Sie sind hier
E-Book

Wenn das Spiegelbild zur Qual wird

Ein Ratgeber zur Körperdysmorphen Störung

AutorUlrich Stangier, Viktoria Ritter
VerlagHogrefe Verlag GmbH & Co. KG
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783840921810
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Jeder ist irgendwann einmal unzufrieden mit einem Aspekt seiner äußeren Erscheinung. Wenn jedoch die Sorge und die Beschäftigung mit einem Makel das gesamte Leben bestimmen und das eigene Spiegelbild unerträglich wird, kann es sich um eine Körperdysmorphe Störung handeln. Menschen mit einer Körperdysmorphen Störung fühlen sich hässlich, unattraktiv und entstellt. Sie leiden unter ihrem Aussehen, verbergen und kontrollieren den vermeintlichen Makel und ziehen sich aus dem beruflichen und gesellschaftlichen Leben sowie den sozialen Beziehungen immer mehr zurück. Der Ratgeber wendet sich an Menschen, die an einer Körperdysmorphen Störung leiden. Er informiert über das Krankheitsbild, die Ursachen der Störung sowie über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei die Beschreibung des Vorgehens in der Kognitiven Verhaltenstherapie. Der Ratgeber stellt erste Selbsthilfemöglichkeiten vor und hilft Betroffenen, die Körperdysmorphe Störung besser zu verstehen und neue Perspektiven für den Umgang mit der Erkrankung zu entdecken. Angehörige finden zahlreiche Hinweise, wie sie Betroffenen bei der Bewältigung ihrer Sorgen hilfreich zur Seite stehen können.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Vorwort
  3. 1 Körperdysmorphe Störung – was ist das?
  4. 2 Wie entsteht die Körperdysmorphe Störung?
  5. 3 Was kann man gegen eine Körperdysmorphe Störung tun?
  6. 4 Fallbeispiel: Die Körperdysmorphe Störung und ihre Behandlung
  7. 5 Was Sie als Angehöriger tun können
  8. Anhang
  9. Arbeitsblätter
Leseprobe
"4 Fallbeispiel: Die Körperdysmorphe Störung und ihre Behandlung (S. 65-66)

Leben mit der Körperdysmorphen Störung

Frau L. meldete sich im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Behandlung der Sozialen Phobie in der Hochschulambulanz. Die heute 28-jährige Patientin berichtete im ersten Gespräch, unter sozialen Ängsten zu leiden, die vor allem verstärkt in den letzten Jahren aufgetreten seien. Sie habe Angst, Kontakte zu knüpfen, vor anderen zu sprechen oder beim Arbeiten beobachtet zu werden. Begibt sie sich in derartige Situationen, befürchte sie, für „blond und dumm gehalten zu werden“ und von anderen negativ bewertet zu werden.

Erst nach weiteren Gesprächen öffnete sich Frau L. gegenüber der Therapeutin und äußerte, dass sie in verschiedensten sozialen Situationen vor allem eine Abwertung und Zurückweisung aufgrund des „nicht makellosen Aussehens“ erwarte. Sorgen bezüglich des eigenen Aussehens würden bereits seit vielen Jahren bestehen. So sorge sie sich derzeit vor allem um die Pigmentflecken auf ihrer Haut. Auch unter ihrer „unförmigen Nase, den zu breiten Hüften und zu kleinen Brüsten“ habe sie schon gelitten. Täglich beschäftige sie sich mehrere Stunden (bis zu 3 Stunden) nicht nur gedanklich mit ihrer Haut.

Wenn möglich, kontrolliere sie mehrfach die Beschaffenheit der Haut im Spiegel, trage Make-up auf, benutze Selbstbräuner und trage vor allem im Sommer langärmlige Kleidung, um die Pigmentierung der Haut zu verdecken. Häufig denke sie verzweifelt: „Meine Haut sieht fürchterlich aus. Wenn die anderen mich sehen, werden sie meine Pigmentflecken sehen und denken, wie sieht die denn aus. Ich schäme mich.“ Sie vermeide es daher, ins Schwimmbad, Freibad oder in die Sauna zu gehen, meide körperlichen Kontakt und Nähe zu ihrem Freund, größere Feste und Feiern, weil sie die Befürchtung habe, dass andere sie mustern, ihre Haut anschauen und sich von ihr abwenden.

Wenn Sie außer Haus ist, achte sie besonders auf die Haut und das Aussehen anderer und vergleiche sich mit ihnen. [Für die Therapeutin ließen sich nur bei genauerem Hinsehen und aus der Nähe diskrete Flecken am Arm feststellen.] Frau L. berichtete, dass sie sehr unter diesen Einschränkungen leide und sich in alltäglichen Dingen sehr beeinträchtigt fühle. Insbesondere ihre Partnerschaft und Sexualität seien in Gefahr, da sie große Scham empfinde, ihren Körper zu zeigen. Die Sorgen bezüglich des Aussehens und die sozialen Ängste bestünden seit dem 14. Lebensjahr.

Bei Vorträgen oder beim Vorsingen vor der Klasse sei sie von Mitschülern ausgelacht worden und errötet. Seit der 8. Klasse habe sie unter Akne gelitten, habe „schlechte Kleidung“ getragen und sei in Bezug auf ihr Aussehen verschiedenen Hänseleien durch Mitschüler ausgesetzt gewesen („Wenn du so aussiehst, bekommst du nie einen Freund.“). In der 8. Klasse habe sie sich vornehmlich mit ihrer Haut beschäftigt, habe mit Make-up, Selbstbräunern etc. versucht, Unebenheiten auszugleichen und sich im Laufe der folgenden Jahre unzählige Leberflecke entfernen lassen. In der 12. Klasse habe sie sich mit einem Höcker auf ihrer Nase beschäftigt, habe „nur Nase gesehen“ und sich einer Nasenkorrektur (Rhinoplastik) unterzogen.

Ihr dama liger Freund habe sie darin bestärkt („Deine Nase passt nicht zu dir.“). Zeitgleich habe sie ihren Körper unproportioniert empfunden, „Oberkörper schmal, nach unten hin zu weite Hüften“, vor allem ihre Brüste habe sie zu klein gefunden, so dass sie sich einer operativen Brustvergrößerung (Brustaugmentation) im Ausland unterzogen habe. Neben der Haut finde sie heute auch ihre Unterschenkel und Waden zu dick, so dass sie nur Hosen trage. Nach dem Abitur schrieb sich Frau L. 2000 an einer Universität ein und begann bereits ein Semester später ein Fachhochschulstudium. Da die kör - per dysmorphen Beschwerden und die sozialen Ängste zunahmen, begann sie 2005 ein Fernfachhochschulstudium."
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis6
Vorwort8
1 Körperdysmorphe Störung – was ist das?10
1.1 Körperdysmorphe Störung – woher stammt der Begriff?12
1.2 Woran erkennt man eine Körperdysmorphe Störung?14
1.3 Was sind die charakteristischen Symptome einer Körperdysmorphen Störung?17
1.4 Wie verbreitet ist die Körperdysmorphe Störung?30
1.5 Wie ist der zeitliche Verlauf der Körperdysmorphen Störung?31
1.6 Wodurch unterscheidet sich die Körperdysmorphe Störung von anderen psychischen Störungen?32
2 Wie entsteht die Körperdysmorphe Störung?34
2.1 Risikofaktoren, die die Entstehung einer Körperdysmorphen Störung begünstigen34
2.2 Fehlerhafte Wahrnehmung und Bewertung des Aussehens37
2.3 Übermäßige Sensibilität für Ästhetik39
2.4 Biologische Einflüsse40
3 Was kann man gegen eine Körperdysmorphe Störung tun?44
3.1 Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung46
3.2 Medikamentöse Behandlung63
4 Fallbeispiel: Die Körperdysmorphe Störung und ihre Behandlung66
5 Was Sie als Angehöriger tun können71
Anhang74
Literaturempfehlungen74
Web-Adressen74
Kontaktadressen75
Arbeitsblätter78

Weitere E-Books zum Thema: Angewandte Psychologie - Therapie

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Lob des sozialen Faulenzens

E-Book Lob des sozialen Faulenzens
Motivation und Leistung beim Lösen komplexer Probleme in sozialen Situationen Format: PDF

Soziales Faulenzen bezeichnet einen Motivationsverlust, der bisher meist als eine negative Folge kollektiven Arbeitens betrachtet wurde. Die vorliegende experimentelle Studie zeigt dagegen, dass im…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Psychologie 2000

E-Book Psychologie 2000
Format: PDF

Der 42. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie bedurfte dank der bedeutungsträchtigen Jahreszahl keines besonderen Mottos – es war der Kongreß "Psychologie…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Ernährungspsychologie

E-Book Ernährungspsychologie
Eine Einführung Format: PDF

Essen und Trinken beherrschen unser Leben und unser Denken. Die Ernährungswissenschaft erforscht die nutritiven Lebensgrundlagen des Menschen und weiß inzwischen sehr genau, wie sich der…

Weitere Zeitschriften

Archiv und Wirtschaft

Archiv und Wirtschaft

"Archiv und Wirtschaft" ist die viermal jährlich erscheinende Verbandszeitschrift der Vereinigung der Wirtschaftsarchivarinnen und Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW), in der seit 1967 rund 2.500 ...

Berufsstart Gehalt

Berufsstart Gehalt

»Berufsstart Gehalt« erscheint jährlich zum Sommersemester im Mai mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

cards Karten cartes

cards Karten cartes

Die führende Zeitschrift für Zahlungsverkehr und Payments – international und branchenübergreifend, erscheint seit 1990 monatlich (viermal als Fachmagazin, achtmal als ...

küche + raum

küche + raum

Internationale Fachzeitschrift für Küchenforschung und Küchenplanung. Mit Fachinformationen für Küchenfachhändler, -spezialisten und -planer in Küchenstudios, Möbelfachgeschäften und den ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

dima

dima

Bau und Einsatz von Werkzeugmaschinen für spangebende und spanlose sowie abtragende und umformende Fertigungsverfahren. dima - die maschine - bietet als Fachzeitschrift die Kommunikationsplattform ...