Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Erfurt, Veranstaltung: (Offene) Geheimnisse, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Reiz am Verbotenen ist bereits seit der biblischen Schöpfungsgeschichte bekannt. Dem entgegen stehen Moral, Werte und Normen der Gesellschaft. Der hieraus resultierende menschliche Grundkonflikt bietet dabei seit der Antike Stoff für literarische und künstlerische Verarbeitung. Dies gilt auch für den Inzest. Der Prototyp für die literarische Bearbeitung des Themas ist dabei der Oedipus. Seither wurde das Motiv unzählige Male in wohl beinahe allen erdenklichen Ausführungen literarisch verwertet. Vor allem die Autoren der Romantik bedienten sich dem Tabuthema. Einige Theoretiker gehen sogar davon aus, dass der literarische Inzest symbolisch für die zentrale Frage nach der Identität des bürgerlichen Subjekts in der Romantik ist. Das neue Selbstbewusstsein des Einzelnen fühlt sich durch die gesellschaftlichen Regeln beengt und in seiner individuellen Entwicklung eingeschränkt. Der Inzest spiegelt auf psychischer Ebene genau diese Empfindungen wieder und wird zum Transfer dieses Gefühls als literarisches Mittel genutzt. Es dokumentiert außerdem, dass der Befreiung des Selbst auch die Machtlosigkeit gegenüber überindividuellen Kräften steht. Diesem Gefühl zu entrinnen bleibt in der Romantik nur die Flucht in die Geborgenheit der anderen Seelenhälfte. Diese Arbeit analysiert anhand einer Schicksalsnovelle von Clemens Brentano die inhaltliche und strukturelle Bedeutung des Inzestmotivs und schließt dabei die philosophische Überlegungen und mythologische Deutungen verbundener Motive mit ein.
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