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Versuch einer gründlichen Violinschule

Große Komponisten

AutorLeopold Mozart
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783849602192
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Versuch einer gründlichen Violinschule ist der Titel der Violinsschule von Leopold Mozart, dem Vater von Wolfgang Amadeus Mozart. Ab der dritten Auflage 1787 heißt sie Gründliche Violinschule. Das 1756 verfasste Schulwerk ist eine der ersten Unterweisungen für den Violinunterricht, die die Didaktik des Geigenspiels systematisch aufbereiten. Es wurde bis heute in über 1800 Auflagen verlegt und dient vielfach als Quelle für die historische Aufführungspraxis. (aus wikipedia.de) Inhalt: Vorbericht. Einleitung in die Violinschule. Der Einleitung erster Abschnitt. Der Einleitung zweyter Abschnitt. Erstes Hauptstück. Des ersten Hauptstücks erster Abschnitt. Des ersten Hauptstücks zweyter Abschnitt. Des ersten Hauptstücks dritter Abschnitt. Das zweyte Hauptstück. Das dritte Hauptstück. Das vierte Hauptstück. Das fünfte Hauptstück. Das sechste Hauptstück. Das siebende Hauptstück. Des siebenden Hauptstücks erster Abschnitt. Des siebenden Hauptstücks zweyter Abschnitt. Das achte Hauptstück. Des achten Hauptstücks erster Abschnitt. Des achten Hauptstücks zweyter Abschnitt. Des achten Hauptstücks dritter Abschnitt. Das neunte Hauptstück. Das zehente Hauptstück. Das eilfte Hauptstück. Das zwölfte Hauptstück. Register der vornehmsten Sachen. Errata. Tabelle Bildanhang

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Leseprobe

Erstes Hauptstück.


Des ersten Hauptstücks erster Abschnitt.


Von den alten und neuen musikalischen Buchstaben und Noten, wie auch von den itzt gewöhnlichen Linien, und Musikschlüsseln.

§. 1.

Es ist nothwendig, daß ein Anfänger, bevor der Lehrmeister ihm die Geige in die Hände läßt, nicht nur das Gegenwärtige, sondern auch die beyde folgende Hauptstücke dem Gedächtniße vollkommen einpräge: da widrigenfalls, wenn der lehrbegierige Schüler gleich nach der Violin die beeden Hände strecket; ein und anderes Stücke geschwind nach dem Gehör abzuspielen erlernet; den Grund nur obenhin beschauet, und mit Unbedacht über die ersten Regeln weg siehet, er alsdann auch das Versäumte gewiß nimmermehr nachholet, und folglich sich selbst dadurch in dem Weg stehet zu einem vollkommenen Grad der musikalischen Wissenschaften zu gelangen.

 

§. 2.

 

Alle unsere Erkenntniß entstehet von dem Gebrauche der äusserlichen Sinnen. Es müssen also nothwendig gewisse Zeichen seyn, welche durch unsere Sehungskraft den Willen augenblicklich dahin antreiben, oder mit der natürlichen Menschenstimme, oder auf unterschiedlichen Klingzeugen nach dem Unterscheid der Zeichen auch verschiedene Töne hervorzubringen.

 

§. 3.

 

Die Griechen sangen über ihre Buchstaben, welche sie bald liegend, bald stehend, bald nach der Seite, und auch umgekehrt hinsetzten. Sie hatten derselben bey 48., und bedienten sich keiner Linien; sondern iede Singart hatte ihre besondere Buchstaben, neben welche sie Puncte setzten, um dadurch das Zeitmaas anzuzeigen.1 Diese Puncten gaben den Alten viel zu schaffen; und sie hatten hauptsächlich zu 3. bis 4. Bedeutungen, nämlich: Punctum Perfectionis, Divisionis, Incrementi, et Alterationis.2

 

§. 4.

 

Der heil. Pabst Gregor hat die Buchstaben abgekürzet. Er hat die folgende sieben erwahlet: A, B, C, D, E, F, G, und hat sie auf 7. Linien gesetzet, aus deren Höhe und Tiefe man die Verschiedenheit der Töne erkennen konnte. Jede Linie hatte folglich ihren Buchstaben: und man sang auch über diese Buchstaben.

 

§. 5.

 

Bey 500. Jahre hernach kam Guido und nahm eine merkliche Veränderung vor. Er bemerkte, daß es sehr beschwerlich fiel, die Buchstaben auszusprechen: er veränderte sie also in 6. Syllben; die er aus der ersten Strofe des auf das Fest des heil. Johann des Taufers gemachten Lobgesanges entnommen, nämlich: ut, re, mi, fa, sol, la:

 

Ut queant Laxis, re sonare fibris

mira gestorum, fa muli tuorum

solve polluti, la bii reatum

Sancte Joannes!3

§. 6.

 

Hierbey blieb es nicht. Er veränderte nach der Hand auch die Syllben in grosse Puncte, die er auf die Linien setzte, und die Syllben oder Wörter darunter schrieb. Ja er gieng noch weiter; und es fiel ihm bey die grossen Puncte auch in den Zwischenraum zu setzen.4 Dadurch ersparte er auch zwo Linien: denn er setzte die vormaligen 7. Linien wirklich auf 5. herunter. Dieß hieß nun zwar viel gethan: doch blieb die Musik wegen der gleichen Puncte noch langsam und schläferig.

 

§. 7.

 

Diese Beschwerniß überwand Johann von der Mauer.5 Er veranderte die Puncte in Noten; und dadurch entstunde endlich eine bessere Eintheilung und ein Zeitmaas, so man vorher nicht hatte. Anfänglich erfand er die folgenden 5. Figuren:

 

 

Maxima, Longa, Brevis, Semibrevis, Minima.6

 

Man wagte es nach der Hand diese fünff Figuren mit noch zwo andern zu vermehren: nämlich mit einer Semiminima und mit einer Fusa, z.E. man machte aus der Minima eine Semiminima, da man sie schwarz ausfüllte:  oder man ließ sie weiß; sie bekam aber oben ein kleines Häckel.  Auf eben diese Art wurde die Fusa schwarz vorgestellt; oben aber durch ein Häckel von der Semiminima unterschieden:  oder man ließ sie auch weiß; doch bekam sie 2. Häckel.  Die Instrumentisten nahmen sich endlich die Freyheit auch so gar die Fusam zu zertheilen, und eine Semifusam zu erfinden. Sie war freylich bald erfunden. Man strich die schwarze Note zweymal;  oder, wenn sie weiß blieb, strich man sie dreymal.  7 Endlich ist mit dem Anwachs der Jahre auch die Musik immer gestiegen, und mit langsamen Schritten durch viele Mühe zu dem heutigen Grad der Vollkommenheit8 empor gestiegen.

 

§. 8.

 

Fünf Linien sind es auf welche wir itzt unsere Noten setzen, und die uns gleich einer Stiege das Aufsteigen und Absteigen der Töne zu erkennen geben. Es werden sowohl unter diese 5. Linien, als auch über dieselben noch andere gezogen: wenn nämlich die Höhe oder Tiefe des Instruments und der Melodie solches erfordert.

 

§. 9.

 

Jedes Instrument wird an einem Zeichen erkennet, welches man den Schlüssel nennet.9 Dieser Schlüssel stehet allezeit auf einer Linie. Er führt einen gewissen Buchstaben, aus dem wir den Gesang und die Folge der Musikleiter erkennen. Man wird es an seinem Orte klärer sehen. Hier sind die Schlüssel:

 

 

Der Diskant, der Alt, und der Tenor haben ihren Schlüssel im (C) folglich was höher hinauf geht heißt (d) (e) (f) etc. Der Baß hat ihn im (F) was herunter geht heißt also (e) (d) und so fort: hinauf aber (g) (a) und so weiter. Der Violinschlüssel hat seinen Sitz im (G), wie wir bey der Erklärung der Buchstaben sehen werden.

 

§. 10.

 

Es kann sich aber die Violin dieses Schlüssels nicht allein rühmen: denn es bedienen sich dessen auch verschiedene andere Instrumente, als da sind: die Trompete, das Jägerhorn, die Zwerchflaute und alle dergleichen Blasinstrumente. Und obwohl sich die Violin theils durch die Höhe und Tiefe theils auch durch solche Passagen unterscheidet, die nur der Violin eigen sind:10 so würde es doch sehr gut seyn, wenn man den Schlüssel wenigstens bey der Trompete und bey dem Jägerhorn versetzete. Aus dieser Versetzung könnte man doch alsobald wissen, ob man ein C oder D Trompete, und ob man ein c, d, f, g oder a Horn u.s.f. nöthig hat. Man könnte es also setzen:

 

 

Der Schlüssel bleibt allezeit im G: und wenn man hinauf zählt bis in den Zwischenraum, wo das gewöhnliche c der Violin stehet; so weis man auch alsogleich was für Horn der Schlüssel anzeiget. Man hat auf diese Art in vorigen Zeiten sehr oft den Violinschlüssel um 3. Töne herunter gesetzt, um die gar hoch gesetzten Stücke füglicher zu Papier zu bringen. Alsdann hieß er der französische Schlüssel: z.E.

 

 

 

§. 11.

Die Noten sind musikalische Zeichen, welche durch ihre Lage die Höhe und Tiefe, durch ihre Gestalt aber die Länge oder Kürze, das ist, die Dauer derjenigen Töne anzeigen, die wir mit der menschlichen Stimme, oder auf dazu verfertigten Klingzeugen hervorzubringen bemühet sind. Hier sind die heutigen Noten, samt ihrer Benennung.

 

 

 

§. 12.

Man hat die 7. gregorianischen Buchstaben bis diese Stunde in der Musik beybehalten, durch welche die Noten nach ihrer Lage, und folglich die Töne der Benennung nach unterschieden werden. Sie sind also folgende: A, B, C, D, E, F, G, welche allezeit wiederholet werden.

 

§. 13.

 

Die Violin hat 4. Seyten, deren iede ihre Benennung von einem dieser 7. Buchstaben hat. Nämlich:

 

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