Detektivarbeit
Um das Problem in den Griff zu bekommen, ist echte Detektivarbeit gefragt. In einem Haushalt mit mehreren Katzen muss als Erstes geklärt werden, wer der Übeltäter ist oder ob es sogar mehrere sind. Ein eindeutiger Beweis wäre, wenn man das oder die Tiere dabei gesehen hat. Aber wenn man eine Katze nie dabei beobachtet hat, ist das leider kein Beweis für ihre Unschuld.
Um einen Übeltäter zu identifizieren, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein eindeutiger Nachweis, der allerdings technisch aufwendig ist, wären Videoaufnahmen. Dazu wird eine Videokamera installiert, die durch einen Bewegungsmelder ausgelöst wird und so die verunreinigte Stelle überwacht. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Urin anzufärben, indem man der Katze Fluorescin® verabreicht. Allerdings hinterlässt Fluorescin® intensive, schwer zu entfernende gelbe Flecke. Man kann auch die Katzen vorübergehend so halten, dass immer nur eine bestimmte Katze während einiger Tage Zugang zu den betroffen Stellen hat. Dabei kann es jedoch vorkommen, dass die verantwortliche Katze aufgrund der veränderten sozialen Situation ihr Verhalten ändert. Das wäre also eine mögliche Fehlerquelle.
Um herauszufinden, wer für den Absatz von Kot verantwortlich ist, kann man den Stuhl anfärben, indem man dem Futter Lebensmittelfarbstoff oder Rote-Beete-Saft beifügt.
Organische Hintergründe
Versuche, unerwünschtes Verhalten zu ändern, sind zum Scheitern verurteilt, wenn man vorher nicht überprüft, ob organische Erkrankungen daran mitbeteiligt oder die Ursache dafür sind. Daher ist eine tierärztliche Untersuchung der betreffenden Katze(n) unerlässlich. Mit der Behandlung des unerwünschten Verhaltens beginnt man sinnvollerweise erst, wenn organische Ursachen ausgeschlossen sind oder angemessen behandelt werden.
Eine Vielzahl von organischen Veränderungen kann das Ausscheidungsverhalten beeinflussen. In erster Linie sind das natürlich Erkrankungen von Niere, Blase und Harnleiter sowie Magen und Darm. Es müssen aber nicht nur Blasenentzündungen und Blasen- oder Nierensteine sowie Magen-Darm-Probleme ausgeschlossen werden. Auch verschiedene Stoffwechselerkrankungen können eine Ursache sein. Bei Diabetes z. B. besteht ein erhöhter Flüssigkeitsbedarf. Die Tiere trinken mehr, produzieren folglich mehr Urin und das Ausscheidungsverhalten verändert sich dementsprechend.
Grundsätzlich können außerdem Schmerzen jeglicher Art Auswirkung auf das Ausscheidungsverhalten haben. Das gilt sowohl für den schmerzhaften Urinabsatz bei einer Blasenentzündung wie auch für Schmerzen, die bei Durchfall, bei zu festem Kot oder bei schmerzhaften Prozessen im Enddarm auftreten können. Außerdem kann die spezielle Rückenhaltung, die während des Ausscheidungsprozesses eingenommen wird, bei Erkrankungen im Bereich der Wirbelsäule Schmerzen auslösen.
Leider ordnen Katzen Schmerzerfahrungen nicht unbedingt ihrem eigenen Körper zu, sondern oft dem Ort, an dem sie die Schmerzen erleben. Daher kann eine Katze, die auf einmal Schmerzen beim Besuch der Katzentoilette hatte, diese in Zukunft meiden und versuchen, einen Ort zu finden, an dem Urinieren oder Kot-Absetzen nicht wehtut.
Auch zunehmendes Alter kann Veränderungen verursachen, die den zuverlässigen Toilettenbesuch beeinträchtigen. So können abnehmende körperliche Fähigkeiten bewirken, dass die Katze die Toilette nicht rechtzeitig erreichen oder nicht mehr hineinklettern kann. Oder sie will nicht mehr hineinklettern, weil sie dabei Schmerzen hat. Nachlassende Sinnesleistungen können dazu führen, dass die Katze das Klo nicht mehr zuverlässig findet oder nicht mehr eindeutig erkennt.
Die Katzentoilette
Verhältnismäßig einfach ist zu beurteilen, inwieweit die angebotenen Katzentoiletten die artspezifischen Ansprüche von Katzen ausreichend berücksichtigen. Dazu überprüft man Form, Größe und Sauberkeit der einzelnen Toiletten sowie den Ort, an dem sich die Toilette befindet, und die Art der Streu.
Katzen setzen Kot und Urin vorzugsweise an getrennten und sauberen Stellen ab. Das kann man eigentlich auch gut verstehen: Immerhin müssen Katzen ja direkt in das Klo hineintreten! Aus diesem Grund suchen sich gerade besonders reinliche Tiere schnell einen anderen Ort, wenn das Klo nicht ihren Ansprüchen genügt. Im Grund sind sie also nicht unsauber, sondern tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Sie brauchen eine saubere Toilette.
Eine Katze sollte daher von vornherein auf jeden Fall mindestens zwei Toiletten an verschiedenen Stellen zur Verfügung haben. Zwei Toiletten, die dicht nebeneinanderstehen, zählen für die Katze als eine einzige. Bei mehr als einer Katze muss die Anzahl der Toiletten entsprechend erhöht sein. In einem Haushalt mit vielen Katzen muss man ausprobieren, was machbar ist. Wenn die Toiletten häufig, bei Bedarf sogar mehrmals täglich gereinigt werden, kann man die Anzahl der Toiletten insgesamt geringer halten.
Eine Katzentoilette sollte so groß sein, dass die Katze bequem hinein- und hinauskommt. Sie sollte außerdem ausreichend Platz dafür bieten, dass das zur Ausscheidung gehörende Verhalten auch komplett und unbehindert ausgeführt werden kann. So wird z. B. der Schwanz dabei nach hinten gestreckt – bei Katzentoiletten mit Deckel ist das erfahrungsgemäß kaum möglich. Der Vorteil für Menschen, dass der Geruch im Gehäuse verbleibt, kann im Hinblick auf das Verhalten der Katze eher ein Nachteil sein: Aufgrund des intensiveren Geruchs kann die Toilette der Katze womöglich schneller schmutzig und damit unbenutzbar erscheinen. Es ist außerdem kein artgerechtes, normales Verhalten für eine Katze, Kot und Urin in einer Höhle abzusetzen. Als Fluchttiere brauchen Katzen eigentlich immer einen guten Überblick über ihre Umgebung mit der Möglichkeit zur Flucht.
Neben der Art der Toilette und der Sauberkeit ist der Ort, an dem sich die Toilette befindet, wichtig. Eine Katzentoilette sollte an einem ruhigen, geschützten Ort stehen, wo die Katze bei ihrer Verrichtung ungestört ist. Der Zugang zur Toilette sollte außerdem jederzeit leicht möglich sein.
Auch die Katzenstreu ist von Bedeutung. Abhängig von früheren Erfahrungen kann eine bestimmte Katzenstreu bevorzugt, eine andere abgelehnt werden. Nicht alle Katzen akzeptieren hier Veränderungen ohne Weiteres. Besonders Geruchszusätze werden von den meisten Katzen weit weniger geschätzt als von Menschen.
Die folgenden Verhaltensweisen können darauf hinweisen, dass die Toilette selbst das Problem sein könnte:
- Die Katze beschnuppert die Toilette und geht wieder.
- Sie balanciert mit möglichst vielen Füßen auf dem Rand.
- Die Ausscheidung wird neben die Toilette platziert.
- Die Katze scharrt nicht in der Toilette, sondern daneben.
Unangenehme Erfahrungen in Zusammenhang mit der Toilette
Auch unangenehme Erlebnisse jeder Art im Zusammenhang mit der Toilette, der Katzenstreu oder mit dem Ausscheidungsvorgang selbst können zur Folge haben, dass das Katzenklo gemieden und andere Stellen aufgesucht werden.
- Wie schon erwähnt, verbinden Katzen Schmerzen nicht zwingend mit ihrer eigenen Befindlichkeit. Daher kann jedes Schmerzerlebnis beim Aufsuchen der Toilette mit der Toilette selbst, mit dem Ort, an dem sie steht, und/oder auch der Katzenstreu verknüpft werden. Dann wird dieser so unangenehme Ort in Zukunft von der Katze gemieden.
- Dasselbe gilt für Schreckerlebnisse beim Besuch der Toilette. Das können plötzliche laute Geräusche durch Haushaltsgeräte sein, z. B. das Schleudern der Waschmaschine oder Baulärm von draußen. Auch das Spülen im falschen Moment kann, wenn eine Katzentoilette direkt neben einem WC steht, eine sensible Katze so erschrecken, dass sie die Toilette weniger oder überhaupt nicht mehr aufsucht.
- Auch andere Störungen können sich so auswirken. Das könnte z. B. die Anwesenheit von Kindern sein, die den Toilettenbesuch der Katze lustig finden. Oder, wenn mehrere Katzen oder andere Tiere im Haushalt leben, können Belästigungen oder Bedrohungen durch diese dazu führen, dass eine Katze sich nicht mehr auf die Toilette traut. Eine solche Bedrohung kann z. B. ein Überfall auf der Toilette sein, aber auch ganz unauffällig ablaufen. So kann sich z. B. eine Katze an einen strategisch günstigen Platz setzen und allein durch ihre Anwesenheit an dieser Stelle einer anderen Katze den Zugang zur Toilette verwehren.
Die Befindlichkeit der Katze
Auch Stress in jeder Form hat Einfluss auf die Befindlichkeit der Katze. Vor allem für sensible und/oder ängstliche Katzen kann jede Art von Veränderung in ihrer Umwelt ein Stressfaktor sein und zu unerwünschtem Verhalten führen.
Nicht immer ist der zeitliche Zusammenhang offensichtlich. Das zeigt das folgende Beispiel: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich bei Katzen eine sogenannte psychogene Blasenentzündung entwickeln kann. Das ist eine Blasenentzündung, die nicht von Bakterien ausgelöst wird, sondern durch Stress. Es kann also Folgendes passieren: Die Katze ist Stressoren ausgesetzt, z. B. weil es in der Familie Streit gibt oder ein Familienmitglied krank ist. Auf diesen Stress reagiert die Katze nach einiger Zeit mit einer psychogenen Blasenentzündung. Das führt irgendwann zu Schmerzerfahrungen beim Urinieren, und die Katze beginnt, die Toilette zu meiden. Die wirkliche Ursache, der ursprüngliche Stressor, ist zu diesem Zeitpunkt vielleicht überhaupt...