Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität des Saarlandes (Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Brennende Frage Im Jahre 1913 wurde die Novelle 'Brennendes Geheimnis' des damals 32jährigen Stefan Zweig zunächst im Zyklus 'Erlebnisse aus dem Kinderland' publiziert. Die Auflage erreichte bis 1932 170.000 Exemplare1, was für den großen Erfolg des Österreichers zunächst im deutschen Sprachraum, dann über die Sprachgrenzen hinaus spricht. Er hat es geschafft, die Menschen mit seinem Schreibstil, aber auch mit seinen Themen zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen. Nicht selten greift er in seinen Werken den Geschlechtergegensatz auf. Dabei bevorzugt er vielfach die Sichtweise der Frauen, die aus dem gewohnten Umfeld ausbrechen. Das Erscheinungsjahr der Novelle über den 12jährigen, unaufgeklärten Edgar, der den Urlaubsflirt seiner Mutter beobachtet und an der Ungewissheit der Hintergründe der Annäherung verzweifelt, stellt gleichzeitig sozialgeschichtlich einen Wendepunkt dar. Die geschichtliche Einteilung des 19. Jahrhunderts wird vor allem aufgrund der sich anschließenden sozialen Umwälzungen2 bis 1914 gesehen. Somit stellt 'Brennendes Geheimnis' rein chronologisch betrachtet den Schlusspunkt des langen 19. Jahrhunderts dar. Doch auch inhaltlich spiegelt die Novelle die Probleme der Sexualmoral in Europa vor dem 1. Weltkrieg wieder. Der damalige Leser weiß, in welcher Zeit er sich bewegt und kennt die gesellschaftlichen Umstände. So fehlt in 'Brennendes Geheimnis' nicht nur eine Zeitangabe, die die genaue Datierung ermöglichen würde, sondern auch eine Erklärung der bürgerlichen Welt und Weltanschauung. Genau dieses Fehlen ermöglicht es aber, die Handlung im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zu verorten. Doch wie ist es für den Leser von heute? Kann er die Novelle problemlos zeitlich einordnen und kennt er die sozialen Gegebenheiten die Zweigs Textproduktion ermöglichten? Davon ist wohl gerade bei diesem Werk nicht auszugehen, denn dazu sind die textinternen Hinweise zu schwach.
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