In diesem Kapitel wird der theoretische Teil (Begriffe, Modelle und Theorien) bezüglich der Resilienz und des Veganismus dargestellt.
Der Begriff Resilienz leitet sich vom englischen Wort „resilience“ ab, was so viel bedeutet, wie „Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität“[12]
Dies erklärt die ursrpüngliche Verwendung des Begriffes Resilienz aus der Physik. Hier wurden mit Hilfe von „Resilienz“ Materialien beschrieben, die nach einer äußeren Einwirkung, wie zum Beispiel einer „Deformierung“, wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren.[13]
Mit dem Begriff Resilienz wird die „Fähigkeit eines Individuums beschrieben, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Stressfolgen umzugehen.“ [14]
Also „die psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen, psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken“[15]
Mit dieser Definition von Corinna Wustmann werden sowohl externale, wie auch internale Kriterien mit einbezogen. Diese Definition gilt als anerkannt im deutschsprachigen Raum.[16]
Für Leppert et al. (2004) lässt sich Resilienz als „psychische Widerstandsfähigkeit“ übersetzen und beschreibt das Phänomen, dass einige Menschen trotz widriger Lebensbedingungen und Belastungen nicht krank werden, während andere Menschen unter vergleichbaren Bedingungen anfällig für Krankheiten und Störungen sind. Hier bezieht Resilienz sich auf eine flexible Widerstandsfähigkeit, die situationsgemäß auftritt.[17]
Es handelt sich bei der Resilienz um eine variable Größe. Das heißt, Resilienz kann nach Lebensphase oder Lebensbereich variieren.[18]
In meiner Arbeit soll Resilienz als psychische Widerstandsfähigkeit, die den Menschen befähigt sich mit Hilfe von verschiedenen Eigenschaften, trotz äußeren Widrigkeiten und Widerständen z.B. durch Kreativität, problemlösungsorientiertes Denken und Handeln und Kommunikation mit der Umwelt, positiv zu entwickeln, verstanden werden. Das Individuum findet auch nach Erschütterung stets in den gesunden und ursprünglichen Ruhezustand zurück.
Hierbei ist die Interaktion mit der Umwelt deshalb von Bedeutung, weil Resilienz nicht als Ignorieren der Krisen verstanden werden soll. Resilienz zeigt sich in der Kommunikation mit anderen Personen und dem weiteren Nutzen der Umwelt zur Problemlösung.
Der erfolgreiche Umgang mit Krisen und Widerständen ist für meine Arbeit von Bedeutung.
Resilienz ist hier auf Menschen allen Alters bezogen, da wie in der Arbeit „Resilienz im Alter“[19] erwähnt der Mensch ein sich ständig weiterentwickelnder Organismus ist. Resilienz ist hier also eine psychische Widerstandsfähigkeit, die sich auf die stätige Entwicklung u.a. positiv auswirkt.
Die Resilienzforschung entwickelte sich aus der Entwicklungspsychologie, welche sich in den 1970 er Jahren vermehrt mit der Entwicklung von Kindern aus schwierigen Verhältnissen beschäftigte.[20]
Die berühmte Kauai-Längsschnitt-Studie (Kauai ist eine Insel von Hawai) wird zur Pionierarbeit auf dem Gebiet der Resilienzforschung. Die Amerikanerin Emmy Werner begleitete über Jahrzehnte Kinder aus dem Jahrgang 1955. Ihr Schwerpunkt waren Kinder aus schwierigen Verhältnissen und ihre unterschiedlichen Entwicklungen. Diese Studie gilt als die erste Studie zur Resilienz.[21]
Wenn auch ursprünglich davon ausgegangen wurde, dass Resilienz eine angeborene Eigenschaft ist, gilt heute als bewiesen, dass Resilienz nicht angeboren ist, sondern entwickelt werden kann.[22]
Nach dem Verständnis von Werner, E. handelt es sich bei dem Verhältnis zwischen Umwelt und Individuum um ein „Wendeltreppenmodell“. Die individuelle Ausrichtung führt zur Wahl der günstigen Umwelt für das Individuum, die sowohl schützend wirkt, Fähigkeiten fördert und sich positiv auf das Selbstbewusstsein auswirkt.[23]
Das Modell der 7 Säulen der Resilienz haben Karen Reivich und Andrew Shatté. Hier zeigen sie auf, über welche Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen sollten um Veränderungen besser bewältigen zu können.[24]
Abbildung 1: Die 7 Säulen der Resilienz
Quelle: Eigene Darstellung
1. Säule: Optimismus
Der Blick ist mit dem Glaube in die langfristige Zukunft gerichtet, dass eher positive als negative Ereignisse eintreffen werden und sich Gegebenheiten zum besseren Wenden bzw. so gut bleiben, wie sie sind.
2. Säule: Akzeptanz
Hier ist die Fähigkeit gemeint, negativen Ereignissen ins Auge blicken zu können und sie als gegeben hinzunehmen. Erst dann wird das Individuum handlungsfähig.
3. Säule: Lösungsorientierung
Der Ausblick wird gerichtet auf mögliche Lösungen und Ziele.
4. Säule: Opferrolle verlassen
Resiliente Menschen sind in der Lage sich aus der Lähmung, die das Geschehene verursachen kann, schnell wieder zu lösen und aktiv zu werden.
5. Säule: Verantwortung übernehmen
Resiliente Menschen haben die Reife und die Bereitschaft die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ohne sich zum Sündenbock machen zu lassen.
6. Säule: Netzwerkorientierung
Resiliente Menschen verfügen nicht nur über ein stabiles und soziales Netzwerk, sie wissen auch an wen sie sich wenden können.
7. Säule: Zukunftsplanung
Hier geht es um die „solide und umsichtige Zukunftsplanung“[25]
Neben den Eigenschaften und Fähigkeiten einer resilienten Person, zeigen die 7 Säulen der Resilienz auch die positiven Effekte von Resilienz auf.[26]
Nach Coutu (2002) überlappen sich die Theorien zur Resilienz in 3 Charakteristiken welche sich sowohl für als auch für Organisationen gelten können:
(1) Eine zuverlässige Akzeptanz der Realität
(2) Ein tiefer Glaube – gestützt auf starke Werte – dass das Leben von Bedeutung ist
(3) Eine unglaubliche Fähigkeit zu improvisieren[27]
Laut Leypold, H. sollte Resilienz in Bezug auf Unternehmen und ihr Personal präventiv angewandt werden und keinesfalls „Reparaturcharakter aufweisen“.[28]
Abbildung 2: Überschneidung der Resilienztheorien nach Coutu (2002)
Quelle: Eigene Darstellung
Als Resilienzfaktoren werden Eigenschaften verstanden, die eine Person in der Interaktion mit der Umwelt sowie durch die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben erwirbt. Diese Faktoren haben bei der Bewältigung von schwierigen Lebensumständen eine besondere Rolle.[29]
Die 6 Resilienzfaktoren
Selbstwahrnehmung, Selbststeuerung /-regulation, Selbstwirkung, soziale Kompetenz, Umgang mit Stress, Problemlösung
Selbstwahrnehmung
ganzheitliche und adäquate Wahrnehmung von sich selbst. Auch ist hier wichtig sich selbst und andere reflektieren zu können.
Sich selbst und seine eigenen Gefühle und Gedanken zu kennen und sie mit anderen in Bezug zu bringen ist ein Resilienzfaktor.[30]
Selbststeuerung...