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Fusionen im Sparkassensektor

AutorChristian Schmitt
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl59 Seiten
ISBN9783638833899
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich BWL - Bank, Börse, Versicherung, Note: 1,3, FernUniversität Hagen, 62 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Möglichkeit, ob Fusionen zu einer Stärkung der betriebswirtschaftlichen Lage der Sparkassen beitragen können. Dafür wird auf die Ansätze der Industrieökonomik mit den allgemeinen Fusionsvorteilen Marktmacht, Economies of Scale und Scope sowie XIneffiezienzen zurückgegriffen. Es folgt eine Untersuchung der Wettbewerbssituation mit den auf dem Bankenmarkt agierenden Akteuren sowie den aktuellen Wettbewerbsbedingungen. Diese Erkenntnisse werden unter Berücksichtigung von als notwendig erachteten Veränderungen für Sparkassen in Bezug auf die Realisierung in größeren Instituten untersucht. Dass auch empirisch nachgewiesen Vorteile entstehen, wird durch eine kurze Darstellung beobachteter Zusammenschlüsse gezeigt. Letztendlich können Fusionen die betriebswirtschaftliche Lage durchaus stärken, allerdings muss man immer die individuellen Gegebenheiten betrachten. Zudem dürfen die Grundeigenschaften von Sparkassen durch Fusionen unter keinen Umständen aufgegeben werden.

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Leseprobe

2 Grundlagen der Untersuchung


 

2.1 Industrieökonomik


 

Die traditionelle Industrieökonomik etablierte sich in den 1950er Jahren als empirisch ausgerichtetes Forschungsgebiet, dass zu wettbewerbspolitischen Fragen Stellung beziehen wollte. Grundlage dieses Ansatzes war das Structure-Conduct-Performance (SCP) Paradigma, welches das Ergebnis einer Branche mit der Struktur und dem Verhalten der Unternehmen in ihr erklärt. Die Struktur eines Marktes ist dabei durch verschiedene Parameter, wie Anbieterkonzentration, Eigenschaften der Kostenfunktion, Nachfrageelastizität und Produkteigenschaften gegeben.[2] Ab Mitte der 1970er Jahre häufte sich die Kritik an diesem Paradigma aufgrund seiner Unbestimmtheit der Beziehungen zwischen Marktstruktur,  -verhalten und -ergebnis.[3] Zudem wurde die Theorielosigkeit als unbefriedigend empfunden.[4] Es folgte eine Aufspaltung in eine auf formalen, spieltheoretischen Modellen oligopolistischer Märkte basierende und in eine, mit revidiertem SCP-Paradigma arbeitende Richtung. Beim revidierten SCP-Paradigma werden alle Variablen als endogen betrachtet. Das Marktverhalten bestimmt Marktstruktur sowie Marktergebnis und hängt wiederum von den grundlegenden Bedingungen und vom strategischen Verhaltenskonzept ab.[5]

 

Die dem SCP-Paradigma zugrunde liegende Marktmachthypothese geht davon aus, dass die Marktstruktur das Wettbewerbsverhalten der Marktteilnehmer entscheidend beeinflusst. Ein Markt mit wenigen Anbietern erleichtert Kollusion. Dies führt zu geringeren Angebotsmengen und höheren Preisen als im vollständigen Wettbewerb.[6]

 

Entgegen diesem Ansatz bestreitet die Effizienz-Struktur-Hypothese den zwangsläufigen Zusammenhang zwischen Marktstruktur und Wettbewerbsverhalten. Sie erklärt zunehmende Konzentration als Folge des Verhaltens der effizienteren Firmen, die ihren Effizienzvorsprung dazu nutzen, ihren Marktanteil auszubauen.[7] Steigende Konzentration ist demnach als eine Umverteilung des Marktes hin zu den effizienteren Anbietern zu sehen.

 

Die Theorie kontestabler Märkte sieht ebenfalls keine zwingende Beziehung von zunehmender Konzentration und abnehmendem Wettbewerb. Hier ist nicht die Anzahl der tatsächlich auf dem Markt handelnden Anbieter entscheidend für das Wettbewerbsverhalten, sondern der drohende Markteintritt externer Anbieter. Der potenzielle Wettbewerber tritt in diesem Ansatz an die Stelle tatsächlicher Wettbewerber.[8]

 

Die Neuere Industrieökonomik hat ihre Wurzeln in den Oligopolmodellen von Cournot, Bertrand und der Beschreibung von Angebot und Nachfrage als Bestimmungsfaktoren der Preisbildung von Marshall.[9]

 

In einem homogenen Oligopol  konkurriert eine beschränkte Anzahl von Anbietern miteinander. Jeder Einzelne ist sich seiner Marktmacht und seinem Einfluss auf das Marktergebnis bewusst. Anders als im Monopol muss er die Strategie seiner Mitbewerber antizipieren und berücksichtigen, da das Marktergebnis und der eigene Gewinn von deren Marktverhalten abhängen.[10] Angebotsmenge und Preis stellen die Variablen dar, über die die Unternehmen in Konkurrenz miteinander treten.[11] Die Nachfrager haben keine sachlichen, zeitlichen, räumlichen oder persönlichen Präferenzen gegenüber den Angeboten verschiedener Unternehmen.[12]

 

Die häufig vereinfachende Annahme homogener Güter wird in Modellen der Produktdifferenzierung aufgegeben. Die qualitativen Eigenschaften eines Gutes lassen sich durch eine Auflistung aller, für die Zahlungsbereitschaft potentieller Nachfrager relevanten Eigenschaften beliebig detailliert erfassen. Die Charakteristika können in Abhängigkeit vom Gut die Haltbarkeit, die Farbe, der Geschmack, der Ort der Verfügbarkeit etc. sein. Die Zahlungsbereitschaft hängt zusätzlich von den Charakteristika des Konsumenten, z.B. Einkommen, Familienstand, Alter etc., ab. Durch die Darstellung der Zahlungsbereitschaft als Funktion wird sowohl vertikale als auch horizontale Produktdifferenzierung möglich. Vertikale Produktdifferenzierung liegt vor, wenn Präferenzen der Konsumenten bezüglich der Eigenschaften eines Gutes übereinstimmen. Bei der horizontalen Produktdifferenzierung werden die Eigenschaften verschiedener Güter von den Konsumenten unterschiedlich beurteilt.[13] Werden Güter zum gleichen Preis angeboten, so wählen die Kunden bei vertikaler Produktdifferenzierung das bessere Produkt, während die Wahl bei horizontaler Produktdifferenzierung von den Präferenzen des Kunden abhängt.[14]  

 

Als besonderer Fall horizontaler Differenzierung kann die räumliche Differenzierung gesehen werden. In diesem von Hotelling vorgeschlagenen Modell ist der Standort des Verkäufers alleiniges Produktmerkmal. Der Wohnort des Käufers ist dessen einziges Charakteristikum. Um nun seine (Transport-) Kosten zu minimieren, wird der Kunde bei gleichen Preisen den ihm am nächsten liegenden Anbieter auswählen.[15] Hier ist für die Abgrenzung des relevanten Marktes wichtig, dass die Güter in wirksamer Konkurrenz miteinander stehen. Ob dies der Fall ist, hängt von den Substitutionsmöglichkeiten und somit letztendlich von der Kreuzpreiselastizität der Nachfrage ab.[16]

 

Mit dem Kreismodell von Salop steht eine weitere Möglichkeit zur Darstellung horizontaler Produktdifferenzierung zur Verfügung. Die Produktcharakteristika der Firmen und die Charakteristika der Kunden sind gleichförmig auf einem Kreis verteilt.[17] Im Gleichgewicht konkurriert jeder Anbieter nur mit seinen beiden Nachbarn. Der Gleichgewichtspreis ist aufgrund der Symmetrie des Marktes für alle Anbieter identisch. Daraus folgt, dass, je höher die Zahl der aktiven Anbieter, desto höher ist die Substituierbarkeit der angebotenen Produkte und desto niedriger ist der Gleichgewichtspreis.[18]    

 

2.2 Fusionsmotive


 

2.2.1 Grundzüge


 

Unter Fusion oder Unternehmenszusammenschluss versteht man die Vereinigung von Unternehmen zu einer wirtschaftlichen Einheit. Vertikale Fusionen erhöhen die Fertigungs- oder Leistungstiefe eines Unternehmens, indem ein Zulieferer oder Abnehmer erworben wird. Liegen bei den beteiligten Unternehmen keine Übereinstimmungen auf der Produkt- als auch auf der Marktseite vor, so spricht man von einer lateralen Fusion. Findet sie zwischen Unternehmen der gleichen Produktions- oder Handelsstufe statt, so spricht man von einer, für diese Arbeit relevanten, horizontalen Fusion.

 

Die allgemeinen Beweggründe für Fusionen sind sehr vielfältig. Meist handelt es sich nicht nur um das, sondern um einen ganzen Komplex von Motiven.[19] Bühner unterscheidet zwischen realen und spekulativen  Zusammenschlussmotiven sowie Managementmotiven.

 

Die Realen basieren auf der Annahme, dass das zusammengefasste Unternehmen erfolgreicher ist als die einzelnen Fusionspartner. Hierzu gehören der Ausbau von Marktmacht, Erzielung von Economies of Scale und Scope, verbesserte Managementleistung und Steuervorteile.

 

Die spekulativen Zusammenschlussmotive ergeben sich aus der Annahme, dass sich der reale Wert eines Kaufobjektes nicht in seinem Marktpreis ausdrückt. Diese Abweichung kann aus einer auf Marktunvollkommenheiten oder Informationsasymmetrie beruhenden Unterbewertung resultieren.

 

Die Managementmotive zielen darauf ab, den eigenen Einflussbereich durch Unternehmenswachstum zu erhöhen. Sie basieren also auf Macht- und Prestigestreben.[20]

 

Von Sparkassenfusionen werden in der Regel die Realisierung von Skalen- und Umfangsvorteilen, die Steigerung der Effizienz bei unterschiedlich effizient geführten Banken oder auch die Erhöhung der Marktmacht durch Zunahme des Marktanteils erwartet.[21]

 

2.2.2 Marktmacht


 

Schließen sich Unternehmen, die Substitutionsgüter anbieten, zusammen, steigt die Konzentration und die Preisbildung verändert sich. Die Auswirkungen davon hängen von den Annahmen zum abgestimmten Verhalten und vom zugrunde gelegten Kalkül der Gewinnmaximierung ab. Beim Preiskalkül dient dem Unternehmer der Preis als Instrument der Gewinnmaximierung. Die Menge ergibt sich aus dem festgelegten Preis und der Nachfrage. Umgekehrtes gilt für das Mengenkalkül.

 

Die grundlegenden Modelle hierzu stammen von Cournot und Bertrand. Sie gehen davon aus, dass kein abgestimmtes Verhalten vorliegt. So vollzieht sich das Gewinnmaximierungskalkül eines Anbieters unter der Annahme, dass die Mengen (Cournot-Modell) oder die Preise (Bertrand-Modell) seiner Konkurrenten fix...

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