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E-Book

Verhaltenstherapie bei ADHS im Jugendalter

Ein modular aufgebautes Therapieprogramm

AutorJulia Geissler, Marcel Romanos, Thomas Jans, Timo D. Vloet, Ulrike Zwanzger
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2019
ReiheTherapeutische Praxis 94
Seitenanzahl210 Seiten
ISBN9783840929793
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Im Jugendalter verändert sich die Symptomatik der ADHS. Hyperaktivität tritt in den Hintergrund und Schwierigkeiten bei Organisation, Emotionsregulation, Selbstwert und Beziehungsgestaltung treten in den Vordergrund. Die Anforderungen an die Fähigkeit zur Selbstregulation und Selbststrukturierung steigen, während das Bewusstsein für die ADHS-spezifischen Schwierigkeiten wächst. Da Betroffene im Gegensatz zu Gleichaltrigen häufig viel Unterstützung benötigen, ist ihr Selbstbild oft deutlich negativ geprägt. Für diese jugendtypischen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der ADHS sowie komorbide Störungen und damit einhergehende Beeinträchtigungen wurden zehn Schwerpunktmodule mit kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen entwickelt. Die Module sind flexibel einsetzbar und können je nach den Schwierigkeiten, die im individuellen Fall im Vordergrund stehen, ausgewählt werden. Inhalt der Module sind z. B. die Förderung der Selbstorganisationsfähigkeit, die Vermittlung von Strategien zur Emotionsregulation und Stressbewältigung, der Aufbau von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit sowie die Thematisierung von Ambivalenzen gegenüber Medikation. Zusätzlich bietet das Therapiekonzept die Möglichkeit, sich unter Einbezug der Eltern bzw. Hauptbezugspersonen der Verbesserung der intrafamiliären Kommunikation und der Stärkung der Erziehungskompetenz sowie der psychischen Gesundheit der Eltern zu widmen. Da das Therapiekonzept v. a. im Hinblick auf Problembereiche entwickelt wurde, die durch Medikation wenig veränderbar sind, stellt es eine wertvolle therapeutische Ergänzung der multimodalen Behandlung dar. Zahlreiche Arbeitsblätter und Materialien liegen auf einer CD-ROM bei.

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Leseprobe
Kapitel 2 Ätiologie

Hinsichtlich der Ätiologie wird – wie bei vielen anderen psychischen Störungen im Kindesalter auch – von einer multifaktoriellen Genese ausgegangen. Dabei deutet die Studienlage an, dass biologische Faktoren im Rahmen eines Vulnerabilität-Stressmodells einen tendenziell größeren Stellenwert einnehmen als psychosoziale Faktoren. Eine Vielzahl methodisch unterschiedlicher Ansätze deutet darauf hin, dass Dysfunktionen im kortiko-striato-thalamiko-kortikalen Netzwerken bestehen. Diese scheinen v. a. mit Störungen im Bereich der Inhibition von motorischen Reaktionen und impulsiven Handlungsweisen zu stehen (Vloet, Neufang, Herpertz-Dahlmann & Konrad, 2006) aber auch Motivation, Daueraufmerksamkeit und Emotionsverarbeitung zu betreffen (Gallo & Posner, 2016).

Generell ist die ADHS eine neuropsychiatrische Erkrankung mit einer hohen Heritabilität, die 60–90 % der Varianz von Unaufmerksamkeit bzw. Hyperaktivitätssymptomen erklärt. Trotz des als gesichert anzunehmenden genetischen Ursprungs der ADHS konnten spezifische Gene, die kausal an der Entstehung der Symptomatik beteiligt sind, bisher nicht identifiziert werden. Wichtige Kandidaten-Gene wurden u. a. im dopaminergen (z. B. Polymorphismen im DRD-4-Rezeptor-Gen bzw. im DAT1-Transporter-Gen) aber auch im serotonergen System (5HT-TLPR) identifiziert. Es wird angenommen, dass Umweltfaktoren wie mütterlicher Nikotin- und Alkoholkonsum sowie perinatale Komplikationen mit dem genetischen Hintergrund interagieren (Metaanalyse von Nikolas & Burt, 2010). Neuropsychologische und funktionelle Bildgebungsstudien sprechen übereinstimmend für ein zentrales Defizit im fronto-striatalen Netzwerk, dessen Korrelat eine Inhibitionsstörung ist. Das Defizit wird wahrscheinlich primär über das dopaminerge und das noradrenerge Neurotransmittersystem moduliert (Vloet & Herpertz-Dahlmann, 2018).

Psychosoziale Faktoren scheinen hingegen keine Ursache im engeren Sinne für die Symptomatik darzustellen, sind aber möglicherweise entscheidend mit dem Schweregrad und der Stabilität der Symptomatik assoziiert.

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