In der Erlebnispädagogik ist es schwierig zu überprüfen oder nachzuweisen welche Wirkungen sich bei den Teilnehmern nach bestimmten Aktionen einstellen. Daher sind die erlebnispädagogischen Maßnahmen, trotz ihrer vielen Anwendung bezüglich ihres Transfers und ihrer langfristigeren Lerneffekte noch oft umstritten. Dabei wird sich immer wieder die Frage nach dem Transfer in den Alltag gestellt.
Als Transfer wird das Fortschreiten des Lernenden vom Konkreten zum Abstrakten verstanden, indem er bei einer erlebnispädagogischen Situation neue Verhaltensweisen an sich entdeckt und diese Lernerfahrung generalisiert und auf andere Situationen im Alltag überträgt.
Da die Kurseinheiten in der Erlebnispädagogik meist sehr kurz sind und oftmals keine Nachbetreuung nach Beendigung des Kurses als Transfer- Hilfestellung in den Alltag beinhalten, fragt man sich, welche Methode man anwenden muss, um die Chancen bei den Teilnehmern auf einen guten Transfer in die Alltagswelt zu erhöhen.
Die Modelle, die ich nun vorstellen möchte, zeigen eine Entwicklung auf der Suche nach der richtigen Methode. Dennoch stellen diese Modelle noch keine endgültige Methode für ein gutes neues erlebnispädagogisches Modell dar, bei dem man von einem guten Transfer in den Alltag ausgehen kann. Immer noch wird nach neuen Formen und Modellen in der Erlebnispädagogik gesucht.
The Mountain speaks for themselves ist eine Theorie aus den sechziger Jahren, die davon ausgeht, dass die Natur und die erlebnispädagogischen Aktivitäten, die man darin tut, ihre Wirkung haben und für sich selber sprechen. Man geht davon aus, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen in der Natur selbst deuten und umsetzen können. Auswertungen nach einer Aktion finden daher meist nicht statt. Diese Form von Erlebnispädagogik wird fast ausschließlich in Form von Abenteuer-Unternehmungen in der Natur praktiziert. Das Eingehen von Wagnis ist bei dieser Art der Erlebnispädagogik sehr wichtig. Wobei das nicht gleich zu bedeuten hat, dass man einen Bungee Sprung oder spektakuläre Extremerfahrungen machen muss, um zu den für das Veränderungslernen wichtigen Grenzerfahrungen zu gelangen. Um die Sicherheit der Teilnehmer auch ohne großen Aufwand zu gewährleisten, können diese auch im subjektiven Bereich stattfinden. (vgl. Hufenus in Zeitschrift für Erlebnispädagogik, 1998, S.25) Dennoch waren die Kurse damals noch zeitlich wesentlich länger (vier Wochen) und damit war die Chance, dass die Teilnehmer zu Schlüsselerlebnissen gelangen konnten wesentlich höher.
Kritik am „The Mountain Speaks for themselves“ Modell
Die Methode des „The Mountain speaks for themselves“, bei der das Medium bereits für sich zu sprechen hat, ohne dass die Aktivität für den Teilnehmer aufgefangen oder reflektiert wird, ist meiner Meinung nach eine unzureichende Methode für die erlebnispädagogische Arbeit. Die Aktionen werden bei dieser Methode nicht auf die Bedürfnisse der Gruppe abgestimmt. Sie ist daher auch nicht für eine zielgerichtete Problemlösung in einer Gruppe geeignet. Da keine Reflexion der Aktion stattfindet, kann auch nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer eingegangen werden. Das gezielte Bilden von Teams, durch die Integration jedes Einzelnen in die Gruppe ist bei dieser Methode auch nicht vorhersagbar.
Hinter dieser Methode steht der Glaube, je stärker ein Ereignis erlebt wird, umso relevanter für die persönliche Entwicklung. Dabei hat man längst herausgefunden, dass die Schwere eines Ereignisses allein nicht dafür verantwortlich ist, wie entwicklungsrelevant ein Erlebnis wird.
Diese Methode des „Outward Bound Plus“ Konzeptes, geht davon aus, dass ein Erlebnis größere und bleibendere Wirkung zeigt, wenn man es danach reflektiert. Dabei wird das Erlebnis dann zu einem Erfahrungslernen. Durch die geführte und strukturierte Reflexion im Nachhinein werden die Teilnehmer mit ihrem Erlebnis aufgefangen und können dieses besser verarbeiten und dadurch auch eine größere Lernerfahrung daraus ziehen. Diese Methode wird in der Erlebnispädagogik am häufigsten angewendet, gerade bei Outdoor- Aktivitäten oder Reiseprojekten. Die Angebote sind klar strukturiert und geplant und meist so angelegt, dass sie immer wieder durchführbar sind. Der Transfer-Erfolg in den Alltag basiert hier darauf, dass die Erfahrungen, die die Teilnehmer gemacht haben, noch am selben Abend reflektiert und ausgewertet werden. Oftmals beinhalten diese Programme auch eine Nachevaluation, ein sog. Follow up, das mit den Teilnehmern einige Zeit nach der Aktion durchgeführt wird. (vgl. ebenda S. 26)
Kritik am „Outward Bound Plus“ Modell
Die „Outward Bound Plus“ Methode arbeitet mit der Reflexion und gewährleistet den Teilnehmern dadurch eine Rückschau auf das Erlebte. Die Mitarbeiter versuchen damit zusammen mit den Teilnehmern die Erlebnisse zu verarbeiten. Dabei verschiebt sich jedoch das Lernen in der Aktion, auf ein Lernen aus der Reflexion und die Lernchancen, die bereits in der Aktion selber liegen werden nicht mehr gesehen und genutzt. Bei einer Reflexion durch den Kopf, kann es auch immer wieder vorkommen, dass Erfahrungen im Nachhinein verzerrt werden. Denn eine „wirkungsmächtige Nachbesprechung kann zum Transfer beitragen, aber nicht – wie normalerweise angenommen – indem sie dem Schüler hilft zu „verstehen“, was er zuvor gelernt hat.“ (Bacon, 1998, S. 40) Auch bei dieser Methode kann im Vorhinein nicht zielgerichtet auf die individuellen Bedürfnisse der Gruppe eingegangen werden.
Bei dieser Methode, werden die erlebnispädagogischen Aktivitäten auf die persönlichen Ziele und Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt. Die Probleme und Ziele einer Gruppe müssen dem Leiter daher schon, bevor die Aktion geplant wird, bekannt sein. Dann wird versucht, das Problem, z.B. metaphorisch, in den Bergen nachzustellen. Ein Beispiel: Teilnehmer lernen das Felsklettern. Indem sie das tun, lernen sie zugleich ruhig zu bleiben und das Vertrauen in die sichernde Person aufzubauen. Dies kann den Teilnehmern dann z.B. helfen auch im Alltag mehr Vertrauen in Menschen zu haben. Metaphorische Erlebnispädagogik findet jedoch auch in anderen Erlebnisräumen als der Natur statt. Wobei die Natur wohl die meisten Metaphern zum Nachstellen einer Situation liefern kann. Wichtig bei dieser Methode ist es, dass die Spiele und Aktivitäten richtig auf die Gruppe zugeschnitten sind, damit am Ende der gewünschte Lernerfolg stattfinden kann.
(vgl. ebenda, S.26) „Das Maß an Isomorphie zwischen der metaphorischen und der entsprechenden Lebenssituation stellt den Schlüsselfaktor dar, der zu bestimmen erlaubt, ob eine Erfahrung als metaphorisch gelten kann. Isomorph bedeutet dabei strukturgleich. Wenn alle Hauptbestandteile einer Erfahrung in korrespondierenden Elementen einer zweiten repräsentiert werden und wenn die übergreifende Struktur der beiden Erfahrungen einen hohen Grad an Ähnlichkeit aufweist, dann treten die beiden Erfahrungen metaphorisch füreinander ein.“ (Bacon, 1998, S. 32)
Kritik am Metaphorischen Modell
Die Methode der „metaphorischen Erlebnispädagogik“ kann das Problem der genauen Anpassung der Aktivität auf den Teilnehmer lösen, wenn Isomorphie zwischen der Metapher und dem Problem im Alltag besteht. Die Natur wird also gezielt als Schlüssel für ein Problem verwendet. Der Leiter erkennt das Problem in der Gruppe und begibt sich daraufhin z.B. mit ihr zu einer Aktion in die Berge, um das Problem dort nachzustellen. Dennoch liegt die Schwierigkeit bei diesem Modell darin, dass bei kurzen pädagogischen Kursen, meist die Zeit nicht vorhanden ist, den Ist-Zustand einer Gruppe gut beurteilen zu können. Denn oftmals muss eine Gruppe erst bestimmte Phasen durchlaufen, bevor Persönlichkeiten überhaupt erkennbar werden. Bei diesem Modell ist eine gute Planung vorweg ein muss, damit das Potential des Modells genutzt werden kann. Doch damit diese gute Planung überhaupt stattfinden kann, müsste sich der Betreuer ein sehr genaues Bild von der Gruppe verschaffen, sie vielleicht vorweg schon einmal kennen lernen, was wiederum einen großen Aufwand darstellen würde. Ein weiterer bedenklicher Punkt ist, dass der Teilnehmer bei isomorphen Metaphern eigentlich in zwei Realitäten gleichzeitig lebt. In der eigentlichen Realität durchläuft er einen erlebnispädagogischen Kurs; in seiner psychologischen Realität macht er sowohl die Kurserfahrung, als auch die korrespondierende Lebenserfahrung. Dadurch, dass man bei jeder neuen Erfahrung eine transdervationale Suche, nach ähnlichen bereits gemachten Erfahrungen durchführt, sind oft Lebens- und Kurserfahrung fest aneinander gebunden, dass die eine nicht mehr von der anderen zu trennen ist. In der transdervationalen Suche versucht man bereits gemachte Erfahrungen mit einander zu verknüpfen, um sich ein Bild der neuen Erfahrung machen zu können. Wenn nun zwei Erfahrungen so eng miteinander verknüpft sind, wird die Lebenserfahrung meist die Oberhand gewinnen und die metaphorische Erfahrung wird im gleichen Stil durchgeführt werden, wie die Lebenserfahrung vorgibt. Wenn der...