Impressum
Titel: "Zwei Jahre Ferien - Roman von Jules Verne"
Copyright © Echard Toboll, D-45772 Marl, 2019
Verlag: Neopubli, epubli.de, Berlin
ISBN: 978-3-748572-78-7
eBook Produktion und Cover: Eckhard Toboll
Website: http://www.ectob.de
Handlung
Zwei Jahre Ferien (auch Abenteuer auf Chairman oder Ein Pensionat von Robinsons) ist ein Abenteuerroman des französischen Autors Jules Verne. Der Roman wurde erstmals 1888 von dem Verlag Pierre-Jules Hetzel unter dem französischen Titel Deux ans de vacances in der Reihe „Außergewöhnliche Reisen“ (Voyages Extraordinaires) veröffentlicht. Band I erschien am 18. Juni 1888 und Band II am 8. November 1888. Eine Vorab-Veröffentlichung erfolgte im Magasin d'Éducation et de Récréation ab dem Januar 1888. Die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1889 unter dem Titel Zwei Jahre Ferien.
In dem Buch geht es um 14 Jungen aus dem neuseeländischen Internat Chairman in Auckland, die im Jahr 1860 als Auszeichnung für besondere Leistungen von ihren wohlhabenden Eltern eine Schifffahrt rund um Neuseeland geschenkt bekommen und mit dem Schiff vom Hafen abgetrieben werden.
Am 16. Februar sollen die Kinder samt einer ausgebildeten Mannschaft und Kapitän die Reise mit dem Schoner „Sloughi“ starten. Jedoch sind die Schüler schon in der Nacht vor der Abfahrt an Bord, während die Mannschaft im Hafen schläft. Durch ungeklärte Umstände reißt sich das Schiffsseil los und der Schoner gerät in einen fürchterlichen Sturm. Entsetzt bemerken die Internatsschüler, dass sich außer ihnen nur noch der schwarze Schiffsjunge Moko an Bord befindet.
Über zwei Wochen fahren die Kinder über den Pazifik, doch als sie Land entdecken, erstrecken sich vor ihnen riesige Riffe. Durch Glück werden sie von einer großen Welle an Land getragen, aber dabei wird der Rumpf der Sloughi sehr stark beschädigt. Als sich nach langer Unklarheit herausstellt, dass es eine Insel ist, versuchen sie, sich so gut wie möglich auf ihr einzurichten. Zum Glück befinden sich auf dem Schiff zahlreiche Lebensmittel sowie warme Kleidung und Schusswaffen, die ihnen helfen. Sie finden eine Höhle, die sie als Unterkunft verwenden, und es stellt sich heraus, dass vor ihnen schon ein anderer Schiffbrüchiger auf der Insel gestrandet war.
Der schiffbrüchige Franzose hat eine Karte der Insel hinterlassen, die ihnen das Leben um einiges erleichtert. Sie leben dort, entdecken eine Annehmlichkeit nach der anderen und richten sich gemütlich ein. Die älteren Kinder versuchen so gut wie möglich den Schulunterricht für die Kleineren zu ersetzen, indem sie die vom Schiff geretteten Bücher zu Rate ziehen.
Als die Jungs in demokratischer Abstimmung den Amerikaner Gordon als Präsidenten wählen, gibt es in einem Teil der Gruppe, den eingebildeten Engländern Doniphan, Webb, Cross und Wilcox, Missmut. So bilden sich zwei rivalisierende Lager, die das Zusammenleben spürbar eintrüben.
Überraschenderweise strandet eine fürchterliche Räuberbande auf der Insel. Die Räuber haben eine Schiffsbesatzung umgebracht und aus dem Schiff ein Piratenschiff gemacht. Von der Besatzung haben sie nur zwei Leute übrig gelassen, Evans, den Steuermann, und eine Frau namens Kate.
Als die Räuber auf der Insel landen, fliehen die Kinder in die Höhle, von der aus sie zusammen mit den beiden Erwachsenen die Räuber besiegen. Nachdem Evans die Kinder informiert hat, dass sie sich auf der Hannover-Insel nur wenig entfernt von der Küste Chiles befinden, wird das Boot repariert und die Insel verlassen. Auf dem Weg werden sie von einem nach Australien fahrenden Dampfer aufgenommen, der die Kinder nach Hause bringt. Da deren Geschichte bereits in der ganzen Welt bekannt ist und alle dachten, die Kinder seien tot, werden sie berühmt. Das Tagebuch mit ihren Erlebnissen wird in alle großen Sprachen übersetzt und gedruckt.
Erstes Kapitel.
Der Sturm. – Ein verirrter Schoner. – Vier Knaben auf dem Oberdeck des "Sloughi". – Das Focksegel in Stücken. – Im Innern der Yacht. – Der halberstickte Schiffsjunge. – Land in Sicht durch den Morgennebel. – Die Klippenbank.
In der Nacht des 9. März 1860 beschränkten die mit dem Meere fast zusammenfließenden Wolken die Sehweite bis auf wenige Fadenlängen.
Auf dem empörten Wasser, dessen Wogen, fahle Lichter werfend, einher stürmten, flog ein leichtes Fahrzeug fast segellos dahin.
Es war eine Yacht von hundert Tonnen – ein Schoner, mit welchem Namen man in England und Amerika solche Goeletten bezeichnet.
Dieser Schoner führte den Namen »Sloughi«; doch vergebens hätte man denselben am Achter des Fahrzeugs zu lesen gesucht, da die betreffende Tafelplanke durch irgend einen Zufall – durch Anprall der Wogen oder Kollision – unter der Reling zum größten Teil abgesprengt war.
Es war jetzt um elf Uhr Nachts. Unter den Breiten, wo sich das Schiff befand, sind die Nächte zu Anfang des März noch kurz. Das erste Tagesgrauen war etwa gegen fünf Uhr morgens zu erwarten. Doch verminderten sich damit, daß die Sonne den Weltraum erleuchtete, die Gefahren, welche den »Sloughi« bedrohten? Blieb das gebrechliche Fahrzeug nicht noch immer der Gnade der ungeheuren Wogen anheimgegeben? Unzweifelhaft; nur die Besänftigung der hohlen See, das Abflauen des wütenden Sturmes konnte dasselbe vor dem entsetzlichsten Schiffbruche bewahren, vor dem auf offenen Meere, fern von jedem Lande, auf dem die Überlebenden vielleicht hätten Rettung finden können.
Auf dem Hinterteile des »Sloughi« standen drei Knaben, der eine im Alter von vierzehn, die beiden andern in dem von dreizehn Jahren, und außerdem ein zwölfjähriger Schiffsjunge von Negereltern, am Steuerrade. Hier vereinigten sie ihre Kräfte, um den seitwärts anstürmenden Wellen, welche die Yacht querzulegen drohten, Widerstand zu leisten. Es war ein hartes Stück Arbeit, denn das trotz ihres Entgegenstemmens sich drehende Rad schien sie jeden Augenblick über die Schanzkleidung schleudern zu können. Kurz vor Mitternacht brach auch einmal eine solche Wassermasse über die Seite der Yacht herein, daß es ein Wunder zu nennen war, als das Steuer derselben noch glücklich Stand hielt
Die Knaben wurden zwar von dem Stoße umgeworfen, konnten sich aber sofort wieder erheben.
»Gehorcht es noch dem Steuer, Briant? fragte einer derselben.
– Ja, Gordon,« antwortete Briant, der seinen Platz schon wieder eingenommen und offenbar die gewohnte Kaltblütigkeit bewahrt hatte.
Darauf wandte er sich an den Dritten.
»Fest halten, Doniphan, rief er, und auf keinen Fall den Muth verlieren!… Es gilt, außer uns auch noch andere zu retten!«
Diese Worte wurden englisch gesprochen, doch verriet der Tonfall bei Briant die französische Abkunft.
Dieser kehrte sich nachher nach dem Schiffsjungen um.
»Du bist doch nicht verletzt, Moko?
– Nein, Herr Briant, erklärte der Gefragte. Doch lassen Sie uns darauf achten, die Yacht gerade gegen die Wellen zu halten, sonst laufen wir Gefahr versenkt zu werden!«
Eben wurde die Kappentüre der nach dem Salon des Schoners hinabführenden Treppe hastig geöffnet.
»Briant!… Briant! rief ein Kind von neun Jahren. Was ist denn geschehen?
– Nichts, Iverson, gar nichts, erwiderte Briant. Geh' mit Dole wieder hinunter, aber recht schnell!
– Ach, wir fürchten uns so sehr! ließ sich das zweite, noch etwas jüngere Kind vernehmen.
– Und die Anderen? fragte Doniphan.
– Die Andern auch! versicherte Dole.
– Nun geht nur Alle hinunter, ermahnte Briant. Schließt Euch fest ein, sucht Eure Lagerstätten auf und macht die Augen zu, dann werdet Ihr keine Furcht mehr spüren. Gefahr ist nicht vorhanden.
– Achtung!… Wieder eine große Welle!« rief Moko.
Ein gewaltiger Anprall erschütterte das Hinterteil der Yacht. Diesmal schlug die See glücklicherweise nicht über, denn wenn das Wasser in größerer Menge durch die Treppentür gedrungen wäre, hätte sich die noch weiter belastete Yacht bei dem starken Seegange schwerlich wieder aufrichten können.
»Macht doch, daß Ihr hineinkommt! rief Gordon. Hinunter, oder ihr bekommt's mit mir zu tun!
– Geht, geht hinunter, Ihr Kleinen!« setzte Briant in freundlicherem Tone hinzu.
Die beiden Köpfe verschwanden gerade in dem Augenblicke, wo ein anderer am Treppenausgange erscheinender Knabe sagte:
»Du bedarfst unser nicht, Briant?
– Nein, Baxter, antwortete dieser. Du magst mit Kross, Webb, Service und Wilcox bei den Kleinen bleiben. Wir Vier sind uns genug.«
Baxter schloß wieder sorgfältig die Thür.
»Die Anderen fürchteten sich auch!« hatte Dole gesagt.
Aber befanden sich denn ausschließlich Kinder auf diesem vom Orkan verschlagenen Schoner? – Ja, nichts als Kinder. – Und wie viele waren es? – Fünfzehn, unter Einrechnung Gordon's, Briant's, Doniphan's und des Schiffsjungen.
– Durch welche Zufälligkeiten diese allein mit ihrem Schiffe abgesegelt waren, werden wir später erfahren.
Und auf der Yacht befand sich kein erwachsener Mann? Kein Kapitän, um diese zu führen? Kein Seemann zur Bedienung des Segelwerkes und der Takelage? Kein Steuermann, um bei diesem Sturme das Steuer zu handhaben? – Nein, kein einziger!
Ebenso hätte keine lebende Seele an Bord genau angeben können, an welchem Orte auf dem Ozean der...