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Vom Glück, etwas abzuschließen.

Prokrastination beenden mit der Polyvagal-Theorie!

AutorInke Jochims
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl164 Seiten
ISBN9783749474011
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Viele Menschen leiden unter dem, was als Prokrastination (Zögern und Zaudern) bezeichnet wird. Sie schieben die Erledigung unangenehmer, aber anstehender Aufgaben zu lange hinaus, vertrödeln Zeit und verlieren Lebensfreude. Aber selbst wenn ernste Strafen drohen: Aus irgendeinem Grunde schaffen die Betroffenen es nicht, bestimmte Aufgaben anzupacken und abzuarbeiten. Im Buch wird ausführlich in die Polyvagal-Theorie eingeführt, denn diese Theorie ermöglicht eine sinnvolle Erklärung des Phänomens Prokrastination. Die Betroffenen erhalten ein strukturiertes Modell, das ihnen hilft, den genauen Punkt herauszukristallisieren, an dem die Arbeit stockt. Außerdem wird eine begründete und detaillierte Strategie aufgezeigt, mit der Zögern und Zaudern überwunden werden kann. Diese Strategie hilft auch Menschen, die keine Arbeitsschwierigkeiten haben, aber Aufgaben schneller und effizienter erledigen möchten. Das Buch ist eine vollständig überarbeitete Neufassung des gleichnamigen Buches von 2014. Es kann auch als Teil des Sammelbandes 'Vom Glück, eine Strategie zu haben' erworben werden. Die aktuelle Neuauflage wurde um eine kostenlos herunterladbare Meditation zum Thema "Prokrastination beenden" (Sprecherin: Inke Jochims) ergänzt.

Inke Jochims, Jg. 1963, arbeitete lange als Coach und Therapeutin, bis sie sich 2014 entschloss, ihr Wissen in Form von Büchern, Meditationen und Online-Kursen wiederzugeben. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Webseiten von Inke Jochims: www.jochims-entspannung.de, www.jochims-buecher.de, www.jochims-methode.de

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Leseprobe

5 Gehirn und Nervensystem


In allen Feldern, in denen über menschliches Verhalten geforscht wird, sei es Psychologie, Neurowissenschaft, Medizin oder Biologie, wird ein Begriff immer wichtiger – und das ist der Begriff der „Sicherheit“. Der Mensch braucht, um sich zu erholen, zu wachsen und sich zu entwickeln vor allem eines: Sicherheit.

Alle Lebewesen sind primär dem physischen Überleben verpflichtet. Es ist ihre oberste Aufgabe, sich selbst zu erhalten, sodass individuelle Fortpflanzung möglich und das Überleben der Art gesichert wird.

Der Mensch hat sich, genau wie alle anderen (Säuge-)Tiere auch, in einer Umgebung entwickelt, in der es für das Überleben notwendig war, nicht allzu oft von einem Löwen gejagt zu werden oder von einem Mitmenschen eins mit der Keule versetzt zu bekommen.

Also musste man herausfinden, welche Begegnungen mit Wesen einer anderen oder aber der gleichen Art sicher sind und welche nicht. Was signalisiert einem, dass man besser sofort flieht oder kämpft? Welche Signale vermitteln einem, dass da ein Lebewesen ist, mit dem man friedlich gemeinsam grasen oder sogar Junge zeugen kann?

In welchen Situationen ist es besser, alles zu mobilisieren, um noch davonzukommen und was andererseits muss eintreffen, damit man sich den Luxus erlauben kann, sich auszuruhen und zu erholen?

Jedes Tier, das erst überleben und sich dann erfolgreich fortpflanzen möchte, muss die entsprechenden Signale wahrnehmen und richtig deuten können. Das Gehirn und das Nervensystem der Säugetiere haben sich, wie das Nervensystem aller Lebewesen überhaupt, genau entlang dieser Aufgabe entwickelt.

5.1 Neuroception – der Monitor

Unser Nervensystem scannt in jeder Sekunde unseres Daseins, wenn wir wach sind ebenso wie, wenn wir schlafen, unsere Umgebung auf Gefahren hin ab.

In gewisser Hinsicht hört unser Nervensystem ständig „zu“.

Es nimmt wahr, was im Körper vor sich geht, im Kontakt mit der Umgebung außerhalb unserer Haut und in Beziehung mit einem anderen Nervensystem, sei es das eines Menschen oder eines anderen Säugetieres.

Drei Bereiche sind es, die unser Nervensystem unablässig untersucht:

  • Es nimmt wahr, was in uns vorgeht, innerhalb unserer Haut, in der Viszera.
  • Es nimmt wahr, was außerhalb von uns selbst vorgeht, außerhalb unserer Haut, in der realen Umgebung um uns herum.
  • Es nimmt wahr, was in den aktuellen Beziehungen vor sich geht, in die wir eingebunden sind, Beziehungen zu Menschen im Raum, Beziehungen zu wichtigen Anderen, Beziehungen auch zu anderen Nervensystemen, besonders von Säugetieren.

Das sind also die drei Bereiche, die das Nervensystem ständig untersucht: den Bereich in uns, außerhalb von uns und zwischen uns.

Der Begründer der Polyvagal-Theorie, Stephen W. Porges, benannte diesen Prozess, der unterhalb der Schwelle abläuft, auf der uns etwas bewusst wird und damit auch nicht einer bewussten Willentlichkeit unterworfen ist, „Neuroception“ (engl.: neuroception). Mit dieser begrifflichen Neuschöpfung wollte er sich gegen den Begriff „Perception“, abgrenzen, der bewusstes Denken und somit auch bewusstes Wollen impliziert.

Abbildung 2: Neuroception

Neuroception ist etwas, das ständig und vom Willen nicht beeinflussbar abläuft.

Über den Prozess der Neuroception wird nicht nur entschieden, welcher Gehirnteil aktiviert wird, sondern auch, welcher Teil unseres Autonomen Nervensystems.

Unser Selbst untersucht also mithilfe des Gehirns in jeder Sekunde unseres Daseins, ob in unserer Umwelt etwas geschieht, was die Sicherheit der Person gefährden könnte.

„Umwelt“ bedeutet für das Gehirn nicht nur die reale Umwelt außerhalb unserer Haut. Das ist der Unterschied zwischen Menschen und Antilopen und das ist es, was der Traumatherapeut Peter Levine zuerst beschrieb. Die Antilope, der Großkatze entkommen, schüttelt sich, schließt das Problemab und beginnt zu grasen. Das muss sie auch, denn wenn sie die Zeit der Ruhe und Erholung nicht ausreichend für die Kalorienaufnahme nutzt, hätte sie bald schon nicht mehr genügend Energie für die nächste Flucht.

Aber der Mensch hat ein Gedächtnis, er hat innere Wortphrasen und innere Bilder, ob sie ihm nun bewusst werden oder nicht. Und dieses Gedächtnis ist seine große Chance, aber auch seine große Gefahr: Er wird möglicherweise auch dann noch vom Tiger gejagt, wenn selbiger schon sehr lange nicht mehr körperlich anwesend ist.

Der Fakt, dass der Tiger körperlich nicht mehr anwesend ist, hilft uns daher nicht wirklich weiter. Der Prozess der Neuroception reagiert eben auch auf Erinnerungen.

Jeder Gedanke, jede Erinnerung, jedes innere Bild ist für das Gehirn „Umwelt“. Der Körper reagiert auf jede Erinnerung, jeden Gedanken, auf alles, was wir innerlich sehen, hören oder fühlen, genauso, als wäre es ein realer sensorischer Input, der aus der Außenwelt kommt.

Wenn das Nervensystem einen dieser Reize, sei er selbst produziert oder von außen gekommen, als gefährlich oder lebensgefährlich einschätzt, reagiert es mit einem Cocktail von Veränderungen, die wir als „Stress“ bezeichnen.

„Stress“ wird durch die Bedeutung ausgelöst, die wir einem Stimulus geben, nicht durch den Stimulus selbst. Sobald es gelingt, einem Reiz eine neue Bedeutung zu geben, eine neue emotionale und kognitive Bedeutung – vor allem aber eine neue emotionale Bedeutung –, löst der gleiche Reiz keinen oder erheblich weniger Stress aus.

5.2 Ein Gehirn, drei Teile

Zentrales Organ für die Einschätzung einer potenziellen Gefahr ist das Gehirn. Vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass das Gehirn aus drei Teilen besteht und jedes dieser drei Teile ist in die Stressreaktion involviert.

Welches dieser drei Subsysteme aktiv wird, bestimmt, wie wir reagieren, ob wir den Stress auflösen können oder potenzieren werden. Diese drei Systeme sind der Neokortex, das limbische System und das Reptiliengehirn. Diese Darstellung des aus drei Teilen bestehenden Gehirns ist ein Modell, das sich seit vielen Jahren bewährt, den neurologischen Fakten aber nicht vollständig entspricht. Es ist jedoch ausreichend korrekt, um hier zu genügen.

Abbildung 3: Die Reise eines Sinneseindrucks durch das Gehirn

5.2.1 Neokortex

Das ist der Gehirnteil, der alle höheren kognitiven und emotionalen Funktionen kontrolliert. Es ist das evolutionär neueste System, über das wir verfügen. Der Neokortex ist für alle kognitiven Fähigkeiten des Menschen wie Planung, Vernunft, Mathematik, Sprache, Musik etc. zuständig.

Der Neokortex ist auch für Fähigkeiten zuständig wie ein Gewissen und eine Intuition zu haben. Der Neokortex kann – im Unterschied zu den anderen Gehirnteilen – auch in die Zukunft sehen.

Es ist der Gehirnteil, der fähig ist, den Impuls ins Kino zu gehen zugunsten der Arbeit am Schreibtisch zu hemmen. Es ist der Gehirnteil, der uns signalisiert: „Wenn Du Dich jetzt nicht an den Schreibtisch setzt, dann wird die Arbeit nicht rechtzeitig fertig.“ Der Neokortex versteht den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Er ist auch für die komplexen menschlichen Gefühle wie altruistische Liebe, Weisheit oder Güte zuständig.

Es ist der Gehirnteil, der uns befähigt, sich in das einzufühlen, was in einem anderen Menschen vorgeht und es auf eine sozial angemessene Weise zu verbalisieren. Umso wichtiger ist es, dass dieser Teil ausreichend aktiviert ist – und genau das ist er nicht, wenn es um „Stress“ geht.

Dieser Gehirnteil ist besonders dann aktiv, wenn wir uns sicher fühlen.

5.2.2 Limbisches System

Der zweite Gehirnteil ist das limbische System. Dieses System ist vor allem für die Emotionen zuständig. Evolutionär ist es erheblich älter als der Neokortex.

Wir teilen es mit allen Säugetieren und es ist diese Gemeinsamkeit, die es uns erlaubt, den Hund als Freund zu empfinden.

Zu einer Schlange, die dieses System nicht hat, können wir keine emotionale Verbindung herstellen und die Schlange kann auch keine zu uns herstellen, unser Hund aber sehr wohl. Wenn das Gehirn eine Situation, einen Gedanken oder ein Gefühl als gefährlich einschätzt, wird dieses System aktiviert und sucht nach kurzfristigen Lösungen aus dem Bereich „Kampf oder Flucht“. Es sorgt auch für Wut oder Angst.

Dieses System orientiert sich nicht an langfristigen Zielen, sondern an kurzfristigen Impulsen. Ich möchte jetzt das Eis, jetzt ins Kino, jetzt telefonieren etc. Es ist auch nicht fähig, in die Zukunft zu sehen und ebenfalls nicht, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu begreifen. Es gibt viele Menschen, die ihrem Hund verbieten an den Hausschuhen zu nagen, und wenn er es doch tut, sagen sie: „Bello, ich hatte dir doch gestern erst verboten, an meinen Schuhen zu knabbern!“

Alles, was der Hund, der nur über einen rudimentär entwickelten Neokortex verfügt,...

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