3. Das Julfest
Pagan
Nun, nach all den Jahren wurde mir mein Wunsch erfüllt. Jetzt erst, nach all dieser Zeit, darf ich mein Leben nach den Göttern ausrichten.
Vor Jahren schrieb ich Ariane in einer bestimmten Situation einen Brief, gefüllt mit vielen Verständnisfragen bezüglich des „Nordischen“ Glaubens, der Runen und wie es sich mit bestimmten Göttern verhält. Mein Brief wurde mir in einer Art und Weise beantwortet, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Das allein zu erfahren, ist eine tiefe Erfüllung. Kurzum, sie sagte, es ist unsere Kultur und dessen Gut. Ich möchte euch die Situation nicht vorenthalten und habe den Text weiter unten niedergeschrieben. Wahrscheinlich musste alles genauso kommen, damit ich jetzt in dieser Form euch davon berichten kann. Es fühlt sich nicht falsch an, darüber zu schreiben. Selbst jetzt beim Schreiben muss ich darüber schmunzeln und ein wohliger Schauer überkommt mich.
Zurück zum Eigentlichen: Von Tag zu Tag erfahre ich durch die Runenpraxis mehr über mich bzw. erlebe die Runen im „Raunen“ und in der jeweiligen Stellung. Das äußert sich im Erleben von bestimmten Ideen, Eingebungen von Gefühlen bis hin zum Erleben von tatsächlichen Zuständen, also Dinge, welche mir zuvor allein durch die hermetische Praxis unbekannt waren. Das „magische“ hermetische Leben ist mit den germanischen System nicht im Geringsten zu vergleichen.
Zum Beispiel möchte ich jetzt sagen, dass meine Tage jetzt wesentlich strukturierter gestaltet sind, was nicht allein durch meine Disziplin zu erklären ist, sondern durch die Gunst der Wesenheit, welche hinter der Rune steht. All dies lässt sich nicht allein auf die Vorgehensweise der Runen-Exerzitien reduzieren. Ich verdanke also diese Umsetzung des „Rhythmus“ dem Wesen, dem Gott Ra, der Rit-Rune. Ich habe sie jetzt fast 9 Monate lang hindurch
- 2 x täglich, also morgens und abends, praktiziert;
- auf einem Fell stehend, wie Gott mich schuf;
- vor meinem Altar mit dem jeweiligen Singen der Havamal-Strophe und raunen der Rune praktiziert;
- mit Glöckchen und entsprechenden farbigen Kerzen die Runenübung initiiert;
- dazu die alltäglich wechselnden Verehrungen in Form von Morgen- und Abendweihe bzw. Gebete und dem jeweiligen Verhalten bzw. mit den analogen Meditationen durchgeführt;
- bis hin zu der Auswahl der Speisen/Speiseopfer (kein Fleisch), Trankopfer (Weine z. B. Met) für den jeweiligen Gott des Tages praktiziert;
- zudem lasse ich jetzt noch zusätzlich die Übungen aus dem Adepten einfließen.
Anhand dieses Praxis-Berichtes möchte ich euch Mut zusprechen und euch auch gleichwohl auffordern, wieder im Einklang mit unseren Göttern zu leben. Denn wer mit den Göttern lebt, erlebt, erfährt somit am eigenen Leib seine Kultur. Die Güter aus dieser wechselnden Beziehung mit den Göttern ist Heilung.
Ausgehend von dem Wesen der Rit-Rune und von dem Bericht des Jul-Festes: „Dem Sonnenwende Fest, Altgermanische Weihnachtsbräuche“ von S.A.K – Über wahre Runenmysterien. Band I S.72. ff. – fiel es mir wie Schuppen von den Augen, jene Feste wieder durchpraktizieren, zu beleben und somit erfahrbar und für uns wieder nutzbar zu machen. Denn … wenn schon ein jeder (all) Tag der Woche einem bestimmten unserer Götter und einen spezifischen Aspekt geweiht einhergeht und steht, wie verhält es sich dann mit den großen Feiertagen wie Bspw. dem Weihnachtsfest – besser gesagt unserem Jul-Fest?
So wie ich herausgefunden habe, orientierten sich unsere Ahnen (Priester, besser: Seidrmen) nicht nur am Sonnenkalender, sondern auch an einem Mondkalender. Die jeweilige Differenz der Tage zwischen dem Sonnen und Mondkalender nannten unsere Ahnen die 12 Raunächte.
Man nennt es die zeitlose Zeit. Die Uihinaht (Weihe-Nacht) sollte eigentlich am 21. 12 sein. Das christliche „Fest“ orientierte sich wie bei allen anderen Festen auch an dem Germanischen. Es wurde einfach übergestülpt. Was das für unsere Glaubenskultur in Folge für jeden Einzelnen bis heute bedeutet, ist klar. So wurde das „Weihnachtsfest“ um drei Tage vorverlegt und am 6. Januar (Hartung) findet man den Dreikönigstag (die Heiligen Drei Könige), was ebenfalls Bezug nimmt auf die wahre und rechtmäßige Analogie zur Trinität von Odin-Hönir-Loki.
Ab dem 21.12 gelten also die Raunächte. Es gibt vielerlei Vermutungen, warum diese Nächte gerade so heißen. Der für mich plausibelste Grund ist folgender: In gerade dieser Jahreszeit wehen insbesondere stürmische Winde. So wie wir es auch in diesem Jahr wieder erleben durften und auch wieder werden. Somit wurden diese Nächte als rau, kalt und windig erlebt. Es heißt, dass in den 12 Nächten Odin-Wuotan-Allvater (er hat viele Namen – vgl. die Edda!) selbst in seinem Wagen auf der Jagt wäre. So entstehen die Stürme in jener Jahreszeit. Sein Gefolge sind in dem Sinn seine dienstbaren mächtigen „Geister“. In Anlehnung an die magische Evokation behaupte ich, dass es mindestens 72 sind.
In dieser Nacht sollte man bestimmte Dinge tun und auch manches unterlassen. Hermetisch wichtig ist aber folgendes … und zwar behalten wir im Hinterkopf einfach das Mondjahr und deren immense Bedeutung. Nicht nur die passive Bedeutung und Weiblichkeit des Mondes, auch die vier (4) things (Treffen) in einem Jahr jeweils zum 10. des Monats, welche einem der vier Elemente-Fürsten unterstanden, sondern vielmehr die wahrhaft magnetische Anziehungskraft in einem Fest der Lichtweihe, welche elektromagnetisch ist. Hinter der Auferstehung Baldurs-Balders steckt offenbar ein Wunsch. Vergleiche bitte hierzu das Begräbnis des Balders. Dieser bekam von Odin den Ring Draupnir, welcher hier das Symbol der Ewigkeit, Göttlichkeit als auch Einheit und vor allem hier Sinnbild diesen wiederkehrenden Rhythmus ist, somit auch die Wunschkraft, welche immer in dieser Zeit in uns erweckt wird. Dies wird durch das Tun Lokis vollbracht, welcher für die irdische Entwicklung zuständig ist, dessen Schöpfer er nach der germanischen Trinität darstellt. Das, was noch halbwegs dem degenerierten umgestalteten Weihnachtsfest anhaftet, ist materiell, also pervertiert in Konsum, der Wunsch nach „Dingen“, d. h., von Gott getrennte sein, dem Zustand der sogenannten „Syn“, das Leben in Abkehr von den Göttern. Ein Verhalten, das den Menschen beschreibt, welcher von den Göttern abgewandt lebt und handelt. Ziehe vergleiche zu den „Sünden“ und man erkennt sofort, zu was dieser Zustand benutzt wurde und wer dann abgeleitet von dem, einen Sünden-Katalog erstellte, um uns zu Knechten, um noch mehr Macht zu erlangen, um uns noch weiter von den Göttern fort zu führen. Der Zustand der „Syn“ ist zwar ein andauernder, aber keinesfalls ein permanenter, in einer ununterbrochenen Folge bestehender.
Der Wunsch also sich selbst in seinen Eigenschaften zu verwandeln (Charakterveredelung – Seelenspiegel nach Bardon) ist demnach in hohem Maße mental und erfährt erst dann seine vollkommene Ganzheit im Bewusstsein des zielorientierten, göttlichen Erreichenwollens und fortwährenden Kampfes, dem „Streben“ und „Halten“ und „Umsetzen“! So wie es die „Germanen“, oder besser gesagt, die geistig reinen Menschen (egal welcher Herkunft) machten. Dies gipfelt nur noch in der Gottverbundenheit. Das bedeutet: Wer erkennt, kann sich mental neu ausrichten. Streben ist erkennen und anerkennen. Somit hat allein der Wunsch schon automatisch eine höhere Qualität. Das „Halten“ ist dem Glauben analog und wird materiell durch unser Tun, sprich dem „Umsetzen“ wahr. Wenn ich an den Gesetz festhalte, glaube ich doch auch dem Wort von Christus, ich „halte“ mich daran fest, ich glaube seinem Wort, dem Wort Gottes.
In der letzten Rau-Nacht wird Freya verehrt. Ihren Charakter hat das Märchen Frau Holle-Hold-Hehl-Verhehlen scheinbar erhalten. Auch scheint die Göttin Hel ihren Namen davon erhalten zu haben. So sind einige Attribute dieser Göttin wegweisend, polar etc. Wie bekannt wird der Fleißige belohnt und der Faule bestraft. Die beiden führen den Namen Goldmarie und Pechmarie.
Göttin Freya mag es nicht, wenn man faul und unnütz in den Tag lebt. Die Mädchen stehen deswegen am Ende der langen Arbeit unter dem „Bogen“ und erhalten ihre Belohnung für ihr Tun. Wie es für die beiden endet, setze ich einfach als bekannt voraus. Zudem ist es stellvertretend als Symbol für den Menschen, welcher den hermetischen Weg geht. Und hervorheben mag ich noch, wie sehr Goldmarie ihren Charakter wandelt, sie gern die Aufgaben von Frau Holle ausführt und auch dann gern Zeit mit ihr verbringt. Sind dass nicht einfach veranschaulicht schöne Eckpunkte göttlich-menschlicher Beziehung?
Das ganze Jahr hindurch, besonders an Freitagen sollte man fleißig sein. Alles mit Liebe machen. Der erste Freitag im neuen Monat galt oder gilt immer noch als Herz Jesu Freitag, zu welchen man Fisch bei den Katholiken aß. Ein Überbleibsel, welches unter anderem an dem Magnetismus erinnern soll. Aber selbst das...