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E-Book

Was Katzen wirklich wollen

AutorBirgit Rödder, Dr. Mircea Pfleiderer
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2014
ReiheGU Mensch-Katze-Beziehung 
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783833843402
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Ein Tiger auf der Couch! Für eine glückliche Mensch-Katze-Beziehung darf man nicht vergessen, dass in unseren schnurrenden Stubentigern noch so viel von den wilden Verwandten steckt, wie bei keinem anderen Haustier. Die beiden Expertinnen auf dem Gebiet des natürlichen Verhaltens von Katzen, Dr. Mircea Pfleiderer und Birgit Rödder, helfen Ihnen in diesem Ratgeber das Verhalten Ihrer Katze zu verstehen und zu erkennen, ob sich Ihr Tier wirklich wohlfühlt. Ausgehend vom Verhalten wilder Katzenarten beleuchtet Frau Pfleiderer die Bedürfnisse und das natürliche Verhalten unserer Hauskatze. Durch ihre langjährige Arbeit als Tierverhaltenstherapeutin weiß Frau Rödder bestens, wie sich Missverständnisse im täglichen Miteinander von Mensch und Katze vermeiden lassen und wie der Halter bereits bestehenden Verhaltensproblemen entgegenwirken kann. Auf verständliche und praxisorientierte Art und Weise ermöglicht Ihnen dieses Buch eine harmonische Beziehung zu Ihrer Katze aufzubauen.

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Leseprobe

Der Weg zur Hauskatze


KAPITEL 1 WIE DIE HAUSKATZE ZU DEM WURDE, WAS SIE HEUTE IST: EIN FREUND DES MENSCHEN MIT EINER GUTEN PORTION UNABHÄNGIGKEIT.

Was ist eine Katze?


Der eine oder andere Leser wird über diese Frage vielleicht lachen. Katzen kennt doch schließlich jeder. Sie sind heute die bevorzugten Fellnasen in den Wohnstätten des deutschen Sprachraums und auch in manch anderem Land. Trotzdem halten sich viele Irrtümer hartnäckig.

Was also ist eine Katze? Das Spektrum der Antworten reicht vom sogenannten »pflegeleichten Heimtier« bis zum hoch spezialisierten Räuber.

Als Heimtier schont die Katze (mit seltenen Ausnahmen) die Wohnungseinrichtung, verlangt keine Spaziergänge, verströmt keine üblen Körpergerüche und stört nicht durch Bellen. Sie kann sich selbst sauber halten, benötigt kein Aquarium oder Terrarium und ist zudem überaus anschmiegsam.

Sehr oft kommt der Mensch aus solchen Überlegungen heraus auf die Katze. Zufrieden mit seinem Entschluss geht er zum Züchter oder zum Bauern, vielleicht auch ins nächste Tierheim und – was holt er sich ins Haus? Ein Abenteuer!

Körper und Sinne der Katze – Rüstzeug eines perfekten Jägers


Biologisch gesehen ist die Katze ohne Zweifel ein Raubtier, heute politisch korrekt »Beutegreifer« genannt. Und sie ist nicht nur irgendein Raubtier, sondern das höchstentwickelte und das »typischste« Raubtier unserer Erde.

Lassen Sie sich dieses Wunderwerk der Natur mit ein paar Zahlen und Fakten weiter vorstellen.

Die Schaltzentrale: Gehirn und Nerven

Nicht anders als bei uns selbst ist auch bei der Katze das Gehirn das Informationsspeicher- und Informationsverarbeitungssystem, sozusagen die Kommandozentrale des Körpers. Das Rückenmark stellt eine Art Datenautobahn dar für die Übermittlung all der Informationen, die die Sinnesorgane empfangen und die über das Nervensystem weitergeleitet werden.

Mittels der Nervenbahnen gelangen so auch Befehle an die Muskeln – und zwar blitzartig.

Bei einer frei lebenden Hauskatze rasen solche Botschaften mit knapp 400 Stundenkilometern durch Gehirn und Rückenmark.

Die Sinnesorgane, wahre Hochleistungsinstrumente

Die Leistungen der Sinnesorgane von Katzen sind Legende. Auch heute noch, da wir in einer High-tech-Gesellschaft leben und von Präzisionsinstrumenten umgeben sind, bringen sie uns immer wieder erneut zum Staunen.

Die Augen

Beim Betrachten eines Katzengesichts fallen als erstes Sinnesorgan die großen Augen und die veränderbare Pupillengröße auf.

Dämmerungssehen: Katzenaugen verfügen über 400.000 Sehzellen pro Quadratmillimeter Netzhaut, wir Menschen nur über ein knappes Viertel davon. Darüber hinaus ist ein großer Teil des Augenhintergrunds mit dem sogenannten Tapetum lucidum ( Glossar, >) ausgekleidet, einem Gewebe aus großen, flachen Zellen, die wie Spiegel wirken und die Lichtempfindlichkeit des Auges um etwa das 1,7-Fache weiter verstärken.

Allerdings – in völliger Dunkelheit sieht auch eine Katze nichts.

Räumliches Sehen: Beide Augen der Katze sind nach vorne gerichtet, ein Umstand, der entscheidend ist für die Treffsicherheit beim Springen und Greifen. Die Gesichtsfelder beider Augen überschneiden sich dadurch nämlich sehr weit, eine Voraussetzung, um Entfernungen gut abschätzen zu können. (Ganz anders zum Beispiel bei den Huftieren, bei denen die Augen an den Seiten des Kopfes liegen und die deswegen zwei fast völlig getrennte Bilder wahrnehmen, eines mit dem rechten und eines mit dem linken Auge, dadurch insgesamt aber ein ungemein weites Gesichtsfeld haben. Huftiere, die auf die Flucht angewiesen sind, brauchen eben »auch hinten« Augen.)

Farbsehen: Früher hielt man die Katzen für völlig farbenblind. Mittlerweile haben aber physiologische Untersuchungen eindeutig ergeben, dass sie durchaus Farben erkennen können, ihnen jedoch wenig Bedeutung beimessen.

Das Gehör

Katzen sind im wahrsten Sinne des Wortes hellhörige Tiere. Ihre Ohren nehmen noch Töne wahr, die wir Menschen längst nicht mehr hören. Vor allem reagieren sie sensibel auf hohe Töne, etwa das leise Fiepen einer Maus. Und noch schwächste Geräusche erregen die Aufmerksamkeit der Katze.

Sie vermag sie auch präzise zu orten, denn die beiden Ohrmuscheln lassen sich unabhängig voneinander auf eine Geräuschquelle ausrichten.

Die Geräuschempfindlichkeit der Katzen hängt auch von der Leistungsfähigkeit des Gehirns bei der Verarbeitung der Sinneseindrücke ab, worauf die Domestikation, aber auch bereits die Art der Haltung einen Einfluss hat. Doch davon später ( >).

Keinen Einfluss auf das Hörvermögen oder die Ortung des Schalls haben hingegen die manchmal auffälligen Haarbüschel an den Ohren mancher Katzenarten (Luchs, Karakal, Rohrkatze usw.). Noch in den Siebzigerjahren behauptete man, dass die Ohrpinsel des Luchses wie Antennen wirkten. Würde man die Pinsel abschneiden, so sei das Hörvermögen deutlich herabgesetzt.

Dies ist reiner Aberglaube. Tatsächlich sind die Ohrpinsel, die übrigens bei Karakal und Luchs ganz verschieden aufgebaut sind, nichts weiter als »Aufputz«, wenn auch ein wichtiger zur Unterstreichung der Ohrenmimik. Dieser kommt bei beiden Arten für die Mitteilung von Stimmungen eine besondere Bedeutung zu, da sowohl Karakal wie Luchs kurzschwänzig sind und dadurch ihre Ausdrucksmöglichkeiten mittels Schwanz zu einem Gutteil eingebüßt haben.

Der Geruchssinn

Der Geruchssinn ist zwar nicht der wichtigste, aber immerhin der erste Sinn, der bei einer Katze voll entwickelt ist. Ein neugeborenes Kätzchen, das noch blind und taub ist, vermag sich doch bereits an Gerüchen zu orientieren. Erst 14 Tage später sind auch das Sehen und Hören ausgebildet.

Wilde Katzen kann man zwar gelegentlich mit erhobenem Kopf wittern sehen, auch beriechen sie Objekte gründlich, sie verfolgen jedoch normalerweise keine Geruchsspur. Bei ihnen liegt die wesentliche Bedeutung des Geruchssinns im sozialen Bereich (Markier-, Sexualverhalten) und in der Beurteilung der Fleischqualität. Alle vernünftigen Katzen beriechen gewöhnlich ihr Mahl ausführlich, bevor sie mit dem Verzehr beginnen. Damit vermeiden sie beispielsweise in Notsituationen, in denen fast alle Katzen zu Aasfressern werden können, dass sie zu alte und damit unbekömmliche Nahrung aufnehmen. Vergammeltes Fleisch beriechen sie zwar, rühren es aber nicht an. Beutetiere, die nach scharfen, möglicherweise auch schädlichen Drüsensekreten riechen, werden ebenso liegen gelassen wie sehr kranke oder stark verschmutzte Tiere.

Das Jacobson’sche Organ: Bei diesem Organ handelt es sich um ein spezielles Hilfsorgan des Geruchssinns, eigentlich um ein zweites Geruchsorgan. Es liegt in der Mundhöhle am Gaumendach und kann wasserlösliche Duftstoffe wahrnehmen. Man findet es verbreitet bei den Reptilien, ebenso bei vielen Huftieren, bei Nagetieren und Mangusten – und eben bei Katzen.

Flehmen: Alle Säugetiere mit einem Jacobson’schen Organ flehmen, ein Verhalten, bei dem die Oberlippe meist recht auffällig zurückgezogen wird, um den Geruchsstoffen den Zugang zum Organ zu erleichtern. Wenn die Katze bestimmte Gerüche mit der Nase wahrnimmt und noch genauer prüfen möchte, flehmt sie: Sie hebt den Kopf, zieht die Mundwinkel mehr oder weniger stark zurück und hält kurz den Atem an.

Unsere Hauskatzen öffnen dabei den Mund nur ganz wenig. Deshalb wird diese Geste oft übersehen. Manchmal bemerkt man nur, dass die Katze in ihren olfaktorischen Untersuchungen innehält und mit leicht erhobenem Kopf und etwas »abwesend« wirkendem Gesichtsausdruck einige Sekunden reglos verharrt. Zum Abschluss des Vorgangs schlucken die Katzen und lecken sich ein-, zweimal über den Nasenspiegel.

Die großen Katzenarten flehmen viel auffälliger, weil sie dabei die Nase deutlich rümpfen, die Kiefer weit aufsperren und oft auch die Zunge vorstrecken. Meist sind es Duftstoffe aus der Sexualsphäre, die das Flehmen auslösen, doch führen es die Katzen auch an zahlreichen anderen (für sie ähnlich riechenden?) Gegenständen und Stoffen aus, etwa gewissen Pflanzen, Parfüms, alkoholischen Getränken, frisch gegerbtem Leder und anderen geruchsintensiven Dingen.

DIE SINNESORGANE DER KATZE

1 Augen: Im Dämmerlicht und in Mondnächten sehen Katzen um ein Vielfaches besser als wir Menschen, nämlich fast so gut wie am Tag. Bei hellem Lichteinfall sind ihre Pupillen schlitzförmig schmal, bei abnehmendem Licht erweitern sie sich stark, werden schließlich kreisrund und lassen so noch möglichst viel Licht ins Auge.

Katzenaugen reagieren auch auf kleinste Bewegungen, während ruhende Objekte oft nicht wahrgenommen werden.

2 Ohren: Das Gehör der Katzen reicht weit über die für uns...

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