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Vorsicht, giftig! Anti-Giftköder-Training für Hunde

AutorLara Sophie Steinhoff, Sandra Bruns
VerlagFranckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783440161548
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Giftköder - ein Thema, das jeden Hundehalter bewegt. Ein Anti-Giftköder-Training kann Hundeleben retten. Die Tierärztinnen und Hundetrainerinnen Sandra Bruns und Lara Steinhoff informieren über unterschiedliche Gifte und deren Wirkung, über Symptome sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen. Das gezielte Anti-Giftköder-Training beschreibt anhand von erprobten, kleinschrittig aufgebauten Übungen, wie man die Aufnahme von Giftködern und anderem Fressbaren vermeiden kann. So wird das Gassigehen wieder entspannt.

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Leseprobe

Gefährliche Stoffe kennen


„Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Dieser Ausspruch von Paracelsus, besser bekannt in seiner Kurzform: „Die Dosis macht das Gift“, ist auch in der heutigen Zeit noch absolut gültig.

NICHT GIFTIG, ABER TROTZDEM GEFÄHRLICH

Die scharfen Splitter von Geflügelknochen können ernste Verletzungen im Maul und im Magen-Darm-Trakt verursachen. Eine Aufnahme sollte daher unbedingt vermieden werden.

WAS IST GIFT?


Bestimmte Stoffe und Lebensmittel sind jedoch nicht nur aufgrund einer giftigen Wirkung für unsere tierischen Mitbewohner gefährlich, sondern können auf andere Art und Weise die Gesundheit schädigen. So sind viele für den Menschen alltägliche Lebensmittel für Hunde in größeren Mengen unverträglich. Das betrifft zum Beispiel Milchprodukte, wie Joghurt oder jungen Käse, in denen viel Laktose enthalten ist, da unsere Hunde den Milchzucker in der Regel nicht gut verdauen können. Ebenso können Kohlprodukte und Hülsenfrüchte Ursache von Verdauungsschwierigkeiten sein. Wiederum andere Lebensmittel sollten gemieden werden, um Infektionskrankheiten vorzubeugen. Nicht oder nur unzureichend gegartes Schweinefleisch kann das tödliche Aujeszky-Virus enthalten, doch auch bei verdorbenen Schulbroten und anderen verschimmelten oder mit Bakterien besiedelten Abfällen, die manch ein Hund auf dem Spaziergang aufliest, besteht das Risiko einer Infektion. Die Verletzungsgefahr, die von einigen Nahrungsmitteln und Spielzeugen ausgeht, sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden. Geflügelknochen splittern beim Zerkauen, sodass die scharfen Splitter tiefe Verletzungen an Maul, Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt hervorrufen können. Auch große Markknochen verkanten sich unter Umständen im Maul und müssen dann beim meist narkotisierten Vierbeiner wieder entfernt werden. Werden die Knochen in großen Teilen verschluckt, können sie, ebenso wie bestimmte Obstkerne, sogar zu einem Darmverschluss führen. So manches, das der Vierbeiner auf dem Spaziergang frisst, ist zwar grundsätzlich nicht giftig, kann aber mit giftigen Substanzen kontaminiert sein. Beispiele bilden Pferdekot, der Reste einer verabreichten Wurmkur enthalten kann, aber auch menschliche Hinterlassenschaften, die nicht nur Medikamentenrückstände, sondern unter Umständen auch Rückstände verschiedener Rauschmittel enthalten können. Jagende Hunde laufen zudem Gefahr, Ratten oder Mäuse zu fangen, die selbst Gift aufgenommen haben. Nicht zuletzt können auch vollkommen harmlose Nahrungsmittel zu gesundheitlichen Beschwerden führen, wenn der Vierbeiner an einer Allergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet.

Zusammenfassend muss man also zwischen giftigen Substanzen, unverträglichen Lebensmitteln, Lebensmitteln, von denen eine Infektionsgefahr ausgeht, Fremdkörpern, kontaminierten Stoffen sowie Substanzen, auf die der Vierbeiner allergisch reagieren kann, unterscheiden.

Kerne von Steinobst sind nicht nur giftig, wenn sie zerbissen werden, sondern können auch zu einem Darmverschluss führen.

WO GIFTE ZU FINDEN SIND


Über 90% aller Vergiftungsfälle gehen nicht etwa auf bösartige Giftköderanschläge zurück, sondern leider auf menschliche Fahrlässigkeit, die in Kombination mit der tierischen Neugier zu schwerwiegenden Erkrankungen des Hundes führen kann.

Häufige Vergiftungsursache sind dabei sowohl Schädlingsbekämpfungsmittel wie Insektizide und Rodentizide, zu denen auch das Rattengift zählt, sowie Giftpflanzen. Aber auch Human- und Tierarzneimittel sind schnell verschlungen. Insbesondere aromatisierte Kautabletten sind sehr verführerisch.

Insgesamt gibt es etwa 50 000 relevante Giftstoffe, sodass die folgende Tabelle nur die häufigsten Substanzen umfassen kann. Sollten Sie unsicher sein, ob ein bestimmter Stoff für Ihren Hund giftig ist, können bestimmte Internetdatenbanken befragt werden. Für die Veterinärmedizin bietet die Internetseite www.clinitox.ch fundierte Informationen. Eine umfangreiche Übersicht findet man ebenfalls auf der englischsprachigen Seite www.petpoisonhelpline.com. Auch Giftinformationszentren können im Zweifelsfall telefonisch und im Internet weiterhelfen.

Ob die Aufnahme eines Stoffes letztendlich zu gesundheitlichen Schäden führt und welche Symptome im Speziellen gezeigt werden, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Entscheidend sind dabei in erster Linie die aufgenommene Menge, die Art der Aufnahme sowie das Gewicht und der individuelle Gesundheitszustand des jeweiligen Tieres. Es ist daher möglich, dass nicht immer alle in der Tabelle beschriebenen Symptome beobachtet werden können, oder aber, dass andere oder auch gegenteilige Symptome auftreten. Wie Sie die genannten Symptome konkret erkennen und die Vitalparameter Ihres Hundes kontrollieren, wird im nächsten Kapitel eingehend beschrieben. Die Zeit, die zwischen Aufnahme des giftigen Stoffes und dem Auftreten erster Symptome liegt, ist stark vom aufgenommenen Gift abhängig. Die Schwankungen sind dabei groß und können eine Diagnose erschweren. So treten erste Symptome bei der Aufnahme von Xylitol, Tabak oder Zeckenhalsbändern bereits nach einigen Minuten auf, während beim Fressen von Macadamianüssen oder Schokolade mehrere Stunden vergehen. Noch viel heimtückischer ist Rattengift, da die betroffenen Hunde erst mehrere Tage nach der Aufnahme Krankheitserscheinungen zeigen. Ein Extrem bildet die Aufnahme von Östrogenpräparaten, die erst drei bis vier Wochen später zu Symptomen führt.

Aromatisierte Kautabletten sollten sicher aufbewahrt werden, um nicht in großer Menge gefressen zu werden.

Die Aufnahme von Schokolade oder Macadamianüssen führt oft erst einige Stunden später zu Krankheitserscheinungen.

Das Fressen von Trauben oder Rosinen kann bei einigen Hunden gesundheitsschädigend sein und sollte lieber vermieden werden.

Bereits wenige Minuten nach der Aufnahme von Xylitol, z. B. aus zuckerfreien Kaugummis, kann es zu ersten Symptomen kommen.

GIFTIGE STOFFE UND IHRE SYMPTOME

NAHRUNGS-
MITTEL

ENTHALTENES GIFT

HÄUFIGE SYMPTOME

Alkohol, vergorenes Obst

Ethanol

Speicheln, Erbrechen, erhöhte Herz-/Pulsfrequenz, Schwäche, erniedrigte Körpertemperatur, Bewusstlosigkeit

Bioabfall, verschimmelte Nahrungsmittel

Mykotoxine wie Penitrem A und Roquefortin

Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe, unkoordinierter Gang

Kaffee und Energiedrinks

Koffein

Erbrechen, erhöhte und unregelmäßige Herz-/Pulsfrequenz, erhöhte Körpertemperatur, Unruhe, Krämpfe, Bewusstlosigkeit

Lauchgewächse (z. B. Zwiebeln, Knoblauch)

N-Propyldisulfid, Allicin

Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, erhöhte Herz-/Pulsfrequenz, erhöhte Atemfrequenz, blasse Schleimhäute, aber teilw. gerötetes Zahnfleisch, Schwäche

Macadamianüsse

Unbekannt

Erbrechen, erhöhte Körpertemperatur, Schwäche, Zittern, unsicherer Gang, Bewegungsunlust, steife Gelenke

Rohe Nachtschattengewächse (z. B. Tomate, Kartoffel, Aubergine)

Solanin

(Blutiges) Erbrechen, Durchfall, Schwäche, Orientierungsschwierigkeiten

Steinobstkerne (z. B. Aprikosen, Pflaumen, Pfirsiche)

Blausäure

Erbrechen, Durchfall, Atemnot, leuchtend rote Schleimhäute, große Pupillen, Krämpfe, unkoordinierter Gang

Schokolade

Theobromin

...

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