KAPITEL 1
EINSTIEGSDROGE
WIE SCHNELL MENSCHEN IN VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN VERSINKEN.
Den Finanzmakler Manfred Köhler hatten wir kennengelernt, als er den Bagatellschaden an einem Auto regeln sollte. Sie erinnern sich an die 50-Euro-Schramme? Wir begleiten ihn in unserem Buch, wie er immer tiefer durch einen Morast watet, in dem absurde Ideen gedeihen. Er legt dabei einen langen Weg zurück. Sein Einstieg in den Sumpf war die sinnvolle Frage, wer unsere Finanzwelt dominiert und welche Interessen Wallstreet und Co. verfolgen. Das treibt viele Menschen um, aber für Köhler wurde daraus eine Begegnung der besonderen Art: Ihm öffnete sich eine verschwörerische Welt dunkler Geheimnisse!
Als ein merkwürdiger Informant in sein Leben tritt, weitet sich das Spektrum aus – bis in die Weiten des Weltalls: Haben etwa prähistorische Astronauten den roten Planeten besucht, um dort dieselben Pyramiden wie in Gizeh zu errichten? Die Themen werden immer schräger, die Bahnen der Verschwörer immer finsterer …
A) Gespräch mit Manfred Köhler (Teil 1)
Wie sind Sie in die Welt der Verschwörungstheorien eingestiegen?
An mein verworrenes Leben kann ich mich gut erinnern. Ich war immer auf der Suche, war immer ein Suchender. Das hat schon nach dem Abitur angefangen. Eigentlich wollte ich Gitarrenbauer werden. Da hätte ich aber drei Jahre warten müssen, außerdem gab es in dieser Zeit heftige Auseinandersetzungen mit meinen Eltern.
Dann wollte ich den Kriegsdienst verweigern. Allerdings habe ich die Anhörung und Befragung nicht bestanden, weshalb ich doch zur Bundeswehr gegangen bin. Aber ich bin gleich weit weg zur Marine, weil ich einfach alles hinter mir lassen wollte.
Wie ging es mit dem Studium weiter?
Später beschloss ich, Wirtschaft zu studieren – eigentlich durch die Freundschaft mit einer Frau, die an der Universität München eingeschrieben war. Ich habe mir das Vorlesungsbuch der Uni geholt und geschaut, was man da machen kann. So habe ich mich entschieden, Wirtschaft zu studieren (er schmunzelt).
Wie gesagt, ich war immer auf der Suche, auch nach mir selbst, war also in einem Selbstfindungsprozess. Es war auch eine Zeit, in der ich ganz tief an Gott und Jesus Christus geglaubt habe. Das war ein sehr wichtiges Element in meinem Leben. Ich habe auch missioniert und war davon völlig überzeugt. Das habe ich irgendwann gelassen (er lächelt wieder), … zumindest in der Intensität, in der ich es vorher betrieben habe. Und im Rahmen dieser Suche nach …, ja, vielleicht einer höheren Macht, wurde ich immer wieder mit bestimmten Themen konfrontiert.
Wie wurden Sie Finanzmakler?
Beruflich verdanke ich meinen Weg der Krankheit meines Vaters: Es war nicht klar, ob er sein Finanzunternehmen weiterführen würde. So schnupperte ich ein Jahr ins Geschäft hinein und merkte auch schnell, wie nett das Geldverdienen war. Dabei hatte ich auch sehr viel mit Menschen zu tun, was ich angenehm gefunden habe. Also bin ich bei diesem Job als Finanzmakler geblieben, was mir bis heute Spaß macht. Gitarrenbau, Studium, Job – so war mein Leben nicht von einer klaren Zielführung geprägt, sondern von vielen Umwegen!
Wie kamen Sie mit verschwörerischen Ideen in Kontakt?
Im Rahmen meiner Tätigkeit im Finanzbereich habe ich auch einen Vortrag von Andreas Popp gehört. Sein Buch Brot und Spiele habe ich an einem Abend aufgesaugt. Es geht um unser Geldsystem. Das kleine Büchlein hat den Ausschlag gegeben, dass ich bestimmte Dinge auf dieser Welt hinterfragt habe. Das war für mich das Schlüsselerlebnis! Das hat mich dazu gebracht, mich mit diesem Bereich der – sagen wir gleich – »Verschwörungstheorien« zu beschäftigen, wobei ich diesen Bereich am Anfang nicht so wahrgenommen habe.
In Popps Buch geht es um das Geldsystem. Da habe ich zum ersten Mal erfahren, dass die Fed, die Federal Reserve, nicht eine USA-eigene Bank ist, sondern eine Privatbank. Ist das jetzt schon eine Verschwörungstheorie? Da geht es los! Was ist wahr, und was ist unwahr? Ich konnte es nicht nachprüfen. Ich habe es nur gelesen, habe Informationen gesammelt und versucht, mir einen Reim darauf zu machen. Dabei hat mich die Geschichte mit der Fed und dem Bankensystem sehr gefesselt, weil ich im Finanzsektor tätig war. Und besonders hat mich ein Satz von Henry Ford beeindruckt: »Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.«
Später tauchte ein Mann in meinem Büro auf und brauchte zwei Versicherungen, eine Betriebshaftpflicht- und eine Rechtsschutzversicherung. Er hatte nämlich vor, ein Buch zu verlegen, das kein Verlag veröffentlichen wollte. Ich war verwundert, weil es ja genug Verlage gibt, und habe ihm gesagt: »Ich schließe mit Ihnen aus ethischen Gründen keine Versicherungen ab, wenn es sich um rechtsradikale oder pornografische Literatur handelt.« (Er lacht) Das hat er aber verneint. Ich habe dann den Namen Jan van Helsing erwähnt und dass wir darüber sprechen könnten, wenn es sich um ein Buch dieser Art handeln würde. Da war er ganz erstaunt, und es hat sich herausgestellt, dass er Jan van Helsing persönlich kannte.
DIE FED MACHT KEIN GEHEIMNIS DRAUS …
Mit ein paar Klicks lässt sich das scheinbare Geheimnis lüften, das im Internet oft um die Federal Reserve (Fed) gemacht wird. Die US-Zentralbank ist dezentral organisiert, was zunächst widersprüchlich erscheint. Aber: Die Vereinigten Staaten wurden 1913 in zwölf Bereiche aufgeteilt, für die jeweils eine »Reserve Bank« zuständig war. Damit wollten die Gründer erreichen, dass regionale Schwerpunkte in der Geldpolitik möglich sind. Die Federal Reserve schreibt auf ihrer Website: »Geschäftsbanken sind Mitglieder im ›Federal Reserve System‹ und halten jeweils Aktienanteile an ihrer regionalen ›Reserve Bank‹. Sie wählen auch sechs der neun Direktoren.« Diese Direktoren dienen als Verbindung, und zwar »zwischen der Federal Reserve und dem privaten Sektor«. An der Fed-Spitze steht das Board of Governors, deren Mitglieder der US-Präsident nominiert.
Ganz offen heißt es weiter: »Die dezentrale Struktur des Systems weist eine Mischung aus privaten und öffentlichen Charakteristika auf. Sie lagen in der Absicht der Erfinder des Systems und bleiben bis heute wichtige Eigenschaften.«3 Auf diese Weise dokumentiert die Fed selbst, wie sie als öffentliche Institution nicht nur Einflüssen der Privatwirtschaft ausgesetzt ist, sondern dafür institutionalisierte Kanäle aufgebaut hat. Kein Geheimnis, aber durchaus ein guter Grund für kritische Fragen …
Dieser Mann wurde mit seiner Weltsicht sehr wichtig für Sie, oder?
Ja, mit diesem Mann erhielt ich eine völlig neue Informationsquelle. Er gab an, ein früherer Mitarbeiter des BND zu sein, ein russischer Militärattaché. Er sprach fünf bis sechs Sprachen, war sehr intelligent. Mit diesem Mann habe ich mich sehr oft getroffen. Er ließ mir häppchenweise Informationen zukommen, die mich völlig gefesselt haben. Das ging bis zu NASA-Bildern vom Mars, die zeigen, dass die Pyramiden von Gizeh auch dort oben auf dem Mars stehen. So kam also auch die Außerirdischenthematik hinzu (er lächelt).
Übrigens waren die Treffen immer im Wald, nicht auf freiem Feld, und ohne Handy, weil dieser Mann davon überzeugt war, dass er beobachtet oder verfolgt wird. Er hat gesagt, die Satelliten hören sowieso unsere Gespräche ab. Mit ihren Richtmikrofonen könnten die jedes Gespräch über große Entfernungen abhören, wenn sie es wollen. Als ehemaliger BND-Mitarbeiter wisse er das. Er wurde außerdem ehrenhaft aus dem BND entlassen, weil er nicht mehr mitmachen wollte. Das waren seine Worte. Ob das alles stimmt, weiß ich ja nicht.
Warum haben Sie diesem Mann vertraut?
Zum Beispiel hat er mir gezeigt, wie man mit einem abgeschalteten Handy abgehört werden kann. Da wurde es für mich realistisch, das war keine Verschwörungstheorie mehr. Er hat mir verschiedene Dokumente gezeigt, die ich natürlich nicht auf ihren Wahrheitsge-halt prüfen konnte, aber bei mir entwickelte sich ein tiefer Glaube. Ich war davon überzeugt, dass das alles wahr ist: Die Welt war brutal schlecht und wir alle werden verar… und zu Marionetten gezüchtet, die nur noch am Gängelband laufen.
B) Zinskritik als Lockmittel
»Besonders hat mich ein Satz von Henry Ford beeindruckt: ›Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.‹ «
Manfred Köhler im Interview
Das Zitat von Henry Ford fällt häufig, wenn das moderne Finanzsystem zur Diskussion steht. Auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck nimmt diese Worte als Sprungbrett, um kritische Gedanken zu...