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Vom Harz nach Berlin Martin Heinrich Klaproth

Ein Apotheker als Entdecker sieben chemischer Elemente

AutorGeorg Schwedt
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783741218149
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
In Wernigerode am Harz 1743 geboren kam Klaproth über Apotheken in Quedlinburg, Hannover und Danzig als Apothekenprovisor nach Berlin. Ab 1780 hatte er eine eigene Apotheke, die Bären-Apotheke, an deren Existenz noch heute eine Tafel im Berliner Nikolai-Viertel erinnert. Zwischen 1789 und 1803 entdeckte bzw. verifizierte er sieben chemische Elemente - vom Uran (1789) über Zirkonium, Strontium, Titan, Chrom, Tellur bis zum Cer (1803). Ab 1800 wirkte er als ordentlicher Chemiker der Akademie der Wissenschaften und 1810 erhielt er den ersten Lehrstuhl für Chemie an der neu gegründeten Berliner Universität. Das Buch berichtet über seinen Werdegang, seine Entdeckungen und lädt zu einer Spurensuche zu seinem 200. Todestag 2017 ein.

Der Autor Georg Schwedt war als Chemieprofessor drei Jahrzehnte an den Universitäten Siegen, Göttingen, Stuttgart und zuletzt an der TU Clausthal tätig. Für sein Wirken als Autor zahlreicher Fach- und Sachbücher erhielt er 2010 von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) den Preis für Journalisten und Schriftsteller.

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Leseprobe

LEBENSLAUF und BERUFLICHER WERDEGANG


WERNIGERODE 1743 bis 1759


Gedenktafel am Geburtshaus von Klaproth gegenüber der Liebfrauenkirche

Am 1. Dezember 1743 wurde Martin Heinrich Klaproth als Sohn des Schneiders Johan Julius Klaproth und dessen Ehefrau Ursula Sophie geb. Dehne in Wernigerode am Harz geboren und zwei Tage später in der Liebfrauenkirche getauft. Seine Vornamen erhielt er durch den Paten, den Kirchenvorsteher Martin Heinrich Peters. Sein Elternhaus stand am Liebfrauenkirchplatz – damals als Bude bezeichnet, ein sehr schmales, wahrscheinlich zweistöckiges Gebäude mit einer Front von nur drei Metern und zwei Fenstern. Daneben rechts befand sich das wesentlich größere kirchliche Verwaltungsgebäude, die Küsterei, und auf der linken Seite ein stattliches Bürgerhaus, als des „Herrn Schreibers Brauhaus“ bezeichnet.

Die Harzstadt Wernigerode liegt an der Nordostflanke des Harzes, nur zwölf Kilometer vom Brocken entfernt. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1121 im Zusammenhang mit einem aus der Nähe von Hildesheim ansässig gewordenen Grafen Adalbert zu Haimar, der sich nun Graf von Wernigerode nannte. Entstanden ist der Ort offensichtlich als eine zum Kloster Corvey und dessen Abt Warin (um 800 bis 856, ab 831 Abt des Klosters Corvey) in Beziehung stehende Siedlungsrodung. Abt Warin, aus einem sächsischen Grafengeschlecht stammend, der am Kaiserhof von Karl dem Großen erzogen wurde, hatte von Corvey aus eine große Bedeutung in der Christianisierung Nordwestdeutschlands. 1429 starb das Geschlecht der Grafen von Wernigerode aus und der Ort wurde Sitz der Grafen zu Stolberg, die hier über Jahrhunderte die Oberherrschaft ausübten. 1714 musste jedoch Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode (1691-1771) die Oberhoheit Brandenburg-Preußens (als Königreich Preußen 1701) über seine Grafschaft Wernigerode am Harz anerkennen.

Zu seiner Regierungszeit wurde Martin Heinrich Klaproth geboren. Unter der Regierung des Grafen entwickelt sich eine rege Bautätigkeit – so wurde u.a. in Wernigerode der Lustgarten in französischem Stil umgestaltet und die Orangerie errichtet.

In seiner „Geschichte der Grafschaft Wernigerode“ (1916) berichtete Heinrich Drees, dass im 12. Jahrhundert unter Adalbert I. (1121-1133) der Bau der Burg Wernigerode an zwei Handelswegen (später Vorburg des Schlosses) errichtet wurde, Adelshöfe in der Stadt entstanden und sich Wernigerode sich im 16. Jahrhundert der Lehre Luthers zuwandte, als 1534 Hans Weddige, Stiftsherr zu Wernigerode, erster evangelischer Prediger an der Liebfrauenkirche wurde. In dieser Zeit wurde die Stadt auch befestigt. 1541 wurde aus dem Wernigeröder Spielhaus das heutige Rathaus – 1699 entstanden die Barocktürmchen. 1697 wurde die erste Druckerei gegründet. Den Halleschen Pietismus führte die Mutter des Grafen Christian Ernst, Christine geb. von Mecklenburg-Güstrow, ein. Drees berichtete auch, dass der Graf der Oberschule 1729 „ein neues Haus im Schatten der Sylvestri-Kirche“ erbaute. Die Taufkirche Klaproths, die Liebfrauenkirche, als Stadtkirche von Wernigerode im romanischen Baustil mit zwei Türmen, stammte aus dem Jahr 1230 – sie wurde bei dem verheerenden Stadtbrand des Burgstraßenviertels 1751 (wie von Drees berichtet) völlig zerstört. Mit finanzieller Unterstützung durch das dänische Königshaus wurde sie zwischen 1756 und 1762, bevor Martin Heinrich Klaproth Wernigerode verließ, unter dem regierenden Grafen Christian Ernst im Barockstil wieder aufgebaut. Der Graf hatte von 1735 bis 1745 als Geheimer Rat seinem Cousin König Christian IV. von Dänemark gedient.

Liebfrauen-Kirche (links) – rechts: Blick von der Liebfrauenkirche auf das Geburtshaus Klaproths hinter den Bäumen

Darüber berichtete Drees wie folgt:

Der Brand in Wernigerode, die Liebfrauen-Kirche. Der langjährigen französischen Okkupationszeit ging eine große Heimsuchung der Stadt voraus, als Ende Juni 1751 ein gewaltiger Brand den größten Teil derselben in Schutt und Asche legte, und auch die alte Liebfrauen-Kirche mit ihren hochragenden Türmen ein Raub der Flammen wurde. Mit vollen Händen hat Chr. E. gegeben, die Not seiner Untertanen zu lindern, und hat sich bemüht, die Hilfeleistungen praktisch zu organisieren; aus allen Teilen Deutschlands und aus Dänemark strömten Gaben in Fülle zusammen. Beim Wiederaufbau der Stadt ist durch Erweiterung eines schmalen Verbindungsganges zur Unterengengasse der ‚Kohlmarkt‘ entstanden. Dies Brandunglück stellte der Bautätigkeit des Grafen neue Aufgaben. 1756 wurde von ihm der Grundstein für die heutige Liebfrauen-Kirche gelegt, deren Plan mit den kühngewölbten Holzdecken der geniale Baumeister Heintzmann entworfen hat, währende Kanzelaltar, Orgelprospekt und Ratsstand von dem Hoftischler Moser geschnitzt sind.“

Bei der genannten Feuersbrunst, als Klaproth gerade 7 Jahre alt war, brannten 280 Häuser ab, darunter auch sein Elternhaus. Der Wiederaufbau war nur mit hohen Hypotheken möglich, die erst nach dem Tod des Vaters abgelöst werden konnten. Und 1756 brach zudem der Siebenjährige Krieg aus, in dem auch die Umgebung von Wernigerode Schauplatz von Kampfhandlungen wurde. Jedoch begann sich der zuvor entstandene Wohlstand wieder zu entwickeln – durch fortlaufende Getreidelieferungen an das preußische Heer, durch offensichtlich gut bezahlte Fuhrleistungen und die Produktion von Branntwein, dem „Alten Wernigeröder“ (für Freund und Feind!). Infolge des nun wieder ansteigenden Wohlstands wird auch der Schneider Klaproth wieder mehr Aufträge erhalten haben.

Das Geburtshaus Klaproths ist zwar nicht erhalten, jedoch befindet sich heute an dem an dieser Stelle wieder errichteten Haus eine Gedenktafel mit folgendem Text: Geburtsstätte des berühmten Chemikers MARTIN HEINRICH KLAPROTH (*am 1. Dezember 1743 †zu Berlin am 1. Januar 1817.

Über die weitere Bautätigkeit ist bei Drees zu lesen:

„Chr. E. begann seine Bautätigkeit schon 1713, als er eine neue Schloß-Kirche erbaute; als erster seit den Tagen Wolf Ernsts residierte er dauernd auf der Burg seiner Väter, die er neu erbaute. Die Befestigungen der Bastion machten den noch heute bestehenden Beamtenwohnungen Platz, für das Schloß schuf er die lange entbehrte Wasserversorgung durch Anlegung einer Röhrenleitung, der sogenannten ‚Wasserreise‘. Er ist der Schöpfer des Lustgartens, der Küchengartens und des Tiergartens; von ihm ist auch das Kastanienwäldchen vor dem Lustgarten angelegt, nach seiner Schwiegertochter erhielt der bisherige Biegenberg den Namen ‚Agnesberg‘, nach ihr ist auch das ‚Christianental‘ benannt. (…)

Die Orangerie. Der größte Bauplan des Grafen, dessen Ausführung vielleicht unserem Schloß den Untergang bereitet hätte, ist nicht vollendet worden, der Bau eines Palastes in französischem Geschmack im Lustgarten nach dem Entwurf des genialen Heintzmann. (…); nur die dazugehörige Orangerie ist vollendet, die heutige fürstliche Bibliothek.“

Johann Friedrich Heintzmann (1716-1764) aus Clausthal war zunächst Baumeister in Wernigerode, wurde 1755 von Friedrich dem Großen in die Grafschaft Mark geschickt, um als Bergmeister den märkischen Steinkohlenbergbau zu erkunden. Er spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Ruhrgebietes. Von ihm wurde auch das ehemalige Stadtpalais (Burgstraße 37, heute Außeninstitut des Robert-Koch-Instituts Berlin) projektiert.

Die Orangerie im Lustgarten wird heute als Standort der Abteilung Magdeburg des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt genutzt.

Zunächst besuchte Klaproth die Stadtschule, ab 1755 auch die Lateinschule – 1538 als städtische evangelische Oberschule gegründet. Mit dem Bau der späteren Lateinschule an der Sylvestrikirche auf dem Klint, dem ältesten Stadtteil von Wernigerode, wurde schon 1544 begonnen. Der Bau der ersten kleinen, nicht mehr vorhandenen Kirche geht auf die Missionstätigkeit der Benediktiner aus dem Kloster Corvey unter ihrem Abt Warin I. zurück, die hier im 9. Jahrhundert eine Kapelle errichteten – Fundamentreste sind unter dem Gemeindehaus „Haus Gadenstedt“ gegenüber dem heutigen Kirchengebäude erhalten. Der nachfolgende romanische Bau entstand im 10. Jahrhundert - um 1100 als ecclesia St. Georgi bezeichnet. Aus Anlass der Gründung eines Chorherrenstifts wurde das Gebäude 1265 zu einer frühgotischen Basilika umgebaut – unter dem Chor befindet sich eine Gruft mit den Gräbern einiger Grafen. 1727 wurden die beiden Türme der Kirche abgetragen – es entstand auf dem Westwerk ein achteckiger Turm mit einer Haube im Barockstil (1869 wieder abgerissen und Kirchenumbau ab 1880 im neugotischen Stil).

Als Kurrendejunge war für Klaproth das Schulgeld erniedrigt und außerdem erhielt er beim Kurrendesingen, als Mitglied des Chorus symphonicus, bei Umzügen, Hochzeiten, Leichenfeiern auch Spenden. Die Geschichte der Lateinschule zur Zeit, als sie Klaproth besuchte, beginnt mit einem Neubau 1730 (5 Klassenzimmer und 1 Saal), worüber eine Inschrift am Portal berichtet: Das Lyceum beider Städte (Alt- und Neustadt) Wernigerode ist unter dem Beistande Gottes und Bewilligung des Erlauchten Grafen und Herrn, Herrn Christian Ernsts, des heiligen römischen Reichsgrafen usw. von dem Stadtmagistrate im Jahre des Heils 1730 erbaut worden.

Historischer Eingang zur ehemaligen Lateinschule – jetzt Landesgymnasium

1999 erfolgte ein Umbau des „Alten Lyceums durch die Stadt Wernigerode zum fortan...

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