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Verwaltungsreform in Deutschland und Japan

Eine empirisch-vergleichende Analyse Kooperativer Kommunaler Reformpolitik

AutorBjörn Niehaves
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl251 Seiten
ISBN9783531918785
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Noch einmal? So die häufigste und sehr berechtige, spontane Reaktion, wenn ich von meinem Vorhaben berichtet habe, nach der 2006 abgeschlossenen Promotion im Fach Wirtschaftsinformatik nun auch noch 'richtig in Politikwissenschaft zu machen'. Ich werde auch an dieser Stelle eine vollständige Antwort leider sch- dig bleiben, hoffe aber, dass die vorliegenden Seiten, ebenso wie meine weiteren Arbeiten, deutlich machen können, welches Potenzial noch in der Integration politikwissenschaftlicher und wirtschaftsinformatischer Perspektiven liegt. Für mich persönlich stellt sich hier aktuell vor allem die Frage, welche Möglichk- ten sich bieten, Veränderungen - sei es nun im öffentlichen oder privaten Sektor, in Deutschland, Japan oder einem anderen Kontext - zu demokratisieren. Wie lassen sich verteiltes Wissen, verteilte Kapazitäten und Legimitäten aktivieren, um Dinge zu einem Besseren zu verändern ... und auch dazu, überhaupt erst festzustellen, was dieses 'Bessere' denn ausmacht? Sei es nun in Bezug auf Informationstechnologie - bspw. zur Demokratisierung von Prozessinnovationen - und/oder mit ihrer Hilfe - bspw. mittels Nutzung von Web 2. 0-Technologien. Eben dieser Grundgedanke liegt der Untersuchung Kooperativer Kommunaler Reformpolitik in Deutschland und Japan zugrunde. Wenngleich sich selbst die Entstehung dieser Idee - hier gilt mein herz- cher Dank erstens dem joggenden Dr. Karsten Klose, zweitens dem gesamten Hilton Waikoloa Village Ressort - schon als schwierig gestaltete, so wäre jedoch vor allem ihre Umsetzung ohne die ungeheuer große Unterstützung, die ich so zahlreich erfahren durfte, niemals möglich gewesen.

Dr. Dr. Björn Niehaves ist Schumpeter Fellow der Volkswagen-Stiftung und leitet den Bereich Public Sector Research am European Research Center for Information Systems der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

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Leseprobe
1 Exposition (S. 11)

Verwaltungsreform ist ein Dauerthema in Kommunen. New Public Management (NPM), Electronic Government oder Transformational Government sind nur einzelne Reformperspektiven, die deutlich machen, dass öffentliche Verwaltungen heute schneller, effizienter, kundennäher oder schlicht besser werden sollen.

Die Anspruchsgruppen, die kommunale Verwaltungsreformen einfordern, sind dabei jedoch ebenso vielfältig wie ihre Beweggründe, Zielsetzungen und konkreten Reformideen. Sind es übergeordnete staatliche Institutionen, die ihrerseits kommunale Reformagenden schmieden, IT- und Beratungsunternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistung verkaufen, oder Kommunalverbände, Stiftungen und Wissenschaftler, die ihre Reformideen in der Verwaltungspraxis umgesetzt sehen wollen?

Oder sind es Bürger und Unternehmen, die „Kunden“ der Verwaltung, die bessere Leistungen und mehr Transparenz einfordern? Wenngleich zu unterschiedlichen Graden, so besteht doch für kommunale Verwaltungen hier auch Potenzial, die Beziehungen zu diesen Anspruchsgruppen zielgerichtet zu gestalten. Beispielsweise können Bürger und Unternehmen im Zuge von Reformvorhaben stärker in die Pflicht genommen, der Umgang mit IT- und Beratungsunternehmen weiter professionalisiert und Reformnetzwerke geschmiedet oder gezielter angesprochen werden.

Während unter dem Begriff Governance Regelungen von Sachverhalten und Lösung kollektiver Probleme unter Berücksichtigung verschiedener Formen sozialer Handlungskoordination auf der Ebene substanzieller Politiken einschlägig untersucht worden sind, findet sich eine solche Perspektive auf die Analyse kommunaler Reformpolitik institutionelle Politik jedoch bislang kaum.

Auch bleibt die Frage bis dato unbeantwortet, wie stark die Bedingungen des politisch-administrativen Systems in spezifischen nationalen Settings Kooperationsverhalten im Zuge kommunaler Reformen beeinflussen. Gerade ländervergleichende Analysen können hier einen entscheidenden Beitrag zur Beantwortung der offenen Fragen zur „Kooperation“ im Kontext kommunaler Verwaltungsreform leisten.

Deutschland und Japan werden von POLLITT & BOUCKAERT (2003) als Länder klassifiziert, die beide nur zaghaft und vergleichsweise spät NPM-orientierte Reformen zu implementieren begonnen haben. Auch weisen sowohl das politisch- administrative System historisch als auch die Wirtschaft und Gesellschaft (u. a. Nachkriegsbesatzung, G8-Mitglieder, exportorientierte Industrienationen) entscheidende Parallelen auf.

Entsprechend groß ist das akademische Interesse aneinander11 und an ländervergleichenden Studien. Aktuelle, umfassend empirische Vergleichsstudien zur Verwaltungsreform in beiden Ländern liegen jedoch nicht vor. Vor diesem Hintergrund lautet die Forschungsfrage: Wie unterscheiden sich die Kooperationsschemata kommunaler Verwaltungsreformen in Deutschland und Japan und welche Faktoren erklären mögliche Differenzen? Zur Beantwortung dieser Frage wird ein multi-methodisches, triangulatorisches Forschungsdesign gewählt.

Qualitativ-empirische Forschungsergebnisse aus Expertinnen- und Experteninterviews in Deutschland und Japan werden hier mit Hilfe einschlägiger Literatur gespiegelt und in Thesen zur Kooperativen Kommunalen Reformpolitik überführt. Durch den datenorientierten Ansatz sollen bestehende Theorien ergänzt und im multi-disziplinären Kontext weiterentwickelt werden. Eine anschließende quantitativ-statistische Analyse dient zur Überprüfung der formulierten Thesen auf breiter empirischer Basis.

Die Untersuchungslogik folgt dabei einem differenzmethodischen Ansatz. Dem Forschungsdesign folgend gestaltet sich der Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 widmet sich der forschungsmethodischen Diskussion. So werden hier zunächst grundlegende Probleme vergleichender Modernisierungsstudien erörtert, um ein realistisches Vorverständnis der Möglichkeiten und Einschränkungen der vorliegenden Arbeit vermitteln zu können.

Eine detaillierte Diskussion des Forschungsprozesses (Kapitel 2.2) wird durch die Darstellung eigener Vorarbeiten (Kapitel 2.3) sowie die methodische Diskussion des qualitativen (Kapitel 2.4) und quantitativen Untersuchungsteils (Kapitel 2.5) ergänzt. Die Grundlagen Kooperativer Kommunaler Reformpolitik werden im sich anschließenden Kapitel 3 erarbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt5
Abkürzungen7
Vorwort9
1 Exposition11
2 Forschungsmethodik14
2.1 Grundprobleme eines länderbezogenen Modernisierungsvergleichs14
Analyse-aspekte Organisationale Per-spektive, Management- Perspektive Sektorale Perspektive, Politisch-administrative Systemperspektive15
2.2 Forschungsprozess18
2.3 Eigene Vorarbeiten22
2.4 Vorgehen im Rahmen der qualitativen Analyse28
2.5 Vorgehen im Rahmen der quantitativen Analyse39
3 Grundlagen Kooperativer Kommunaler Reformpolitik45
3.1 Begriffsdefinition45
3.2 Stand der Forschung48
3.3 Rahmenbedingungen Kooperativer Kommunaler Reformpolitik52
3.4 Ergebnisse der qualitativen Analyse66
3.5 Thesen zur Kooperativen Kommunalen Reformpolitik91
4 Daten zu Einflussfaktoren Kooperativer Kommunaler Reformpolitik98
4.1 Finanzsituation98
4.2 Reformgründe100
4.3 Reformfelder109
4.4 Reformprobleme117
4.5 Reformeigenschaften123
4.6 Kommunale Verwaltungskultur128
4.7 Finanzielle Reformrestriktionen134
4.8 Bewertung des Finanzsystems141
4.9 Die Rolle der Bürger bei Verwaltungsreformen145
4.10 Die Rolle der Kommunalverbände bei Verwaltungsreformen152
4.11 Reformdezentralität157
Zwischenergebnisse163
5 Daten Kooperativer Kommunaler Reformpolitik164
5.1 Grundlagen der Reformfelder164
5.2 Kooperative Kommunale Reformpolitik im Vergleich174
6 Diskussion und Interpretation211
6.1 Ähnlichkeiten im Ländervergleich211
6.2 Differenzen im Ländervergleich213
6.3 Reform Governance229
7 Fazit und Ausblick233
8 Referenzen236

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