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Warum andere auf Ihre Kosten immer reicher werden

... und welche Rolle der Staat und unser Papiergeld dabei spielen

AutorAndreas Marquart, Philipp Bagus
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783862485970
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Das Geld kommt vom Staat! Das stellt eigentlich niemand infrage. Sollten Sie aber. Denn Deutschland hat wie alle Länder der Welt ein reines Papiergeldsystem, in dem neues Geld aus dem Nichts entsteht. Andreas Marquart und Philipp Bagus zeigen Ihnen, wie Geld entsteht und warum unser jetziges Geld schlechtes Geld ist. Sie erfahren, wie wichtig gutes Geld für eine Volkswirtschaft ist und welchen Einfluss schlechtes Geld auf jeden Einzelnen in der Gesellschaft hat. Welche Rolle spielen eigentlich Staat, Regierung und Politik bei der Umverteilung zugunsten Superreicher? Warum ist die naive Staatsgläubigkeit alles andere als eine Zukunftsstrategie für uns Bürger? Wer Politikern - und sei es nur aus einem Bauchgefühl heraus - noch nie vertraut hat, wird in diesem Buch den Beleg dafür erhalten, dass er mit diesem Gefühl richtigliegt. Ein leicht verständlicher Einstieg in die Frage, warum Geld für viele Missstände in unserer Gesellschaft verantwortlich ist.

Philipp Bagus ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Er veröffentlicht Beiträge in internationalen Fachzeitschriften wie Journal of Business Ethics, Independent Review und American Journal of Economics and Sociology. Seine Arbeiten wurden mit dem »O.P. Alford III Prize in Libertarian Scholarship«, dem »Sir John M. Templeton Fellowship«, dem »IREF Essay Preis« und dem »Ron Paul Liberty in Media Award« ausgezeichnet. Er ist außerdem Träger des »Ludwig Erhard Förderpreis für Wirtschaftspublizistik 2016« Sein Buch Die Tragödie des Euro (Finanzbuch Verlag) wurde in dreizehn Sprachen übersetzt. Mit David Howden hat er außerdem das Buch Deep Freeze: Iceland's Economic Collapse veröffentlicht. Andreas Marquart ist Vorstand des Ludwig-von-Mises-Instituts Deutschland. Nach dem Abitur absolvierte er eine klassische Bankausbildung und machte sich 1998 nach 15 Jahren als Banker in der Finanzdienstleistung mit dem Schwerpunkt Vermögensanlage selbstständig. Er orientiert sich bei der Beratung an den Erkenntnissen der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Mehr zu seiner Person unter: http://austrianconsult.de

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Leseprobe


1. Warum Geld keinen Staat braucht


Was die Völker jahrzehntelang vorausgefressen haben, werden sie nun jahrzehntelang nachhungern müssen.

Roland Baader

Gleich zu Beginn wollen wir mit einem weitverbreiteten Irrtum aufräumen: Geld ist nicht irgendjemandes Erfindung, und schon gar nicht durch einen schöpferischen Akt des Staates entstanden! Die meisten Menschen sind sich – letztlich unbewusst – im Klaren darüber, dass Geld etwas sehr Wichtiges ist, und glauben deshalb, dass es richtig und gut sei, dass die Regierung das Geldwesen kontrolliert. Weit gefehlt!

Vergessen Sie einen Moment lang unser jetziges Geldsystem, wir haben es in der Einführung als schlechtes Geld bezeichnet. Lassen Sie uns stattdessen bei null anfangen. Zuallererst wollen wir Ihnen mit einer einfachen Geschichte erklären, wie Geld ursprünglich entstanden ist. Denn der Ursprung des Geldes verdeutlicht seine Natur und vor allem, was gutes Geld ist. Und wenn Sie die Natur des Geldes verstehen, haben Sie den meisten Ökonomen etwas voraus, von unseren Politikern ganz zu schweigen.

Stellen Sie sich bitte eine Gesellschaft ohne Geld vor. Wie würden hier Tauschgeschäfte zwischen den Menschen abgewickelt? Begeben wir uns zeitlich zurück in eine kleine Stadt – wie weit zurück, das überlassen wir Ihrer Fantasie. Am besten übernehmen Sie eine der Hauptrollen in unserer kleinen Geschichte, dann klappt das mit unserer Zeitreise noch besser. Stellen Sie sich also vor, Sie leben in einer kleinen Stadt und sind von Beruf Schuster. Sie fertigen die schönsten Schuhe weit und breit, aber über andere Talente verfügen Sie leider nicht. Weder Sie noch Ihre Frau können besonders gut Brot backen. Einen Stall, um Nutztiere zu halten, besitzen Sie auch nicht. Ihre Kinder und vor allem Ihre Frau werden um ihr Schuhwerk beneidet. Aber Schuhe kann man nicht essen, und ab und an muss Ihre Frau Lebensmittel besorgen. Weil es aber kein Geld gibt und Sie als Tauschobjekt nur Schuhe anzubieten haben, muss Ihre Frau notgedrungen einen Bauern finden, der zufälligerweise Schuhe braucht und im Gegenzug dafür bereit ist, einen Sack Kartoffeln oder auch einen Schinken herzugeben. Das mag das eine oder andere Mal funktionieren, aber der Schuhschrank des Bauern dürfte bald relativ gut gefüllt sein. Spätestens dann wird er Ihrer Frau die Tür vor der Nase zumachen, wenn sie bei ihm wieder einmal ein Paar Schuhe gegen einen Schinken eintauschen will.

Unterbrechen wir an dieser Stelle kurz Ihr Rollenspiel. Haben Sie es bemerkt? Wir haben das Wort »eintauschen« gebraucht. Den Menschen fehlt eine Art »Tauschmittel«. Und unser kleines Beispiel würde sogar noch ein wenig komplizierter, würden wir uns weitere Berufe hinzudenken: ein Metzger, ein Schmied, ein Maurer, ein Banker … Stopp, nein, kein Banker, der wird hier nicht gebraucht. Aber im Ernst: Wie viel mehr könnten all diese Menschen – wir wollen sie Marktteilnehmer nennen – voneinander profitieren, wenn ihnen ein Tauschmittel zur Verfügung stünde, um sich nicht immer genau denjenigen suchen zu müssen, der gerade ein paar Schuhe braucht oder dessen Pferd neu beschlagen werden muss? Sind Sie vielleicht gerade auf den Gedanken gekommen, wie praktisch es doch ist, dass wir diese Probleme nicht haben, dass wir einen fürsorglichen Staat haben, der uns mit Geld versorgt? Dann wollen wir Sie mit der Fortführung unseres Gedankenspiels von diesem Irrtum befreien.

Die Frauen in unserer kleinen Stadt tragen sehr gerne Schmuck, vornehmlich Gold- und Silberschmuck. Es ist eine lange Tradition, dass die Männer ihren Frauen bei jeder passenden Gelegenheit goldige Geschenke machen: bei der Geburt eines Kindes, bei Geburtstagen oder am Hochzeitstag, wenn sie ihn nicht wieder einmal vergessen haben. Fällt Ihnen auf, dass sich bei gewissen Dingen die Zeiten nicht zu ändern scheinen?

Die Frauen in der Stadt schätzen diese Präsente, wissen sie doch, wie lange ihre Männer arbeiten müssen, wie viele ihrer Waren sie beim Goldschmied eintauschen müssen, um einen Ring, einen Ohrstecker oder eine Kette zu erwerben. Aber Gold ist nicht nur ein Statussymbol. Auch seine Ästhetik ist unbestreitbar. Gold glänzt so schön. Oder etwa nicht? Daher erachten auch in unserer Geschichte alle Goldschmuck als etwas Wertvolles, er wird wertgeschätzt.

Eines Tages – Ihre Frau hat sich wieder einmal trotz ihres formidablen Schuhwerks die Füße wund gelaufen, um jemanden zu finden, der gegen ihre Schuhe Kartoffeln eintauscht – kommt ihr eine bahnbrechende Idee. Sie hat beobachtet, dass kleine Goldplättchen intensiv nachgefragt werden. Die Plättchen werden oft gehandelt, man wird sie schnell gegen jedwede andere Ware los. Oder anders ausgedrückt: Gold ist ein sehr absatzfähiges Gut. Es kann zu jeder Zeit zu einem guten Preis verkauft werden. Warum also nicht die Schuhe gegen Goldplättchen verkaufen? Anstatt zu versuchen, direkt Schuhe gegen Kartoffeln zu tauschen, könnte sie auch die Schuhe auf indirekte Weise erst gegen Gold tauschen und dann mit dem Gold einen Kartoffelverkäufer aufsuchen. Ihre Frau braucht dann zwar statt eines Tausches (Schuhe gegen Kartoffeln) zwei Tauschvorgänge (Schuhe gegen Gold gegen Kartoffeln), aber sie könnte dennoch wertvolle Zeit gewinnen und sogar günstiger an die Kartoffeln kommen. Ihre Frau wagt die Unternehmung. Vielleicht misslingt der Versuch, und sie findet niemanden, der günstig Gold gegen Schuhe oder Kartoffeln gegen Gold eintauscht. Nehmen wir aber an, dass Ihre Frau erfolgreich ist. Sie kommt nun schneller und günstiger an Kartoffeln. Mittels des indirekten Tausches mit dem Tauschmittel Gold. Die Innovation war erfolgreich. Von nun an wird Ihre Frau diese Strategie des Tauschmitteleinsatzes bei allen ihren Unternehmungen verfolgen. Sie wird fleißig Goldplättchen für den Tausch nachfragen. Durch die zusätzliche Nachfrage steigert sich die Absatzfähigkeit des Goldes sogar noch. Aber nicht nur Ihre Frau wird die so erfolgreiche Verhaltensänderung wiederholen, andere werden sie kopieren.

Denn gleich beim nächsten Kaffeekränzchen erzählt Ihre Frau ihren Freundinnen vom erfolgreichen Tausch »Gold gegen Kartoffeln«. Wie es der Zufall will, ist auch die Frau des Bauern zugegen. Und auch sie weiß Interessantes zu berichten. Ihr Mann hat das Gold, das er von Ihrer Frau im Tausch erhalten hat, zusammen mit einer weiteren Menge Gold, das sie ihm aus ihrem Schmuckkästchen gegeben hat, verwendet, um beim Schmied einen neuen Pflug zu kaufen. Das Geschäft sei viel einfacher vonstattengegangen als sonst. Denn normalerweise hat der Schmied aus Tauschgeschäften mit den Bauern so viele Vorräte an Kartoffeln und Schinken in der Speisekammer, dass er noch mehr davon überhaupt nicht gebrauchen kann und daher gar kein Interesse hat, Pflüge für Bauern herzustellen.

Die neue Art zu tauschen spricht sich in unserer kleinen Stadt schnell herum. Die Menschen gehen nach und nach dazu über, Waren nicht mehr direkt gegen Waren zu tauschen, sondern sie setzen immer häufiger ihr Gold als Tauschmittel ein. Dadurch wird das Gold immer absatzfähiger beziehungsweise liquider. Es wird ein immer besseres Tauschmittel, da immer mehr Marktteilnehmer es nachfragen und benutzen. Die Menschen spüren, dass sie alle davon profitieren. Sie können nun leichter kooperieren, die Arbeitsteilung wird gefördert. Jeder kann sich jetzt mehr auf seine Talente konzentrieren und muss Dinge, für die er zuvor keinen Tauschpartner gefunden hat, nun nicht mehr mühsam selbst herstellen oder gar alle Arbeiten selbst erledigen. Jeder kann sich nun auch und noch leichter als zuvor der Fähigkeiten anderer bedienen. Dies gelang vorher nur, wenn ein anderer genau die Ware oder Dienstleistung benötigte, die man ihm in diesem Moment anzubieten hatte. Die Arbeitsteilung kann sich zum Wohle aller erheblich ausdehnen.

Das Geldsystem ist also nicht nur von Bedeutung, weil seine Manipulation das Vermögen und die Lebenspläne der Menschen auf dramatische Weise durcheinanderwirbeln kann und weil, wie die Weimarer Hyperinflation gezeigt hat, beim Zusammenbruch des Geldsystems ein Umkippen der Gesellschaft möglich wird. Nein, ohne Geld wäre unsere hochkomplexe arbeitsteilige Wirtschaft nicht aufrechtzuerhalten. Diese Arbeitsteilung erlaubt eine ungeheure Produktivität, die es wiederum ermöglicht, sieben Milliarden Menschen zu ernähren. Ohne Geld würde der Großteil unseres heutigen Tauschvolumens nicht stattfinden können, dadurch die Arbeitsteilung zusammenbrechen und die Eigenproduktion in der Not zunehmen. Der Produktivitäts- und Wohlstandsverlust wäre unvorstellbar. Wahrscheinlich würde ohne Geld der Großteil der Menschheit sterben. Das Entstehen von Geld, einem allgemein akzeptierten Tauschmittel, ermöglicht erst das Entstehen von komplexen arbeitsteiligen und wohlhabenden Gesellschaften. Oder anders ausgedrückt: Ohne Geld keine Zivilisation.

Daher sollten wir die Mitwirkenden an der Geldentstehung als Helden feiern. Ja, genau, Ihre Frau ist eine Heldin. Sind wir uns einig, sagen zu können, dass in unserer kleinen Stadt gerade Geld entstanden ist? Und haben Sie bemerkt, dass hier kein Staat beteiligt war, dass keine Regierung ein Gesetz erlassen hatte, durch das Gold zu Geld wurde? Geld ist entstanden, weil die Marktteilnehmer, die miteinander Handel betreiben wollten, bemerkten, wie nützlich dies für sie ist. Dabei wollten sie gar nicht bewusst bei der Geldentstehung mitwirken. Sie konnten einfach mit dem Tauschmittel Gold ihre persönlichen Ziele besser erreichen. Und weil alle das gleiche Tauschmittel benutzten – nämlich...

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