnston Beachtung und viele Leser.« Süddeutsche Zeitung

David Cay Johnston, geboren 1948, ist einer der renommiertesten amerikanischen Investigativjournalisten. Als Reporter der New York Times und der Los Angeles Times war er unter anderem an der Enthüllung von Steuerschlupflöchern beteiligt, 2001 wurde er dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Darüber hinaus gilt Johnston als einer der besten Trump-Kenner, seit vielen Jahren berichtet er über den Unternehmer und aktuellen Präsidenten der USA. Sein Buch Die Akte Trump, 2016 bei Ecowin erschienen, stand mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. »David Cay Johnston gehört zu den Wenigen, die das komplexe trumpsche Firmengeflecht durchdrungen und hinter die vergoldeten Kulissen geblickt haben.« Der Spiegel

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Leseprobe

1


EIN PRÄSIDENT WIE KEIN ZWEITER


DER ALLEINSTELLUNGSFAKTOR


Es ist ein einziger Faktor, der die Präsidentschaft Donald Trumps von allen 44 Präsidentschaften vor ihm unterscheidet. Ob diese nun herausragend, eher blass oder von Korruption geprägt waren, hatten sie doch etwas gemeinsam, was der Amtsführung Trumps nun fehlt.

Mit der Proklamation der amerikanischen Verfassung im Jahr 1789, eines damals radikal anmutenden Experiments der Selbstregierung, schlug George Washington einen neuen Ton an, von dem er hoffte, dass alle seine Nachfolger ihn beherzigen mögen. Jeder Anflug von Verkommenheit und Selbstherrlichkeit, wie sie europäische Monarchen mit ihrem Anspruch auf Gottesgnadentum an den Tag legten, sollte durch die getragenen Worte der Verfassung im Keim erstickt wer den. Aber nicht nur Worte spielten eine große Rolle, auch Washingtons Grunderwerbspolitik war von Belang. Als er plante, ein Grundstück aus dem Eigentum des neu konstituierten Staates zu erwerben, ging er vor wie jeder andere Immobilienkäufer. Er legte ein Angebot vor, das schließlich den Zuschlag erhielt.

Thomas Jefferson, der in der Unabhängigkeitserklärung den edlen Gedanken verewigte, dass alle Menschen »gleich geschaffen« sind (er selbst hielt bis an sein Lebensende Sklaven), besiegelte mit dem »Louisiana Purchase«, dem Kauf der riesigen französischen Kolonie westlich des Mississippi, die Entwicklung der Nation in Richtung Westen. Er orientierte sich in seinem Bemühen um die beste Politik zum Nutzen der Nation und ihrer Bürger an wissenschaftlichen Grundsätzen.

Abraham Lincoln ist die Befreiung der Sklaven zu verdanken, die den Vertretern der Konföderation nach deren Auffassung auf Geheiß ihres christlichen Gottes als Eigentum übergeben waren. Der Schock über Lincolns Ermordung bescherte den Vereinigten Staaten drei Verfassungszusätze, die allen Menschen dieselben verfassungsmäßigen Rechte zubilligen.

Theodore Roosevelt stellte sich in einer Zeit geballten Reichtums, wie ihn die bis dahin von schrecklichstem Elend geprägte Welt noch nie gesehen hatte, gegen die Wohlhabenden – nicht weil sie Geld hatten, sondern weil sie ihren privilegierten Status missbrauchten. Er nutzte seine Regierungszeit dazu, die schlimmsten Auswüchse der »Übeltäter des Wohlstands« einzudämmen.

Franklin D. Roosevelt überwand seinen »Geburtsfehler«, ein Sohn aus gutem Hause zu sein, weil ihm klar war, dass er die Nation durch nachhaltige Reformen aus der schlimmsten Wirtschaftskrise herausführen musste, bevor er sie auf einen Krieg gegen die Nationalsozialisten und ihre Verbündeten vorbereiten konnte.

Dwight Eisenhower erkannte das enorme Wirtschaftspotential seines Landes und hinterließ mit dem fast 90 000 Kilometer umfassenden Interstate-Highway-System seinen persönlichen Fußabdruck. Außerdem stellte er die ersten afroamerikanischen Kinder, die die Central High School in Little Rock besuchten, unter den Schutz der 101st Airborne Division.

John F. Kennedy forderte seine Landsleute auf, nicht zu fragen, was ihr Land für sie tun könnte, sondern stattdessen zu fragen, was sie für das Land tun könnten. Und er schickte die Menschheit auf die Reise zum Mond.

Lyndon B. Johnson setzte sich über den in seiner Jugend herrschenden Rassismus hinweg und erkämpfte den Civil Rights Act, den Voting Rights Act und Medicare. Mit diesen Gesetzen erreichte er erhebliche Verbesserungen für Menschen mit Behinderung und für ältere Bürger. Später verhedderte er sich allerdings im Vietnamkrieg.

Richard Nixon unterzeichnete die ökologischen Vorreitergesetze Clean Air Act und Clean Water Act, gründete die Umweltagentur Environmental Protection Agency (EPA) und kämpfte trotz seiner zahlreichen Verbrechen für ein nationales Gesundheitswesen, bis er dem Land schließlich durch seinen Rücktritt einen patriotischen Dienst erwies.

Ronald Reagan richtete die Nation auf Gedeih und Verderb neu aus, weil er von den negativen Auswirkungen des New Deal auf den Wohlstand im Land überzeugt war. So ebnete er, ohne es ahnen zu können, der Präsidentschaft Donald Trumps den Weg.

Selbst der schlechteste aller Präsidenten verfügte wie alle seine Vorgänger und Nachfolger über eine für die Demokratie entscheidende Eigenschaft, die in der Administration Trump vergeblich zu suchen ist.

Als Chester Arthur, der aus dem politischen New Yorker Sumpf stammte, nach der Ermordung von James Garfield eher zufällig ins Präsidentenamt kam, wies er seine kriminellen Kumpane an, sich vom Weißen Haus fernzuhalten. Arthur wollte das ihm so unerwartet zugefallene Amt keinesfalls besudeln und leitete die Professionalisierung der Bundesbeamten ein. Indem er den Kongress dazu brachte, den Pendleton Civil Service Reform Act zu verabschieden, bekämpfte er zugleich die bisherige Klientelwirtschaft.

Warren G. Harding ist für den Teapot-Dome-Bestechungsskandal bekannt, bei dem er seinen kriminellen Geschäftsfreunden aus der Ölindustrie in die Hände arbeitete. Zugleich förderte er aber auch Jungunternehmen, die später den Wohlstand der Nation und den Fortschritt ankurbelten, etwa in den Bereichen Luftfahrt, Autoindustrie und Straßenbau sowie im Rundfunk.

John Adams erinnert mit seinen Alien and Sedition Acts am ehesten an Trump (und Nixon). Die vier Gesetze schränkten die Einwanderung ein und erleichterten dem Präsidenten die Verfolgung politischer Feinde – wie Trump es ebenfalls vorhat. Eines dieser Gesetze blieb lange genug in Kraft, um noch im Jahr 1942 die Internierung von US-Bürgern japanischer Herkunft rechtlich zu decken. Trotzdem blieb Adams in seiner Amtsführung frei von Skandalen, ging sorgsam mit den Staatsfinanzen um und gründete die moderne Navy.

Was unterscheidet nun all diese amerikanischen Präsidenten von Donald Trump? Manche inspirierten die Menschen mit ihren großen Taten, während andere sich im Klein-klein verzettelten. Einige waren Reformer, andere entschlossene Bewahrer des Status quo. Es gab eloquente Amtsinhaber, die der öffentlichen Debatte Eleganz verliehen, während andere unbeholfen, ja geradezu derb wirkten. Präsidenten wie Barack Obama waren moralisch integer und achteten auf eine tadellose Amtsführung, während andere wie Bill Clinton nicht gerade für ihre Triebkontrolle bekannt waren.

Allen gemeinsam aber ist, dass sie das Wohl der Vereinigten Staaten und ihrer Bürger im Auge hatten. Einige Präsidenten verhalfen Amerika zu Ruhm und Wohlstand, andere versuchten es zumindest, wenn auch mit weniger Erfolg. Manche gingen große politische Risiken ein, um das Land voranzubringen. Einer dieser Präsidenten war Lyndon B. Johnson, der es einfach nicht ertragen konnte, dass Menschen ein Jahrhundert nach dem Ende des Bürgerkriegs nur ihrer Hautfarbe wegen unterdrückt wurden. Johnson wusste, dass seine Haltung die Demokraten auf Generationen hinaus den Süden kosten würde, aber er tat, was seiner Ansicht nach im besten Interesse des Landes war, obwohl er seiner eigenen Partei damit Schaden zufügte.

In der Präsidentschaft Trump geht es jedoch einzig und allein um Donald Trump. Punkt. Ende.

Das sagt er selbst immer wieder. Doch weil er dazwischen einstreut, wie sehr er alle Menschen liebe und wie wunderbar er seine Aufgabe erfülle, glauben Millionen von Amerikanern, er vertrete ihre Ansichten, obwohl er nicht einmal mit sich selbst einig ist. Wer aber genau und mit der nötigen Portion Skepsis zuhört, versteht, was Trump sagt: Er brüstet sich damit, dass es in seiner Präsidentschaft ausschließlich um ihn gehe, und wird nicht müde zu betonen, wie großartig er sei. Er protzt mit den Heerscharen seiner Bewunderer und seinem Verhandlungsgeschick, ja er erklärt, er habe es in der Hand, einen Atomkrieg auszulösen, wie bereits im Zuge seiner Kampagne klargestellt wurde. Trump versucht mit aller Kraft andere dazu zu nötigen, seine innere Leere auszufüllen. Er hat ein mitleiderregendes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und öffentlicher Bewunderung.

In seinem Amt ist er so beschäftigt, dass ständig Bilder eines übernächtigten und rasant alternden Präsidenten durch die Medien geistern. Trump ist nicht der Typ, der bis lange nach Mitternacht Memos studiert und sich von Regierungsexperten in schwierigen Themenbereichen wie Wirtschaft, Weltpolitik, Wissenschaft, Handel oder auf anderen Gebieten beraten lässt. Stattdessen verharrt er, wie Mitarbeiter im Weißen Haus berichten, täglich stundenlang vor dem TV-Gerät. Mit der Fernbedienung in der Hand zappt er durch die verschiedenen Kanäle, um die neuesten Trump-Nachrichten zu verfolgen. Wenn ihm nicht gefällt, was er zu sehen bekommt, versendet er grimmige Tweets, häufig in den frühen Morgenstunden.

Tony Schwartz, Verfasser des Bestsellers The Art of the Deal, weiß, was Trump antreibt. Schwartz erklärte der...

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