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Umwelterziehung in der Primarstufe

AutorJörg Nilgens
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl137 Seiten
ISBN9783638473835
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik - Sachunterricht, Heimatkunde, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen, 75 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Jahrhundertsommer 2003 und die außergewöhnlichen Wetterphänomene der letzten Zeit haben viele Menschen nachdenklich gestimmt, ob wir uns nicht langsam auf die jahrzehntelang von Wissenschaftlern bereits prognostizierten Umweltkrisen zu bewegen. In der 'großen Politik' stehen zumeist kurzfristige Wirtschaftsinteressen über den langfristigen Zielen für eine intakte Umwelt und lebenswerte Zukunftsperspektiven. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch in einigen Industrienationen ein Umdenken wahrzunehmen. Man beginnt in vielen Bereichen zu erkennen, dass ein wirtschaftliches Wachstum nur mit und nicht gegen die Natur gelingen kann - der Begriff 'Nachhaltigkeit' bekommt Gewicht. Es liegt an uns allen, unsere Bedürfnisse so zu befriedigen, dass die vorhandenen Ressourcen für alle reichen und den zukünftigen Generationen die Chancen für ein gutes und gesundes Leben erhalten bleiben. Insbesondere die Kinder werden Erben der heutigen Aktivitäten - im positiven und negativen Sinne - sein. Damit rücken auch die Schulen in den Blickpunkt, denn wo könnte man besser für eine Bildung zu einer nachhaltigen Entwicklung ansetzen als bei den Schulkindern? Sollten nicht gerade sie in die Lage versetzt werden, ihre eigene Zukunft mitzugestalten? Diese Zukunft wird geprägt sein von einer steigenden Anzahl von Umwelt- und Naturkatastrophen, wenn wir so weiter machen wie bisher. Daher sehe ich den Leitgedanken von 'Umwelterziehung in der Primarstufe' auch unter dem Aspekt, wie der Unterricht in der Schule einen Gesinnungswandel von einem eher nachlässigen Umgang mit der Natur und Umwelt hin zu einem umweltgerechten Handeln fördern kann. Die Visionen, Wünsche und Bedürfnisse der Kinder sollen als kreative Quelle mit in den Unterricht einfließen. Deshalb lege ich einen großen Wert auf die projektbezogenen Unterrichtsmodelle, die hier ausführlich dargelegt werden. Immer lauter ergeht der Ruf an die Schulen von heute, die nachfolgende Generation zukunftsfähig für die Welt von morgen zu machen. Unsere Zukunft ist jedoch von einer intakten Natur und Umwelt abhängig, insofern ist das Eine vom Anderen nicht zu trennen. So hoffe ich, mit dieser Arbeit einen kleinen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft zu leisten!

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Leseprobe

1. Einleitung Die Umweltsituation heute und morgen als Ausgangspunkt eines verstärkten Engagements für die Umwelterziehung


 

Nach einer Umfrage vom Meinungsforschungsinstitut IPSOS aus Mölln, die am 30.11.2003 in Frankfurt am Main von der WWF-Stiftung vorgestellt wurde, stuften 74 % der befragten Deutschen die Gefahren durch Klimaveränderungen als groß oder sehr groß ein.[1]

 

Mit dieser Veröffentlichung vor Beginn der Weltklimakonferenz, die vom 1.-12. Dezember 2003 in Mailand stattfand, wird deutlich, dass die Mehrzahl der Menschen hierzulande um die Gefahren des weltweiten Klimawandels wissen, ja, sich sogar von ihnen bedroht fühlen.

 

Nach heutigem Erkenntnisstand verändert die Menschheit nunmehr seit 40.000 Jahren die Erde und hat damit Tausende von Umweltkatastrophen verursacht.[2]

 

Um ein Beispiel zu geben: 300 v. Chr. hat man den Wald auf der Insel Ägäis in Griechenland gerodet. Bis heute ist eine Wiederaufforstung nicht gelungen, weil die Bodenerosion zu weit fortgeschritten ist. Das ist einer von vielen Beweisen dafür, dass die Natur nicht alles wieder neu richtet, was der Mensch ihr antut.

 

In früheren Jahrhunderten waren die Umweltfrevel der Menschen allerdings lokal begrenzt, so konnten die Griechen damals in neue Städte auswandern.

 

Seit nunmehr etwa 50 Jahren beeinflussen wir jedoch erstmals die globalen geo- und biochemischen Kreisläufe der Erde und können uns somit ein Versuch- und Irrtum-Verfahren nicht mehr leisten.[3]

 

Der Jahrhundertsommer 2003 hat Viele nachdenklich gestimmt, ob wir uns nicht langsam auf die jahrzehntelang von Wissenschaftlern bereits prognostizierten Umweltkrisen zu bewegen. Ein Hitzerekord nach dem anderen wurde in diesem Sommer gebrochen – der Deutsche Wetterdienst verzeichnete u.a. den heißesten Juni seit 100 Jahren: In den Alpen taute ewiges Eis, sodass vom Matterhorn in 3400 Meter Höhe Felsen abbrachen; überall in Europa gab es Ernteschäden in Milliardenhöhe, in Frankreich wurde Trinkwasser knapp, die Waldbrandgefahr stieg und dort, wo ein Jahr vorher noch das Jahrhunderthochwasser hunderttausenden von Menschen in Sachsen und umliegenden Regionen teilweise alles Hab und Gut fortgeschwemmt hatte, hat die Trockenheit die Binnenschifffahrt zum Erliegen gebracht.[4]

 

In vielen Publikationen, so z. B. in der Dokumentation über die Hochwasserkatastrophe im August 2002: „Die Flut des Jahrhunderts. Naturkatastrophen bedrohen uns. Was sind die Ursachen? Was kann man tun?“ von Joachim Pletsch heißt ein Kapitel zu Recht: „Wir müssen uns ändern!“.

 

Dort wird u.a. darauf hingewiesen, dass die USA zu den weltweit größten Umweltverschmutzern zählt und keine Einsicht erkennen lässt, beispielsweise den CO 2- Ausstoß zu vermindern.[5]

 

Mit dem Kyoto-Protokoll, in dem viele Industriestaaten 1997 versprachen, ihre Treibhausemissionen bis 2012 um rund 5 % unter das Niveau von 1990 zu senken, hofft man, eine weitere Erwärmung des Weltklimas bei einem verträglichen Maß zu stoppen. 0,6 Grad Anstieg hat es den Angaben des Protokolls zufolge seit Beginn der Industrialisierung bereits gegeben. Bei einem weiteren Anstieg drohen Dürre und damit verbundene Ernteausfälle sowie die Ausbreitung so schwerer Krankheiten wie Malaria. Doch weder die USA, noch Russland haben das Kyoto-Protokoll bislang ratifiziert.[6]

 

Heute sind es zum großen Teil immer noch die ärmeren Länder, in denen sich die Klimaveränderungen am drastischsten auswirken. So sind die immer öfter auftretenden starken Überschwemmungen in Bangladesch, lange Dürreperioden u.a. in Aserbaidschan oder z.B. drei katastrophale Winter in Folge in der Mongolei wohl nur Vorboten für das, was die Industrienationen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu erwarten haben. Die Versicherungen haben bereits im Jahrzehnt zwischen 1990 und 2000 mehr als 16-mal so viel an Schadensumme zum Ausgleich für Naturschäden bezahlt wie von 1960 bis 1970.[7]

 

Vermutlich haben aber gerade die USA noch nicht genügend wirtschaftliche Schäden durch klimabedingte Umweltkatastrophen erlitten, sonst würden auch sie die Alarmsignale ernster nehmen. Es ist nur als skandalös zu bezeichnen, dass sie mit 4,6 % der Weltbevölkerung ca. 25 % der weltweiten Energie verbrauchen.[8]

 

In der so genannten „großen Politik“ stehen zumeist kurzfristige Wirtschafts-Interessen über den langfristigen Zielen für eine intakte Umwelt und lebenswerte Zukunftsperspektiven. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch in einigen Industrienationen ein Umdenken wahrzunehmen. Man beginnt in vielen Bereichen zu erkennen, dass ein wirtschaftliches Wachstum nur mit und nicht gegen die Natur gelingen kann – der Begriff: „Nachhaltigkeit“ bekommt Gewicht.

 

Das Prinzip der Nachhaltigkeit wurde zuerst in der Forstwirtschaft entwickelt und bedeutet, dass wir der Natur nur so viel entnehmen dürfen, wie sie selbst wieder regenerieren kann.[9] Um ca. 1700 veranlasste eine sich schnell verschärfende Holzknappheit den adeligen Hans Carl von Carlowitz in der Silberstadt Freiberg (Sachsen) zur Erarbeitung eines Nachhaltigkeitskonzept zur dauerhaften Bereitstellung ausreichender Holzmengen für den Silberbergbau. Dabei durfte nur soviel Holz geschlagen werden, wie durch Wiederaufforstung nachwachsen konnte.

 

 

Abb. 1: Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz,

 

„Erfinder“ des Prinzips der Nachhaltigkeit[10]

Auf heutige Verhältnisse übertragen ist noch bedeutend mehr zu berücksichtigen: Nämlich dass dem Wald nicht die natürlichen Lebens- und Wachstumsvoraussetzungen entzogen werden, z.B. durch Schadstoffe im Boden und in der Luft (saurer Regen, Waldsterben), durch Klimawandel (Treibhauseffekt) oder durch Schädigung der Erdatmosphäre (Ozonloch).

 

Es liegt an uns allen, unsere Bedürfnisse so zu befriedigen, dass die vorhandenen  Ressourcen für alle reichen und den zukünftigen Generationen die Chancen für ein gutes und gesundes Leben erhalten bleiben.

 

Da sich diese Erkenntnis im Bewusstsein vieler Menschen auf allen Teilen der Erde immer mehr durchgesetzt hat, fand 1992 in Rio de Janeiro die große Welt-Konferenz für Umwelt und Entwicklung statt, die „Agenda 21“, auf die ich im Kapitel 2.1. näher eingehen werde. Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass in ihr 179 Staaten – worunter auch Deutschland war –  einem Aktionsplan zugestimmt haben, in dem das Ziel sowohl der Schutz der Umwelt, als auch die soziale Entwicklung der Menschen ist. Die Aufforderung, das eigene Konsumverhalten zu überdenken und zu verändern, geht hierbei nicht nur als Aufforderung an die Handlungsbereitschaft der Regierungen, sondern an alle Bürger, Kommunen, freie Initiativen oder Vereine.

 

Für einen nachhaltigen Klimaschutz reichen technische Fortschritte, wie der effizientere Einsatz von Energie und die Förderung erneuerbarer Energieträger nicht aus. Durch den weltweit wachsenden Bedarf an Energie werden die Einsparungen schnell wieder aufgezehrt. Notwendig ist also zugleich eine Minderung des Energieverbrauchs, insbesondere in den Industrieländern.

 

Im gleichen Jahr (1992) der Rio-Konferenz wurde von Deutschland die UN-Kinderrechtskonvention unterschrieben, welche u.a. den Schutz und die Versorgung von Kindern fordert.[11] Wenn diese wirklich ernst genommen werden soll, ist eine genaue Beachtung des Aktionsplans „Agenda 21“ unabdingbar.

 

Insbesondere die Kinder werden ja Erben der heutigen Aktivitäten – im positiven und negativen Sinne – sein.

 

Damit rücken aber auch die Schulen in den Blickpunkt, denn wo könnte man besser für eine Bildung zu einer nachhaltigen Entwicklung ansetzen als bei den Schulkindern? Sollen nicht gerade sie in die Lage versetzt werden, ihre eigene Zukunft mitzugestalten? Diese Zukunft wird geprägt sein von einer steigenden Anzahl von Umwelt- und Naturkatastrophen, wenn wir so weiter machen wie bisher. Darin sind sich führende Wissenschaftler einig, wie ich mit der Beschäftigung mit dieser Thematik immer wieder feststellen musste.

 

Daher sehe ich den Leitgedanken dieser Staatsarbeit: „Umwelterziehung in der Primarstufe“ auch unter dem Aspekt, wie der Unterricht in der Schule einen Gesinnungswandel von einem eher nachlässigen Umgang mit der Natur und Umwelt hin zu einem umweltgerechten Handeln fördern kann.

 

Eigentlich wollen ja alle eine intakte Umwelt und viele sind auch bereit, etwas dafür zu tun, oder dafür sogar auf etwas zu verzichten. Doch oft hat der Einzelne keine Richtschnur, was man denn selber verbessern kann und ohne greifbare Erfolge erlahmt schnell die Lust in seiner „kleinen Welt“ etwas zu verändern. Dann zeigt man gerne wieder auf „die da oben“, die durch politisches Handeln viel Grundlegenderes verbessern könnten.

 

Doch bin ich überzeugt, dass es so alleine keinen Wandel geben kann. Jeder Mensch ist in seinem Bewusstsein und seiner Tat zum Handeln aufgefordert.

 

Daher sollen in...

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