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E-Book

Medizinische Reitlehre

Trainingsbedingte Probleme verstehen, vermeiden, beheben

AutorRobert Stodulka
VerlagEnke
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783830442134
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,99 EUR
Jede Einwirkung des Reiters hat Auswirkungen auf die Gesundheit des Pferdes. Positive oder negative, Losgelassenheit oder Verspannung. Aber was bedingt was? Die »Medizinische Reitlehre« zeigt nachvollziehbar die Zusammenhänge zwischen der Biomechanik des Pferdes und den Lektionen der Dressurreiterei. Sie macht deutlich, welche Ausbildungsfehler welche Folgen nach sich ziehen und welche reiterlichen und physiotherapeutischen Maßnahmen angezeigt sind. Dem ambitionierten Reiter liefert das Buch wertvolle Hilfestellung bei der Ausbildung oder Korrektur seines Pferdes. Der Tierarzt wird mit diesem Wissen trainingsbedingte Störungen besser beurteilen und erfolgreicher therapieren und den Reiter im Hinblick auf eine Trainingsoptimierung beraten.

R. Stodulka

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Leseprobe

2 Glossar der Reitkunst


In diesem Kapitel werden kurz allgemeine Termini sowohl aus der Reitkunst wie auch der Hippologie abgehandelt. Wie die Tiermedizin hat auch die Hippologie ihre eigene Sprache und sprachlichen Bilder. Um Kommunikationsschwierigkeiten zu vermeiden, ist es angezeigt, sich auch als nicht reitender Tierarzt mit den Fachbegriffen der Reiterei auseinander zu setzen, da sich so aus therapeutischer Sicht neue Dimensionen und Möglichkeiten erschließen können.

A


Abkauen Speichelbildung im Maul, resultierend aus einer losgelassenen Kautätigkeit eines in korrekter Anlehnung und an den Hilfen stehenden Pferdes (? Abb. 2.1).

? Abb. 2.1 Das Abkauen ist eines der Zeichen für die Losgelassenheit und Entspannung der Mandibula des Pferdes. Man beachte die durchgehende imaginäre Linie ausgehend vom Unterarm bis zum Gebiss

Abreiten Aufwärmphase vor dem eigentlichen Arbeiten.

Abschnauben Befreiendes Abprusten, hervorgerufen durch entspanntes losgelassenes Treten, wodurch das Zwerchfell ohne Spannungen – bei gleichzeitiger Tendenz des Vorwärts-Abwärts-Dehnenwollens des Halses – mit der Bewegung mitschwingen kann.

Abstellung Grad der Schrägstellung vom Hufschlag, wobei das Pferd aber keinerlei Längsbiegung aufzuweisen hat (Schenkelweichen); nicht mit Biegung oder Stellung zu verwechseln.

Abstoßen Zustand, bei dem sich das Pferd durch den Vorwärtsimpuls der Hinterhand in der durchhaltenden Reiterhand in das Gebiss dehnen möchte.

Abwenden Richtungswechsel in der Bahn ins Bahninnere von einer Hand (Seite) auf die andere.

Aktion Bezeichnung für den Grad des Vortritts. Hohe Aktionen der Vorderbeine ergeben sich durch einen kurzen Unterarm und eine lange Röhre. In umgekehrtem Verhältnis zeigt das Pferd eine flache Aktion der Vordergliedmaße. Der Raumgriff kann durch einen langen Oberarm mit schräger Schulter groß sein, wohingegen eine steilere Schulter raumgrifflimitierend wirkt.

Am Zügel Korrekte Position des Pferdekopfes, bei der das Genick der höchste Punkt und die Stirnnasenlinie leicht vor der Senkrechten ist und das Pferd sich in einer leichten, weichen Verbindung zur Reiterhand befindet.

Anfassen Mit den Kreuz- und Schenkelhilfen energisch auf das Pferd einwirken.

Anlehnung Leichte, gleichmäßige, aber dennoch flexible Verbindung des Pferdemauls zur Reiterhand. 3. Stufe der Skala der Ausbildung, die sich progressiv aus Takt (1. Stufe) und Losgelassenheit (2. Stufe) entwickelt.

Anlongieren Erster Kontakt der Remonte mit der täglichen Arbeit an der Longe.

Anreiten Einreiten eines noch ungerittenen Pferdes (Remonte). Übergang von einer Gangart in die nächste.

Arrét Kräftiger, plötzlicher und daher im Maul sehr schmerzhafter Zügelruck.

Auf der Hinterhand Ziel der systematischen Ausbildung, die durch die Anatomie tendenziell überlastete Vorhand durch Verschiebung des Schwerpunktes nach hinten zu entlasten, um so mehr Gewicht auf die Hinterbeine zu bekommen. Die Pferde werden leichter manövrierbar und beginnen sich zu versammeln, wodurch eine größere Aktion der Schulterfreiheit erreicht wird und das Pferd insgesamt eine „Bergauf-Tendenz“ bekommt.

Auf der Vorhand/Hand Tendenz des Pferdes, sich der Lastenaufnahme auf das Hinterbein zu entziehen und sich so auf die Hand des Reiters zu stützen. Pferd zeigt „Bergab-Tendenz“, läuft hinter seinem Schwerpunkt her und ist schwerer zu manövrieren.

Aufnehmen Verkürzen der Gangart, um das Pferd mehr auf die Hinterhand zu setzen; Kürzerfassen der Zügel.

Aufrichtung Kopf-Hals-Haltung mit einem schönen Viertelkreisbogen nach oben, resultierend aus einer systematisch gymnastizierten und daher tragfähigen Hinterhand. Diese Form der Aufrichtung bezeichnet man als relative Aufrichtung. In dieser sollte das Pferd stets bestrebt sein, durch eine Dehnungshaltung vorwärts-abwärts die Anlehnung in die Reiterhand zu suchen. Die aktive, also durch aktive Einwirkung der Reiterhand bedingte absolute Aufrichtung blockiert das Pferd im Rücken, da diese Form der Aufrichtung nicht durch das Durchlaufen einer systematischen Gymnastizierung erreicht worden ist. Hierbei kann man oft den Eindruck gewinnen, als wäre der Hals S-förmig nach unten vorgewölbt, was das Resultat fehlender Rückentätigkeit ist (Auktionspferde).

Aufsatzzügel Hilfszügel, der in Kombination mit dem Ausbinder ein Auftauchen des Kopfes von unten verhindern soll, da der Zügel vom Longiergurt über eine Genickumlenkrolle von oben in die Trense eingeschnallt wird. Verhindert gänzlich ein Aufwölben der Oberlinie.

Ausbinder Hilfszügel, der seitlich in die Trense eingeschnallt wird, um dem Pferd eine Beizäumung zu geben; Longierhilfszügel.

Aussitzen Sitzen bleiben im Sattel während des Trabes oder Galopps. Gegenteil zum leichten Sitz im Galopp, wo der Reiter das Gesäß aus dem Sattel hebt, um so den Rücken zu entlasten. Beim Leichttraben wird nur jeder zweite Trabtakt ausgesessen, um so den Rücken des Pferdes zu entlasten.

B


Bahn Abgeschlossener, meist rechteckiger Raum in den Maßen 20×40 oder 20×60 m, um Pferde reiterlich zu fördern. Rennbahn und Ovalbahn (Isländer) besitzen zwischen den geraden Strecken statt Ecken ovale Verbindungselemente, um so den Rennlauf nicht zu beeinträchtigen.

Ballotade Schulsprung der klassischen Reitkunst, in dem das Pferd mit allen Vieren in die Luft springt und die Hinterhand unter dem Bauch eingezogen wird und nicht wie bei der Kapriole nach hinten ausschlägt.

Barren Unlautere Mittel, Pferden Leistungen abzuverlangen, zu denen sie konstitutionsmäßig oder ausbildungsbedingt nicht in der Lage sein können.

Bascule Fähigkeit des Pferdes, sich über dem Sprung im Rücken rund zu machen, was zu einer verbesserten Springtechnik führt.

Beizäumung Direktes Nachgeben im Genick des Pferdes, sodass die Stirnnasenlinie knapp vor die Senkrechte kommt und das Genick den höchsten Punkt darstellt. Beizäumung sollte aus einer ordentlich entwickelten Anlehnung resultieren. Beizäumung ist jedoch nicht mit Versammlung zu verwechseln.

Biegung Auch Längsbiegung; möglichst gleichmäßige und durchgehende Seitwärtswölbung der Wirbelsäule, beginnend von Atlas bis hin zur Schweifrübe. Hat den Sinn, das Pferd gerade zu richten und das innere Hinterbein zum Tragen zu bringen, wodurch das Pferd besser kontrollierbar wird. Die in den Reitlehren immer geforderte „Rippenbiegung“ ist aus anatomischen Gründen nicht möglich, da die Zwischenrippenräume und die Rippenbreite im Verein mit dem relativ unflexiblen Thorax dieses fast unmöglich machen.

Blecken Zungenstrecken aufgrund fehlerhafter Handeinwirkung des Reiters, wegen Zahnproblemen oder wegen eines unpassenden Gebisses.

Bretthals Gebäudemangel aufgrund eines sehr unterbemuskelten und deshalb sehr flachen Halses, meisten noch vergesellschaftet mit schwerem Genick und unzureichender Länge; Beizäumungsschwierigkeiten sind meistens vorprogrammiert.

Bügeln Bewegungsanomalie in der Hebephase der Vordergliedmaße, bei der die Röhre eine stark seitlich ausgedrehte, pendelnde Bewegung vollführt, welche zu verfrühten Verschleißerscheinungen im Karpalgelenk führen kann. Häufig zu sehen bei Gangpferden (Paso Fino) und Iberern der alten Zuchtrichtungen.

C


Capriole Auch Kapriole; Schulsprung der klassischen Reitkunst, der aus der Piaffe und dem Terre a terre entwickelt wurde. Das Pferd springt mit allen Vieren in die Luft und streicht (schlägt aus) dann in der Luft verharrend.

Cavaletti Auch Bodenrick; vielseitig höhenverstellbare Bodenstangen mit seitlichen Kreuzen, damit sich die Pferde im Falle des Drauftretens nicht verletzen können. Gut geeignet zur Rücken- und Bauchgymnastik, zum Springtraining und zur Gewöhnung an das Springen bei verdorbenen Pferden.

Chambon Hilfszügel, der über Genickumlenkrolle zur Trense führt und zwischen den Vorderbeinen am Gurt befestigt wird. Nimmt das Pferd den Kopf zu hoch, so wird so lange Druck auf die Maulwinkel und auf das Genick ausgeübt, bis es sich in die Vorwärts-Abwärts-Dehnungshaltung begibt.

Changement Wechsel der Fußfolge im Galopp. Fliegender Wechsel im Galopp.

Checkgebiss Overcheck; dünnes Gebiss, das den Trabern zum Trensengebiss am Gaumen eingeschnallt wird, damit sie den Kopf unphysiologisch hoch tragen, um so ein Einspringen in den Galopp zu verhindern.

Chukker Spieleinheit eines Polospiels.

Courbette Schulsprung der klassischen Reitkunst, bei dem sich das Pferd auf die Hinterhand erhebt und mehrere Sprünge auf dieser nach vorne ausführt, ohne dabei die Vorderbeine am Boden aufzusetzen (? Abb. 2.2).

? Abb. 2.2 Courbette

D


Damensitz Seitsitz der Dame im Damensattel. Die Reiterin hat in dieser Position nur ein Bein zur Hilfengebung zu Verfügung und auf der anderen Seite den Reitstock.

Dreitakt Gangart eines gleichmäßig und rein galoppierenden Pferdes.

Dressur Systematische und zielgerichtete Ausbildung des Pferdes mit dem Ziel, seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu verbessern und das durch das Reitergewicht beeinträchtigte Gleichgewicht des Pferdes wiederherzustellen, wodurch das Pferd wendiger und durch den verminderten Verschleiß in der Ausbildung lang nutzbar erhalten werden soll.

Durchgehen Unkontrolliertes und unregelbares Davonstürmen des Pferdes...

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