Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Philosophische Fakultät), Veranstaltung: Positionen gegenwärtiger Philosophie, 20 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Thymos ist Motivation für Handlungen und Antrieb für Leistung, Kreativität, Fortschritt und ganz allgemein Aktivität bzw. Geschehen oder Geschichte. Ohne Thymos wäre der Mensch nicht Mensch, wäre er nicht frei, hätte er keine Geschichte und keine Geschichten. Im Gegensatz zum populärsten Erklärungsversuch menschlichen An-Triebs, dem Eros, wurde der Thymos seit der Antike vernachlässigt bzw. immer in verunreinigten Mischformen behandelt, was seiner eigentlichen Rolle nicht gerecht wird.
Das Potenzial des thymotischen Antriebs ist weder gänzlich zu ignorieren, zu verdrängen noch zu sublimieren oder letzten Endes durch erotisch-hedonistische Ersatzhandlungen zu anästhesieren. Es geht darum, die richtigen Ausdrucksformen, die angemessenen Spiel- und Geltungsräume zu finden und konstruktiv zu nutzen.
Die intellektuelle Unfähigkeit zur adäquaten Kritik und Analyse einer Zeit, die in Folge eines grundlegenden Verkennens der conditio humana ihr Sinnvakuum mit Anachronismen, Privatesoteriken und erneuter Desäkularisierung zu füllen versucht zieht die Zivilisation samt ihrer aufklärerischen Errungenschaften in eine Krise. Das besinnungslose und besinnungslos Konsumieren um nichts als des Konsums willen ist nicht in der Lage, die für moderne Gesellschaften so wichtige Sinnstiftung zu leisten.
Einen passenden modus operandi für den Umgang mit der enormen Kraft und Ressource Thymos zu finden wird die Konflikte der Zeit verstehbar machen und Lösungen aufzeigen.
Inhalt dieser Arbeit ist eine Analyse des Thymos sowie dessen philosophiegeschichtliche Voraussetzungen, Implikationen und Konsequenzen. Der Schwerpunkt liegt auf den Formen, der Gefahr und dem Potenzial dieses unterschätzten und doch allzu menschlichen Phänomens, besonders im 21. Jahrhundert. Dabei erscheint der Mensch als zoon thymotikon, als Lebewesen mit dem spezifisch menschlichen Vermögen zu werten und zu zürnen und sich somit überhaupt erst als Mensch zu behaupten und Menschen Geschichte zu machen.
Das Ende der Geschichte ist nicht erreicht. Vielmehr besteht eine Art Standbild, ein Ruhen in der Bewegung der Geschichte. So wie eine nach oben geworfene Kugel kurz stillsteht bevor sie wieder fällt. Diesen Moment bezeichne ich als die Geschichte in der Fermate. Es ist die Aufgabe der Zeit, diese Kugel im Augenblick der Ruhe mit dem klugen Netz einer Rationalitätskultur zu umspannen, damit sie nicht, wieder in Bewegung, in lebenswichtige Organe der Weltbevölkerung einschlägt.
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