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Veränderungen des Gedenkens

Die Gedenkfeiern der bayerischen Gewerkschaftsjugend im ehemaligen Konzentrationslager Dachau 1952–2006

AutorPetra Schreiner
VerlagHerbert Utz Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl153 Seiten
ISBN9783831608423
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Im Jahr 1952 entschieden sich die bayerischen Jugendorganisationen, unter ihnen der Jugendverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes, eine Gedenkveranstaltung zu initiieren und damit öffentlich an die gewaltsamen Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung am 9. November 1938, die so genannte Reichskristallnacht, zu erinnern. Seither findet alljährlich vor dem Krematorium des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau eine Gedenkfeier statt, die einer doppelten konzeptionellen Ausrichtung folgt: der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und sich aktiv für ein demokratisches Miteinander und gegen rechtsextreme Tendenzen in der deutschen Gesellschaft einzusetzen.

Am konkreten Beispiel dieser Gedenkveranstaltungen wird durch die Analyse der Formensprache des Zeremoniells sowie der in den Gedenkreden entwickelten gesellschaftspolitischen Entwürfe ein spezifischer Zugang zur deutschen Gedenkkultur entwickelt. Die Autorin stellt dabei eindrucksvoll dar, wie sich das Verhalten gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus im Laufe der Jahre veränderte und welchen Einfluss diese Veränderungen auf die Inhalte und den rituellen Ablauf der Gedenkfeiern hatten.

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Leseprobe
Gedächtnis- und Erinnerungstheorien (Seite 17)

In den letzten Jahren avancierte der Themenkomplex Gedächtnis und Erinnerung in den Kulturwissenschaften zu einem der zentralen Ausgangspunkte für die Erforschung kultureller und gesellschaftlicher Phänomene. Die zahlreichen Gedächtnis- und Erinnerungstheorien wurden auf so unterschiedlichen Feldern wie der Kunst, der Geschichte, der Literatur und der Psychologie zu einem derart unentbehrlichen Bestandteil der wissenschaftlichen Betrachtung, dass sich in akademischen Kreisen immer mehr die Meinung durchsetzte, es hier mit einem neuem Paradigma der Kulturwissenschaften zu tun zu haben.10 Je nach fachlichem Erkenntnisinteresse stehen den mannigfaltigen Forschungen zum Thema inzwischen eine Vielzahl von Methoden, Konzepten und Begriffen zur Beschreibung der individuellen bzw. der gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse zur Verfügung, was in einer kaum überschaubaren Anzahl von Veröffentlichungen mit sehr heterogenen Inhalten mündet. Die im Rahmen dieses Erinnerungsdiskurses entstandenen Studien setzen sich u. a. mit der neuronalen Vernetzung des menschlichen Organismus als auch mit den individual-psychologischen Faktoren des Erinnerns und Vergessens, sowohl mit Mnemotechniken in antiken Kulturen als auch mit dem gegenwärtigen Umgang mit Vergangenheit in der Gesellschaft auseinander, um hier nur ein paar wenige Beispiele zu nennen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt8
Editorial10
Einleitung12
Vorgehensweise und Fragestellung14
Gedächtnis- und Erinnerungstheorien18
Kontextualisierungen39
Die Gedenkveranstaltungen der bayerischen Gewerkschaftsjugend53
Die 1950er Jahre59
Die 1960er Jahre70
Die 1970er und frühen 1980er Jahre82
Die zweite Hälfte der 1980er und die 1990er Jahre95
Exkurs: Auf der Suche nach neuen Formen des Gedenkens – die Aufführung des Theaterstücks »Tempesta«113
Gedenken im Wandel der Zeit119
Schluss: Die Zukunft der Vergangenheit130
Anhang132
Danksagung150

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