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Väter im Abseits

Zum Kontaktabbruch der Vater-Kind-Beziehung nach Scheidung und Trennung

AutorBenedikt Krenn, Doris Klepp, Mariam Irene Tazi-Preve, Markus Kaindl, Monica Titton, Olaf Kapella, Se
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl285 Seiten
ISBN9783835054691
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Das Anliegen der vorliegenden Studie aus Österreich ist es, einen differenzierten Beitrag zur Komplexität der Beweggründe und Motivationen zu leisten, die zum Kontaktabbruch der Vater-Kind-Beziehung nach einer Scheidung oder Trennung führen.

Alle AutorInnen sind wissenschaftliche MitarbeiterInnen am Österreichischen Institut für Familienforschung der Universität Wien.

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Leseprobe
1 Aufbau der Studie – Theorie und Methode (S. 17)

1.1 Theoretischer Hintergrund

Im methodischen Design der Studie wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die Motivation von getrennten Vätern ohne Kontakt zu ihrem Kind/ihren Kindern nicht allein auf individuelle, in der Psyche des einzelnen Mannes verankerte Beweggründe zurückgeführt werden darf. Die Vielfalt der Ursachen eines Kontaktabbruchs spiegelt sich im politischen und medialen Diskurs zu Vaterschaft wider. So wurden in jüngster Zeit rechtliche Bestimmungen nach einer Scheidung auch im Hinblick auf die besondere Situation von Vätern modifiziert.

Ähnliches gilt für ein verändertes gesellschaftliches Bewusstsein, das letztlich in veränderte Ansprüche an und von Väter/n mündet. Die Politik sowie das rechtliche Regelwerk geben darüber hinaus einen bestimmten Rahmen vor, in dem Vaterschaft auch nach einer Trennung von der Kindesmutter gelebt werden kann. In der Praxis bedeutet in Österreich die Trennung von der Partnerin meistens auch die räumliche Trennung von den Kindern. Dies impliziert wiederum, dass Vaterschaft vielfach unter neuen Bedingungen wieder hergestellt werden muss.

Die Grundlage der Herangehensweise an die Thematik stellt die Anknüpfung an die Erkenntnisse der Geschlechterforschung dar, die seit den 1970er Jahren zahlreiche theoretische Ansätze zur sozialen Ungleichheit der Geschlechter entwickelt hat. Die ersten Bezugspunkte der Analyse und Kritik galten dem Ungleichgewicht in der Verteilung von Produktion (Erwerbsarbeit) und Reproduktion, die die Hausarbeit sowie die Betreuung und Erziehung der Kinder umfasst. Diese Aufgabenteilung erweist sich nämlich als entscheidend für die Verortung der Frau im öffentlichen Terrain.

Von daher sind die unterschiedlichen Auswirkungen auf den Zugang zu sozialen Lebenschancen etwa am Arbeitsmarkt (ungleiche Zugangs-, Einkommens- und Karrierechanchen) (Cyba 2000, McRae 1997, Garhammer 1996, Irwin 1999, Rosenberger 1995) zu erklären. An dieser Stelle sei eine Begriffsbestimmung zur Kategorie Geschlecht dargelegt, die innerhalb der Geschlechterforschung aufgrund der divergierenden Zugänge sehr differenziert vorgenommen werden muss.

Zu den theoretischen Konzepten bzw. Kategorien von Geschlechtlichkeit des sozialen Konstruktivismus, die mit Simone de Beauvoir (1982) begründet, primär im englischen Sprachraum weiterentwickelt und in der deutschsprachigen Geschlechterforschung weitgehend übernommen wurden (z.B. Kreisky 2004), gehört die Semantik des „Gendering Modells", das zwischen biologischem (sex) und sozialem Geschlecht (gender) unterscheidet und darauf basiert, dass „gender" das Ergebnis von Vergesellschaftung ist, das Männern und Frauen unterschiedliche gesellschaftliche Zuschreibungen zuweist.

Das, was die beiden Geschlechter jeweils tun (doing gender) entsteht durch soziale Interaktionsprozesse. Geschlecht ist demnach als Strukturkategorie zu verstehen und bezeichnet ein gesellschaftliches Gliederungsprinzip, das Männer und Frauen je verschieden in einem als hierarchisch verstandenen Geschlechterverhältnis positioniert. Die hierarchisch niedrigere Position entsteht nach diesem Verständnis durch ihr „Sein" als Frau, während das „doing gender" eine „Prozesskategorie" darstellt, die die Zuschreibungen an das Geschlecht durch tägliche Handlungen immer wieder herstellt (Harders et al. 2005).

In anderen radikaleren poststrukturalistischen Ansätzen (Butler 1990) wird auch die sex-gender-Unterscheidung hinterfragt und davon ausgegangen, dass beide gesellschaftlich konstruiert sind. Auch die biologische Unterscheidung der Geschlechter könnte „Zwischenkategorien" beinhalten. Damit wird die Zweigeschlechtlichkeit grundsätzlich in Frage gestellt und produziert ein Dilemma, das schon mehrfach beschrieben wurde (Rödig 1992, Leitner 1997). Denn im sozialwissenschaftlichen Diskurs ist die Kategorie Geschlecht unverzichtbar, um eine Analyse sozialer Ungleichheit vornehmen zu können.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Abbildungsverzeichnis11
Tabellenverzeichnis13
Vorwort14
1 Aufbau der Studie – Theorie und Methode18
1.1 Theoretischer Hintergrund18
1.2 Methodisches Konzept22
1.3 Methodisches Vorgehen25
2 Gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen für Väter28
2.1 Belastung der Partnerschaft beim Übergang zur Elternschaft29
2.2 Vaterschaft in der Politik57
2.3 Rechtliche Rahmenbedingungen für Scheidungsväter86
2.4 Gesellschaftliche Vaterbilder97
3 Empirische Ergebnisse zum Abbruch des Vater- Kind- Kontakts114
3.1 Literaturstudie zu getrennten Vätern115
3.2 Analyse quantitativer Daten163
3.3 Qualitative ExpertInneninterviews188
4 Zusammenschau der Ergebnisse258
Literatur264
Anhang282
Variablenliste der quantitativen Analyse282
Hypothesen der quantitativen Analyse292
Interviewleitfaden für ExpertInneninterviews295
Liste der AutorInnen297

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