Diplomarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Psychologie - Persönlichkeitspsychologie, Note: 1,0, Freie Universität Berlin, 232 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Adler stellt uns mit der Individualpsychologie (IP) ein erstes Gesamtpsychotherapiemodell vor, das sowohl die normale Psyche als auch Neurosen, Psychosen, Psychopathien, Prävention und Rehabilitation umfasst. Aufgrund der Ergebnisse der Psychotherapieforschung ist die Suche nach einem umfassenden Psychotherapiemodell auch ein wichtiges Thema der Klinischen Psychologie heute. Die Nähe von Adlers psychologischem System zu anderen Wissenschaftsbereichen, vor allem zur Pädagogik und Soziologie, ist eine teleologisch-ganzheitliche und die Aktivität des Subjekts betonende Sichtweise immanent, die ebenfalls sehr aktuell anmutet. Adlers IP ist, nach ihrer fast vollständigen Auflösung in den deutschsprachigen Ländern während des 2.Weltkriegs, zunächst in Vergessenheit und/oder in Misskredit geraten und länger als die Psychoanalyse stumm geblieben. Seit den 60er Jahren entwickeln ihre Anhänger neues Selbstbewusstsein, publizieren, institutionalisieren sich und nehmen seit 1979 auch an der Krankenkassenversorgung teil. In auffälligem Gegensatz zu diesen Aktivitäten steht ihre weitgehende Abstinenz gegenüber der Akademischen Psychologie bzw. die der Akademischen Psychologie gegenüber der IP. In dieser Arbeit wird ein Beitrag zur Beantwortung der Frage geleistet, ob die IP als eine der ältesten Psychotherapie-Schulen im theoretischen Diskurs und in der psychotherapeutischen Praxis mit dem Erkenntnisstand der Akademischen Psychologie Schritt halten und in welchem Maß sie auch in unserer heutigen Gesellschaft Anteil an der Lösung oder Linderung psychischer Störungen und Krankheiten haben kann. Es geht um das der IP immanente Entwicklungspotential, aber auch um mögliche Entwicklungsbehinderungen. Die Adlerschen Menschenbildannahmen, die Schlüsselbegriffe der IP und ihr wissenschaftstheoretisches Fundament werden vorgestellt und in den folgenden Kapiteln im Zusammenhang mit der Einschätzung von Adlers erkenntnistheoretischen Positionen durch heutige Vertreter der IP thematisiert. Es wird nach Offenheit und Kommunikationsbereitschaft bei den Adlerianern, ihrem Theorie- und Praxisverständnis, ihren Institutionen und andererseits bei den Vertretern der Klinischen Psychologie, ihren Modellen von Psychotherapie und ihren Berufsverbänden, gesucht, da diese Fähigkeiten notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingungen für Weiterentwicklung sind.
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