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E-Book

Unerhörte Freiheit

Arbeit und Bildung in Zukunft

AutorWolfgang Engler
VerlagAufbau Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783841200471
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Eine kühne soziale Utopie! Wolfgang Engler führt erstmals die Debatten über ein bedingungsloses Grundeinkommen und über Sinn und Zukunft der Bildung zusammen. Seine These: Ohne ernsthafte Bildungsbemühungen kein Grundeinkommen, kein ungeschmälertes Recht auf Leben ohne Arbeit. Mit provokanten Thesen greift Wolfgang Engler in die aktuelle Debatte über Sinn und Zukunft des Sozialstaates ein. Im Gegensatz zu den Befürwortern eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle erklärt er: Die Menschen müssen erst lernen, sich selbst zu motivieren und zu regieren, und die Gesellschaft muss ihnen die Möglichkeit dazu bieten. Durch Bildung kann es gelingen, dem Dasein Sinn und Halt zu geben, wenn der Lebensrhythmus nicht mehr von der Lohnarbeit bestimmt wird. Nur dann bleiben die Risiken der Freiheit für den Einzelnen wie für die Gesellschaft kalkulierbar, Menschenwürde und Bürgerrechte gewahrt. Engler 'lädt ein, gemeinsam neu zu überlegen, wie wir morgen leben und arbeiten wollen'. DIE ZEIT.

Wolfgang Engler, geboren 1952 in Dresden, Soziologe, Dozent an der Schauspielhochschule »Ernst Busch« in Berlin, von 2005 bis 2017 dort Rektor. Langjähriger Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen. Bei Aufbau erschienen »Unerhörte Freiheit. Arbeit und Bildung in Zukunft«, »Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus«, »Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land«, »Die Ostdeutschen als Avantgarde« und »Bürger, ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft«. Zuletzt, zusammen mit Jana Hensel, 'Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein'.

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Leseprobe
13. Freigänger, Mitläufer (S. 50-51)

Verhältnisse für das Grundeinkommen zeugen zu lassen, die nicht so sind, wie sie sein sollten, das klingt nach kleinlautem Burgfrieden mit dem krud Gegebenen, mutlos. Lassen wir uns den Vorwurf gefallen. Loten wir alle Möglichkeiten eines humanen Zeitregimes der Arbeit aus. Erwägen wir leidenschaftslos die Chancen einer Vollbeschäftigung mit menschlichem Antlitz: Alle arbeiten, und zwar so, dass Arbeit wie ein leichter Mantel auf den Schultern liegt, statt, einem Korsett gleich, auf die Atemluft zu drücken.

Um das allein durch Arbeitszeitverkürzung, die am Tagwerk ansetzt, zu erreichen, müsste das Arbeitsvolumen des heute aktiven Teils der Erwerbsbevölkerung dramatisch schrumpfen. Ein gesetzliches Verbot von Überstunden, die zur Regel werden, böte sich als erstes, noch ganz unzureichendes Verfahren an. Umfänglichere Kontingente der Abseitsstehenden wieder sozial gesichert in die Arbeitswelt zu integrieren erforderte eine sofortige Verkürzung des Arbeitstages auf sieben Stunden, besser noch auf sechs, unter Wahrung des gegebenen Lohnniveaus.

Um jede und jeden angesichts fortlaufender Neuerungen und Rationalisierungen in Arbeit zu versetzen, wäre es ergänzend nötig, Stellen zu halbieren, zu dritteln, was in vielen Fällen zu Stückwerk führen würde, zu sachwidrigen Eingriffen in Funktionsabläufe. Ein Forscher, der ein Problem durchdenkt, ein Architekt, der einen Bau entwirft, sähe sich nach drei, vier Stunden werktätigen Daseins von seiner Arbeit abberufen; der nächste kommt, pocht auf sein Recht und werkelt weiter.

Dagegen erhöbe sich erwartbarer Protest. Ihn zu beschwichtigen, entstünden, da kann man wetten, Positionen, die, weil ökonomisch sinnfrei, Beschäftigung nur simulieren. Ihr wolltet Arbeit, bitte sehr, nun füllt sie aus oder schweigt, als Heuchler abgestempelt, hinfort betreten! Nur ein neuer Leviathan, der sich den Erdball gefügig gemacht hat, vor dem Unternehmer und abhängig Beschäftigte gleichermaßen kuschen, könnte das unter gelassener Inkaufnahme des dabei angerichteten Schadens erreichen.

Das allgemeine Arbeitsversprechen wäre eingelöst, auf Schrecken gebietende Art: durch die Verwandlung der Gesellschaften in große Arbeitshäuser, in denen das Recht auf Arbeit fröhlich die Knute des Arbeitszwangs schwingt. Wir wollen die Regierenden, die schon von sich aus zu tiefschwarzen Fantasien neigen, durch rückwärtsgerichtete Forderungen zu einer solch bizarren »Endlösung « der Beschäftigungsfrage nicht eigens motivieren!
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Mich nur zu wiederholen8
1. Was nicht zur Wahl steht12
2. Einleitende Bestimmungen16
3. Grundeinkommen: Stand der Debatte18
4. Eine unerhörte Freiheit21
5. Eine » heillose« Freiheit24
6. Eine schwierige Freiheit26
7. Eine anstrengende Freiheit29
8. Grundsatz eines Gesellschaftsvertrags34
9. Eine( r) genügt37
10. » Gute « Arbeit40
11. Das Gespenst der Faulheit42
12. Ausgrenzung in anderer Gestalt?47
13. Freigänger, Mitläufer51
14. Kollaps der Wirtschaft?55
15. Konsumgeld oder Bürgergeld?59
16. Kunde, Bürger, Mensch62
17. Die demokratische Frage64
18. Über Steuern etc.68
19. Grundeinkommen als unternehmerischer Ansporn73
20. Gewissenhaft arbeiten77
21. Entspannter miteinander leben81
22. Skeptiker und Propheten85
23. Freiheitsbeweise88
24. Wegweisungen91
25. Startkapital ins Leben93
26. Gebildete Freiheit96
27. Bildung als Rechtsgrund99
28. Womit anfangen?103
29. Jeder sein eigener Fall106
30. Der » persönliche« Staat109
31. Das nützliche Individuum112
32. Recht und Würde der Person115
33. Die Stärken stärken117
34. Wahnsinn als Methode120
35. Sozialstaat, » tiefer gelegt«123
36. Liberales Freiheitsverständnis? Was sonst?127
37. Nomade und Igel132
38. Letzte Ausfahrt: Utopie135
39. Am eigenen Leib138
40. Korrekturen142
41. Offene Enden146
42. Geld und Seele148
43. Postskriptum151
Calvin und wir156

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